Teure Arztrechnung im Urlaub? So reagieren Sie richtig

Stethoskop, Sanduhr, Flugzeugmodell, Reisepässe und Geld auf hellem Holzboden als Symbol für einen medizinischen Notfall auf Reisen.
Überteuerte Arztrechnungen können Urlauber in finanzielle Schwierigkeiten bringen.© Sinenkiy / Getty Images

Plötzlich krank im Urlaub, dann eine saftige Rechnung vom Hotelarzt? Viele Reisende erleben im Ausland eine böse Überraschung: Einfache Behandlungen können mehrere hundert oder sogar tausende Euro kosten. Doch oft ist die hohe Rechnung nicht gerechtfertigt – und lässt sich vermeiden.

  • 20.000 Euro für Ellbogenfraktur: Arztkosten im Ausland können ausufern.

  • Kostenfallen vermeiden: Tipps zur Vorbereitung und während der Reise.

  • ADAC hilft: Auslandskrankenschutz und Arztsuche im Notfall.

Die Urlaubszeit steht vor der Tür, doch für viele Menschen werden die schönsten Tage des Jahres zum finanziellen Albtraum: Und zwar dann, wenn ein Mitreisender oder ein Familienmitglied krank wird und dringend auf medizinische Notfallhilfe angewiesen ist. Ohne die richtige Versicherung müssen Patienten nicht nur Rechnungen meist direkt vor beziehungsweise nach der Behandlung bezahlen, sondern bleiben auch auf den Ausgaben sitzen.

Horrorrechnungen: Fünf echte Fälle aus der Praxis

Diese Fälle stammen aus realen Schilderungen von ADAC Mitgliedern. Sie zeigen: Abzocke im Ausland ist keine Ausnahme – und betrifft oft Reisende ohne ausreichenden Versicherungsschutz oder medizinische Vorkenntnisse.

  • Ägypten: Sehr teuer kann es werden, wenn Patienten in Kliniken eingeliefert werden. Ein ADAC Versicherter hatte sich eine Ellbogenfraktur zugezogen. Die Verletzung war schmerzhaft, jedoch medizinisch einfach in einer Klinik zu versorgen. Der Patient wurde unter Druck gesetzt, ihm wurden viele Behandlungen aufgedrängt, so dass die zu begleichende Rechnung mehr als 21.650 Euro betrug.

  • USA: Für die simple Behandlung einer Armfraktur wurden für ein ADAC Mitglied in einer Privatklinik 17.460 Euro fällig.

  • Kanada: Eine Fraktur des Handknochens kostete 13.500 Euro, die unmittelbar nach der Behandlung zu bezahlen waren.

  • USA: Ein Mann wurde in seinem Urlaub kurz ohnmächtig und zog sich beim Sturz eine Platzwunde zu. Für die ambulante Versorgung und umfangreiche Diagnostik mussten sofort über 13.700 Euro gezahlt werden.

  • Ägypten: Im Urlaubsort Hurghada sind einem deutschen Urlauber in einer Hotelklinik für eine Behandlung mit mehreren Infusionen (Gastritis) insgesamt 3.850 Euro in Rechnung gestellt worden.

Sascha Petzold

In vielen Fällen muss man tatsächlich von überteuerten Rechnungen sprechen. Mit dem Service vom ADAC kann man sich davor schützen, denn die Abrechnung läuft direkt über die Versicherung.

Sascha Petzold, Vorstand für Schaden bei der ADAC Versicherung AG. ©ADAC/Theo Klein

Auch simple medizinische Fälle können die Urlaubskasse weit mehr belasten als dies in Deutschland der Fall ist. Wir haben die Kosten einer Durchfallbehandlung für einen Privatpatienten in Deutschland mit den Kosten für eine Behandlung bei einem Hotelarzt in Ägypten gegenübergestellt.

Arztbesuch in Deutschland und im Ausland – Kosten im Vergleich:

LeistungenDeutschland (Privatpatient)Ägypten (Hotelarzt)

Beratung, Untersuchung, Infusion

30 – 60 €

640 – 1.020 €


Medikamente (z.B. Imodium, Elektrolyte)

5 - 15 €

100 - 200 €


Gesamtkosten

35 - 75 €

740 - 1.220 €


Kostenvergleich für eine typische Reisedurchfallerkrankung mit Infusion bei Privatpatienten in Deutschland vs. Hotelarztbehandlung in Ägypten.Quelle: ADAC Auslandskrankenversicherung / redaktionelle Auswertung auf Basis von Mitgliederfällen (2023/2024)

Was tun, wenn die Arztrechnung zu hoch ist?

