ADAC Studie: Rotlichtverstöße an Verkehrsknotenpunkten
Wer auf den Straßen unterwegs ist, hat vielerorts den Eindruck, dass die gegenseitige Rücksichtnahme immer mehr abnimmt und mit ihr auch die Bereitschaft, Regeln zu befolgen. So hat in einer aktuellen ADAC Umfrage z. B. ein Viertel der Fußgänger:innen angegeben, sich nur an Regeln zu halten, die sie für sinnvoll erachten. Doch wie verhält es sich konkret an Verkehrsknotenpunkten? Wie viele Rot-Verstöße gibt es unter den verschiedenen Gruppen von Verkehrsteilnehmenden an Kreuzungen?
„Verkehrssicherheit und gegenseitige Rücksicht gehen miteinander einher und sollten für alle Verkehrsteilnehmenden selbstverständlich sein. Dazu gehört auch die Regeltreue an Ampelkreuzungen. Wer Rotsignale missachtet, gefährdet sich und andere. Mit unserer Studie wollen wir die bisher eher subjektiven Eindrücke von Rotlichtverstößen mit Zahlenmaterial untermauern und die Verkehrsteilnehmenden - egal, mit welchem Verkehrsmittel sie unterwegs sind - zu mehr Rücksichtnahme auffordern.“
Nils Horschick, Verkehrspolitischer Sprecher ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt e.V.clou©ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt
Methodik: So sind wir vorgegangen
Wir haben in einer Studie untersucht, wie es mit der gegenseitigen Rücksicht verkehrsmittelübergreifend an den Kreuzungen im Regionalclubgebiet verhält: Wer fährt warum bei rot? Und gibt es Auffälligkeiten, welche Knotenpunkt/Kreuzungsgestaltung Verkehrsteilnehmer: innen dazu motiviert, einen Rotlichtverstoß (RLV) zu begehen? Auf der Suche nach Antworten haben wir uns vier Verkehrsknotenpunkte in jeweils vier Städten (Hannover, Braunschweig, Magdeburg, Halle (Saale)) angesehen und erfasst, wie viele Verstöße es im morgendlichen Berufsverkehr gibt.
Die kameragestützte Beobachtung erfolgte mit unter vergleichbaren Umständen. Es wurden Kreuzungen so ausgewählt, dass sie möglichst gut in Ihren Beobachtungen miteinander zu vergleichen sind.
Die Witterung während der Erhebungen vom 8. – 22. Juni 2023 waren mit sonnigem bis leicht bewölktem Himmel und Temperaturen von 14 – 25 °C nahezu identisch. An den Tagen handelte es sich um Werktage zwischen Dienstag und Donnerstag. Untersucht wurden die verkehrsintensiven Zeiten von 7 Uhr bis 10 Uhr morgens. In der Regel wurde die Fahrtrichtung stadteinwärts untersucht. Zudem wurde ein Katalog an Kriterien herangezogen, damit die Knotenpunkte miteinander vergleichbar waren (z. B.) Knotenarme, Fahrstreifen, Tempo).
Ergebnisse Hannover
In der Landeshauptstadt Hannover wurden am 8. Juni 2023 zwischen 7 und 10 Uhr bei leicht bewölktem bis sonnigem Wetter (14 – 21 °C) die folgenden vier Knotenpunkte, meist stadteinwärts, untersucht:
Herrman-Bahlsen-Allee/ Klingerstraße/ Groß-Buchholzer Straße
Werderstraße/ Vahrenwalder Straße
Celler Straße/ Hamburger Allee
Geibelstraße/ Hildesheimer Straße
In der Untersuchung wurden in Hannover insgesamt 6.022 Verkehrsteilnehmende erfasst. Hierunter waren 4.400 Kfz-Fahrende, 1.283 Radfahrende (inkl. Pedelec und Cargo) und 20 Scooter-Fahrende sowie 310 zu Fuß Gehende. Neun Verkehrsteilnehmende konnten der Kategorie „Sonstige“ zugeordnet werden.
Hannover: „Spitzenreiter bei Rotlichtverstößen“
Insgesamt wurden während des Erhebungszeitraums an allen vier Knotenpunkten 455 Rotlichtverstöße (RLV) ermittelt.
Wären die Rotlichtverstöße geahndet worden, hätte sich eine Bußgeldsumme von 71.200 Euro ergeben, zuzüglich 730 Punkten in Flensburg.
