Ferien-Staubilanz: Mehr als 20.000 km Stau auf Bayerns Autobahnen

Auf der A8 – hier am Autobahnkreuz München Süd – hieß es auch in diesem Jahr oftmals: Nichts geht mehr.
Auf der A8 – hier am Autobahnkreuz München Süd – hieß es auch in diesem Jahr oftmals: Nichts geht mehr. © ADAC Südbayern

Die Vorfreude auf den Sommerurlaub ist traditionell groß – und ebenso traditionell wurde sie für viele Autofahrende auf dem Weg in den Süden auch in diesem Jahr wieder jäh ausgebremst. Die ADAC Staustatistik bilanziert für die Sommerferien in Bayern insgesamt 20.166 Kilometer Stau und stockenden Verkehr. Zur besseren Einordung: Das entspricht der Hälfte des Erdumfangs. Und es ist noch einmal mehr Stau als in den Sommerferien 2023.

Der Süden ist am meisten belastet

Als Faustregel lässt sich grob festhalten: Je südlicher die Autobahnen in Bayern, desto höher das Stauaufkommen. Denn hier ballt sich der gesamte Reiseverkehr in Richtung Österreich, Italien und Kroatien. Blockabfertigungen an Tunneln oder Grenzkontrollen leisten den übrigen Beitrag, dass es nur sehr zäh vorangeht. So ist die A8 südlich von München eine neuralgische Staustrecke. Die A8 führt auch in diesem Jahr die bayerische Staustatistik an mit 2727 Stauereignissen auf insgesamt 5644 Kilometer und einem Zeitverlust von 2565 Stunden. Kaum weniger voll ging es auf der A7 zu, auf der es mit einer Länge von 40 km auch zum längsten Einzelstau in diesen Sommerferien kam.

Staureichste bayerische Autobahnen in den Sommerferien 2024


Dauer (in Stunden)

Länge Staus (Gesamt in km)

Anzahl Staus (Gesamt)

A8


2.565


5.644

2.727

A3

2.120

4.468

2.594

A99

2.121

2.027

727

A7

908

2.597

1.120

A9

796

2.605

948

Staureichste Zeiten und wie sich diese meiden lassen

Besagter 40 km-Stau ereignete sich am Sonntag nach Maria Himmelfahrt (18. August), an dem die Rückreise aus dem verlängerten Wochenende in Bayern mit dem Ferienende in NRW zusammenfiel. Noch staureicher war es aber direkt am ersten Ferienwochenende der bayerischen Sommerferien. Mit 367 Stauereignissen kam es am letzten Schultag (Freitag, 26. Juli) bereits zu den meisten Staus. Viele Familien sitzen zum Ferienbeginn bereits auf gepackten Koffern und fahren direkt nach Schulschluss los. Wer Staus vermeiden möchte, umgeht daher besser die verkehrsreichsten Tage am Wochenende und weicht auf die Wochentage Dienstag bis Donnerstag aus. Auch die Reise zu den Zeiten des Berufsverkehrs sollte vermieden werden. Zudem ist der Reiseverkehr in der zweiten Ferienhälfte in Bayern immer geringer als direkt zum Ferienbeginn. Ausweichen auf Nebenstrecken bei Stau lohnt in der Regel bis 10 km Staulänge dagegen nicht, sondern belastet lediglich die Nebenstrecken.

Wie entsteht eigentlich ein Stau?

Für das Entstehen eines Staus gibt es verschiedenste Ursachen. Zum einen eine schlichte Überlastung der Verkehrswege zu Stoßzeiten wie dem Ferienverkehr. Zu viele Fahrzeuge wollen dann zur selben Zeit das begrenzte Raumangebot auf der Straße nutzen. Zudem sind Unfälle oder Engpässe durch Baustellen weitere typische Stauursachen. Bei regem Reiseverkehr genügen aber auch schon kleinere Störfaktoren, um in der Kettenreaktion einen Stau auszulösen. Hauptursache sind die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Verkehrsteilnehmern und die Kettenreaktion, die durch die Bremsverzögerung ausgelöst wird.

