Sozialreferentin Johanna Schöler kümmert sich um das Wohlbefinden beim ADAC
Johanna Schöler ist seit 2006 beim ADAC in München. Seit zehn Jahren kümmert sie sich als Sozialreferentin um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen es körperlich oder psychisch schlecht geht. Die 47-Jährige berichtet, was ihren Job ausmacht.
Als Sozialreferentin beim ADAC München bin ich – gemeinsam mit meinen vier Kolleginnen – Ansprechpartnerin für ungefähr 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Zentrale des ADAC in München, für die Gelben Engel sowie die Luftrettung und die Pannenhilfe im ganzen Bundesgebiet.
Wir begleiten die Kolleginnen und Kollegen nicht nur bei psychischen Problemen nach Todesfällen, Trennungen oder anderen Schicksalsschlägen, sondern auch, wenn körperliche Erkrankungen und schwierige Heilungsverläufe anstehen, Rehamaßnahmen oder Wiedereingliederungen notwendig sind. Egal, ob es um eine Stressbelastung im Job geht oder ob eine belastende private oder persönliche Situation besteht – wir sind für alle Belange da und versuchen, allen ganz individuell zu helfen.
Individuelle Probleme brauchen angepasste Lösungen
Die Gründe, aus denen jemand unsere Hilfe sucht, sind so unterschiedlich wie die Betroffenen selbst. Das macht den Job so facettenreich. Zuerst führen wir Gespräche – telefonisch oder vor Ort –, suchen nach Entlastungsmöglichkeiten und versuchen, mit den Mitarbeitenden individuelle Wege zu finden, um eigene Ressourcen auszuloten. Das ist das Spannende an dieser Aufgabe: Es gibt keine Standardlösung.
Wir unterstützen auch organisatorisch – etwa bei Antragsverfahren, zum Beispiel für eine Reha, oder helfen bei der Suche nach einem Therapieplatz. Das hat oft einen zweifachen Effekt: Wir entlasten so die Betroffenen, die ja ohnehin zumeist schon kräftemäßig am Limit sind, außerdem bekommen sie durch unsere Intervention häufig tatsächlich schneller Termine in den vielfach überlasteten Praxen.
Alle dürfen sich Hilfe holen
Meine Kolleginnen und ich sind aber nicht nur Ansprechpartnerinnen für die Mitarbeitenden, sondern auch für deren Führungskräfte. Diese fragen unser Team beispielsweise um Rat, wenn sie vermuten, dass jemand Probleme hat oder an seine Grenzen stößt. Auch hier gilt absolute Verschwiegenheit. Dass wir der gesetzlichen Schweigepflicht unterliegen, hat sich im ganzen ADAC herumgesprochen: Alle Gespräche sind absolut vertraulich.
Mein beruflicher Werdegang beim ADAC
Ich bin jetzt seit zehn Jahren als Sozialreferentin tätig. Studiert habe ich Sozialwesen (Soziale Arbeit und Sozialpädagogik). Beim ADAC arbeite ich seit 2006, damals habe ich im Case Management Unfallversicherung angefangen. Ich mochte auch diesen Bereich und die Aufgaben sehr. Schön ist bei meinem aktuellen Job aber die Abwechslung – das Aufgabenfeld ist etwas breiter. Und ich empfinde es als eine sehr wichtige, verantwortungsvolle Aufgabe. Unsere Fallzahlen bestätigen, dass der Bedarf da ist: Im vergangenen Jahr hatten meine Kolleginnen und ich nahezu 450 Fälle.
Um den Herausforderungen dieser Aufgabe gewachsen zu sein, bin ich froh über die Unterstützung, die unser Case Management in Form von Supervision durch externe Psychologen und Fortbildungen – individuell und fürs Team – erhält. Dabei können wir über unsere Arbeit sprechen, denn manche Begegnung, manches Problem wirkt lange nach und kann auch uns an die Grenzen führen. Der ADAC unterstützt uns, damit wir die Arbeit in dieser Qualität gut durchführen können. Beim Arbeiten mit den Herausforderungen anderer gut auf sich selbst zu achten, finde ich wichtig. Sport ist für mich ein toller Ausgleich, und die Zeit mit meiner Familie genieße ich sehr.
Viel positives Feedback für verantwortungsvolle Aufgaben
Da es den Bereich Sozialberatung bereits seit etwa 25 Jahren beim ADAC gibt, kennen uns inzwischen sehr viele und wissen auch, bei welchen Fragestellungen wir helfen können. Grundsätzlich raten wir dazu, dass Betroffene frühzeitig kommen, etwa weil sie Veränderungen an sich bemerken: Ein typischer Fall ist, wenn jemand feststellt, dass er sich schlechter konzentrieren kann, nicht mehr so leistungsfähig ist oder schlecht schläft. Das können bereits Anzeichen einer Überlastung oder beginnenden Depression sein. Aber wir helfen natürlich auch bei jeder anderen Krankheit und begleiten den Heilungsverlauf – vom Herzinfarkt bis zu orthopädischen Problemen.
Das Feedback ist entsprechend positiv: Wir spüren viel Dankbarkeit für unsere Arbeit, das freut uns sehr. Es gehört zu unserer Grundphilosophie, dass wir jeden mit Respekt behandeln. Egal mit welcher Thematik jemand auf uns zukommt, wir vermitteln Verständnis dafür, dass er oder sie diese Situation ganz individuell erlebt. Dem geben wir Raum. Und das spüren auch diejenigen, für die wir unsere Arbeit machen.
Text: Claudia Götz Fotos: Markus Hirner