Auch Anhänger benötigen gute Reifen, ganz gleich ob es sich um einen Wohnwagen, Pferde- oder Baumarktanhänger handelt. Auf dem Markt gibt es sogar spezielle Anhängerreifen. Was sie können, hat der ADAC untersucht. 10 Reifen für Anhänger im Test. Anhängerreifen haben hohe Traglast Nur No-Name-Marken im Segment Vier von zehn Reifen "gut" bewertet Reifen auf Anhängern wird oft wenig Beachtung geschenkt. Schließlich läuft die gezogene Achse ja "nur" hinterher und es kommt eher auf die Qualität der Zugfahrzeugreifen an, oder? Das stimmt so nicht. Zwar muss ein Anhängerreifen keine Traktions- und Lenkkräfte übertragen, Brems- und Seitenführungskräfte aber sehr wohl. Ein guter Grip ist hier genauso wichtig wie bei einem Pkw: Wenn die Reifen den Halt verlieren, kann das einen Anhänger zum Schlingern bringen – mit entsprechenden Folgen. Auf dem Markt gibt es spezielle Reifen für Anhänger, zehn davon hat der ADAC unter die Lupe genommen. Ein Novum, einen Test von Anhängerreifen gab es noch nie. Umso gespannter waren auch die Testingenieure auf die Ergebnisse. Wie schlagen sich die Pneus auf Nässe und trockener Straße, wie gut können sie Bremskräfte übertragen? Die Ergebnisse: Anhängerreifen im Test Unter den getesteten Reifen der Dimension 185 R14C 104/102NC finden sich keine bekannten Hersteller wie Continental, Pirelli, Michelin und Co. Sie bieten schlicht keine Anhängerreifen an. In diesem Segment tummeln sich ausschließlich unbekanntere Marken. Ist das ein Zeichen für schlechtere Qualität? Nein, wie die Ergebnisse des ADAC Tests zeigen. Insgesamt schaffen es vier Reifen sogar, ein "gut" als Gesamtnote zu erzielen, vier weitere ein "befriedigend". Acht Reifen sind damit sehr empfehlenswert bzw. empfehlenswert. Für weitere Infos zu den einzelnen Modellen klicken oder tippen Sie auf die jeweilige Zeile in der Tabelle: Testsieger: BK Trailer 203 Insgesamt zeigt sich also, dass Anhängerreifen durchaus passable Leistungen abliefern. Testsieger ist der BK Trailer 203 mit der Note 2,1. Insbesondere beim Kurven-Aquaplaning und beim Rollwiderstand kann er sich vom Testfeld absetzen. Auf dem zweiten Platz folgt der Linglong Radial R701 (Note 2,3). Der Radar Argonite RV-4T und der Boka Trailer Line FT 02 vervollständigen die Gruppe der guten Reifen (jeweils 2,4). Deren Unterschiede beschränken sich auf Details: So überzeugt der Radar mit gutem Grip beim Kurven-Aquaplaning, während der Boka auf trockenem Asphalt höhere Bremskräfte übertragen kann. Die Reifen von GT Radial und Security führen das Mittelfeld ("befriedigend") an. Dass diese Reifen zwar zu empfehlen, aber keine Alleskönner sind, zeigt der Blick in die Einzelnoten. Der siebtplatzierte Trailermaxx etwa ist ein echter Spezialist, der mit dem niedrigsten Rollwiderstand im Test Energie spart, beim Kurven-Aquaplaning aber nicht mithalten kann. Was letztlich eine bessere Gesamtnote als 3,0 verhindert. Nässe ist auch beim Wanda WR 082 problematisch. Kenda und Nankang bilden das Schlussduo, jeweils mit der Note 3,6. Während der Kenda in keinem Bereich positiv auffällt, kann der Nankang zumindest mit einem niedrigen Rollwiderstand glänzen – den er sich aber mit schwachen Leistungen bei Nässe erkauft. Empfehlenswert sind beide Reifen eher nicht. Hinweis: Die Reifen von Radar, BK Trailer und Boka sind nur noch eingeschränkt verfügbar. Die beiden letzteren Hersteller haben aber bereits Nachfolgemodelle angekündigt, die bald in den Handel kommen. Transporterreifen als Alternative? Statt spezialisierter Anhängerreifen könnten auch – etwas teurere – Transporterreifen