Stimmen zur Kombilösung - Frank Nenninger

Bild/Video: © ADAC Nordbaden e.V. / BadenTV

Frank Nenninger ist technischer Geschäftsführer der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH (KASIG). Die KASIG wurde 2003 gegründet und ist als Bauherr der Kombilösung für Planung, Bau und finanzielle Abwicklung des Projekts zuständig. Das Unternehmen ist ein Tochterunternehmen der Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen-GmbH (KVVH). Frank Nenninger haben wir nach den Herausforderungen des Mega-Bauprojektes aber auch nach den Höhen und Tiefen während der Bauzeit gefragt.

Herr Nenninger, was unterscheidet dieses Verkehrsprojekt von einer anderen U-Bahn?

Wir sind sehr oberflächennah unterwegs, bedingt dadurch, dass wir an das bestehende Liniennetz anschließen mussten. Das war eine große Herausforderung. Bei anderen Städten sind die U-Bahnen meistens auch viel tiefer [...].

Was war die größte Herausforderung bei dem Projekt?

Es gibt viele große Herausforderungen, aber ich denke an die Umsetzung verschiedener Bauverfahren hier an dem Projekt - das Herz eines Bauingenieurs hat man hier höher schlagen lassen. Das war schon etwas ganz Besonderes. Wir hatten hier einen maschinellen Vortrieb, wir hatten einen Druckluftvortrieb, wir haben offene Bauweisen – also Tunnel in allen Varianten. Und vor allem haben wir hier im Grundwasser gebaut. Karlsruhe ist Sand, Kies und Wasser. In dem Bauwerk, in dem wir jetzt stehen, steht der Grundwasserspiegel sehr, sehr hoch. Das war, ich möchte sagen, die größte Herausforderung.

Wie komplex war der Bau der „Kreuzung“ von Autotunnel und U-Bahn am Ettlinger Tor

Das Kreuzungsbauwerk war natürlich sehr komplex - in der Tat. Wir waren da sehr, sehr tief, unser tiefster Punkt. Wir waren 18 Meter unten bei 15 Meter hohem Wasserdruck von der Seite! Dann war es die Kombination natürlich mit der Umverlegung des Verkehrs. Wir hatten ja damals dieses sogenannte „U“. Wir mussten den gesamten Verkehr der Kriegsstraße um diese Baugrube legen. Und dann war es Bauen im Bestand, also aus neu wurde alt und umgekehrt. Wir mussten die alte Kriegsstraße in dem Bereich abbrechen und natürlich in der Stützstelle die ganzen Abdichtungsthemen, die es dazu brauchte.

Was war das schönste Erlebnis während der Bauzeit?

Ja, schöne Erlebnisse hat man hier auch viele. Insbesondere als wir gemerkt haben oder feststellen durften, dass der Tunnel an der richtigen Stelle rauskam am Mühlburger Tor und dass wir uns nicht unterwegs verfahren haben. (Lacht) Aber diese Durchbrüche, die wir hatten, also sprich am Karl-Friedrich-Tunnel aber auch am Karoline-Luise-Tunnel in der Ost-West-Achse, das war schon etwas besonders.

Was war der schlimmste Moment?

Da haben wir auch so gut wie nichts ausgelassen in Karlsruhe. Wir hatten ja auch das große Thema 2013 mit dieser Insolvenz mit unserem Auftragnehmer. Da mussten wir gewaltig die Kurve bekommen. Dann hatten wir den Kabelschaden, Wasserschaden. Dann hatten wir auch einige Verbrüche im Zuge des maschinellen Vortriebs. Da hatten wir schon das eine oder andere Mal das große Risikopotential [...].

Wie stolz oder froh sind Sie auf die Kombilösung, wenn Sie jetzt das Ergebnis sehen? Und wie fühlte es sich an, jahrelang für so ein umstrittenes, aber riesiges Projekt zuständig zu sein?

Megastolz bin ich auf mein Team, oder beziehungsweise auf unser Team, was wir hier geschaffen haben. Und auf was wir jetzt zurückgeben dürfen vor allem an die Bevölkerung, an die Öffentlichkeit. Und meine Wenigkeit durfte von Anfang bis jetzt dabei sein. Und was man feststellen darf, das kann man auch mal ansprechen, ist das Durchhaltevermögen. Dass man so einen Marathon durchsteht über mehrere Jahre und die Höhen und Tiefen richtig durchlebt, das braucht schon richtig Kraft und das hatten wir. Darauf bin ich auch mega stolz.

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