Luegbrücke: Nadelöhr auf dem Weg in den Süden

Luegbrücke
Die 1968 fertiggestellte Luegbrücke ist wichtiger Bestandteil der Brenner Autobahn A 13 in Österreich.© gettyimages/Adam_Smigielski

Egal ob Reisende oder Güterverkehr – ein Großteil des Verkehrs in Richtung Italien verläuft über die Brennerroute. Vor allem für Urlauber ist der Brenner der schnellste Weg in den Süden. Doch gerade auf dieser Hauptverkehrsroute droht nun ein Verkehrskollaps.

Bereits seit Jahren ist die Brennerroute an ihrer Belastungsgrenze. Zum alltäglichen Güterverkehr kommen gerade in den Sommer- und Winterferien tausende Urlauber aus ganz Europa, die auf der Brenner Autobahn A 13 unterwegs sind. Die Folgen dieser Belastung: zähfließender Verkehr und nicht selten kilometerlange Staus. Doch auch hinsichtlich der Bausubstanz hat die hohe Auslastung der Route schwerwiegende Folgen.

Besonders deutlich ist das nun an der längsten Brücke der österreichischen Brenner Autobahn A 13 zu sehen, der Luegbrücke. Die im Dezember 1968 fertiggestellte Brücke erstreckt sich auf 1804 Meter zwischen Gries am Brenner und dem Brennersee. Trotz umfangreicher Sanierungen Anfang der 2000er sowie zwischen 2012 und 2014 bleibt die Luegbrücke das Sorgenkind der Brennerroute. Daher hat der heutige Betreiber der Brücke, die österreichische ASFINAG, bereits im Jahr 2019 Pläne für einen Ersatzneubau der Luegbrücke vorgestellt.

An der Belastungsgrenze

Mit derzeit rund 2,4 Millionen Lkw und 11 Millionen Pkw jährlich ist die Luegbrücke eines der am stärksten beanspruchten Bauwerke der Brennerroute. Die 21 Meter breite Fahrbahnplatte wird von insgesamt 48 Stahlbeton-Pfeilern getragen, die zwischen 15 und 55 Meter hoch sind.

Neubau am Brenner unvermeidbar

Im Juni 2022 erklärte die ASFINAG, dass die Brücke irreparabel beschädigt sei. Daher sieht der Plan des Betreibers aktuell wie folgt aus: Parallel zur derzeitigen Luegbrücke wird eine neue Brücke mit zwei Fahrstreifen (inkl. Pannenstreifen) errichtet. Steht diese, soll der komplette Verkehr auf diese Brücke umgeleitet werden und die alte Luegbrücke abgerissen werden. An ihrer Stelle wird eine zweite neue Brücke mit weiteren Fahrbahnen errichtet.

Die geplante Bauzeit für dieses Projekt wird derzeit mit rund fünf Jahren beziffert – ab 2025 soll der Neubau beginnen.

Nachdem die Statik der bestehenden Luegbrücke aktuell schon so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann der Verkehr ab 2025 in beide Fahrtrichtungen jeweils nur einspurig über die 1,8 Kilometer lange Brücke geleitet werden. Mit den entsprechenden Folgen für den Verkehrsfluss. Um einen kompletten Verkehrskollaps zu verhindern, prüft die ASFINAG Möglichkeiten, zumindest an verkehrsreichen Tag (oder zu Stoßzeiten) zwei Fahrbahnen in Betrieb zu nehmen.

Temporäre Zweispurigkeit

Um an starken Reisetagen eine temporäre Zweispurigkeit zu ermöglichen, testete die ASFINAG im Sommer 2024 für rund zwei Wochen eine neue Möglichkeit, die Belastung für die marode Brücke zu minimieren. Der Plan: Der Schwerverkehr (also alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen) soll auf der Brücke den linken Fahrstreifen benutzen, während Pkw auf der rechten Spur fahren.

Die Ergebnisse der Untersuchung sind positiver als erhofft: Bewegen sich die schwereren Lkw in der Mitte der Brücke, kann an rund 180 Tagen im Jahr die Verkehrsführung flexibel eingerichtet werden und der Verkehr die Luegbrücke je nach Bedarf in Richtung Norden (Innsbruck) und/oder Süden (Brenner) zweispurig befahren. Von dieser Maßnahme dürften vor allem Pkw-Fahrer und damit Urlauber profitieren, die an den Hauptreisetagen so keine zusätzlichen, kilometerlangen Staus fürchten müssen.

Überwacht wird die bei Zweispurigkeit geänderte Verkehrsführung unter anderem durch in die jeweils rechte Fahrbahn implementierte Waagen, die das Gewicht der Fahrzeuge prüfen. Sollte ein Fahrzeug über 3,5 Tonnen wiegen, sorgt ein Ausleitungssystem dafür, dass es die Brücke nicht passieren kann. Erst nach einer Kontrolle wird das Fahrzeug auf der dann richtigen Fahrbahn auf die Brücke geleitet.

Übersicht über Fahrverbote und Zweispurigkeit

Um alle Verkehrsteilnehmer optimal auf die bevorstehenden Bauarbeiten an der Luegbrücke vorzubereiten, hat die ASFINAG zusammen mit Partnern, Ministerium und Behörden einen Fahrkalender mit den wichtigsten Informationen entwickelt. Neben diesem Werkzeug zur Planung von Fahrten über die Brennerautobahn stehen auf der Webseite des ASFINAG ab sofort auch weitere Services zur Verfügung: Echtzeitinformationen zu Reisezeiten, Prognosedaten, Stautendenzen und Live-Kamerabilder.

„Mit diesem Fahrkalender bieten wir ein vorausschauendes Planungsinstrument, damit sich alle Verkehrsteilnehmer:innen aber auch die Transportwirtschaft gut auf die notwendigen Maßnahmen auf der Luegbrücke einstellen können“, so ASFINAG-Geschäftsführer Stefan Siegele.

Da die Zweispurigkeit auf der Luegbrücke allein nicht reicht, Überlastungen auf der Brennerautobahn zu vermeiden, gibt es zudem weitere Lkw-Fahrverbotstage. In Richtung Süden sind im Vergleich zu den letzten Jahren 14 zusätzliche Lkw-Fahrverbotstage für Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen vorgesehen. Zusammen mit den bisher bereits bestehenden Fahrverbotstagen in Tirol gibt es daher nun in Fahrtrichtung Süden 36 Tage, in Fahrtrichtung Norden 21 Fahrverbotstage.

Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick

  • Fahrkalender 2025 mit allen Informationen und Einschränkungen

  • Verordnung von Lkw-Fahrverboten

  • Errichtung von Schrankenanlagen

  • Zusätzliche Verkehrskameras

  • Ausbau Anzeigensystem

  • Europaweite Informationskampagne

Weitere Infos zur Luegbrücke

Auf der Seite der ASFINAG gibt es weitere Infos rund um die 1,8 Kilometer lange Brenner-Brücke und den aktuellen Stand der Planungen und Bauarbeiten. Hier kann auch der Fahrkalender heruntergeladen werden.