Törn abgebrochen: ADAC holt erkrankten Segler aus Kroatien
Geplant war ein zweiwöchiger Segeltörn mit Freunden in Kroatien. Für den Münchner Harald D. aber endete die Reise schnell mit einem schmerzhaften Bandscheibenvorfall. Der ADAC konnte ihn aus seiner Notlage retten.
Mit einem VW Bus brach der 64-jährige Harald D. gemeinsam mit Freunden von München nach Istrien auf, wo das gecharterte Segelboot in einer Marina wartete. Gleich am Tag darauf wollte die Crew die Leinen lösen und für zwei Wochen in See stechen. Eine Warnung vor der Bora, dem manchmal orkanartigen Wind in der Region, machte der Gruppe jedoch einen Strich durch die Planung. "Das wollten wir uns ersparen", erzählt Harald D., und so verschoben die Freunde das Auslaufen um einen Tag.
Schmerzen statt zwei Wochen Segeln
Die Crew entschied sich, für die erste Tagesetappe den Limskj-Kanal anzusteuern und in einer Marina festzumachen. Harald D. plagten da bereits seit Stunden starke Rückenschmerzen, die während der Fahrt immer schlimmer wurden. Aufrechtes Gehen war für den Münchner irgendwann nicht mehr möglich, die extremen Schmerzen hielten zu diesem Zeitpunkt bereits über 24 Stunden an. Ein schwerer Bandscheibenvorfall kündigte sich an.
Eine Spritze, aber keine echte Hilfe
Im Limskj-Fjord angekommen, rief Harald D. einen Notarzt. Hier gibt es nur ein Hotel und ein Restaurant. Zwei Sanitäter und ein Arzt erreichten schließlich das Schiff und untersuchten den Münchner. Das Resultat war für Harald D. ernüchternd. Zwar bekam er eine schmerzstillende Spritze, doch mehr könne der Arzt nicht für ihn tun. D. müsse selbst in die Klinik nach Pula fahren, eine gute Autostunde entfernt. Da er kein lebensbedrohender Notfall sei, könnten die angerückten Sanitäter ihn nicht mitnehmen.
Der Hotelmanager in der Marina unterstützte D. in seiner Not und rief ein Großraum-Taxi, auf dessen Rückbank sich der Münchner legen konnte. So überstand er die lange Autofahrt in die Klinik in Pula. Dort organisierte der Taxifahrer erst mal einen Rollstuhl für den 64-Jährigen und brachte ihn in die überfüllte Notaufnahme. "Hier warteten bestimmt 50 kranke oder verletzte Menschen auf den Arzt", schildert D. die Situation.
Aus dem Rollstuhl gerutscht
Nach einigen Stunden qualvollen Wartens rutschte Harald D. aus dem Rollstuhl auf den Boden. Da erst legte ihn das Krankenhaus-Personal auf eine Trage und brachte ihn in eine Art Großraum-Behandlungszimmer. "Dort lagen viele Patienten, Ärzte und anderes Personal liefen kreuz und quer hin und her. Es war furchtbar."
Eine Infusion mit Schmerzmitteln brachte kurzzeitig Linderung, untersucht wurde der 64-Jährige aber nicht. Kurz vor Mitternacht brachte ein Angestellter zusammen mit einer Rechnung einen Zettel, auf dem die Diagnose vermerkt war: Lumbago, Hexenschuss. Die aufgebrauchte Infusion wurde entfernt, D. mit wenigen Worten und mitten in der Nacht vor die Klinik-Tür gesetzt. Er müsse in die nächste Klinik nach Rijeka, in Pula könne für ihn nichts getan werden.
Im Taxi nach Villach?
Noch immer plagten den Münchner Schmerzen. Um auf das gerufene Taxi warten zu können, musste er sich auf die Klinikmauer legen. Das Taxi brachte ihn gegen 2 Uhr nachts zurück zu seinem Schiff im Limskj-Kanal. Nach einer schweren Nacht überlegte D. mit seinen Freunden, was zu tun sei. Die lange Fahrt nach Rijeka war ausgeschlossen: "Diese Strapaze hätte ich im Taxi kaum überstanden. Außerdem wäre der gleiche Zirkus von vorne losgegangen." In seiner Not erwog der 64-Jährige sogar eine Taxifahrt nach Villach in Österreich. Dann fiel ihm der ADAC ein.
ADAC Ambulanz-Service eingeschaltet
Bereits einige Jahre zuvor hatte Harald D. auf einer Thailand-Reise sehr gute Erfahrungen mit dem ADAC Ambulanz-Service gemacht. Er musste damals mit einer schweren Lebensmittelvergiftung in eine Klinik. Dort umsorgte ihn Englisch sprechendes Personal, er wurde untersucht und im Einzelzimmer behandelt. "In Phuket kümmerte sich ein Pfleger um alles, Auslandskrankenschutz und ADAC Clubkarte reichten." Er selbst musste nichts veranlassen, alle nötigen Abstimmungen mit dem ADAC übernahm das Personal. Nach zwei Tagen verließ D. damals das Krankenhaus – mit einem klinikeigenen Taxi.
Auch in Kroatien wählte er nun die ADAC Auslandsnotrufnummer +49 89 76 76 76. Sofort versprach der ADAC Ambulanz-Service, sich zu kümmern. Für eine Transportentscheidung benötigte der ADAC Arzt eine genaue Diagnose. D. mailte die Unterlagen aus dem Krankenhaus Pula umgehend nach München.
Weitere Schmerzspritze
Der Ambulanz-Service begann sofort mit der Organisation des Rücktransportes. Ein Team aus Zell am See, zwei Sanitäter, ein Arzt samt Krankenwagen, stand 48 Stunden nach dem ersten Anruf vor dem Hotel, in das der Münchner inzwischen eingecheckt hatte. Seine Freunde hatten auf seinen Wunsch den Segeltörn fortgesetzt: "Ich krabbelte auf allen Vieren herum, und die Crew konnte das Schiff nicht nutzen", begründet D. seine Entscheidung. Die Nacht überstand der Patient mit einer weiteren Schmerzspritze durch einen privaten Arzt.
Tags darauf trugen die Sanitäter D. nach einer Erstversorgung im Hotelzimmer auf einer Trage in den Krankenwagen und brachen Richtung Norden auf. "Nach gut sechs Stunden erreichten wir die Klinik in München, in der ein Bett für mich bereitstand." Während der Blaulicht-Fahrt über die Autobahn bekam der Münchner weiter starke Schmerzmittel: "Ich war die ganze Zeit im Dämmerschlaf." Zwei Tage später operierten Münchner Ärzte erfolgreich.
Reibungslos organisiert
"Dieser Rücktransport war die einzige Chance, das Drama zu überstehen. Zu diesem Rücktransport gab es keine Alternative", glaubt Harald D. und ist heute "heilfroh, dass es klappte." Rückblickend ist der 64-Jährige von den Zuständen in Kroatiens Krankenhäusern erschüttert, aber auch überrascht von der reibungslosen Organisation des Rücktransportes durch den ADAC.