Krank im Urlaub: Alles was man zum Rücktransport wissen muss

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Krank im Ausland – das wünscht man keinem Urlaubenden. Dennoch passiert es jeden Tag. Eine Auslandskrankenversicherung, eine ADAC Plus- oder Premium-Mitgliedschaft kann bei einem Krankenrücktransport vor dem finanziellen Ruin schützen. So hilft der ADAC.

  • Gesetzliche Kasse zahlt keinen Krankenrücktransport

  • Teuerster Transport kostete 350.000 Euro

  • Patient muss transportfähig sein

Schutz nicht vergessen - auch beim Ausflug über die Grenze

Egal ob große Fernreise oder nur ein kurzer Ausflug über die Grenze ins benachbarte Ausland - man sollte unbedingt an den Abschluss einer Auslandskrankenversicherung denken. Denn bei einem Unfall oder plötzlicher Krankheit ist man nicht in allen Fällen über die gesetzliche Krankenkasse abgesichert.

Auch wenn beispielsweise Wanderer in unwegsamem Gelände oder gar aus einer Gletscherspalte geborgen werden müssen, tritt die Versicherung ein. Beim ADAC Auslandskrankenschutz sind Bergungskosten bis zu einer Höhe von 10.000 Euro abgesichert.

Wichtig zu wissen: Ärztliche Behandlungen im Ausland können teuer werden. Die Auslandskrankenversicherung deckt weltweit notwendige Behandlungskosten ab.

Ein Krankenrücktransport nach Deutschland, der nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt medizinisch sinnvoll und vertretbar ist, ist generell nicht über die gesetzliche Krankenkasse abgedeckt – unabhängig vom Urlaubsland.

Deshalb raten sämtliche Verbraucherschutzorganisationen, das Auswärtige Amt und die Krankenkassen selbst, bei Auslandsreisen auf jeden Fall eine Auslandskrankenversicherung oder eine ADAC Premium-Mitgliedschaft abzuschließen. In der ADAC Plus-Mitgliedschaft ist der Krankenrücktransport inkludiert, ein Auslandskrankenschutz muss zusätzlich abgeschlossen werden.

Auch bei der Übernahme der Kosten für medizinische Behandlung in einer Praxis im Ausland oder im Krankenhaus sieht es für Reisende oft schlecht aus, denn außerhalb von Europa deckt die gesetzliche Kasse in der Regel keine Kosten. Und auch innerhalb von Europa wird oft nur ein Bruchteil der Behandlungskosten übernommen – wenn man z.B. in einer Privatklinik landet. In so einem Fall werden maximal die über die gesetzliche Krankenversicherung des Urlaubslandes abgedeckten Kosten erstattet. Da bleiben dann schnell einige Tausend Euro am Patienten hängen.

Was kostet ein Rücktransport?

© ADAC SE

Krankenhausaufenthalt und Krankenrücktransport nach Deutschland können schnell mehrere Zehntausend Euro kosten. Da gesetzliche Krankenkassen nicht einspringen, wird ein Auslandskrankenschutz dringend empfohlen.

Grundsätzlich gilt: Je länger der Flug, desto teurer wird er. So schlägt ein Intensivtransport von Mallorca mit 24.000 Euro zu Buche, von Kreta mit 28.000 Euro und aus Antalya mit 31.000 Euro. Je nach Maschinentyp kostet ein ADAC Ambulanz-Sonderflug von den Kanarischen Inseln nach Deutschland bis zu 45.000 Euro. Ein Intensivtransport ohne Spezialgerät aus Mexiko z.B. kann bis zu 70.000 Euro kosten. Aus Asien oder Australien kommen schnell bis zu 130.000 Euro zusammen.

Zu den teuersten Fällen bis heute zählen zwei Patienten im Jahr 2020, die jeweils in Thailand erkrankten. Bei einem von ihnen, Diagnose Hirnblutung mit massiver Hirnschwellung, wurden ca. 180.000 Euro Krankenhauskosten sowie noch einmal ca. 180.000 Euro für den Ambulanzflug nach Deutschland fällig. Beim zweiten Patienten, Diagnose Entzündung der Gallenblase und Lungenprobleme, summierten sich die Kosten für die Krankenhausbehandlung und den Ambulanzflug nach Hause auf insgesamt rund 350.000 Euro. Die Kosten für einen Auslandskrankenschutz sind im Vergleich dazu verschwindend gering.

