Mitsubishi L200: Der Pick-up für Alltag und Abenteuer

Einfach war der Job des Mitsubishi L200 nie. Er trat gegen Mitbewerber wie Ford Ranger oder Nissan Navara an. Und er musste im Alltagseinsatz einiges einstecken. Inzwischen ist er in Deutschland nicht mehr bestellbar. Testfahrt, Daten, Bilder
Kein Blender: Der L200 ist nach wie vor ein Arbeitstier mit Allradantrieb
Nur ein Antrieb: 2,3-Liter-Diesel mit 150 PS
Pfiffiger Helfer: Übersieht der Fahrer einen Poller, fährt der L200 nicht los
Mit der Zeit gehen, ohne dafür alte Werte aufzugeben. Diese Methode wendete Mitsubishi bei der aktuellen, der sechsten Generation seines bewährten Lastentiers L200 an. Gewohnte Tugenden wie Haltbarkeit, hohe Ladekapazität und gute Geländetauglichkeit kombinieren die Japaner dabei mit einem Design im aktuellen Marken-Look, verbessertem Fahrkomfort und neuer Technik.
Bei der letzten Überarbeitung hat sich Mitsubishi erkennbar nicht nur auf die übliche Facelift-Kosmetik beschränkt, sondern an allen Ecken und Kanten zugelangt. Das merkt man auch am Preis: Der L200 kostete zuletzt mindestens knapp 34.000 Euro und damit deutlich mehr als sein Vorgänger. In Deutschland wird er mit Blick auf die CO₂-Bilanz des Importeurs aktuell nicht mehr angeboten und ist deshalb zu Preisen um die 30.000 Euro nur noch als Tages- oder Kurzzeitzulassung und natürlich noch billiger als Gebrauchter zu haben.
Mitsubishi L200: Ganz schön groß

Zu haben war der L200 zuletzt nur noch als vollwertiger Viertürer und Fünfsitzer namens Double Cab, wobei die Rückbank mit der steilen Lehne auch hier besser als Ablage zu gebrauchen ist. Die Einzelkabine ganz ohne Rückbank und der Club Cab mit halber Fondtür und zwei hinteren Notsitzen waren zuletzt aus dem Programm geflogen. Die Gesamtlänge ändert sich durch die Kabinenwahl nicht, der Mitsubishi misst immerhin stolze 5,23 Meter (der "Plus" sogar 5,30 Meter), was die Parkplatzsuche in der Stadt nicht gerade einfach macht. Mit Doppelkabine bleiben für die Ladefläche 1,52 Meter übrig. Die maximale Ladebreite liegt bei 1,47 Metern.
An der Ladefläche selbst konnten die Designer nicht viel feilen, also hatten sie sich bei dem letzten Facelift 2019 umso intensiver um die Front gekümmert: Die Motorhaubenkante wurde vier Zentimeter höher, dadurch wirkt der Pick-up bulliger. Und er orientiert sich am Design seiner Geschwister Eclipse Cross und Space Star. Verglichen mit dem rundlichen Vorgänger sieht der Japaner jedenfalls deutlich lifestyliger aus.
Arbeitstier mit Leiterrahmen und Blattfedern

Das allerdings war nicht das vorrangige Entwicklungsziel, denn der L200 will weiterhin kein Abenteuer-Accessoire für Stadtbewohner sein, sondern ein echtes Arbeitstier. Das merkt man unter anderem dem Innenraum an, der zwar mit neuen Instrumenten aufwartet und mit einem zeitgemäßen Smartphone-Anschluss bestückt werden kann, aber in Sachen Gestaltung (klobige Schalter), Materialauswahl (viel Hartplastik) und Wohlfühl-Ambiente nicht an Pick-up-Beaus wie die inzwischen ebenfalls eingestellte Mercedes X-Klasse oder den VW Amarok herankommt.
Und die Sitze wurden zwar beim letzten Facelift ebenfalls erneuert, doch schon nach wenigen Kilometern merkt man, dass sie nicht für die Langstrecke gemacht sind.
L200: Baustelle statt Langstrecke
Auch der robuste Unterbau eignet sich eher für Einsätze auf der Baustelle, im Wald oder am Strand statt für die Fahrt von Flensburg nach Oberammergau. Nach wie vor setzte Mitsubishi auf Leiterrahmen und Blattfedern, allerdings gönnten die Ingenieure dem Pick-up an der Hinterachse eine Feder mehr. Zusammen mit der erhöhten Federrate vorne und einer insgesamt steiferen Karosserie liegt der Mitsubishi nach dem Facelift zumindest einen Hauch verbindlicher auf der Straße, über Trambahnschienen und Schlaglöcher hoppelt er aber wie gehabt ziemlich ruppig.
Geblieben sind die Trommelbremsen an der Hinterachse, dafür wurden die Scheiben vorn vergrößert. Schließlich müssen unbeladen schon knapp zwei Tonnen Gewicht in Zaum gehalten werden.
Der 150-PS-Diesel verbraucht knapp 10 Liter

