Vom Blitz getroffen: ADAC holt Urlauberin Neli T. nach Hause
Auf einem Campingplatz in Kroatien wurden Uwe und Neli T. von einem Gewitter überrascht. Was er mit seiner durch einen Blitzschlag schwerverletzten Frau erlebte und wie der ADAC Ambulanz-Service half, erzählt Uwe T. hier:
"Wir waren mit dem Geländewagen auf dem Heimweg von einer Off-Road-Tour in Bosnien. Auf einem Campingplatz in der Nähe von Karlovac in Kroatien hatten wir eine Zwischenübernachtung geplant. Als wir dort ankamen, suchten wir einen Standplatz und wollten das Dachzelt erst später aufbauen, weil sich in der Ferne ein Gewitter ankündigte. Wir überlegten, ob wir das Unwetter vorbeiziehen lassen, denn es erschien uns noch weit entfernt. Ein fataler Irrtum!
Meine Frau Neli stand ungefähr zwei Meter von einem Baum entfernt, als ich plötzlich ein gleißendes Licht sah: Ein Blitz schlug genau in Neli ein. Das kann nicht sein, dachte ich noch, da lag meine Frau schon rücklings auf dem Boden.
Wie im Horrorfilm
Selbst noch vom extrem hellen Blitz geblendet, rannte ich zu meiner Frau. Ihre Augen waren völlig verdreht, die Zunge war weit in den Rachenraum gerutscht. Neli lag verrenkt und mit rauchendem Körper auf dem Boden. Sie roch verbrannt, das Dekolleté war schwarz, die Kleider hatten Brandlöcher. Der Blitz war mit ungefähr 150.000 Ampere in den Kopf meiner Frau eingeschlagen und hatte ihren Körper unter anderem an der Hüfte wieder verlassen. Dabei entstehen auf der Haut Temperaturen von bis zu 8000 Grad. Nelis Halskette und die Ohrringe waren schlicht verdampft. Ein Moment wie im Horrorfilm.
Völlig geschockt zog ich meine schwerverletzte Frau zum Auto, um sie im geräumigen Heck des Geländewagens vor dem inzwischen tobenden Gewitter und strömenden Regen zu schützen. Ab und zu kam Neli kurz zu sich und versuchte zu helfen. Ich bemühte mich, sie ins Auto zu heben, was nicht gelang.
Nach dem Blitzschlag Angst um ihr Leben
Ein Campinggast hatte die Situation voll erfasst und rief sofort den Rettungsdienst. Inzwischen setzte immer wieder das Herz meiner Frau aus, und ihre Augen bewegten sich nicht. Ich redete auf Neli ein, sagte ihr, dass der Krankenwagen bald kommen würde. Ich schüttelte sie und hatte furchtbare Angst um ihr Leben. Erst als ich sie in die stabile Seitenlage gebracht hatte, fing sie an, Lebenszeichen von sich zu geben und sich zu bewegen.
Der Krankenwagen kam schnell, dennoch erschien es mir wie eine Ewigkeit. Während die Sanitäter meine Frau versorgten, holte ich ihre Schuhe und fand auf der Wiese auch den noch intakten Ehering, den sie an der verdampften Halskette getragen hatte.
Intensivstation in Klinik in Kroatien
Der Krankenwagen fuhr Neli in die Klinik, wo sie sofort intensiv untersucht und betreut wurde. Nach MRT, CT und weiterer Diagnostik verlegten die Ärzte sie auf die Intensivstation. Meine Frau litt unter Brandverletzungen auf dem Kopf, im Nacken, am Becken und auf dem Bauch sowie Verbrennungen auf der Brust, wo Metallteile verdampft waren oder sich eingebrannt hatten. Neli konnte schlecht sehen, hatte extreme Kopfschmerzen, das Trommelfell war gerissen. Aber sie war ansprechbar. Es war einfach unfassbar!
An den Blitz konnte meine Frau sich kaum erinnern. Nur ein helles Licht hatte sie noch wahrgenommen und dann das Bewusstsein verloren. Erst nach und nach kehrten ihre Sinne langsam zurück. In Kroatien taten die Ärzte die nächsten Tage, was sie konnten: Neli hing permanent an Überwachungsgeräten, ein Kardiologe checkte ihr Herz, sie wurde umfangreich überwacht und permanent untersucht.
Schnelle Hilfe vom ADAC Ambulanz-Service
Mit dem ADAC Ambulanz-Service hatte ich noch am Gewitterabend Kontakt aufgenommen. Zum ersten Mal, dabei bin ich seit 1978 ADAC Mitglied. Ich war sehr überrascht, wie schnell und professionell alles klappte. Die Münchner Ärzte nahmen sofort Kontakt mit den Kollegen in Kroatien auf, übersetzten mir Diagnose und Zwischenstände. Die Anrufe erreichten mich teilweise auch am Abend. Das war sehr hilfreich: Ich spreche zwar recht gut Englisch, aber die medizinischen Fachausdrücke fehlen mir.
Als klar war, dass meine Frau nach Hause gebracht werden konnte, kümmerte sich der Ambulanz-Service um einen Transport. Außerdem organisierte der ADAC in der Wunschklinik Würzburg ein Bett .
In der Heimat angekommen, untersuchten die Ärzte meine Frau weiter und versorgten sie, später hatte ich noch Kontakt zu einem Experten aus dem Zentrum für Blitzopfer in Regensburg. Da die Chance, vom Blitz getroffen zu werden, bei ca. 1:20 Millionen liegt, kennen sich nur wenige Experten mit solchen Verletzungen aus. Sicher ist, dass Spätschäden nicht ausgeschlossen sind.
Der ADAC ist bei Fragen für Sie da!
Ohne ausreichenden Versicherungsschutz kann die medizinische Versorgung im Ausland sehr teuer werden. Daher empfehlen sowohl das Auswärtige Amt als auch die gesetzlichen Krankenkassen Reisenden, mit einer privaten Auslandskrankenversicherung vorzusorgen.
Fragen Sie nicht den Hotelportier – fragen Sie uns!
Damit im Fall des Falles schnell reagiert werden kann, gewährleistet der ADAC Ambulanz-Service eine Erreichbarkeit rund um die Uhr. Verletzte und Erkrankte, die im Besitz eines gültigen ADAC Auslandskrankenschutzes sind, werden gebeten, sich unmittelbar nach einer Erkrankung, Verletzung oder Aufnahme im Krankenhaus bzw. einer Notfallambulanz unter +49 89 76 76 76 zu melden, damit eine zeitnahe Beratung und Einleitung von weitergehenden Maßnahmen erfolgen kann.
Zudem hilft die Telefon-Hotline des ADAC Ambulanz-Informationsservices unter +49 89 76 76 77 weiter, nennt deutsch- und englischsprachige Ärzte und Krankenhäuser in der Nähe des Reiseziels. Sie erreichen uns auch per Mail: reisemedinfo@adac.de oder Fax +49 89 76 76 36 77.
Der Unfall liegt nun einige Monate zurück, und meiner Frau geht es erstaunlich gut. Dennoch ist weder das Trommelfell zusammengewachsen, noch sind die Brandwunden verheilt. Oft hat meine Frau das Gefühl, schlechter sehen zu können.
Aber ganz langsam erholt sich Neli. Wir gehen einen Schritt nach dem anderen und sind sehr optimistisch. Wir planen sogar unsere nächste Reise: Wir wollen mit dem Auto eine lange Fahrt über Bulgarien und die Türkei nach Südost-Asien machen. Bei Gewitter sind wir allerdings beide noch etwas unruhig. Das war ein sehr einschneidendes Erlebnis."