Krankenrücktransport: Wie läuft die Organisation ab?

  1. Einen medizinischen Notfall oder eine Transportanfrage können Sie beim ADAC Ambulanz-Service telefonisch oder per Mail melden. Ob der versicherte Patient selbst oder sein Ehepartner, Kind, sonstiger Verwandter, Freund oder die Reisebegleiter Kontakt mit dem ADAC aufnehmen, spielt keine Rolle.

  2. Wichtig: Das Telefonat sollte gut vorbereitet sein, um die Hilfe schnell in Gang setzen zu können. Wir brauchen genaue Angaben. Eine Liste der benötigten Informationen hat der ADAC Ambulanz-Service zusammengestellt. Noch einfacher ist das per Mail, da alle benötigten Angaben im Formular aufgelistet sind.

So erreichen Sie uns bei einem Notfall und/oder einer Transportanfrage

3. Wenn alle Angaben vorliegen, beginnt das Team des ADAC Ambulanz-Services sofort mit der Koordination und meldet sich so schnell wie möglich telefonisch bei Ihnen.

Auch wenn sich für die Betroffenen selbst vordergründig zunächst einmal nichts zu bewegen scheint, die Maschinerie läuft im Hintergrund. Nicht immer kann beispielsweise sofort mit den verantwortlichen Medizinern im Ausland Kontakt aufgenommen werden, weil diese stundenlang im OP stehen oder erst noch Untersuchungsergebnisse abgewartet werden müssen. Das behandelnde Team am Urlaubsort hat die Therapiehoheit, ohne dessen Freigabe ist ein Rücktransport nach Deutschland nicht möglich.

Die Flugdisposition in der ADAC Zentrale© ADAC Versicherung AG

4. Wenn die Patientin oder der Patient nach Deutschland zurückgeholt werden soll, wird das ADAC Ärzteteam eingeschaltet, das mit den behandelnden Medizinern vor Ort die nächsten Schritte abklärt, also zum Beispiel, wann und auf welchem Weg ein Transport der Patienten möglich ist.

Angespannte Bettensituation in deutschen Krankenhäusern

Um eine lückenlose Betreuung zu sichern, organisiert der ADAC Ambulanz-Service die Aufnahme in einem geeigneten Krankenhaus in Deutschland, möglichst heimatnah.

Aufgrund der durch die Medien bekannten angespannten Bettensituation in deutschen Krankenhäusern können wir derzeit leider nicht gewährleisten, dass wir zeitnah zu einem Krankenrücktransport (ab Transportfähigkeit) ein geeignetes Bett in einem heimatnahen deutschen Krankenhaus bekommen.

Wenn eine Aufnahme im deutschen Krankenhaus aufgrund der Erkrankung oder Verletzung notwendig ist, kann sich der Transport verzögern, solange keine konkrete Zusage über ein Aufnahmebett vorliegt. Besonders schwierig gestaltet sich die Suche nach einem Bett für einen Intensivpatienten.

In der Regel werden Intensivpatienten in deutschen Krankenhäusern aufgrund einer möglichen Keimbelastung isoliert. Eine Isolierung bedeutet einen deutlich erhöhten Pflegeaufwand, der aufgrund des Pflegepersonalmangels derzeit eine Herausforderung darstellt.  

Diese allgemeine Situation in Deutschland ist durch den ADAC nicht beeinflussbar. Wir bemühen uns selbstverständlich mit Nachdruck um einen Krankenrücktransport.

5. In jedem Fall aber hält der Ambulanz-Service zeitnah Kontakt, sobald konkrete Aussagen möglich sind. Das Koordinationsteam ist sieben Tage in der Woche rund um die Uhr im Einsatz. Sie rufen also auch abends, nachts oder am Wochenende zurück. Ebenfalls beruhigend: Der Ambulanz-Service übernimmt die komplette medizinische und logistische Organisation, den sogenannten Bett-zu-Bett-Service. Also zum Beispiel die Suche eines freien Bettes im heimatnahen Krankenhaus sowie den lückenlosen Transport des Patienten vom Krankenhaus im Urlaubsort zum Krankenhaus in der Heimat auf dem Boden oder in der Luft.

