So fühlt es sich an, Menschen in Corona-Zeiten nach Hause zu bringen

ADAC Blog

Ein Patient wird in den ADAC Flieger eingeladen
Der ADAC Ambulanz Service bringt im Ausland erkrankte Mitglieder und Versicherte wieder nach Hause© ADAC/Gunnar Knechtel

Dimitrios Tsiktes ist Leiter des ADAC Ambulanz-Service in München und erzählt, wie kompliziert es ist, im Ausland erkrankten Mitgliedern und Versicherten während der Corona-Krise zu helfen.

Dimitrios Tsiktes ist Leiter des ADAC Ambulanz-Service in München© ADAC SE

Die Corona-Krise stellt uns beim ADAC Ambulanz-Service vor immense Herausforderungen, denn der Rücktransport eines im Ausland schwer erkrankten Mitglieds oder Versicherten ist aktuell viel komplizierter, als man denken mag. Es gibt je nach Land unterschiedliche Hygienevorschriften, strenge Quarantäneregeln, dazu Vorgaben in deutschen Krankenhäusern, und natürlich müssen wir den bestmöglichen Schutz unserer Crews und Ärzte sicherstellen.

Wie aufwendig und nervenzehrend die Organisation eines Rücktransports in Corona-Zeiten für unser ganzes Team ist, zeigt das Beispiel einer Patientin in Südafrika: Am 17. März erkrankte Susanne P. (Name von der Redaktion geändert) auf einer Südafrika-Reise mit ihrem Ehemann schwer. Eine Operation ist lebensnotwendig, sie soll auf Wunsch der Patientin und auf Empfehlung des behandelnden Arztes in Kapstadt in Deutschland stattfinden.

Mit dem ADAC Ambulanz-Service von Südafrika nach Deutschland

Zwei Wochen später, am 30. März, wird Susanne P. für transportfähig erklärt, das heißt, sie könnte mit einem Ambulanz-Flugzeug nach Deutschland zurückgebracht werden. Die Flugdisposition des ADAC Ambulanz-Service beginnt zusammen mit unserem Partner Aero-Dienst GmbH sofort mit der Organisation und Prüfung der verfügbaren Flüge. Die Lage ist kompliziert: Die weltweiten Lockdowns machen reguläre Flüge unmöglich.

Wir brauchen die Unterstützung der deutschen Botschaften in Südafrika und Kenia, um Landemöglichkeiten in Kapstadt und Nairobi zu bekommen. Außerdem müssen die Kollegen in der Planung wegen der strengen Quarantänevorschriften eine Übernachtungserlaubnis für die Ambulanz-Crew in Kapstadt einholen.

Flug von Kapstadt über Johannesburg, Nairobi, Athen nach Kassel

Die Genehmigungsverfahren führen zu Verzögerungen, und erst nach zweimaligem Umdisponieren der Flüge stehen im dritten Anlauf Route und Flugdaten. Am 11. April geht es von Kapstadt nach Johannesburg, dann weiter nach Nairobi und anschließend nach Athen.

Dort der nächste Umstieg in einen ADAC Learjet: Flug nach Kassel und Transfer ins Krankenhaus.

Ein ADAC Flieger auf dem Rollfeld
Der Learjet 60 des ADAC Ambulanz-Service© ADAC Ambulanz-Service

Der Transport verläuft optimal, am 12. April übernimmt ein Ärzteteam im Northeimer Klinikum Susanne P. in einem gesundheitlich stabilen Zustand. So viel Aufwand hat seinen Preis: 200.000 Euro kostete der komplette Rücktransport. Dazu kam noch der Preis für die Behandlung im Krankenhaus in Südafrika. Frau P. hat eine Auslandskrankenversicherung – zum Glück.

Unser Team war nach diesem organisatorischen Kraftakt rechtschaffen müde – und zu Recht auch etwas stolz.