BMW F 800 GS: Vernunft und Fahrspaß vereint

BMW hat die F 750 GS zur F 800 GS weiterentwickelt, auch der Motor ist deutlich stärker geworden. Im Fahrbetrieb erweist sich die kleinste Zweizylinder-GS als feiner Mittelklasse-Tourer mit guten Manieren. Infos, Daten, Preise.

• Jetzt 87 statt 72 PS

• Zwei Fahrmodi serienmäßig, weitere optional

• Sämtliche aktuellen Assistenzsysteme

Mit der F 900 GS hat BMW für das Modelljahr 2024 einen Paukenschlag in seiner Reiseenduro-Mittelklasse geliefert. Dass aber auch die kleinere F 800 GS nicht unwesentlich überarbeitet wurde, ging angesichts der Neuerungen bei der 900er fast unter. Immerhin trägt das Einstiegsmodell in die BMW-Mittelklasse nun einen hubraumgrößeren und stärkeren Motor im weitgehend unveränderten Fahrwerk, dazu kommen zusätzliche Fahrassistenzsysteme und einige weitere Änderungen. Auch die Verkleidung inklusive Windschild wurde neu gestaltet und das Cockpit aufgewertet.

Auf Testfahrt mit neuem 87-PS-Motor

895 Kubikzentimeter Hubraum hat nicht nur der Motor der F 900 GS, sondern auch der der 800er. Statt 72 PS im Vormodell stehen nun 64 kW/87 PS zur Verfügung – dank einer fülligen Drehmomentkurve mit 91 Nm-Gipfel bei 4500 U/min wirkt das Triebwerk kräftig. Schon bei 2000 U/min nimmt es einwandfrei Gas an, lässt sich also auch drehzahlarm fahren, beißt aber richtig zu, wenn erst mal 4000 U/min anliegen. Flugs geht es in Richtung der 8000er-Marke. Die F 800 GS beherrscht das gesamte Spektrum von gemütlich-gediegen bis hin zu fordernd-aggressiv.

Serienmäßig besteht die Wahl zwischen den Fahrmodi "Rain" und "Road", im kostenpflichtigen Dynamik-Paket werden zwei weitere Fahrmodi sowie eine semiaktive Fahrwerksregelung am Heck plus ein vorzüglich funktionierender Schaltassistent für kupplungslose Gangwechsel geliefert.

Ebenfalls an Bord war das Komfort-Paket, das mit einem Keyless-System (inklusive Tankdeckel), Temporegelung, der Navigationsvorbereitung und langlebiger Endurance-Antriebskette aufwartet. Inklusive Touren-Paket ist die Ausstattung perfekt, der Preis dann allerdings auch von 10.650 (zzgl. Nebenkosten) auf 12.870 Euro gestiegen.

ABS und Traktionskontrolle auch in Kurven

Ergonomisch wird bei bescheidenen 81,5 Zentimetern Sitzhöhe viel Funktionalität geboten. Das neue, in fast allen BMWs gebräuchliche TFT-Display überzeugt auch bei Sonne von hinten, Schalter, Hebel, Lenker, Fußrasten und die Ausformung des Sitzes lassen weder für den Fahrer bzw. die Fahrerin noch für Sozius bzw. Sozia Wünsche offen. Die leichtgängige Kupplung kann man mit zwei Fingern präzise dosieren, für die Dreischeiben-Bremsanlage gilt dasselbe. Der Druckpunkt der Bremse ist sauber definiert, die Verzögerungskraft gut aufzubringen.

Sämtliche aktuellen Fahrassistenzsysteme – inklusive schräglagenfähigem ABS und ebenfalls schräglagenfähiger Traktionskontrolle – sind serienmäßig an Bord.

Bilder: BMW F 800 GS im Detail

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Das Fahren gestaltet sich leicht: Die F 800 GS lenkt willig ein, die Federung ist komfortabel ausgelegt, wird aber nie schwammig. Die konventionelle Gabel federt zwar wie auch das ZF-Federbein recht kräftig ein, doch wirken beide Komponenten niemals überfordert. So kann man ohne Anspannung durch enge Kehren kurven wie auch dynamisch weite Bögen absolvieren.

Auf der Autobahn zeigt die F 800 GS ihre guten Manieren: Selbst jenseits von 160 km/h mit montierten Seitenkoffern war keinerlei Fahrwerksunruhe zu registrieren. Das kleine Windschild macht seine Sache unerwartet gut. Wer häufig mit hohem Tempo unterwegs sein will, ist mit dem aufpreispflichtigen Touren-Windschild aber sicher besser bedient.

Mit einem Gewicht von 227 Kilo in Serienausstattung ist die BMW F 800 GS relativ leicht zu rangieren; das Aufbocken auf den Hauptständer stellt ebenfalls kein Problem dar. Und mit ihrer zurückhaltenden, aber keineswegs langweiligen Klangkulisse empfiehlt sie sich auch für Biker, denen das Sein wichtiger ist als der Schein.

Ein Universalmotorrad, das Spaß macht

Damit ist die BMW F 800 GS ein wahres Universalmotorrad geworden: Sie beherrscht alle Disziplinen, lässt sich zurückhaltend wie auch sportlich gleichermaßen gut und mit Spaß bewegen. Auch touristisch orientierte Vielfahrer und -fahrerinnen können mit ihr problemlos glücklich werden. In dieser Gruppe Motorradfans verfügen einige lediglich über den A2-Führerschein, doch sie dürfen sich ebenso angesprochen fühlen, denn BMW liefert die F 800 GS auf Wunsch mit 35 kW/48 PS aus.

Fazit: Die F 800 GS zählt wohl zu den am meisten unterschätzen Motorrädern. Laut der aktuellen deutschen Zulassungsstatistik hat sie es nach dem ersten Halbjahr 2024 mit 628 Einheiten nur auf den 32. Rang geschafft. Die größere Schwester F 900 GS liegt mit 718 Stück aber gar nicht so weit voraus.

BMW F 800 GS: Technische Daten, Preis

Text: Ulf Böhringer/SP-X