ADAC Ganzjahresreifentests

Ganzjahresreifen sparen Geld, Zeit und Platz, weil der halbjährliche Reifenwechsel und die Einlagerung wegfällt. Doch was können diese Allwetterreifen? Und wie unterscheiden sie sich von den Sommer- und Winterspezialisten? Der ADAC Reifentest mit allen Infos.

Noch vor einigen Jahren war die Sache klar: Im Sommer kamen die Sommerspezialisten aufs Auto, die mit ihrer gripsicheren Mischung auch bei heißen Temperaturen nicht schlapp machen. Und im Winter war der fein profilierte Winterreifen erste Wahl, der sich frostsicher mit seinen Lamellen auch mit glatten Straßen bestens verzahnt.

Doch inzwischen kommen immer mehr Hersteller mit Produkten für das ganze Jahr auf dem Markt. Denn die Nachfrage nach Ganzjahresreifen steigt kontinuierlich: Im Jahr 2019 ist der Anteil der Allwetterreifen unter allen verkauften Pkw-Reifen auf 20 Prozent gestiegen.

Allwetterreifen: Die Unterschiede zu den Spezialisten

Winterreifen erkennt man an den zahlreichen Lamellen, die bei Schnee und Glätte für ausreichend Grip sorgen. Sie bestehen aus einem weicheren Gummi als Sommerreifen, um auch bei Minustemperaturen Fahrstabilität und einen kurzen Bremsweg zu gewährleisten.

Sommerreifen haben keine feinen Lamellen, sondern mehrere breite Längsrillen, die bei Nässe möglichst viel Wasser aufnehmen sollen. Möglichst wenige steife Profilblöcke sorgen für Sicherheit auch bei extremen Fahrsituationen. Ganzjahresreifen sind mit ihren kleinen Lamellen und ausgeprägten Längsrillen optisch eine Mischung aus einem Winter- und einem Sommerreifen. Die Gummimischung muss so ausgelegt sein, dass sie bei Temperaturen zwischen minus 30 und plus 40 Grad funktionieren muss.

Es leuchtet also ein: Allwetterreifen bleiben weiterhin ein Kompromiss, der an die Leistungen guter Spezialisten für Sommer und Winter nicht herankommen kann.

Wer kann Ganzjahresreifen fahren?

Wer sich für Ganzjahresreifen entscheiden will, sollte das individuelle Einsatzprofil des Fahrzeugs sowie die Stärken und Schwächen der Reifen genau kennen.

Für Autofahrer, die in einer gemäßigten Klimaregion leben und keinen Skiurlaub oder Sommerferien im Süden planen, sind zum Beispiel die Allwetterreifen, die im ADAC Test "befriedigend"  abschneiden, eine Alternative.

Das gilt natürlich auch für Besitzer von Zweit- und Kleinwagen, die mit wenig Kilometern vor allem innerstädtisch unterwegs sind, aber auch für alle, die Kosten für die Umrüstung sparen müssen und das Auto bei üblem Winterwetter stehen lassen können.

Man muss nur wissen: Die Bestleistungen der spezialisierten Sommer- beziehungsweise Winterreifen erreichen sie nicht. 

Das müssen Sie bei Allwetterreifen unbedingt beachten

Ganzjahresreifen sind offiziell Winterreifen, werden also gesetzlich wie diese eingestuft. Voraussetzung ist allerdings, dass die Reifen mit dem M+S-Symbol (Herstellung vor 2018, gültig bis 2024) oder aktuell mit dem Alpine-Symbol (Schneeflocke im dreigezackten Berg) gekennzeichnet sind.

Deshalb darf auch ihr Geschwindigkeitsindex unter dem Wert für die Fahrzeughöchstgeschwindigkeit liegen. In diesem Fall muss ein Aufkleber im Fahrsichtfeld an die geringere Höchstgeschwindigkeit erinnern. Alternativ kann auch ein Geschwindigkeitsbegrenzer mit entsprechender Displayanzeige eingestellt werden. 

Als Winterreifen genügen Sie bis zur offiziellen Mindestprofiltiefe von 1,6 mm auch in jedem Fall den Anforderungen der situativen Winterreifenpflicht in Deutschland. Und deshalb besteht auch bei winterlichen Bedingungen bei Fahrten mit Ganzjahresreifen der volle Versicherungsschutz.

Doch Vorsicht, wenn Sie in Italien unterwegs sind. Während in den Wintermonaten zwischen dem 15. Oktober und 15. Mai des Folgejahres die Vorschriften den deutschen entsprechen, gelten in den Sommermonaten (16. Mai bis 14. Oktober) spezielle Regeln: Mit Winter- und Allwetterreifen darf nur dann gefahren werden, wenn diese einen Geschwindigkeitsindex aufweisen, der mindestens dem in der Zulassungsbescheinigung Teil I festgesetzten Geschwindigkeitsindex entspricht.

Text: Thomas Kroher. Fotos: Wolfgang Grube