in Frage kommen. Ein Vergleichs-Sommerreifen hatte im Test auf trockenem Asphalt die kürzesten Bremswege. Hier kann die Auflaufbremse höhere Kräfte übertragen bevor das Rad blockiert. Auch auf Nässe waren die Ergebnisse des Transporterreifens ordentlich, aber nicht ganz so gut wie die des Testsiegers von BK Trailer. Einen Vorteil haben Transporterreifen aber allemal: Es gibt sie im Gegensatz zu reinen Anhängerreifen auch als Ganzjahresreifen. Wer mit dem Anhänger in den Schnee gerät, etwa bei der Frühlings-Urlaubsfahrt über die Alpen, tut gut daran, für entsprechende Bereifung zu sorgen. Ein ebenfalls mitgetesteter Ganzjahres-Transporterreifen leistete sich keinen Patzer und wäre damit im soliden Mittelfeld gelandet. Pkw-Reifen lieber nicht für hohe Anhänger Und wie sieht es mit reinen Pkw-Reifen auf dem Anhänger aus? Im konkreten Fall wäre eine mögliche Alternative zu den getesteten Anhängerreifen in 185 R14 die Pkw-Größe 215/60 R16. Diese Reifen bieten im Vergleich zu Transporter- und Anhängerreifen zweifelsohne den besten Grip. Empfehlen kann sie der ADAC dennoch nicht, denn ein sehr hoher Grip kann sogar zu viel des Guten sein: Die Kombination aus haftstarken Reifen, dadurch möglichen hohen Kurvengeschwindigkeiten und einem hohen Schwerpunkt des Anhängers kann zur Folge haben, dass der Anhänger umkippt. Deshalb sind Pkw-Reifen nur für sehr flache Anhänger empfehlenswert, nicht aber für Wohnwagen oder Planenanhänger zum Lastentransport. Hinzu kommt, dass man die Reifen als Sondergrößen eintragen lassen müsste. Dazu braucht man üblicherweise ein Gutachten vom Bremsen- und Chassishersteller des Anhängers. Welcher Luftdruck bei Anhängerreifen? Reifen können nur dann richtig funktionieren, wenn der Reifenfülldruck dem Gewicht angepasst ist. Deshalb sollte man vom Anhängerhersteller eine Reifendrucktabelle besorgen und abhängig von der Anhängerbeladung den Fülldruck der Reifen einstellen und regelmäßig überwachen. Sehr hohe Drücke von bis zu 4,5 bar sind keine Seltenheit. Da man diese Drücke mit den Geräten an der Tankstelle schwerlich erreicht, lohnt sich diesbezüglich der Weg zu einer Werkstatt. Wie alt dürfen Anhängerreifen sein? In Deutschland herrscht eine besondere Regelung, was die Geschwindigkeitsfreigabe von Anhängern für 100 km/h statt der normalerweise erlaubten 80 km/h für Gespanne betrifft. Neben anderen Kriterien dürfen die Reifen auf einem Anhänger nicht älter als sechs Jahre sein, wenn man 100 km/h schnell fahren möchte. Ob die Sechs-Jahres-Regelung sinnvoll ist, wird der ADAC in einem Folgeprojekt untersuchen. Ein bereits durchgeführter Schnelllauftest mit den Testkandidaten unter erschwerten Bedingungen – also mit zu niedrigem Luftdruck und zu hoher Last – hat bereits in diesem Test gezeigt, dass kein einziger Reifen Schwächen oder Schäden aufgewiesen hat. Weitere Tipps des ADAC Pkw-Reifen sind keinesfalls pauschal als Anhängerbereifung zu empfehlen. Das erhöhte Gripniveau kann bei ungünstigem Schwerpunkt die Kippneigung deutlich erhöhen. Erkennt man Beschädigungen am Anhängerreifen, sollte man diesen umgehend austauschen – bei abgefahrenem Profil gleich beide Reifen der Achse. Anders als am Pkw bemerkt man einen beschädigten und dadurch unrund laufenden Reifen am Anhänger nicht durch ein zitterndes Lenkrad oder ähnliches. Stehen Anhänger längere Zeit, sollten die Reifen durch Aufbocken geschützt werden. Auch ein Schutz vor Regen und Sonnenlicht ist zu erwägen, um die Reifen möglichst lange zu erhalten. Fachliche Beratung und Test: Christoph Pauly / ADAC Technik Zentrum