Flüge ab Deutschland: Teuer durch die Steuer?

Flüge ab Deutschland kosten wegen höherer Abgaben meist mehr als in anderen europäischen Ländern. Das zeigt ein ADAC Vergleich von 120 Verbindungen auf Kurzstrecken.
Frankfurt liegt vor London und Paris bei Gebühren
Zusammensetzung der Flugpreise schwer zu durchschauen
Nur vier Prozent der Flüge im ADAC Vergleich exakt pünktlich
Das Angebot an Flügen in Deutschland ist im Vergleich zu 2019 um rund 20 Prozent geschrumpft. Im benachbarten Europa wurde der Stand vor der Corona-Krise wieder erreicht oder sogar übertroffen, so der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. Als Ursache dafür sehen Airlines hohe staatliche Standortkosten hierzulande.
Durch steigende Gebühren werde Deutschland für Fluggesellschaften unattraktiver, kritisiert auch der ADAC. Strecken würden gestrichen, es gebe weniger Wettbewerb und steigende Preise. Die Koalition will nun die Erhöhung der Luftverkehrsteuer um knapp 25 Prozent zurücknehmen sowie weitere Abgaben reduzieren.
Wie teuer ist Fliegen in und ab Deutschland tatsächlich im Vergleich mit anderen Ländern Europas? Welchen Anteil haben Steuern und Gebühren? Um das herauszufinden, hat ein ADAC Team rund 120 Flugverbindungen analysiert: Kurzstrecken zwischen 400 und 1500 Kilometern jeweils von den zehn größten Flughäfen in Deutschland und Europa.
Inhaltsverzeichnis
Fliegen in Europa: Teuer ab deutschen Flughäfen

Ergebnis der ADAC Analyse: Im Vergleich mit dem europäischen Ausland sind die Kosten an den meisten großen deutschen Flughäfen hoch. Am teuersten ist zwar der Airport Amsterdam mit durchschnittlich 62,60 € an staatlichen Steuern und Gebühren pro internationalem Direktflug. Doch dann folgen auf den weiteren Spitzenplätzen deutsche Flughäfen: Frankfurt (58,60 €), München (49,06 €) sowie Düsseldorf (46,23 €) und Hannover (42,13 €) noch vor dem großen internationalen Drehkreuz London Heathrow.
Unter dem europäischen Abgaben-Mittelwert von 35,93 € liegen nur zwei deutsche Flughäfen: Hamburg (34,50) und Berlin-Brandenburg (22,23). Besonders günstig ist der irische Airport Dublin mit nur 9,07 € Abgaben. Die Tabelle zeigt weitere Durchschnittswerte wichtiger Flughäfen zum Vergleich:
Flughafen | Staatliche Steuern/ Gebühren in € |
---|---|
Amsterdam | 62,60 |
Frankfurt/Main | 58,60 |
München | 49,06 |
London (LHR) | 41,22 |
Zürich | 37,23 |
Wien | 36,98 |
Paris (CDG) | 33,19 |
Berlin-Brandenburg | 22,23 |
Madrid | 16,46 |
Dublin | 9,07 |
Das ADAC Team suchte auf allen Strecken den preislich und zeitlich günstigsten Direktflug Oneway für eine Reise zwischen 5. und 7. Mai 2025. Ermittelt wurden der Ticketpreis sowie die enthaltenen staatlichen Steuern und Gebühren bei Buchung zwischen 5. und 7. Februar. Aus den Abgaben bei allen Flügen, die an einem Airport ermittelt wurden, berechnete das Team einen Durchschnittswert pro Flughafen, um die Werte vergleichbar zu machen.
Inlandsflüge: Steuern und Abgaben hoch

Hoch ist die Abgabenlast auch bei den innerdeutschen Verbindungen: Bei den 22 Direktflügen im ADAC Vergleich entfallen im Schnitt über 60 Prozent des Ticketpreises auf staatliche Steuern und Gebühren.
Deutschlands verkehrsreichster Flughafen Frankfurt ist auch der teuerste mit durchschnittlich 74,17 € Steuern und Gebühren. Es folgen München mit 59,32 € und Düsseldorf (55,66 €).
