Aufgebrochenes Magengeschwür in Kroatien: So half der ADAC
Ein Zwölffingerdarmgeschwür wäre dem Rosenheimer Heinz Bier in Kroatien beinahe zum Verhängnis geworden. Warum neben dem begleiteten Rücktransport die Anrufe des ADAC Ambulanz-Service so wichtig waren, erzählt seine Ehefrau Patrizia hier.
Es passierte kurz vor Ende der ersten Woche unseres Kroatien-Urlaubs. An einem Mittwoch waren wir mit Freunden auf dem Weg von Dubrovnik nach Split. Dort wollten wir am Samstag ein Schiff übernehmen und einige Tage in den Kornaten segeln.
Symptome deuten auf schwere Erkrankung
Nach dem Abendessen ging es meinem Mann schlecht. Erst vermuteten wir eine Fischvergiftung. Auch den am Donnerstag folgenden Teerstuhl erklärte mein Mann sich erst mit "Tinte vom Oktopus". Dabei ging es ihm immer schlechter. Er war kaltschweißig, der Kreislauf drohte zusammenzubrechen, es war offensichtlich, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Daher fuhr ich ihn in das nächste Medical-Center nach Trogir. Dort verwiesen uns die Ärzte an die Uniklinik in Split, eine halbe Autostunde weiter.
In Split wurde mein Mann sofort in der Notaufnahme behandelt und in die Gastroenterologie-Abteilung verlegt. Die Diagnose lautete: unentdecktes, aufgebrochenes Zwölffingerdarmgeschwür. Er hatte bereits fast zwei Liter Blut verloren und als Folge einen Volumenmangelschock. Das kann schnell gefährlich werden.
Ohne Narkose untersucht
Ich war erleichtert, dass es nun eine Diagnose gab und mein Mann schnell behandelt wurde. Sein Magen wurde gespiegelt und das blutende Geschwür zugeklammert – ohne Narkose. Die ist bei solchen Eingriffen in Kroatien nicht üblich. Er sagte mir später, dass er extreme Schmerzen gehabt habe, als das blutstillende Adrenalin eingespritzt wurde. Ich saß derweil vor der Tür des Behandlungszimmers. Draußen auf dem Flur klang alles schrecklich, ich musste mir teils die Ohren zuhalten, da ich es kaum ertrug, ihn zu hören.
Nach dieser Operation wurde mein Mann auf die Intensivstation verlegt, die im Vergleich zur Normalstation hygienisch und fachlich top war.
Nach diesem Tag war ich extrem angespannt und erschöpft. Ich machte mir große Sorgen um meinen Mann, denn ich kenne das hohe Nachblutungsrisiko. In der Nacht überlegte ich, wie ich ihn nach Hause bekommen könnte und wie wir die nächsten Schritte überhaupt bezahlen sollten. Außerdem belastete es mich, dass wir unseren Freunden den Urlaub verdorben hatten und es keinen gemeinsamen Segeltörn geben würde.
Unterlagen ins Hotel gefaxt
Dann fiel mir der ADAC ein, der uns auf unseren Motorradreisen und Urlaubsfahrten immer geholfen hatte. Wir haben seit einer Nordkap-Tour auch den Auslandskrankenschutz. Ich rief Freitagmorgen beim ADAC Ambulanz-Service in München an, und es lief sofort problemlos: Die Ärzte in München dachten schnell an eine Rückholung und faxten mir umgehend Unterlagen ins Hotel, die ich meinem Mann ins Krankenhaus bringen konnte.
Allein das hat ihm gut getan. Er spürte, dass etwas passierte, dass es nach Hause geht. Auch mir halfen die Gespräche mit den deutschen ADAC Ärzten sehr. Jeden Tag telefonierte der ADAC mit uns und den Ärzten im Spliter Krankenhaus. Es gab uns Sicherheit und den wichtigen Rückhalt, den man in solch einer Ausnahmesituation braucht.
Hilfe aus München
Die Ärzte im kroatischen Krankenhaus waren sofort viel zugänglicher, nachdem sie mit den deutschen Kollegen sprechen konnten. Neben der psychologischen Unterstützung half der ADAC Ambulanz-Service auch beim Übersetzen der Diagnosen und Behandlungen. Mein Englisch ist zwar nicht schlecht, reicht aber für solche Fachgespräche nicht aus.
Die Intensivversorgung in Split war sehr gut. Als mein Mann nach vier Tagen auf die reguläre Station verlegt wurde, zeigte sich aber, dass in Kroatien ein anderer Standard gilt: Er lag mit mehreren anderen Patienten in einem kleinen Zimmer. Es gab nur eine Dusche und eine Toilette auf dem Gang für die ganze Station. Handtücher, Gläser und Wasser müssen die Angehörigen bringen, und die Corona-Prophylaxe wird in Kroatien anders gehandhabt als in Deutschland. Das war alles nicht so schön.
Krankentransport startete Mittwoch
Der ADAC kümmerte sich inzwischen um eine schnelle Rückholung. Nachdem die kroatischen Ärzte am Montagnachmittag die Transportfähigkeit bestätigt hatten, organisierte der Ambulanz-Service einen Krankenwagen in Österreich, der auf der Fahrt eine Ärztin aus Slowenien mitnahm. Das Team erreichte, wie versprochen, am Mittwochvormittag Split.
Die Rückfahrt begann sofort: Der Krankenwagen fuhr vorweg, ich folgte mit unserem Auto. Bis zum Karawanken-Tunnel konnte ich dranbleiben. Aber den Stau vor der Röhre durchbrach der Krankenwagen mit seinem Blaulicht und fuhr mir davon. Das war schon etwas bedrückend. Trotzdem erreichte ich das Krankenhaus in unserer Heimatstadt Rosenheim am Abend nur eine Viertelstunde später als der Krankenwagen. Die insgesamt 900 Kilometer habe ich allein am Steuer gut geschafft, während mein Mann auf der Trage im Krankenwagen lag, ein Hörbuch hörte, schlief und döste.
Die Betreuung durch das Team war großartig und wohltuend, alle waren ausgesprochen nett und fürsorglich. Mein Mann erzählte mir später, dass er nur im Karawanken-Tunnel etwas Bluthochdruck hatte, da dort mit Blaulicht in der einspurigen Röhre auch flott überholt wurde.
Magenspiegelung mit Narkose
Inzwischen geht es meinem Mann besser. Es laufen die Nachuntersuchungen, um zu kontrollieren, ob alles verheilt ist. Das passiert auch mit einer Magenspiegelung, aber diesmal mit Narkose.
Wenn weiter alles gutgeht, holen wir den Segeltörn im kommenden Jahr nach. Dass das möglich sein wird, ist mit ein Verdienst der vielen Menschen, die uns in dieser Zeit begleitet haben. Bei ihnen allen möchten wir uns bedanken.