Ein Beispiel: Ein Wohnmobil wechselt auf einer rege befahrenen Autobahn mit 100km/h auf die linke Spur, um einen noch langsameren LKW zu überholen. Die dahinterkommenden deutlich schnelleren Autos müssen aufgrund der Bremsverzögerung auf unter 100 km/h abbremsen. Weitere folgende Verkehrsteilnehmer sind gezwungen, noch mehr abzubremsen. In der Kettenreaktion wird der Verkehr immer langsamer, bis eine ausreichende Lücke im Verkehrsfluss entsteht, die die Kettenreaktion wieder ausgleicht.

Solche Kettenreaktionen können durch Spurwechsel, falsches Reißverschlussverfahren oder auch Unachtsamkeit entstehen. Je dichter der Verkehr, desto anfälliger dabei der Verkehrsfluss. Angepasstes und vorausschauendes Fahren sind daher ein wichtiges Mittel, um unnötige Staus zu vermeiden.

Wie ein Stau aus dem Nichts entsteht, wird auch in einem Video auf dem ADAC-Facebook-Kanal erklärt.

Prognose 2025: Verkehr im Freistaat weiter ausgebremst

Das Auto ist nach wie vor das beliebteste Verkehrsmittel für den Sommerurlaub. Laut Umfrage der ADAC Autoversicherung aus dem Jahr 2023 machen sich 73 % aller Befragten mit dem Auto auf den Weg in den Urlaub. Daran dürfte sich auch 2024 wenig geändert haben. Denn die Staubilanz ist nochmals angestiegen und das obwohl deutlich weniger Baustellen den Verkehr auf den bayerischen Autobahnen beeinträchtigt haben (Vergleich: 2023 gab es im Ferienzeitraum 264 Baustellen; 2024 waren es lediglich 164). Im kommenden Jahr müssen sich Reisende auf noch längere Fahrzeiten in den Sommerurlaub einstellen. Mit dem Bau der Luegbrücke entsteht ein Verkehrsnadelöhr, das den Weg Richtung Süden ausbremsen wird. Wer im kommenden Sommer über den Brenner will, muss mit deutlichen Verzögerungen rechnen. Zudem geht der ADAC davon aus, dass es auch auf den bayerischen Autobahnen nochmals voller wird durch Reisende, die sich angesichts der Großbaustelle lieber für den Urlaub in Bayern entscheiden.

Gut zu wissen: Das richtige Verhalten im Stau

Das richtige Verhalten im Stau bewahrt nicht nur vor Bußgeldern und Punkten, sondern trägt auch maßgeblich zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer bei. Wir haben die wichtigsten Regeln zusammengefasst:

  • Rechtzeitig schon bei stockendem Verkehr eine Rettungsgasse bilden, nicht erst dann, wenn der Verkehr steht

  • Standstreifen für Pannenfahrzeuge freihalten

  • Bei Fahrstreifenreduzierung (durch Baustelle oder Unfall) verfügbare Fahrbahnen bis zum Ende nutzen, dann Reißverschlussverfahren anwenden

  • Stauende durch Anschalten der Warnblinkanlage für nachfolgenden Verkehr signalisieren

  • Rechts überholen ist nur dann erlaubt, wenn der Verkehr auf dem linken Fahrstreifen steht oder stockt und die Differenzgeschwindigkeit bei maximal 20km/h liegt

  • Telefonieren ohne Freisprechanlage ist auch im Stau nur gestattet, wenn der Motor aus ist. Ansonsten droht Geldbuße

  • Rückwärtsfahren und wenden ist verboten außer auf Anweisung der Polizei (z.B. bei Vollsperrung)

  • Auch für Motorräder gilt, Durchschlängeln ist verboten. In der Rettungsgasse droht sogar ein Fahrverbot von einem Monat

  • Auf der Autobahn aussteigen ist grundsätzlich außer im Pannenfall verboten (je nach Situation z.B. Hitze oder längere Vollsperrung zeigt die Polizei Kulanz)