Unter dem deutschen Durchschnitt von 52,05 € liegen Hannover, Stuttgart, Hamburg und Berlin–Brandenburg (mit Werten zwischen 45 und knapp 50 €). Köln/Bonn ist in Sachen Steuern und Gebühren der günstigste Flughafen mit durchschnittlich 36,46 €, etwa halb so teuer wie Frankfurt.
Zuschläge der Fluggesellschaften im Vergleich
Neben staatlichen Abgaben werden auch von Fluggesellschaften Gebühren erhoben. Im Vergleich der Airlines auf innereuropäischen Strecken verlangt ITA Airways (frühere Alitalia, jetzt Lufthansa Group) am meisten: durchschnittlich 39,67 € pro Flug, gefolgt von der belgischen Brussels Airlines (24,67 €) und der skandinavischen SAS (18,51 €) Mit 14,07 € rangiert die Lufthansa im oberen Drittel.
Keine zusätzlichen Gebühren erheben bei den vom ADAC Team geprüften Verbindungen neben Ryanair, Easyjet, Condor, Air Europe und Norwegian auch die irische Air Lingus und die spanische Iberia. Auch die Heimatflughäfen dieser beiden Airlines (Dublin und Madrid) verlangen nur vergleichsweise moderate staatliche Gebühren.
Wie setzt sich ein Ticketpreis zusammen?
Der ADAC Vergleich zeigte auch, dass die Zusammensetzung der Ticketpreise häufig intransparent ist. Da Abgaben und Zuschläge ganz unterschiedlich aufgeführt werden, ist es schwierig, die jeweilige Gebühr einem Service zuzuordnen.
Für den Flug München – Köln verlangte die Lufthansa beispielsweise 103,42 €, davon 71,42 € "Steuern, Gebühren und Abgaben". Darunter wird auf der Rechnung gleich zweimal eine "Flughafenservicesteuer" aufgelistet. Bei der Lufthansa-Tochter Eurowings dagegen kostete der Flug 69,99 €, davon 51,47 € "Steuern, Gebühren und Zuschläge". Enthalten sind hier nur einmal "Flughafengebühren", aber die Mehrwertsteuer wird extra aufgeführt.
Ausgewiesen werden auf Ticket-Abrechnungen zum Beispiel auch ein "von der Fluggesellschaft auferlegter Zuschlag“ (British Airways) oder Zuschläge für Kerosin (z. B. bei ITA, Turkish Airlines).
Das gilt für Steuern, Gebühren, Zuschläge im Flugpreis
Die staatlichen Steuern und Abgaben im Flugverkehr in Deutschland sind festgelegt:
Luftverkehrsteuer: 15,53 € für Strecken in der EU und bis 2500 Kilometer, höhere Sätze für weitere Entfernungen
Luftsicherheitsgebühr: mindestens 4,50 und maximal 15 € (p. P. für Durchsuchung von Passagieren und Gepäck, je nach Flughafen)
Flugsicherungsgebühr: für Kontrolle durch Deutsche Flugsicherung, pro Flug, je nach höchstzulässigem Abfluggewicht (z. B. An-/Abfluggebühr für einen Airbus A320 mit 74 Tonnen: 501 € lt. Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften)
Mehrwertsteuer: 19 Prozent (nur bei innerdeutschen Flügen)

Zu den Zuschlägen der Fluggesellschaften zählen Buchungsgebühren und z. B. der Umweltkostenzuschlag, der laut Lufthansa Group "einen Teil der stetig steigenden Zusatzkosten durch gesetzliche Umweltauflagen" decken soll (für Kurz- und Mittelstreckenflüge 1 bis 5 € in der Economy Class).
Viel teurer kurz vor Abflug
Wie entwickeln sich Flugpreise und ihre Zusammensetzung über einen längeren Zeitraum? Dazu hat das ADAC Team die Ticketkosten für zehn innerdeutsche Strecken über drei Monate beobachtet (von 5. Februar bis 4. Mai, kurz vor Abflug am 5. Mai).