Für den Antrieb des L200 sorgt ein Diesel mit 2,3 Liter Hubraum und 110 kW/150 PS. Das reicht, um den L200 für seine Einsatzzwecke ordnungsgemäß zu bewegen; kaum ein Handwerker wird schließlich mit voll beladener Ladefläche einen Kavalierstart an der Ampel hinlegen oder schneller als 174 km/h fahren wollen. Dass der laut knurrende Vierzylinder einen kräftigen Tritt aufs Gaspedal benötigt, ehe er seine komplette Kraft von 400 Newtonmeter bereitstellt, ist verschmerzbar, der Verbrauch auf unserer Testrunde von knapp zehn Litern leider nicht unüblich. Verwaltet wurde das Drehmoment beim Club Cab immer händisch, für die Doppelkabine stand auch eine Sechsgang-Automatik zur Wahl.
Der Trumpf im Ärmel des L200 ist und bleibt der serienmäßige Allradantrieb. Bei der Basis-Version muss dieser noch zugeschaltet werden, doch bieten die Japaner ab der zweiten Ausstattung namens Plus auch einen permanenten Allradantrieb an. Vorteil: Anders als bei den günstigeren Zuschaltsystemen kommt es damit bei Kurvenfahrten nicht zu Verspannungen im Antriebsstrang.
Um abseits des Geländes trotzdem etwas Sprit sparen zu können, lässt sich der Antrieb der Vorderräder per Drehregler abschalten. Mit dem Permanent-Allrad bekommt der Double-Cab-L200 eine Geländeuntersetzung und spezielle Offroad-Fahrmodi. Für beide Antriebs-Versionen steht eine 100-Prozent-Sperre für die Hinterachse zur Verfügung.
Als zulässige Anhängelast (gebremst) wird ein Gewicht von drei Tonnen angegeben. Auch die Geländetauglichkeit des L200 kann sich sehen lassen:
Böschungswinkel hinten: 22°
Böschungswinkel vorn: 30°
Kippwinkel: 45°
Rampenwinkel: 24°
Steigfähigkeit: 70 %
Wattiefe (max. technisch möglich): 500 mm
Erkennt der L200 einen Poller, fährt er nicht los
So ausgerüstet, lässt sich mit dem L200 tatsächlich ziemlich unwegsames Gelände erobern. Weil der Weg dorthin aber meist über normale Straßen führt, haben die Japaner bei den Onroad-Assistenzsystemen nachgebessert: Totwinkel- und Querverkehr-Warner überwachen das Umfeld, und der Notbremsassistent greift ein, ehe es kracht.

Interessant ist das "Ultrasonic Misacceleration Mitigation System", zu Deutsch: die Fehlbeschleunigungs-Verhinderung. Erkennt der L200 beim Anfahren, egal ob vorwärts oder rückwärts, ein Hindernis – zum Beispiel einen großen Stein oder einen Poller auf dem Parkplatz –, fährt er nicht los. Gut: Das System lässt sich bei Bedarf abschalten, sonst könnte im Gelände das Weiterkommen mitunter ziemlich schwer werden. Bei der Zusatz-Ausstattung hat sich Mitsubishi seit der Einführung der aktuellen Version einiges einfallen lassen. So gibt es für den L200 ein spezielles Off-Road-Fahrwerk, Schnorchel, Unterfahrschutz, Höherlegung und Off-Road-Bereifung. Handwerker können ihn zur rollenden Werkstatt aufrüsten.
Außerdem im Angebot: ein Jagd-Paket, spezielle Anbauteile wie Transportkäfig, Stauraum für Zubehör und eine mobile Dusche für Hunde. Und auch an Freizeit-Fans wurde gedacht: So lässt sich der Pick-up mit Gaskocher, Faltwaschbecken, Besteckkasten, 12-Liter-Wasserversorgung und großem Dachzelt fit für komfortable Übernachtungsmöglichkeit im Gelände machen.
Mitsubishi L200: Technische Daten, Preis*
Technische Daten (Herstellerangaben) | Mitsubishi L200 Double Cab 2.2 Diesel Basis 4WD (09/19 - 10/22) | Mitsubishi L200 Double Cab 2.2 Diesel Top 4WD Automatik (09/19 - 10/22) |
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Motorart | Diesel | Diesel |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 2.268 ccm | 2.268 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 110 | 110 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 150 | 150 |
Drehmoment (Systemleistung) | 400 Nm | 400 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 3.500 U/min | 3.500 U/min |
Antriebsart | Allrad | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 12,4 s | 13,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 174 km/h | 171 km/h |
Verbrauch Gesamt (NEFZ) | 7,5 l/100 km | 7,9 l/100 km |
Leergewicht (EU) | 2.069 kg | 2.147 kg |
Zuladung | 941 kg | 963 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 3.100 kg | 3.100 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 5 Jahre bis 100.000 km | 5 Jahre bis 100.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 5.225 mm x 1.815 mm x 1.780 mm | 5.305 mm x 1.815 mm x 1.780 mm |
Grundpreis | 33.990 Euro | 44.990 Euro |
*Das Fahrzeug ist nicht mehr konfigurier- und bestellbar
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Text: SP-X