Umfrage: Das nervt Fußgänger

Viele Fußgänger fühlen sich in ihrer Stadt nicht wirklich sicher ∙ Durch Anklicken des Vorschaubildes mit dem Play-Button werden Sie auf die Internetseite von YouTube weitergeleitet. Für deren Inhalte und Datenverarbeitung ist der jeweilige Seitenbetreiber verantwortlich. ∙ Bild: © dpa/Christoph Soeder

Unzulängliche Infrastruktur und mangelnde Rücksichtnahme: Eine ADAC Umfrage zeigt, was Fußgängerinnen und Fußgänger im Straßenverkehr am meisten nervt.

  • Nur die Hälfte fühlt sich sicher

  • Besonders unbeliebt: E-Scooter

  • Größter Frust bei mobilitätseingeschränkten Fußgängern

Eine Runde im Park flanieren, zum Supermarkt um die Ecke oder zur Bushaltestelle laufen: Zufußgehen ist die beliebteste Art der Fortbewegung. Das ergab eine Studie des Bundesverkehrsministeriums, der zufolge mehr als 80 Prozent der Deutschen gerne zu Fuß gehen. Durch eine groß angelegte Umfrage hat der ADAC jetzt ermittelt, was Fußgänger im Stadtverkehr besonders stört.

Nur die Hälfte der Fußgänger fühlt sich sicher

Zwei E-Scooterfahrer. fahren um einen Fußgänger
Viele Fußgänger sind von rücksichtslosen E-Scooter-Fahrern genervt © ADAC/Rasmus Kaessmann

"Wie sicher fühlen Sie sich, wenn Sie in Ihrer Stadt als Fußgänger unterwegs sind?" – Nur die Hälfte der Teilnehmenden beantwortete diese Frage positiv. Am schlechtesten schnitt hier die Stadt Köln ab, wo sich gerade einmal 37 Prozent wirklich sicher fühlen. Das beste Ergebnis erzielte Rostock mit immerhin 63 Prozent.

Zur Unzufriedenheit tragen bundesweit sowohl Mängel an der Infrastruktur als auch andere Verkehrsteilnehmer bei. So empfinden 48 Prozent der Fußgängerinnen und Fußgänger Menschen auf dem E-Scooter als besonders rücksichtslos. In Köln, Hamburg und Berlin sind es mit gut 60 Prozent sogar noch deutlich mehr. Radfahrende schneiden mit 45 Prozent etwas besser ab, gefolgt von Autofahrenden (30 Prozent) und anderen Fußgängern (24 Prozent).

Immer Ärger mit den anderen

Radfahrer und Fußgaenger am Odeonsplatz in München
Da geht's rund: Verkehrsgeschehen am Münchner Odeonsplatz © dpa/Sven Simon

Generell sorgt das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer in den Städten für Verdruss: Knapp zwei Drittel der Befragten fühlen sich gestört von Radfahrenden, die mit zu geringem Abstand überholen, sowie von Autofahrenden, die beim Abbiegen nicht auf Fußgänger achten. Ganze 62 Prozent ärgern sich, wenn Radfahrerinnen und Radfahrer unerlaubt auf dem Gehweg unterwegs sind. Radfahrende, die zu spät klingeln sowie Autofahrende, die Kreuzungen zuparken, nerven jeweils 60 Prozent.

Defizite bei der Infrastruktur

Ca. 20 Elektroroller abgestellt am Bahnhof im Frankfurt
Raumgreifend: Wild geparkte E-Scooter vor dem Frankfurter Hauptbahnhof © dpa/Daniel Kubirski

Auch die vorhandene Infrastruktur sorgt bei Fußgängern für Unmut. 53 Prozent der Befragten brüskieren sich etwa über auf dem Gehweg abgestellte E-Scooter und Fahrräder. 48 Prozent kritisieren Wege, die von Fußgängern und Radfahrenden gleichzeitig benutzt werden. Jeweils etwa 45 Prozent stören sich an schlecht einsehbaren Kreuzungen sowie fehlenden oder holprigen Gehwegen. Auch Ampeln mit zu kurzen Grünphasen sowie Unterbrechungen durch Mittelinseln werden von je 44 Prozent bemängelt.

Was mobilitätseingeschränkte Fußgänger bemängeln

Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, hat tendenziell noch stärker unter infrastrukturellen Defiziten zu leiden. Der Frust ist in dieser Gruppe besonders groß: Den schlechten Zustand von Gehwegen beklagen beispielsweise 60 Prozent der Mobilitätseingeschränkten gegenüber 44 Prozent der nicht Eingeschränkten. Auch zu kurze Grünphasen an Ampeln (63 Prozent), zu schmale Gehwege (59 Prozent) sowie eine unzureichende Bordsteinabsenkung (56 Prozent) sind speziell für mobilitätseingeschränkte Fußgängerinnen und Fußgänger vielerorts ein Problem.

So hat der ADAC untersucht

Mehr als 3200 Fußgängerinnen und Fußgänger ab 18 Jahren wurden vom 4. bis 28. August 2021 über ein Online-Panel zum Sicherheitsempfinden und häufigen Störfaktoren in ihrer Stadt befragt. Ausgewählt wurde pro Bundesland jeweils die Stadt mit den meisten Einwohnern. Pro Stadt wiederum beteiligten sich mindestens 200 Personen, die dort regelmäßig zu Fuß unterwegs sind.

ADAC Empfehlungen: Das können Städte für Fußgänger tun

  • Getrennte Rad- und Gehwege planen

  • Parallel geführte Radwege auch optisch gut vom Gehweg abtrennen

  • Ausreichend sichere Überquerungshilfen anbieten

  • Kreuzungen und Einmündungen zügig und sicher passierbar machen

  • Für gute Sichtbeziehungen sorgen und Sichthindernisse beseitigen

  • Gehwege und Kreuzungen barrierefrei gestalten

  • Für gute Beleuchtung der Gehwege sorgen und Schäden im Gehwegbelag zügig ausbessern

  • Abschnitte, die häufig von falsch geparkten Autos blockiert sind, regelmäßig kontrollieren, Parkverstöße ahnden und die Situation entschärfen

  • Die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer, auch der Fußgängerinnen und Fußgänger, gleichberechtigt bei der Stadtplanung einkalkulieren

  • Bei Planung von Tempo-30 auf Hauptstraßen, Verlagerungseffekte in Nebenstraßen berücksichtigen

  • Gegenseitiges Verständnis aller Verkehrsteilnehmer fördern durch Kampagnen

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Kati Thielitz
Redakteurin
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