Verfünffacht hat sich in dieser Zeit der Preis für den Flug Frankfurt–Berlin (LH 178) von 86,44 € auf 431,44 €. Mehr als dreimal so teuer wurde der Flug München–Hamburg (LH 2068) (von 151,53 auf 477,54 €). Wenigstens verdoppelt hat sich der Preis bei allen weiteren acht Flügen der Langzeitbeobachtung.
Das Beispiel Frankfurt–Berlin zeigt auch deutlich die Veränderung im Verhältnis der staatlichen Steuern und Gebühren zum Gesamtpreis: Bei 86,44 € Ticketpreis im Februar machten sie mit 74,44 € noch ca. 86 Prozent aus. Im Mai sind das nur noch 17 Prozent von 431,44 € gesamt. Gleichzeitig ist der Basistarif von 2 auf 311 € hochgeschnellt.
Wann ist der ideale Buchungszeitpunkt?
Die Langzeitbeobachtung der zehn Verbindungen zeigte auch: Den idealen Buchungszeitpunkt gibt es nicht. Tendenziell gilt je früher, desto besser. Aber nur bei vier von zehn Flügen war der erste Erhebungstag (5. Februar, drei Monate vor der Reise) auch der günstigste. Der letzte Tag vor Abflug zeigt fast immer den höchsten Preis.
Es gab keinen bestimmten Wochentag als Bestpreis-Garant, dies kann ein Dienstag, Mittwoch oder Samstag sein. An einem Dienstag oder Mittwoch wurden aber auch Höchstpreise verzeichnet.
Die meisten Flüge haben Verspätung
Gecheckt wurde auch, ob die Flüge auf den 120 Strecken pünktlich ankamen. Der auf Fluggastrechte spezialisierte ADAC Dienstleister Lennoc hat dazu 200 Flugverbindungen überprüft (bei Umsteigeverbindungen Teilstrecken einzeln betrachtet). Sieben Verbindungen (rund 4 Prozent) waren auf die Minute pünktlich, die meisten Flüge (rund 78 Prozent) wiesen Verspätungen bis 20 Minuten auf. Die größte Verspätung mit einer Stunde 39 Minuten hatte die KLM auf dem Flug von Amsterdam nach Hamburg.
Zwölf Verbindungen waren zwar im Februar buchbar, stattgefunden haben sie im Mai aber nicht. Sie wurden nicht kurzfristig annulliert, sondern zwischenzeitlich aus dem Flugplan der jeweiligen Fluggesellschaft entfernt. Infos zu Fluggastrechten bei Verspätung
Verbindungsangebot: Mehr Auswahl ins Ausland

Wie steht es um das Angebot an Flugverbindungen? Von 48 untersuchten Flugstrecken ab Deutschland ins europäische Ausland gab es auf 44 einen Direktflug (rund 92 Prozent). Lediglich von Hannover nach Dublin und Rom sowie von Stuttgart nach Dublin und Madrid war Umsteigen nötig. Das Angebot an Fluggesellschaften ist größer als auf innerdeutschen Strecken, neben deutschen Airlines ist meist noch der "National Carrier“ des Ziellandes aktiv.
Besonders günstig sind Flüge nach Ergebnissen des ADAC Teams dort, wo auch "Billig-Airlines“ wie Ryanair oder Easyjet am Start sind. Diese werben damit, dass sie die staatlichen Gebühren gar nicht oder nur zum Teil auf die Passagiere umlegen. Zum Beispiel kostete die Strecke Berlin–Paris bei Air France 84,19 € und bei Easyjet 39,52 €. Oder München–Rom: Lufthansa 105,64 € und Easyjet 46,49 € (Stand 6.2.25).
Innerhalb Deutschlands sind von 30 untersuchten Flügen 22 Nonstop-Verbindungen (73 Prozent), acht waren nur mit Umstieg zu realisieren: Düsseldorf–Leipzig, Nürnberg–Hamburg, Stuttgart–Hannover und Leipzig–Stuttgart (jeweils hin und zurück). Kurioserweise wäre die zeitlich und preislich günstigste Umsteigeverbindung von Hamburg nach Nürnberg (KLM) mit einem Zwischenstopp in Amsterdam verbunden. Lufthansa und Eurowings dominieren den Markt und bedienen 26 von den 30 untersuchten Verbindungen.