Ein Arztbesuch im Ausland kann schnell teuer werden – besonders dann, wenn Privatkliniken überzogene Honorare verlangen oder unnötige Leistungen abrechnen. Für ADAC Mitglieder mit Auslandskrankenschutz bietet der ADAC in solchen Fällen gezielte Hilfe, um finanzielle Risiken zu vermeiden und überhöhte Rechnungen prüfen zu lassen.

So unterstützt der ADAC bei überhöhten Arztrechnungen im Ausland:

  • Direktabrechnung statt Vorkasse: Wer eine ADAC Auslandskrankenversicherung abgeschlossen hat, profitiert von der Möglichkeit der Direktabrechnung. Der behandelnde Arzt oder die Klinik rechnet direkt mit dem ADAC ab – Versicherte müssen nichts vorstrecken.

  • Rechnungsprüfung und Unterstützung bei Streitfällen: Falls dennoch eine ungewöhnlich hohe Rechnung gestellt wird, prüfen die Experten des ADAC diese auf ihre Angemessenheit. Bei Unstimmigkeiten unterstützt der ADAC bei der Klärung mit dem Leistungserbringer.

  • Zertifizierte Ärzte weltweit: Über den ADAC Reiseinformationsdienst erhalten Sie Adressen empfohlener und erfahrener Ärzte in über 75 Ländern – so lassen sich unseriöse Anbieter von Anfang an vermeiden.

  • Schnelle Hilfe vor Ort: Telefonisch unter der Nummer 0049 89 76 76 77 oder über den digitalen Service Air Doctor kann medizinische Hilfe angefordert werden. Auch Hausbesuche im Hotel, auf dem Campingplatz oder in der Ferienwohnung können in vielen Regionen vermittelt werden.

  • Telemedizin per ADAC Medical App: Für eine erste Einschätzung oder bei leichteren Beschwerden steht rund um die Uhr eine telemedizinische Beratung zur Verfügung – direkt über Smartphone oder Tablet.

Tipp: Lassen Sie sich möglichst vor der Behandlung über die voraussichtlichen Kosten informieren und fordern Sie eine detaillierte Rechnung. Bei Unsicherheit hilft der ADAC schon während des Urlaubs – damit Sie keine unangenehmen Überraschungen erleben.

Warum Arztkosten im Ausland oft teuer sind?

In vielen Ländern fehlt, anders als in Deutschland, eine Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), die eine strikte Regelung der Preise vorsieht. Ambulante Behandlungen kosten in Deutschland aufgrund dessen durchschnittlich rund 200 Euro.

Medizinische Leistungen sind in vielen Ländern generell teurer als in Deutschland, besonders in Privatkliniken oder bei Notfällen. Die dem ADAC vorliegenden Arztrechnungen aus dem Ausland fallen im Vergleich deutlich höher aus: In Österreich sind es durchschnittlich 500 Euro, in Ägypten 800 Euro und in den USA 500 Euro.

In Notfallambulanzen werden häufig pauschale Beträge verlangt, die sofort zu zahlen sind – auch für kleinere Behandlungen. Manche Ärzte nutzen die Notlage gezielt aus, besonders in Touristenzentren mit sprachlichen Barrieren.

Achtung: Preissteigerungen bei Arztkosten in beliebten Reiseländern

Ein Blick auf die durchschnittlichen Behandlungskosten, die die ADAC Versicherungen regelmäßig auswerten, zeigt eine drastische Entwicklung vor allem in beliebten Urlaubsländern. Während in Deutschland die Kosten für ambulante Behandlungen binnen Jahresfrist im Schnitt um 3,9 Prozent gestiegen sind, haben sich diese in Ägypten um 26,4 Prozent verteuert. In der Türkei um elf Prozent und in den Vereinigten Arabischen Emiraten um 23,1 Prozent.

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Wie erkenne ich Hotelarzt-Abzocke?

Auf folgende Warnzeichen sind zu achten:

  • Keine klaren Preise vorab oder keine schriftliche Kostenaufstellung.

  • Unnötige Zusatzbehandlungen, zum Beispiel Infusionen ohne medizinische Notwendigkeit.