Die 455 Rotlichtverstöße in Hannover konnten wie folgt den jeweiligen Verkehrsmitteln zugeordnet werden. So ergibt sich folgendes Ranking für den entsprechenden Rotlichtverstoß-Anteil:
Rang | Verkehrsmittel | Anzahl RLV | Verkehrsteilnehmende | Anteil |
---|---|---|---|---|
1 | Scooter-Fahrende | 6 | 20 | 30 Prozent |
2 | Fußgehende | 73 | 310 | 23,5 Prozent |
3 | Radfahrende | 225 | 1.283 | 17,5 Prozent |
4 | Kfz-Fahrende | 147 | 4.400 | 3,3 Prozent |
5 | Sonstige | 4 | 9 | 33,3 Prozent |
Insgesamt | 455 | 6.022 |
Rotlichtverstöße werden nach ihrer Dauer kategorisiert. Ein Rotlichtverstoß wird als qualifiziert angesehen, wenn das Rotlichtsignal bereits länger als eine Sekunde angezeigt wird, unter einer Sekunde ist es ein einfacher Verstoß. Auch ein Frühstart rotem Signal wird geahndet.
In den unterschiedlichen Kategorien der Rotlichtverstöße ergibt sich für Hannover folgendes Bild:
Kategorie | Anzahl RLV | Anteil RLV | Bußgeld | Punkte |
---|---|---|---|---|
Kategorie 1 (<1 Sekunde) | 180 RLV | 39,6 Prozent | 16.200 Euro | 180 |
Kategorie 2 (>1 Sekunde) | 202 RLV | 45,1 Prozent | 41.000 Euro | 410 |
Kategorie 3 (Frühstart) | 70 RLV | 15,3 Prozent | 14.000 Euro | 140 |
Insgesamt | 455 RLV | 71.200 Euro | 730 |
An den einzelnen Knotenpunkten wurden die folgenden Rotlichtverstöße gezählt:
Knotenpunkt 3: Celler Straße/ Hamburger Allee
Der auffälligste Knotenpunkt unserer Untersuchung ist Celler Straße/Hamburger Allee. An diesem Knotenpunkt wurden 259 Rotlichtverstöße beobachtet. 39 Kfz-Fahrende (3,6 %), 165 Radfahrende (23,2 %) und 39 Gehende (35,5 %, jede:r Dritte) begingen einen Rotlichtverstoß. Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 42 % der Kategorie 1, etwa 54 % der Kategorie 2 und etwa 4 % der Kategorie 3 zuzuordnen sind.
Die zeitliche Verteilung verläuft sehr kontinuierlich, es waren keine Peaks zu beobachten.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag bei 1.369 Kraftfahrzeugen, 653 Radfahrenden, 110 zu Fuß Gehenden und 12 Scooter-Fahrenden. Vier Verkehrsteilnehmende konnten der Kategorie „Sonstige“ zugeordnet werden. Insgesamt waren es 2.207 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung aus dem Stadtteil List kommend.
Das Besondere an diesem Knotenpunkt ist die Mittelinsel, auf der ebenfalls ein Signalgeber steht. Überquerte man die Haltlinie, war sowohl das Mittelinsel-Signal als auch das Signal auf der gegenüberliegenden Straßenseite einsehbar, das zuerst auf Rot schaltete, obwohl dort noch kein Verkehr kreuzte. Zu beobachten waren zahlreiche Radfahrende und Fußgehende, die trotz Rotlicht auch die zweite Hälfte der Straße überquert haben, offensichtlich, um nicht auf der Mittelinsel warten zu müssen. Wer häufig pendelt, weiß, dass mit dem Rotsignal für die zweite Straßenhälfte eine Phase folgt, bei der weiterhin keine Gefährdung durch querende Verkehrsströme besteht. Diese Einschätzung des Gefährdungspotentials führte hier scheinbar zu vielen Rotlichtverstößen.
Die Empfehlung des ADAC zu diesem Knotenpunkt: Die Haltlinie des Radverkehrs ist in Richtung Westen zu verschieben. Dies verringert die zurückzulegende Wegstrecke innerhalb der Freigabezeit. Zusätzlich ist ein separates Radsignal zu installieren, welches mit entsprechender Vorlaufzeit in das Signalprogramm zu implementieren ist. Die querende Furt für den Radverkehr ist durchgängig – also nicht mehr über die Mittelinsel – zu führen.
Knotenpunkt 1: Hermann-Bahlsen-Allee/ Klingerstraße/ Groß-Buchholzer Straße
An diesem Knotenpunkt wurden 71 Rotlichtverstöße beobachtet. 61 Kfz-Fahrende (4,0 %), neun Radfahrende (5,2 %) und ein zu Fuß Gehende/r (12,5 %) begingen einen RLV. Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 49 % der Kategorie 1 und etwa 51 % der Kategorie zuzuordnen sind. Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag bei 1.538 Kraftfahrzeugen, 173 Radfahrenden (8,0 % Pedelecs) und 8 zu Fuß Gehenden. Insgesamt waren es 1.719 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung
Ein Frühstart wurde nicht beobachtet. Betrachtet man die absolute zeitliche Verteilung, zeigt sich eine erhöhte RLV-Quote der Kfz-Fahrenden in der Rush-Hour zwischen 7:00 und 8:45 Uhr.
