ADAC Tourismusstudie: Reiseverhalten im Wandel

Glückliche Frau mit Strohhut springt am Strand in die Luft
Urlaubsfreude: Die Reiselust der Deutschen ist krisenfest, das eigene Land noch beliebter geworden © iStock.com/FredFroese

Urlaub im eigenen Land und mit dem Auto wird beliebter, problemlose An- und Abreise wichtiger und das Budget teilweise geringer: Die ADAC Tourismusstudie 2023 zeigt, wie sich das Reiseverhalten der Deutschen durch die Krisen verändert.

  • Reiselust ist krisenfest, aber mehr Menschen müssen sparen

  • Wichtig sind flexible Stornobedingungen

  • Workation könnte zum Trend werden

Das Reiseverhalten der Deutschen normalisiert sich wieder, aber drei Krisenjahre haben Spuren hinterlassen – so lautet das Fazit der ADAC Tourismusstudie 2023, für die bundesweit über 5000 Menschen ab 18 Jahren im Dezember 2022 in Online-Interviews befragt wurden. Die Untersuchung, angesichts der abklingenden Pandemie und neuer globaler Krisen, folgte auf eine Befragung Ende 2020 vor dem Hintergrund der Corona-Maßnahmen.

2022 entwickelte sich das Reiseverhalten wieder in Richtung Vorkrisenniveau: 68 Prozent der Deutschen haben eine Urlaubsreise unternommen (nach 51 Prozent 2020 und 61 Prozent 2021). Auch die Zahlen der Kurz- und längeren Reisen sowie der Übernachtungen erreichen weitestgehend wieder die Werte von 2019.

Deutschland: 10 Prozentpunkte Plus

Der Anteil der Auslandsreisen steigt zwar 2022 wieder an (43 Prozent in Europa, 12 außerhalb Europas). Aber Deutschland als Urlaubsziel profitiert auch nach dem Wegfall der meisten Einschränkungen noch vom Zuwachs in Corona-Zeiten. Es bleibt mit einem Anteil von 45 Prozent rund 10 Prozentpunkte über dem Vorkrisenniveau.

Zudem sprechen die Daten der Studie dafür, dass sich dieser Effekt (auch bei neuen Krisen) nachhaltig einstellen könnte: 42 Prozent der Befragten geben an, dass Urlaub in Deutschland angesichts der aktuellen Herausforderungen weiter an Bedeutung gewinnt. 32 Prozent haben Deutschland als Urlaubsziel während der Pandemie schätzen gelernt und möchten auch künftig dort Urlaub machen.

Jeder Zweite fährt mit dem Auto in den Urlaub

Dazu passt auch die Entwicklung der Verkehrsmittel: Das für Reisen innerhalb Deutschlands besonders relevante Auto steigert seinen Anteil und bleibt als häufigstes Hauptverkehrsmittel für die Anreise mit 50 Prozent weiter über dem Vorkrisenniveau von 2019 (6 Prozentpunkte plus). Das Flugzeug (27 Prozent) hat hingegen 8 Prozentpunkte Anteil verloren. Die Bahn hat ihren Anteil um 3 Prozentpunkte gesteigert. Bus, Schiff und Wohnmobil blieben nahezu gleich.

Es werden wieder häufiger Pauschalreisen für den Haupturlaub unternommen (27 Prozent 2022 gegenüber 19 Prozent 2020). In der Pandemie gewannen Individualreisen an Beliebtheit, der Trend scheint sich fortzusetzen: Diese Reiseform macht mit 71 Prozent nach wie vor den Löwenanteil aus und bleibt über Vorkrisenniveau (2019: 65 Prozent). Die Anteile der Urlaubsarten pendeln sich auf die Werte früherer Jahre ein, Badeurlaub ist mit 33 Prozent nach wie vor am beliebtesten.

Reiselust steigt, Sicherheitsbedürfnis wächst

Knapp zwei Drittel der Deutschen planen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Urlaubsreise im Jahr 2023. Die Krisenjahre haben Reisen wieder zu etwas Besonderem gemacht: Jeder Dritte geht davon aus, dass sich sein Urlaubsbedürfnis gegenüber dem Vorjahr noch weiter steigern wird.

