Stuttgarter Familie wagt Experiment: Eine Woche ohne Auto – Gut fürs Klima, aber auch gut für die Nerven?

© Frank Eppler

Das Auto mal stehen lassen, ist gut für Klima und Gesundheit. Mit dieser Motivation startet die vierköpfige Familie Frey aus Leutenbach in eine Woche ohne Auto. Ihr Ziel: Eine bessere Klimabilanz. Die große Herausforderung: Den Familienalltag mit Bus, Bahn, Fahrrad und zu Fuß bewältigen, auch wenn der Arbeitsplatz 30 Kilometer entfernt liegt.

Die Woche ohne Auto: Fahrrad für Mama und S-Bahn für Papa

Familie Frey wohnt in einem Reihenhäuschen in Leutenbach, einem Vorort von Stuttgart. In der Garage steht ein Hybrid-Auto mit dem Vater Steffen jeden Morgen 30 Kilometer zu seiner Arbeitsstelle nach Stuttgart-Möhringen pendelt. Vor dem Haus parkt noch ein roter Kleinwagen der Familie. Mutter Claudia nutzt ihn, um vormittags in den Nachbarort Winnenden zu kommen, wo sie arbeitet. Mit dem Auto holt sie auch die Kinder von der Schule ab, erledigt Einkäufe oder geht zum Arzt. Aber jetzt ist erstmal Schluss mit Auto. Ganz freiwillig wollen die Freys herausfinden, ob es auch ohne Auto rund läuft.

  • Für Mama Claudia heißt das, umsteigen auf das Fahrrad

  • Für Papa Steffen geht es erstmal zu Fuß los, dann mit der Bahn nach Stuttgart-Möhringen

  • Die beiden Töchter Katharina und Louisa müssen sich ganz vom Elterntaxi verabschieden und immer zu Fuß zur Schule und zurück laufen

Warum lässt Familie Frey das Auto in der Garage?

Es geht um Klima- und Umweltschutz und um gesellschaftliche Verantwortung. Aber es wird Kraft kosten.

Es geht um Klima- und Umweltschutz und um gesellschaftliche Verantwortung. Aber es wird Kraft kosten.

Steffen Frey©ADAC Württemberg

Unterstützt und begleitet wird die Familie vom ADAC Württemberg und dem ADAC Mobilitätsexperten Christian Schäfer, der am Ende der Woche eine Bilanz zieht.

Für uns ist es spannend zu sehen, wie sich der CO2 Fußabdruck der Familie ohne Auto verändert. Natürlich auch interessant ist der emotionale Faktor: Erhöht sich der Alltagsstress oder bleibt das Auto auch nach dieser Woche öfters in der Garage?

Für uns ist es spannend zu sehen, wie sich der CO2 Fußabdruck der Familie ohne Auto verändert. Natürlich auch interessant ist der emotionale Faktor: Erhöht sich der Alltagsstress oder bleibt das Auto auch nach dieser Woche öfters in der Garage?

Christian Schäfer©ADAC Württemberg e.V.

So läuft es ohne Auto

Zu Fuß geht es für Steffen Frey früh am Morgen zur Bahn. Ein entspannter Weg, begleitet durch viel frische Luft und die schöne Landschaft rund um Leutenbach. Entgegen seiner Befürchtung klappt der Umstieg auf die Bahn besser als gedacht. Eine pünktliche Bahn, kein Gedränge und ein Sitzplatz.

Für die Zeit in der Bahn hat sich Steffen einiges vorgenommen. Er bearbeitet nun Mails, anstatt Telefonkonferenzen während der Autofahrt abzuhalten. Der 46-jährige ist täglich eine Stunde länger unterwegs als mit seinem Auto, das mit Strom und Benzin angetrieben wird.

Positiv ist, der Spaziergang morgens ist gut für meine Gesundheit. Die Stunde, die ich länger unterwegs bin, nutze ich für die Arbeit und erledige so bereits einiges in der Bahn.
Aber, und das schmerzt am meisten, mir fehlt die Stunde für die Familie.

Positiv ist, der Spaziergang morgens ist gut für meine Gesundheit. Die Stunde, die ich länger unterwegs bin, nutze ich für die Arbeit und erledige so bereits einiges in der Bahn. Aber, und das schmerzt am meisten, mir fehlt die Stunde für die Familie.

Steffen Frey©ADAC Württemberg

Claudia Frey steigt um aufs Fahrrad. Die zwei Kilometer zur Arbeit meistert sie in wenigen Minuten.

Ich frage mich, warum ich das nicht schon früher ausprobiert habe. Fahrrad fahren macht Spaß und ich bin schnell im Geschäft. Mittags wird es allerdings hektisch, wenn ich die Kinder zu Fuß abholen muss. Bis ich zu Hause bin und dann das Essen auf dem Tisch steht, sind die Kinder mürrisch. Aber das kriegen wir schon hin. Schwieriger ist es mit zwei Kindern mit dem Bus zum Kinderarzt oder in den Zoo zu fahren, das ist anstrengend und dauert lange.

Ich frage mich, warum ich das nicht schon früher ausprobiert habe. Fahrrad fahren macht Spaß und ich bin schnell im Geschäft. Mittags wird es allerdings hektisch, wenn ich die Kinder zu Fuß abholen muss. Bis ich zu Hause bin und dann das Essen auf dem Tisch steht, sind die Kinder mürrisch. Aber das kriegen wir schon hin. Schwieriger ist es mit zwei Kindern mit dem Bus zum Kinderarzt oder in den Zoo zu fahren, das ist anstrengend und dauert lange.

Claudia Frey©ADAC Württemberg

Wir haben Familie Frey die Woche über begleitet

Bild: © Frank Eppler, Video: © ADAC Württemberg e.V.

Die emotionale Bilanz

Claudia will dem Fahrrad treu bleiben Für sie überwiegt der Gesundheitsfaktor und der Spaß beim Radeln. Steffen hingegen ist enttäuscht über seine persönliche Bilanz. Mit seinem Hybrid-Auto war er fast ausschließlich rein elektrisch unterwegs. Das CO2-Einsparpotenzial ist deshalb geringer als erwartet. Er spart täglich nur rund 1,7 Kilogramm CO2, dafür ist er mit dem ÖPNV und zu Fuß eine Stunde länger unterwegs.

ADAC Experte Christian Schäfer ist zufrieden: Nach seinen Berechnungen hat Familie Frey ihren CO2-Fußabdruck in der Testwoche um knapp 14 Kilogramm CO2 verringert. Das entspricht einem CO2-Ausstoß, den ein Auto auf einer Fahrt von 100 Kilometern verursacht.*

Wer nicht auf das Auto verzichten will, aber motiviert ist, es öfters mal stehen zu lassen, sollte kurze Fahrten reduzieren. Damit schont man Auto und Umwelt – man braucht schließlich kein Auto, um Semmeln beim Bäcker zu holen.

Wer nicht auf das Auto verzichten will, aber motiviert ist, es öfters mal stehen zu lassen, sollte kurze Fahrten reduzieren. Damit schont man Auto und Umwelt – man braucht schließlich kein Auto, um Semmeln beim Bäcker zu holen.

Christian Schäfer©ADAC Württemberg e.V.

*So viel Emissionen verursachen verschiedene Verkehrsmittel, hier finden Sie eine Vergleichsgrafik, basierend auf Daten des Umweltbundesamtes.

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