Es handelt sich um einen zeitgemäß gestalteten Knotenpunkt für alle Verkehrsteilnehmenden. Der Autoverkehr könnte hier theoretisch mit einer kürzeren Wartezeit zu weniger Rotlichtvergehen verleitet werden. Um die Sichtbeziehung zu stärken, könnte zudem die Haltlinie für den Radverkehr noch ein wenig nach vorn versetzt werden.
Knotenpunkt 2: Werderstraße/ Vahrenwalder Straße
An diesem Knotenpunkt wurden 48 Rotlichtverstöße beobachtet. 23 Kfz-Fahrende (2,7 %), sieben Radfahrende (3,9 %) und 16 zu Fuß Gehende (16,5 %) begingen einen RLV. Hinzu kommt ein Verstoß durch eine/n Scoote-Fahrenden
Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 40 % der Kategorie 1, etwa 25 % der Kategorie 2 und etwa 37 % der Kategorie 3 zuzuordnen sind. Die absolute zeitliche Verteilung verläuft kontinuierlich, mit leichter Konzentration in dem Zeitraum zwischen 8:15 und 9:00 Uhr.
Zur Verdeutlichung des Gefährdungspotenzials könnte die Installation eines zusätzlichen Rotsignals für den Fußverkehr (doppeltes Rotsignal) wirksam sein.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag bei 844 Kraftfahrzeugen, 178 Radfahrenden, 97 zu Fuß Gehenden und 3 Scooter-Fahrenden. Insgesamt waren es 968 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung. 3 Verkehrsteilnehmer:innen konnten der Gruppe „Sonstige“ zugeordnet werden.
Knotenpunkt 4: Geibelstraße/ Hildesheimer Straße
An diesem Knotenpunkt wurden 77 RLV beobachtet. 14 Kfz-Fahrende (2,2 %), 44 Radfahrende (2 %) und 17 zu Fuß Gehende (17,9 %) begingen einen RLV. Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 22 % der Kategorie 1, etwa 22 % der Kategorie 2 und etwa 56 % der Kategorie 3 zuzuordnen sind.
Die absolute zeitliche Verteilung verläuft kontinuierlich, mit leichter Spitze in dem Zeitraum zwischen 7.45 und 8.30 Uhr.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag bei 649 Kraftfahrzeugen, 220 Radfahrenden, 95 zu Fuß Gehenden und 5 Scooter-Fahrenden. Insgesamt waren es 968 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Ergebnisse Braunschweig
In Braunschweig wurden am 13. Juni 2023 zwischen 7 und 10 Uhr bei leicht bewölktem bis sonnigem Wetter (13 – 21 °C) die folgenden vier Knotenpunkte jeweils in der Fahrtrichtung stadteinwärts untersucht:
Siegfriedstraße/ Guntherstraße
Gliesmaroder Straße/ Hagenring
Theaterwall/ Fallersleber Straße
Sonnenstraße/ Güldenstraße
In der Untersuchung wurden in Braunschweig insgesamt 5.800 Verkehrsteilnehmende erfasst. Hierunter waren 4.127 Kfz-Fahrende, 1.300 Radfahrende (inkl. Pedelec und Cargo) und 15 Scooter-Fahrende sowie 357 zu Fuß Gehende. Ein/e Verkehrsteilnehmende konnte der Kategorie „Sonstige“ zugeordnet werden.
"266 Rotlichtverstöße innerhalb von drei Stunden"
Insgesamt wurden während des Erhebungszeitraums an allen vier Knotenpunkten 266 Rotlichtverstöße (RLV) ermittelt.
Wären die Rotlichtverstöße geahndet worden, hätte sich eine Bußgeldsumme von 44.620 Euro ergeben zuzüglich 454 Punkten in Flensburg.
Die 266 Rotlichtverstöße in Braunschweig konnten wie folgt den jeweiligen Verkehrsmitteln zugeordnet werden. Betrachtet man die Verstöße gemessen an der Anzahl der Verkehrsteilnehmenden pro Verkehrsmittel, ergibt sich folgendes Ranking für den entsprechenden Rotlichtverstoß-Anteil:
Rang | Verkehrsmittel | Anzahl RLV | Verkehrsteilnehmende | Anteil |
---|---|---|---|---|
1 | Radfahrende | 143 | 1.300 | 11 Prozent |
2 | Scooter-Fahrende | 1 | 15 | 6,7 Prozent |
3 | Zu Fuß Gehende | 10 | 357 | 2,8 Prozent |
4 | Kfz-Fahrende | 112 | 4.127 | 2,7 Prozent |
5 | Sonstige | 0 | 1 | - |
Insgesamt | 266 | 5.800 | - |
Rotlichtverstöße werden nach ihrer Dauer kategorisiert. Ein Rotlichtverstoß wird als qualifiziert angesehen, wenn das Rotlichtsignal bereits länger als eine Sekunde angezeigt wird, unter einer Sekunde ist es ein einfacher Verstoß. Auch ein Frühstart rotem Signal wird geahndet.
