Umfrage: Das nervt Fußgänger
Unzulängliche Infrastruktur und mangelnde Rücksichtnahme: Eine ADAC Umfrage zeigt, was Fußgängerinnen und Fußgänger im Straßenverkehr am meisten nervt.
Nur die Hälfte fühlt sich sicher
Besonders unbeliebt: E-Scooter
Größter Frust bei mobilitätseingeschränkten Fußgängern
Eine Runde im Park flanieren, zum Supermarkt um die Ecke oder zur Bushaltestelle laufen: Zufußgehen ist die beliebteste Art der Fortbewegung. Das ergab eine Studie des Bundesverkehrsministeriums, der zufolge mehr als 80 Prozent der Deutschen gerne zu Fuß gehen. Durch eine groß angelegte Umfrage hat der ADAC jetzt ermittelt, was Fußgänger im Stadtverkehr besonders stört.
Nur die Hälfte der Fußgänger fühlt sich sicher
"Wie sicher fühlen Sie sich, wenn Sie in Ihrer Stadt als Fußgänger unterwegs sind?" – Nur die Hälfte der Teilnehmenden beantwortete diese Frage positiv. Am schlechtesten schnitt hier die Stadt Köln ab, wo sich gerade einmal 37 Prozent wirklich sicher fühlen. Das beste Ergebnis erzielte Rostock mit immerhin 63 Prozent.
Zur Unzufriedenheit tragen bundesweit sowohl Mängel an der Infrastruktur als auch andere Verkehrsteilnehmer bei. So empfinden 48 Prozent der Fußgängerinnen und Fußgänger Menschen auf dem E-Scooter als besonders rücksichtslos. In Köln, Hamburg und Berlin sind es mit gut 60 Prozent sogar noch deutlich mehr. Radfahrende schneiden mit 45 Prozent etwas besser ab, gefolgt von Autofahrenden (30 Prozent) und anderen Fußgängern (24 Prozent).
Immer Ärger mit den anderen
Generell sorgt das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer in den Städten für Verdruss: Knapp zwei Drittel der Befragten fühlen sich gestört von Radfahrenden, die mit zu geringem Abstand überholen, sowie von Autofahrenden, die beim Abbiegen nicht auf Fußgänger achten. Ganze 62 Prozent ärgern sich, wenn Radfahrerinnen und Radfahrer unerlaubt auf dem Gehweg unterwegs sind. Radfahrende, die zu spät klingeln sowie Autofahrende, die Kreuzungen zuparken, nerven jeweils 60 Prozent.
Defizite bei der Infrastruktur
Auch die vorhandene Infrastruktur sorgt bei Fußgängern für Unmut. 53 Prozent der Befragten brüskieren sich etwa über auf dem Gehweg abgestellte E-Scooter und Fahrräder. 48 Prozent kritisieren Wege, die von Fußgängern und Radfahrenden gleichzeitig benutzt werden. Jeweils etwa 45 Prozent stören sich an schlecht einsehbaren Kreuzungen sowie fehlenden oder holprigen Gehwegen. Auch Ampeln mit zu kurzen Grünphasen sowie Unterbrechungen durch Mittelinseln werden von je 44 Prozent bemängelt.
Was mobilitätseingeschränkte Fußgänger bemängeln
Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, hat tendenziell noch stärker unter infrastrukturellen Defiziten zu leiden. Der Frust ist in dieser Gruppe besonders groß: Den schlechten Zustand von Gehwegen beklagen beispielsweise 60 Prozent der Mobilitätseingeschränkten gegenüber 44 Prozent der nicht Eingeschränkten. Auch zu kurze Grünphasen an Ampeln (63 Prozent), zu schmale Gehwege (59 Prozent) sowie eine unzureichende Bordsteinabsenkung (56 Prozent) sind speziell für mobilitätseingeschränkte Fußgängerinnen und Fußgänger vielerorts ein Problem.
So hat der ADAC untersucht
Mehr als 3200 Fußgängerinnen und Fußgänger ab 18 Jahren wurden vom 4. bis 28. August 2021 über ein Online-Panel zum Sicherheitsempfinden und häufigen Störfaktoren in ihrer Stadt befragt. Ausgewählt wurde pro Bundesland jeweils die Stadt mit den meisten Einwohnern. Pro Stadt wiederum beteiligten sich mindestens 200 Personen, die dort regelmäßig zu Fuß unterwegs sind.
ADAC Empfehlungen: Das können Städte für Fußgänger tun
Getrennte Rad- und Gehwege planen
Parallel geführte Radwege auch optisch gut vom Gehweg abtrennen
Ausreichend sichere Überquerungshilfen anbieten
Kreuzungen und Einmündungen zügig und sicher passierbar machen
Für gute Sichtbeziehungen sorgen und Sichthindernisse beseitigen
Gehwege und Kreuzungen barrierefrei gestalten
Für gute Beleuchtung der Gehwege sorgen und Schäden im Gehwegbelag zügig ausbessern
Abschnitte, die häufig von falsch geparkten Autos blockiert sind, regelmäßig kontrollieren, Parkverstöße ahnden und die Situation entschärfen
Die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer, auch der Fußgängerinnen und Fußgänger, gleichberechtigt bei der Stadtplanung einkalkulieren
Bei Planung von Tempo-30 auf Hauptstraßen, Verlagerungseffekte in Nebenstraßen berücksichtigen
Gegenseitiges Verständnis aller Verkehrsteilnehmer fördern durch Kampagnen