Die Krisen der letzten Jahre haben aber auch den Wunsch nach Sicherheit auf Reisen verstärkt: Bei den Entscheidungsfaktoren für eine Buchung ist allen voran eine unkomplizierte und störungsfreie An- und Abreise für 71 Prozent der Befragten sehr wichtig. Die Einhaltung von Hygienestandards und flexible Stornierungsmöglichkeiten sind für rund 55 Prozent entscheidend. Auch die politische Stabilität am Urlaubsort – etwa demokratische Standards und Distanz zu Konfliktherden – hat für jeden Zweiten eine hohe Bedeutung.

Kosten- und Qualitätsfaktoren (zum Beispiel günstiges Reisen oder überdurchschnittliche Qualität beim Service) sind für etwa 45 bis 50 Prozent der Reisenden wichtig, rangieren aber hinter den Sicherheitsaspekten.

Angesichts des hohen Stellenwerts einer störungsfreien An- und Abreise, die in Zeiten von Flugchaos, Bahnverspätungen und Urlaubsstaus bei kaum einem Verkehrsmittel gesichert ist, erweisen sich laut ADAC Studie flexible Buchungs- und Stornierungsmöglichkeiten und verlässliche aktuelle Reiseinformationen als besonders wichtig.

Natur am Urlaubsort wichtig

Eine intakte Natur vor Ort ist laut ADAC Studie einer der wichtigsten Buchungsfaktoren: Für 60 Prozent der Befragten gilt dies. Auf den letzten Plätzen der Entscheidungskriterien für eine Buchung rangieren jedoch bislang Eigenschaften wie der CO₂-Fußabdruck der Reise, soziale Nachhaltigkeit (z.B. faire Arbeitsbedingungen), ökonomische Nachhaltigkeit (beispielsweise, dass es sich bei der Urlaubsunterkunft nicht um ein Spekulationsobjekt handelt) oder das Angebot von nachhaltigen Lebensmitteln in der Unterkunft.

Ebenso scheint die Bereitschaft, einen moderaten Aufpreis für nachhaltige Zusatzleistungen zu zahlen, gering ausgeprägt – vorsichtig geschätzt, würden dies lediglich 5 bis 10 Prozent der Befragten tun.

Nachhaltigkeit wird von den Reisenden zwar gewünscht und geschätzt, ist aber laut Studie kein Treiber im Buchungsverhalten. Die nachhaltige Entwicklung des Angebots werde deshalb in absehbarer Zeit nicht über eine breite Nachfrage gesteuert.

Krisen schränken Budgets nur teilweise ein

Das Reisebedürfnis der Menschen ist krisenfest. Weder Pandemie noch Energiekrise und Inflation halten sie dauerhaft davon ab. Zu etwa gleichen Anteilen rechnen die Befragten mit weniger oder sogar mehr Urlaubsbudget für 2023. Etwa die Hälfte erwartet hier keine Veränderung.

Doch der Anteil derjenigen, die sich einschränken müssen, ist erheblich gewachsen. Waren es 2020 nur 11 Prozent, die mit weniger Reisebudget für das Folgejahr rechneten, so sind es in der aktuellen Studie 24 Prozent. Sie wollen an erster Stelle an Komfort und Reisedauer sparen. Ein Drittel der Betroffenen geht sogar davon aus, aus finanziellen Gründen 2023 auf eine Reise verzichten oder zu Hause bleiben zu müssen.

Workation: Reges Interesse

Homeoffice gehört seit den Corona-Zeiten zum Berufsalltag in Deutschland. Auch das Konzept Workation – also Arbeiten in einem Ferienort statt am Standort des Arbeitgebers oder zu Hause – hat laut ADAC Tourismusstudie durchaus Potenzial. Betrachtet man die Gruppe der Berufstätigen, bei denen Workation prinzipiell möglich wäre, so zeigen zwei Drittel Interesse. Knapp jeder Zehnte aus der Gruppe nutzt diese Möglichkeit bereits oder hat dafür die konkrete Zusage des Arbeitgebers.

Gemäß den Ergebnissen der Studie könnte Workation auch in Deutschland ein Trend werden, der zwar wohl nicht die breite Masse erreichen wird, aber zur Steigerung der Attraktivität eines Arbeitgebers beitragen könnte.

Die Zusammenfassung und Schlussfolgerungen der ADAC Tourismusstudie 2023 sowie die vollständige Studie finden Sie hier zum Download:

ADAC Tourismusstudie 2023
PDF, 2,83 MB
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Die ADAC Tourismusstudie 2021 gibt es hier zum Download:

ADAC Tourismusstudie "Die Corona-Pandemie und ihre Wirkung auf die Reiselust der Deutschen"
PDF, 2,2 MB
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