In den unterschiedlichen Kategorien der Rotlichtverstöße ergibt sich für Braunschweig folgendes Bild:
Kategorie | Anzahl RLV | Anteil RLV | Bußgeld | Punkte |
---|---|---|---|---|
Kategorie 1 (<1 Sekunde) | 78 RLV | 29,3 Prozent | 7.020 Euro | 78 |
Kategorie 2 (>1 Sekunde) | 173 RLV | 65 Prozent | 34.600 Euro | 346 |
Kategorie 3 (Frühstart) | 15 RLV | 5,7 Prozent | 3.000 Euro | 30 |
Insgesamt | 266 RLV | 44.620 Euro | 454 |
An den einzelnen Knotenpunkten die folgenden Rotlichtverstöße gezählt:
Knotenpunkt 1: Gliesmaroder Straße/Hagenring
Der auffälligste Knotenpunkt unserer Untersuchung ist die Gliesmaroder Straße/Ecke Hagenring. An diesem Knotenpunkt wurden 141 Rotlichtverstöße beobachtet. Etwa jede:r 26ste Kfz-Fahrende (3,8 %), jede:r 19te Radfahrende (5,9 %) und jede:r 18te zu Fuß Gehende (5,6 %) begingen einen RLV. Die qualitative Einstufung zeigt, dass etwa 29 % der Kategorie 1, etwa 64 % der Kategorie 2 und etwa 7 % der Kategorie 3 zuzuordnen sind.
Die meisten Rotlichtverstöße gab es hier in den Hauptverkehrszeiten zwischen 7:45 und 8:15 Uhr.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag für den Kfz-Verkehr bei 2.215 Fahrzeugen, 408 Radfahrenden, 126 zu Fuß Gehenden und 7 Scooter-Fahrende. Ein/e Verkehrsteilnehmende konnte der Kategorie „Sonstige“ zugeordnet werden. Insgesamt waren es 2.757 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Knotenpunkt 2: Siegfriedstraße/ Guntherstraße
An diesem Knotenpunkt wurden 61 Rotlichtverstöße beobachtet. Etwa jede:r 47ste Kfz-Fahrende (2,2 %), jede:r dritte Radfahrende (28,1 %) und jede:r fünfte zu Fuß Gehende (20 %) begingen einen RLV. Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 23 % Kategorie 1, etwa 75 % Kategorie 2 und etwa 2 % Kategorie 3 zuzuordnen sind.
Betrachtet man die absolute zeitliche Verteilung, wird deutlich, dass es die meisten RLV in den Hauptverkehrszeiten zwischen 7:30 Uhr und 08:00 Uhr gab.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag für den Kfz-Verkehr bei 792 Fahrzeugen, 146 Radfahrenden und 15 zu Fuß Gehenden. Insgesamt waren es 953 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Eine erkennbare Besonderheit an diesem Knotenpunkt ist der hohe Anteil an Radfahrenden, die beim Rechtsabbiegen einen Rotlichtverstoß begehen.
Knotenpunkt 3: Theaterwall/Fallersleber Straße
An diesem Knotenpunkt wurden 31 Rotlichtverstöße – die niedrigste Anzahl an RLV aller untersuchten Knotenpunkten in Braunschweig – beobachtet. An diesem Knotenpunkt wurden 31 RLV beobachtet. Etwa jede:r 97ste Kfz-Fahrende (1,0 %), jede:r 27ste Radfahrende (3,7 %) und jede:r zwölfte zu Fuß Gehende (8,1 %) begingen einen RLV. Die qualitative Einstufung zeigt, dass etwa 29 % der Kategorie 1, etwa 64 % der Kategorie 2 und etwa 7 % der Kategorie 3 zuzuordnen sind.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag für den Kfz-Verkehr bei 872 Fahrzeugen, 398 Radfahrenden, 74 zu Fuß Gehenden und 5 Scooter-Fahrenden. Insgesamt waren es 1.353 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Knotenpunkt 4: Sonnenstraße/Güldenstraße
An diesem Knotenpunkt wurden 33 Rotlichtverstöße beobachtet. Etwa jede:r 250te Kfz-Fahrende (0,4 %), jede:r zehnte Radfahrende (9,0 %) und jede:r 143te zu Fuß Gehende (0,7 %) begingen einen RLV. Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 15 % Kategorie 1, etwa 73 % Kategorie 2 und etwa 12% Kategorie 3 zuzuordnen sind.
Betrachtet man die zeitliche Verteilung, wird deutlich, dass es zwischen 7:30 und 8:15 Uhr einen signifikanten Peak an RLV bei Radfahrenden gibt.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag für den Kfz-Verkehr bei 248 Fahrzeugen, 344 Radfahrenden, 142 zu Fuß Gehenden und 3 Scooter-Fahrenden. Insgesamt waren es 737 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Ergebnisse Magdeburg
In der Landeshauptstadt Magdeburg wurden am 21. Juni 2023 zwischen 7 und 10 Uhr bei leicht bewölktem bis sonnigem Wetter (14 – 25 °C) die folgenden vier Knotenpunkte jeweils in der Fahrtrichtung stadteinwärts untersucht:
Albert-Vater-Straße/ Robert-Koch-Straße
Breiter Weg/ Danzstraße
Halberstädter Straße/ Carl-Miller-Straße
Leipziger Chaussee/ Salbker Str.
