Angst und Panik vorm Autofahren: Was dagegen hilft

Eine junge Frau klammert sich an das Lenkrad ihres Autos
Gegen Angst und Panikattacken beim Autofahren können Fahrtrainings helfen© Shutterstock/Andrey_Popov

Dichter Verkehr, düstere Tunnel, enge Baustellen oder Dunkelheit: Viele Menschen haben dann nicht nur ein mulmiges Gefühl, sondern echte Angst beim Autofahren. Aber es gibt Hilfe.

  • So entsteht die Angst vorm Autofahren trotz Führerschein

  • Spezielle Therapien und Fahrtrainings helfen

  • An wen Betroffene sich wenden können

Wenn sich die Autobahn in einer Baustelle kilometerlang auf zwei schmale Spuren verengt, die Verkehrsteilnehmenden dichter auffahren und Lkw auf Tuchfühlung gehen, wird manchen Menschen hinter dem Steuer mulmig zumute. Sie leiden unter Fahrangst, auch bekannt als Amaxophobie.

Auto fährt durch Baustelle auf der Autobahn
Angst vor der Autobahn: Baustellen können wahre Horrorszenario sein© ADAC/Uwe Rattay

"Häufig berichten Betroffene, dass die Angst sie unvermittelt überfällt und sich im Verlauf steigert. Das Gefühl, der Angst hilflos ausgesetzt zu sein, führt letztlich dazu, ganz auf das Autofahren zu verzichten. Ein Teufelskreis. Denn wer nicht mehr fährt, verliert nicht die Furcht vor dem Autofahren, sie verfestigt sich eher", sagt Ulrich Chiellino, Verkehrspsychologe beim ADAC.

Darum entsteht Angst vorm Autofahren

Die Ursachen für Fahrangst sind unterschiedlich: ein traumatisches Erlebnis wie ein Unfall, das Ausmalen von Worst-Case-Szenarien oder die Angst, andere zu gefährden. Auch Dauerstress kann ein Grund für Angst vor der Autobahn oder generell vorm Autofahren trotz Führerschein sein.

Viele Betroffene befürchten zudem, beim Autofahren Fehler zu machen. Die Ursache für die Unsicherheit kann fehlende Fahrpraxis sein. Diese Form der Furcht kann bei Führerschein-Neulingen, aber auch bei routinierten Autofahrenden auftreten, die lange nicht mehr hinterm Steuer saßen.

Auslöser können aber auch außergewöhnlich belastende Erlebnisse sein, zum Beispiel das Beobachten eines Verkehrsunfalls. Das gilt auch für Ereignisse, die nicht mit dem Straßenverkehr zusammenhängen, wie etwa der krankheitsbedingte Verlust einer nahestehenden Person.

Die Angst vor dem Autofahren kann sich mit der Zeit nicht nur steigern, sondern sich auch von bestimmten Situationen, wie dem Durchfahren eines Tunnels oder dem Befahren einer Brücke auf andere, unspezifische Orte übertragen.

So äußert sich Fahrangst

Körperliche Symptome für Angst vorm Autofahren sind beispielsweise Herzrasen, beschleunigtes Atmen, Schweißausbrüche, Augenzucken und Nervosität. Zu den psychischen Auswirkungen zählen unter anderem Stressempfinden, Unwohlsein und der Drang, der Situation entfliehen zu wollen.

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Was hilft bei einer Panikattacke?

In der akuten Situation, bei einer Panikattacke beim Autofahren, können Unterhaltungen sowie Atem- und Muskelentspannungsübungen die Nervosität beim Fahren lindern. Ein weiterer Tipp: Lautes Sprechen beruhigt beispielsweise die Atmung. Voraussetzung dafür ist, dass ein Bewusstsein für die Symptomatik entwickelt worden ist und die betroffene Person sich entsprechend vorbereitet.

Panikattacken beim Autofahren verhindern

Eine Frau fährt in einen Tunnel
Wichtiger Schritt: sich der Angst vorm Autofahren bewusst werden© stock.adobe.com /Erwin Wodicka

Die Angst vorm Autofahren ist sehr ernst zu nehmen, insbesondere wenn sie Panikattacken auslöst. Zum einen begeben sich Betroffene dann in Gefahr, weil sie die Fahrsituation nicht mehr richtig kontrollieren können. Zum anderen kann sich die Panik immer mehr ausbreiten, beispielsweise im Flugzeug oder im Supermarkt. In solchen Fällen ist es ratsam, sich therapeutische Hilfe zu holen.

"Es ist wichtig, sich seiner Fahrangst bewusst zu werden und sich der Problematik zu stellen. Nur so kann ein lösungsorientiertes Verhalten entstehen", rät Ulrich Chiellino. "Ehrlich zu sich selbst sein, Gespräche mit Familie und Freunden sowie Angsttagebücher können dabei helfen."

Sich das Problem einzugestehen, kostet viel Kraft. Aber Panikattacken beim Autofahren lassen sich bekämpfen. Unterstützung bei Fahrangst oder Angst vor der Autobahn können spezielle Trainings oder Fahrstunden mit professioneller Begleitung geben. Wichtig ist, nicht den Mut zu verlieren. So wie Ängste erlernt werden, können diese genauso auch wieder verlernt werden. Dazu braucht es ein sicheres Umfeld und ausreichend Geduld. "Wer es schafft, sich zu überwinden, die Angst einzugestehen und Hilfe zu suchen, der wird auch ans Ziel kommen und wieder angstfrei Auto fahren können", gibt Verkehrspsychologe Chiellino allen Betroffenen Hoffnung.

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Fahrangst mit Fahrtraining überwinden

Fühlt sich jemand aufgrund mangelnder Fahrpraxis unsicher und hat trotz Führerschein Angst vorm Autofahren, können Auffrischungskurse oder Fahrsicherheitstrainings die Lösung sein. Viele Fahrschulen bieten entsprechende Kurse mit speziell geschulten Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern an.

Geht die Angst vorm Autofahren jedoch über ein Unwohlsein hinaus, können betreute Trainings oder Selbsthilfegruppen von Expertinnen und Experten helfen. "Bei Angststörungen, die auf Dauerstress und tiefer gehende psychische Ursachen zurückzuführen sind und sich in Panikattacken äußern, ist der Weg zu einem Verkehrspsychologen oder Therapeuten unverzichtbar", empfiehlt Ulrich Chiellino.

Einige Betroffene stellen sich ihrer Angst vor dem Autofahren und entscheiden sich für ein Training – oft mit Erfolg: Nach einem intensiven Vorgespräch geht es im Fahrschulauto raus in die "freie Wildbahn". Mit der Fahrlehrerin oder dem Fahrlehrer an der Seite tasten sich die Betroffenen langsam an ihre Angstzonen heran: Sie starten beispielsweise in einem ruhigen Gebiet mit breiten Straßen, bevor sie sich in den dichten Stadtverkehr oder auf die Autobahn begeben.

Wo Sie Hilfe finden

Informationen zu Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern, die sich auf Fahrangst spezialisiert haben, finden Sie bei der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V.*

Für therapeutische Hilfe können Sie sich beim Bundesverband Niedergelassener Verkehrspsychologen* oder beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen* informieren.

Hier finden Sie weitere wichtige Infos zum sicheren Fahren.

Text: Sarah Kurz. Fachliche Beratung: Ulrich Chiellino/ADAC Ressort Verkehr.

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