  • Bargeldforderungen ohne Beleg oder der Arzt verweigert im Geltungsbereich die Abrechnung über die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC).

  • Druck oder Einschüchterung bei Rückfragen zu Kosten.

Tipp: Lassen Sie sich immer eine detaillierte, nachvollziehbare Rechnung und notieren Sie sich Namen und Anschrift der behandelnden Person.

Krankheitsfall im Ausland? So hilft der ADAC

Bei gesundheitlichen Problemen im Urlaub wenden Sie sich besser nicht an das Hotelpersonal, sondern direkt an den ADAC Ambulanz Informationsservice.


Ihre Kontaktmöglichkeiten
:

  • Telefon-Hotline (24/7 erreichbar): +49 89 76 76 77

Der Service vermittelt deutsch- und englischsprachige Ärztinnen und Ärzte sowie Kliniken in der Nähe Ihres Aufenthaltsortes.


Wichtig für Versicherte
:
Wenn Sie eine ADAC Auslandskrankenversicherung besitzen, sollten Sie sich unmittelbar nach einer Erkrankung, einem Unfall oder einer Aufnahme ins Krankenhaus direkt unter der Telefon-Nummer +49 89 76 76 76 melden. So kann schnell geprüft werden, ob beispielsweise eine Notfallambulanz oder ein Rücktransport erforderlich ist.

Checkliste für die Meldung eines Notfalls im Urlaub

Ob plötzliche Erkrankung oder Unfall – mit der ADAC Checkliste wissen Reisende sofort, was zu tun ist. Schritt-für-Schritt erklärt, wie ein medizinischer Notfall richtig gemeldet wird und welche Angaben und Belege wichtig sind.

ADAC Checkliste: Meldung eines medizinischen Notfalls auf Reisen
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Fazit: Gut vorbereitet und versichert – statt abgezockt

Eine Erkrankung im Urlaub ist ärgerlich genug. Wer sich rechtzeitig informiert, absichert und bei hohen Arztrechnungen einen kühlen Kopf bewahrt, schützt sich vor teuren Überraschungen – und bleibt handlungsfähig, wenn es darauf ankommt. Mit einer Auslandskrankenversicherung oder einer ADAC Plus- oder Premium-Mitgliedschaft ist zudem ein medizinisch sinnvoller und vertretbarer Krankenrücktransport abgesichert. Die Kosten dafür übernehmen gesetzliche Krankenkassen grundsätzlich nicht.

Häufige Fragen zum Auslandskrankenschutz

Was sollte eine Auslandskrankenversicherung abdecken?

Eine umfassende Police sollte folgende Leistungen enthalten:

  • Übernahme ambulanter und stationärer Notfallbehandlungen

  • Erstattung von Medikamenten, Heil- und Hilfsmitteln

  • Rücktransport ins Heimatland bei medizinischer Notwendigkeit

  • 24/7-Notrufservice für medizinische Hilfe und Organisation vor Ort

Wann zahlt die Auslandskrankenversicherung – und wann nicht?

Die Versicherung übernimmt Kosten für medizinisch notwendige Behandlungen, die während der Reise akut auftreten, sowie einen medizinisch sinnvollen Rücktransport. Nicht erstattungsfähig sind:

  • Behandlungen, die vor Reiseantritt absehbar oder geplant waren

  • Kosten für reine Komfortleistungen (z. B. Einzelzimmer) oder Privatkliniken, sofern nicht medizinisch notwendig

Welche Unterlagen braucht man für die Kostenerstattung?

Für eine reibungslose Abwicklung sollten die Unterlagen möglichst zeitnah nach der Rückkehr online eingereicht werden. Wichtig sind:

  • Originalrechnungen mit genauer Leistungsbeschreibung und Zahlungsnachweis

  • Rezepte für Medikamente, Heil- oder Hilfsmittel

  • Nachweis über den Zeitpunkt des Grenzübertritts (z. B. Boardingkarte, Buchungsbestätigung)

Was tun bei Krankheit oder Unfall auf Reisen?

  • Vor allem bei Klinikaufenthalten oder größeren Eingriffen immer seine Versicherung kontaktieren.

  • Rechnungen und Belege aufbewahren.

  • Bei Unklarheiten oder ungewöhnlich hohen Forderungen: Kontakt mit der Versicherung, ggf. Touristenpolizei oder Botschaft aufnehmen.

  • Weitere Informationen des ADAC im Überblick: Im Urlaub krank geworden – was tun?