In der Untersuchung wurden in Magdeburg insgesamt 5.384 Verkehrsteilnehmende erfasst. Hierunter waren 3.698 Kfz-, 1.140 Radfahrende und 20 Scooter-Fahrende sowie 526 zu Fuß Gehende.
"Vorgezogene Haltelinie verleitet zahlreiche Radfahrende zu Verstößen"
Insgesamt wurden während des Erhebungszeitraums an allen vier Knotenpunkten 238 Rotlichtverstöße (RLV) ermittelt. Gesondert betrachtet werden müssen die 144 RLV der Radfahrenden, die 47 Haltelinienverstöße beinhalten. Theoretisch zählt bereits ein kurzes Überfahren der Haltelinien als Rotlichtverstoß. Aufgrund einer baulichen Besonderheit war an der Kreuzung Albert-Vater-Straße/Robert-Koch-Straße in Magdeburg die Zahl derjenigen, die über die Haltelinie gefahren sind, besonders groß: Die Haltelinie für Radfahrende ist hier sehr weit vorgezogen (17,5 Meter), obwohl für den querenden Fußverkehr ausreichend Platz vor der Ampel ist. Viele Radfahrende haben diese Linie überfahren und haben weiter vorn an der Ampel auf das grüne Fußgänger-Signal gewartet. Geahndet werden diese Verstöße in der Regel nicht. Rechnet man sie aus der Summe heraus, bleiben 191 Rotlichtverstöße für Magdeburg übrig.
Wären diese Rotlichtverstöße geahndet worden, hätte sich eine Bußgeldsumme von 30.060 Euro ergeben, zuzüglich 308 Punkten in Flensburg.
Die 191 Rotlichtverstöße in Magdeburg konnten wie folgt den jeweiligen Verkehrsmitteln zugeordnet werden. Betrachtet man die Verstöße gemessen an der Anzahl der Verkehrsteilnehmenden pro Verkehrsmittel, ergibt sich folgendes Ranking für den entsprechenden Rotlichtverstoß-Anteil:
Rang | Verkehrsmittel | Anzahl RLV* | Verkehrsteilnehmende | Anteil RLV pro Verkehrsmittel |
---|---|---|---|---|
1 | Radfahrende | 97 | 1.140 | 8,5 Prozent** |
2 | Scooter-Fahrende | 2 | 20 | 10 Prozent |
3 | Zu Fuß Gehende | 38 | 526 | 7,2 Prozent |
4 | Kfz-Fahrende | 53 | 3.698 | 1,4 Prozent |
5 | Sonstige | 1 | 6 | - |
Insgesamt | 191 | 5.390 |
Rotlichtverstöße werden nach ihrer Dauer kategorisiert. Ein Rotlichtverstoß wird als qualifiziert angesehen, wenn das Rotlichtsignal bereits länger als eine Sekunde angezeigt wird, unter einer Sekunde ist es ein einfacher Verstoß. Auch ein Frühstart bei rotem Signal wird geahndet.
In den unterschiedlichen Kategorien der Rotlichtverstöße ergibt sich für Magdeburg folgendes Bild:
Kategorie | Anzahl RLV | Anteil RLV | Bußgeld | Punkte |
---|---|---|---|---|
Kategorie 1 (<1 Sekunde) | 74 RLV | 31,1 Prozent | 6.660 Euro | 74 |
Kategorie 2 (>1 Sekunde) | 82 RLV | 34,5 Prozent | 16.400 Euro | 164 |
Kategorie 3 (Frühstart) | 35 RLV | 14,7 Prozent | 7.000 Euro | 70 |
Kategorie 4 (HLV) | 47 RLV | 19,7 Prozent | - | |
Insgesamt | 238 RLV | 30.060 Euro | 308 |
An den einzelnen Knotenpunkten die folgenden Rotlichtverstöße gezählt:
Knotenpunkt 1: Albert-Vater-Straße (B1) / Robert-Koch-Straße
Für viele Berufstätige, Student:innen und Schüler:innen stellt die Route über den Knotenpunkt Albert-Vater-Straße (B1)/Robert-Koch-Straße den täglichen Weg zur Arbeit oder Schule dar. Mit bereits zwölf registrierten Unfällen zwischen 2017 und 2021 allein in Untersuchungsrichtungkann von einem Unfallschwerpunkt gesprochen werden.