6. Ist der Patient transportfähig und sind alle medizinischen Aspekte geklärt und die Unterlagen vollständig, landet der Fall in der Disposition. Hier wird der Transport gemanagt. Die Organisation eines solchen Transports, insbesondere eines Fluges, ist sehr aufwändig und Stornierungen müssen möglichst vermieden werden, weil sich das auf die anderen Patienten auswirkt. Deshalb muss man mit einer Wartezeit von fünf bis sieben Tagen rechnen, bei weit entfernten Zielen auch länger.

Patient in Not: Wer erhält Auskunft?

Die Mitarbeiter des ADAC Ambulanz-Service dürfen aus rechtlichen Gründen grundsätzlich keine Auskünfte über medizinische Sachverhalte und andere persönliche Informationen an Dritte weitergeben, also auch nicht an den Ehepartner oder Kinder des Patienten oder an Eltern volljähriger Kinder.

Es sei denn, der Patient hat gegenüber den Mitarbeitern eine Schweigepflicht-Entbindungserklärung abgegeben. Falls er dazu nicht in der Lage ist, zum Beispiel weil er im Koma liegt, muss zunächst sein mutmaßlicher Wille ermittelt werden. Wer solche
Komplikationen im Ernstfall ausschließen möchte, sollte eine Vorsorgevollmacht
zugunsten seines Vertrauten einrichten.

Schutz vor Abzocke - schon vor dem Rücktransport

Wer ins Ausland reist, sollte sich möglichst schon vor Beginn der Reise über die medizinische Versorgung in der Ferienregion informieren. Dies gilt vor allem für Familien mit Kindern, denn in vielen Urlaubsregionen mangelt es an geeigneten Kinderarztpraxen, Kinderkliniken oder Fachpraxen. Im Notfall dauert es oft zu lange, bis der richtige Arzt oder das optimale Krankenhaus gefunden ist. Die Tipps von Hotelangestellten oder Ferienhausvermietenden sind in vielen Fällen keine gute Lösung. Da sich mit ausländischen Patienten gutes Geld verdienen lässt, werden erkrankte Touristen in manchen Urlaubsregionen nur zu ganz bestimmten Arztpraxen oder Kliniken gebracht.

Rücktransport mit dem ADAC – fünf spannende Fakten

1. Zwei Maschinen des Dornier Fairchild 328 - 300 Jets sind für den ADAC Ambulanz-Service als fliegende Intensiv-Stationen im Einsatz. Maximal 10 Patienten, Pilot und Co-Pilot sowie die medizinische Crew, die mindestens aus einem Arzt und einem Sanitäter besteht, haben in der DO 328 Platz. Die Höhe der Kabine ermöglicht es dem Personal, im Stehen zu arbeiten. 

So sieht der ADAC Ambulaz-Jet von innen aus
© Aero-Dienst

2. Die DO 328 hat eine Reichweite von 3700 Kilometern, kann bis zu 750 km/h Reisegeschwindigkeit aufnehmen und eine maximale Flughöhe von 10.700 Metern erreichen. Sie ist zertifiziert für den RVSM-Luftraum und kann so fast alle Ziele weltweit erreichen, vorausgesetzt es gibt am Zielort eine Start-und Landebahn mit einer Mindestlänge von 1310 Metern.

3. Genauso wie ein Rettungswagen auf der Straße hat der ADAC Ambulanzjet „Vorfahrt“ vor den anderen Maschinen, wenn sich ein Patient in einem medizinisch kritischen Zustand befindet. Dieses wird bei der Flugplankoordination durch die ATC (Air Traffic Control) entsprechend berücksichtigt.

4. Hauptursachen für die Krankenrücktransporte per Flugzeug sind in rund 70 Prozent der Fälle Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Hirnblutungen. 15 Prozent gehen auf Unfälle zurück, besonders auf Verkehrs- und Sportunfälle.

5. 1975 wurde der erste Krankenrücktransport per Ambulanzflug mit einem gecharterten Learjet 24, damals noch ab München-Riem, durchgeführt. Ein 60-jähriger Mann, der einen Herzinfarkt in Athen erlitten hatte, wurde in eine Klinik nach Hannover geflogen.