Luftverschmutzung: EU beschließt niedrigere Feinstaub- und NO₂-Grenzwerte

Ein BMW 530d auf dem Abgasprüfstand
Schadstoffmessung beim ADAC: Autos müssen sauberer werden© ADAC/Jens Küsters

Die EU will die Luftqualität in Städten verbessern. Deshalb hat sie jetzt schärfere Grenzwerte beschlossen. Drohen neue Fahrverbote?

  • Die aktuellen Grenzwerte werden fast überall eingehalten

  • Bis 2030 soll die Luftqualität in der EU deutlich besser werden

  • ADAC fordert Schadstoff-Vermeidung schon am Auspuff

Noch 2016 wurden die Grenzwerte für Stickstoffdioxid in 90 Städten überschritten. Das hat sich geändert: 2023 waren nur noch zwei Messstationen über dem Limit, nämlich an der Landshuter Allee in München und in der Kruppstraße in Essen. Die Gründe für diesen Fortschritt sind vielfältig: Es gab oder gibt Einfahrbeschränkungen für Diesel-Fahrzeuge, zuletzt in München, wo 2023 Fahrverbote für ältere Diesel-Modelle angeordnet wurden.

Neue Diesel sind sauberer als noch vor wenigen Jahren, und auch der gestiegene Marktanteil von Benzinern dürfte zum positiven Trend beigetragen haben. Der Anteil von E-Autos am Bestand ist dagegen noch zu gering, um messbare Verbesserungen zu bringen.

Und auch bei der NO₂-Belastung geht der Trend in die richtige Richtung: 2016 wurde an fast 60 Prozent der städtisch-verkehrsnahen Messtationen der Grenzwert gerissen, 2023 nur noch bei einem halben Prozent.

Grenzwerte: EU beschließt deutliche Verschärfung

Allerdings: Künftig werden wieder mehr Städte die Grenzwerte überschreiten. Nicht, weil die Luft schlechter, sondern weil die Grenzwerte in der EU schärfer geworden sind. So soll die Zahl von etwa 300.000 vorzeitigen Todesfällen, die laut EU auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind, reduziert werden.

Dafür wird der Jahresgrenzwert für Partikel mit einem Durchmesser unter 2,5 µg bis 2030 um mehr als die Hälfte gesenkt, nämlich von 25 auf 10 µg pro Kubikmeter. Damit nähern sich die Vorgaben auf EU-Ebene den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an, setzen sie aber nicht komplett um. Die WHO empfiehlt nur noch 5 Mikrogramm, also ein Fünftel des derzeit erlaubten und die Hälfte des ab 2030 in der EU geltenden Wertes.

Die Leitlinien der WHO und die Grenzwerte der EU

Luftschadstoff

WHO 2021

aktueller EU-Grenzwert

EU-Grenzwert ab 2030

Stickstoffdioxid

10 µg/m³

40 µg/m³

20 µg/m³

PM 2,5

5 µg/m³

25 µg/m³

10 µg/m³

PM 10

15 µg/m³

40 µg/m³

20 µg/m³

Jahresmittelwerte

Nicht nur Dieselfahrzeuge betroffen

Die höheren Luftqualitätsstandards in der EU dürften neue Anstrengungen in Europas Städten notwendig machen, um die Grenzwerte einhalten zu können. Betroffen sein werden diesmal allerdings nicht nur Dieselfahrzeuge, wie es bislang wegen zu viel Feinstaub und NO₂ in der Luft der Fall war. So verursacht beispielsweise auch Reifen- und Bremsenabrieb Feinstaub – ganz unabhängig von der Antriebsvariante. Und auch private Kamine, Landwirtschaft und Industrie tragen wesentlich zur Luftverschmutzung bei.

ADAC: Fahrverbote vermeiden

Wichtig aus ADAC Sicht: Die Luft muss sauberer werden. Und mobilitätsbeschränkende Maßnahmen, also vor allem Fahrverbote, sollten das letzte Mittel sein, um Grenzwerte einzuhalten. Der ADAC setzt sich deshalb für technische Lösungen an der Quelle ein, Fahrzeuge sollten also von vornherein möglichst emissionsarm sein, sowohl was die Abgase angeht als auch beim Reifenabrieb. Vor allem bei Letzterem gibt es für die Produzenten noch viel zu tun, schließlich müssen Umweltschutz und Sicherheit unter einen Hut gebracht werden.

Der Gesetzgeber darf die Verbraucherinnen und Verbraucher aber auch nicht überfordern, so der ADAC. Schließlich wirken sich strenge Emissionsgrenzwerte, wie sie etwa von der Abgas-Norm Euro 7 gesetzt werden, nur auf Neufahrzeuge aus.

Mit Material von dpa

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