An diesem Knotenpunkt wurden 58 Rotlichtverstößen – die zweithöchste Anzahl an RLV an allen untersuchten Knotenpunkten in Magdeburg – beobachtet. Etwa jede:r 125ste Kfz-Fahrende (0,8 %), jede:r neunte Radfahrende (11,1 %) und jede:r zehnte zu Fuß Gehende (9,5 %) begingen einen RLV. Eine Besonderheit ist, dass es bei diesem Knotenpunkt viele Haltelinienverstöße (47) gab, die in der Statistik gesondert betrachtet werden und deshalb aus der Summe der Rotlichtverstöße herausgerechnet wurden.
Die qualitative Einstufung der Rotlichtverstöße zeigt, dass etwa 26 % der Kategorie 1, etwa 27 % der Kategorie 2, etwa 3 % der Kategorie 3 und etwa 45 % der Kategorie 4 (Haltelinienverstoß) zuzuordnen sind.
Die meisten Rotlichtverstöße gab es hier in den Hauptverkehrszeiten zwischen 7:15 und 8:15 Uhr.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag für den Kfz-Verkehr bei 1.905 Fahrzeugen, 300 Radfahrenden (10 % Pedelecs), 95 zu Fuß Gehenden und 5 Scooter-Fahrende. Insgesamt waren es 2.307 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Knotenpunkt 2: Breiter Weg/Danzstraße
An diesem Knotenpunkt wurden 78 Rotlichtverstöße beobachtet – die meisten von allen untersuchten Knotenpunkten. Etwa jede:r 40ste Kfz-Fahrende (2,6 %), jede:r achte Radfahrende (12,9 %) und jede:r elfte zu Fuß Gehende (9,0 %) begingen einen RLV. Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 21,8 % der Kategorie 1, etwa 50 % der Kategorie 2 und etwa 28,2 % der Kategorie 3 zuzuordnen sind. Betrachtet man die absolute zeitliche Verteilung, wird deutlich, dass es die meisten RLV in den Hauptverkehrszeiten zwischen 7:00 und 7:45 Uhr sowie 8:00 und 8:30 Uhr gab. Ein weiteres auffälliges Maximum war zwischen 9:45 und 10:00 Uhr.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag für den Kfz-Verkehr bei 352 Fahrzeugen, 387 Radfahrenden, 188 zu Fuß Gehenden und 6 Scooter-Fahrenden. Insgesamt waren es 934 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Eine erkennbare Besonderheit an diesem Knotenpunkt ist der hohe Anteil an Frühstarts, die mehrheitlich bei Radfahrenden ermittelt wurde. Der Grund dafür könnte sein, dass die Straße Breiter Weg eine bedeutende Verbindung für Pendelnde darstellt. Diese fahren täglich die gleichen Strecken und lernen die Signal- und Wartezeiten gut kennen, haben also ein „Gefühl“, wann das Signal wieder auf Grün schalten könnte. Hinzu kommt ein vergleichbar geringes Verkehrsaufkommen in der querenden Danzstraße, sodass das Unfallrisiko von den Radfahrenden als vermeintlich gering eingestuft wird, wenn sie frühstartend den Knotenpunkt queren.
Knotenpunkt 3: Halberstädter Straße/Carl-Miller-Straße
An diesem Knotenpunkt wurden 18 Rotlichtverstöße – die niedrigste Anzahl an RLV aller untersuchten Knotenpunkten in Magdeburg – beobachtet. Etwa jede:r 59ste Kfz-Fahrende (1,7 %) und etwa jede:r 125ste Radfahrende (0,8 %) beging einen RLV. Zu Fuß Gehende begingen keinen RLV. Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 77,8 % der Kategorie 1, etwa 11,1 % der Kategorie 2 und etwa 11,1 % der Kategorie 3 zuzuordnen sind. Für eine signifikante Aussage hinsichtlich der zeitlichen Verteilung ist die Stichprobengröße zu gering.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag für den Kfz-Verkehr bei 897 Fahrzeugen, 400 Radfahrenden, 66 zu Fuß Gehenden und 5 Scooter-Fahrenden. Insgesamt waren es 1.368 Verkehrsteilnehmende (inkl. Sonstige) in Untersuchungsrichtung.
Knotenpunkt 4: Leipziger Chaussee/Salbker Straße
An diesem Knotenpunkt wurden 37 RLV beobachtet. Etwa jede:r 42te Kfz-Fahrende (2,4 %), jede:r zwölfte Radfahrende (8,6 %) und jede:r 15te zu Fuß Gehende (6,8 %) beging einen RLV.
Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 43,2 % der Kategorie 1, etwa 35,1 % der Kategorie 2 und etwa 21,6 % der Kategorie 3 zuzuordnen sind. Betrachtet man die zeitliche Verteilung, wird deutlich, dass es zwischen 7:00 und 8:00 Uhr einen signifikanten Peak an RLV beim Kfz-Verkehr gibt.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag für den Kfz-Verkehr bei 544 Fahrzeugen, 139 Radfahrenden, 177 zu Fuß Gehenden und 4 Scooter-Fahrenden. Insgesamt waren es 867 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Ergebnisse Halle
In Halle an der Saale wurden am 22. Juni 2023 zwischen 7 und 10 Uhr bei leicht bewölktem bis sonnigem Wetter (12 – 24 °C) vier Knotenpunkte, meist mit der Fahrtrichtung Stadteinwärts, untersucht:
Reilstraße/ Ludwig-Wucherer-Straße
Ludwig-Wucherer-Straße/ Willy-Lohmann-Straße
Delitzscher Straße/ Grenzstraße
Beesener Straße/ Robert-Koch-Straße
In der Untersuchung wurden in Halle insgesamt 3.849 Verkehrsteilnehmende erfasst. Hierunter waren 2.436 Kfz-, 954 Radfahrende und 7 Scooter-Fahrende sowie 447 zu Fuß Gehende.
"Musterschüler Halle schneidet beim Verhalten an Ampeln gut ab – trotz Rotlichtverstößen"
Insgesamt wurden während des Erhebungszeitraums an allen vier Knotenpunkten 133 Rotlichtverstöße (RLV) ermittelt. Wären diese Rotlichtverstöße geahndet worden, hätte sich eine Bußgeldsumme von 19.780 Euro ergeben, zuzüglich 204 Punkten in Flensburg.
Die 133 Rotlichtverstöße in Halle konnten wie folgt den jeweiligen Verkehrsmitteln zugeordnet werden. Betrachtet man die Verstöße gemessen an der Anzahl der Verkehrsteilnehmenden pro Verkehrsmittel, ergibt sich folgendes Ranking für den entsprechenden Rotlichtverstoß-Anteil:
Rotlichtverstöße werden nach ihrer Dauer kategorisiert. Ein Rotlichtverstoß wird als qualifiziert angesehen, wenn das Rotlichtsignal bereits länger als eine Sekunde angezeigt wird, unter einer Sekunde ist es ein einfacher Verstoß. Auch ein Frühstart bei rotem Signal wird geahndet.
In den unterschiedlichen Kategorien der Rotlichtverstöße ergibt sich für Halle folgendes Bild:
Kategorie | Anzahl RLV | Anteil RLV | Bußgeld Summe | Punkte |
---|---|---|---|---|
Kategorie 1 (<1 Sekunde) | 62 RLV | 46,6 Prozent | 5.580 Euro | 62 |
Kategorie 2 (>1 Sekunde) | 38 RLV | 28,6 Prozent | 7.600 Euro | 76 |
Kategorie 3 (Frühstart) | 33 RLV | 24,8 Prozent | 6.600 Euro | 66 |
Insgesamt | 133 RLV | 19.780 Euro | 204 |
An den einzelnen Knotenpunkten die folgenden Rotlichtverstöße gezählt:
Knotenpunkt 1: Reilstraße/Ludwig-Wucherer-Straße
Für viele Berufstätige, Student:innen und Schüler:innen ist die Route über diesen Knotenpunkt der täglichen Weg zur Arbeit oder Schule. Besonders für Radfahrer:innen war die Kreuzung in der Vergangenheit ein Unfallschwerpunkt.
An diesem Knotenpunkt wurden 21 Rotlichtverstöße beobachtet. 7 Kfz-Fahrende (1,2 %), 11 Radfahrende (2,9 %) und 3 zu Fuß Gehende (1,3 %) begingen einen RLV. Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 48 % Kategorie 1, etwa 38 % Kategorie 2 und etwa 14 % Kategorie 3 zuzuordnen sind.
Betrachtet man die absolute zeitliche Verteilung, wird deutlich, dass es ein tendenzielles Maximum in den Hauptverkehrszeiten zwischen 7:45 und 8:00 Uhr gab.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag bei 586 Kraftfahrzeugen, 379 Radfahrenden, 231 zu Fuß Gehenden, 2 Scooter-Fahrenden und 2 Sonstigen (z. B. Skateboard). Insgesamt waren es 1.200 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Die hohe Rotlichtkonformität an diesem Standort könnte in der verhältnismäßig geringen Wartezeit bzw. dem Verhältnis zwischen Freigabe- und Wartezeit liegen (36s zu 54s).
Knotenpunkt 2: Ludwig-Wucherer-Straße/Willy-Lohmann-Straße
An diesem Knotenpunkt wurden 66 Rotlichtverstöße beobachtet – die meisten von allen untersuchten Knotenpunkten in Halle. 10 Kfz-Fahrende (1,7 %), 48 Radfahrende (6,3 %) und 6 zu Fuß Gehende (5,3 %) begingen einen RLV.
Die qualitative Einstufung der Rotlichtverstöße zeigt, dass etwa 21 % der Kategorie 1, etwa 38 % der Kategorie 2 und etwa 41 % der Kategorie 3 zuzuordnen sind. Betrachtet man die absolute zeitliche Verteilung, wird deutlich, dass es ein deutliches Maximum in den Hauptverkehrszeiten zwischen 7:45 und 8:00 Uhr gab.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag bei 590 Kraftfahrzeugen, 359 Radfahrenden, 114 zu Fuß Gehenden, 2 Scooter-Fahrenden und 3 sonstigen Verkehrsteilnehmenden (z. B. Skateboard). Insgesamt waren es 1.107 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Eine Besonderheit an dieser Stelle ist das etwa vier-prozentige Gefälle in Richtung Nordwesten, welches für die Radfahrenden eine erhöhte Fahrgeschwindigkeit ermöglicht.
Die Ludwig-Wucherer-Straße stellt eine bedeutende Verbindung für Pendelnde dar. Diese fahren täglich die gleichen Strecken und lernen die Signal- und Wartezeiten gut kennen, haben also ein „Gefühl“, wann das Signal wieder auf Grün schalten könnte. Hinzu kommt ein vergleichbar geringes Verkehrsaufkommen in der querenden Willy-Lohmann-Straße, sodass das Unfallrisiko von den Radfahrenden vermeintlich gering eingestuft wird, wenn sie frühstartend den Knotenpunkt queren.
Knotenpunkt 3: Delitzscher Straße/Grenzstraße
An diesem Knotenpunkt wurden nur 4 Rotlichtverstöße – die niedrigste Anzahl von allen untersuchten Knotenpunkten in den vier Städten – beobachtet, alle von Kraftfahrzeugen. Etwa jede:r 200ste Kfz-Fahrende (0,5 %) beging damit einen RLV. Die qualitative Einstufung zeigt, dass dabei alle RLV der Kategorie 1 zuzuordnen sind.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag bei 771 Kraftfahrzeugen, 58 Radfahrenden, 7 zu Fuß Gehenden und 2 Scooter-Fahrenden. Insgesamt waren es 838 Verkehrsteilnehmende (inkl. Sonstige) in Untersuchungsrichtung.
Die Gestaltung der Radfahranlagen ist auf den ersten Blick für Radfahrende unübersichtlich, da es zwei Haltelinien gibt. Umso mehr Aufmerksamkeit ist gefragt, was ein Grund für die Regeltreue der Radfahrenden sein könnte.
Knotenpunkt 4: Beesener Straße/Robert-Koch-Straße
An diesem Knotenpunkt wurden 42 Rotlichtverstöße beobachtet. 30 Kfz-Fahrende (6,1 %), 9 Radfahrende (7,6 %) und 3 zu Fuß Gehende (3,2 %) begingen einen RLV.
Die qualitative Einstufung der RLV zeigt, dass etwa 81 % der Kategorie 1, etwa 12 % der Kategorie 2 und etwa 7 % der Kategorie 3 zuzuordnen sind. Betrachtet man die absolute zeitliche Verteilung, wird deutlich, dass es zwischen 7:15 und 7:30 Uhr einen signifikanten Peak an RLV beim Kfz-Verkehr gibt.
Das Verkehrsaufkommen in den drei Stunden lag bei 489 Kraftfahrzeugen, 119 Radfahrenden, 95 zu Fuß Gehenden und einem Scooter-Fahrenden. Insgesamt waren es 704 Verkehrsteilnehmende in Untersuchungsrichtung.
Die wichtigsten Erkenntnisse
Verkehrsteilnehmende, die auf Hauptverkehrsstraßen eine untergeordnete Straße kreuzen, neigen eher zu Rotlichtverstößen (RLV) als Verkehrsteilnehmende, die auf einer untergeordneten Straße eine Hauptverkehrsstraße kreuzen. Je besser die zu kreuzende Straße einsehbar ist, desto weniger regelkonform ist das Verhalten.
Kfz-Fahrende begehen weniger RLV als Radfahrende oder zu Fuß Gehende
Pedelecfahrende neigen zu mehr Rotlichtverstößen als Radfahrende mit Fahrrädern ohne motorische Unterstützung.
Radfahrende neigen an Knotenpunkten mit separater Signalisierung für den Radverkehr zu weniger RLV.
Je kürzer die Wartezeit an Ampeln, desto unwahrscheinlicher wird ein Rotlichtverstoß aller Verkehrsteilnehmenden.
Das sind die Forderungen des ADAC
Dort wo es geht, sollten separate Lichtsignalgeber für Radfahrende aufgestellt werden.
Die Haltlinie für den Radverkehr sollte leicht versetzt sein, sodass wartende Kraftfahrzeuge die Radfahrer:innen im Blick behalten können.
Radfahrer:innen sollten mindestens zwei Sekunden vor dem Kfz-Verkehr eine grüne Ampel bekommen.
Um Frühstarts zu vermeiden, könnten die Freigabezeiten für den Fuß- und Radverkehr gleichgeschaltet werden. Hier ist eine Abwägung zu treffen.
Konsequente Beobachtung an Verkehrsknotenpunkten und das Ahnden von Verstößen verringert die Anzahl von Rotlichtverstößen merkbar.