Zehn Tipps zur Buchung von Flügen
Suche über Vergleichsportale (wie zum Beispiel Google Flights) empfehlenswert
Buchung möglichst über Fluggesellschaft: bei Problemen sind Zuständigkeiten klar
Vorsicht, wenn Umsteigeverbindung bei einem Portal günstiger angeboten wird als von der Fluggesellschaft: Portal verkauft evtl. zwei getrennte Flugscheine. Wird der Anschlussflug verpasst, haftet das Portal nicht und sorgt auch nicht für Weitertransport
Preisdetails des Fluges prüfen: Welche Abgaben und Gebühren werden bei Nichtantritt erstattet?
Früh buchen. Wenn möglich Randtage und Randzeiten wählen
In Ferienzeiten Flugpreise vergleichen mit Bundesländern, in denen keine Ferien sind
In Grenznähe kann es günstiger sein, von einem Flughafen des Nachbarlandes abzufliegen
Alternative Ziele prüfen, z. B. München–Dresden statt München–Leipzig
Günstigerer Flug mit Zwischenstopp attraktive Alternative zum Direktflug? (z. B. München–Teneriffa via Madrid)
Prüfen, ob ein höherer Tarif Handgepäck (Maße und Gewicht beachten), Reisegepäck und Sitzplatzreservierung beinhalten würde. Im günstigsten Tarif ist dies in der Regel nicht enthalten, separate Zubuchung kann teuer werden
ADAC Empfehlungen an Airlines und Politik
Fluggesellschaften:
Größtmögliche Transparenz herstellen bei Ticketpreis-Details wie Steuern, Abgaben und Gebühren
Fluggäste informieren, welche Gebühren rückerstattbar sind bei Nichtantritt
Reduktionen bei Steuern, Gebühren und Abgaben an Kunden weitergeben, ebenso
Preissenkungen bei Kerosin
Politik:
Gebührenpolitik für den Luftverkehr überprüfen, Attraktivität des Flug-Angebots stärken: Im europäischen Vergleich hat sich gezeigt, dass die staatlichen Steuern und Gebühren von deutschen Flughäfen deutlich über dem Durchschnitt liegen. Ein Entgegenwirken der Politik könnte – vorausgesetzt, die Reduktionen werden an Kunden weitergegeben – zu sinkenden Ticketpreisen führen. Es würde für Kunden nicht nur zu mehr Auswahl führen, wenn die Airlines ihr Angebot von/ nach und innerhalb Deutschlands wieder ausbauen, sondern auch unmittelbar und mittelbar zu günstigeren Preisen.
Kunden ein verlässliches Angebot und ein hohes Schutzniveau bieten: Die Pünktlichkeit der Airlines muss sich verbessern und für die Planbarkeit der Kunden dürfen bereits angebotene Verbindungen nicht ohne attraktive Alternativen kurzfristig (weniger als drei Monate im Voraus) aus dem Flugplan genommen werden. Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass im Zuge der aktuellen Überarbeitung der Fluggastrechte-Verordnung auf EU-Ebene die Rechte der Reisenden nicht beschnitten werden. Die diskutierte Absenkung der Schwelle für Entschädigungsansprüche bei Flugverspätungen von drei auf fünf Stunden für Kurzstrecken und neun bis 12 Stunden bei Langstrecken lehnt der ADAC entschieden ab.
Luftverkehrsteuer in zweckgebundene Abgabe umwandeln: Deutschland ist eines der wenigen europäischen Länder mit Luftverkehr- oder Ticketsteuer. Damit dieser zusätzliche Kostenfaktor für deutsche Kunden nicht zum Nachteil wird, wäre eine Umwandlung der Steuer in eine Abgabe notwendig. So könnten die Einnahmen in die Branche reinvestiert werden – vornehmlich für den Hochlauf von nachhaltigem Flugkraftstoff. An anderer Stelle würden so Kosten gespart (Umweltkostenzuschlag).
Mehr Infos zum ADAC Vergleich
Gesucht wurden Nonstop-Flüge, falls nicht verfügbar mit Umsteigen, gebucht von 5. bis 7. Februar 2025 für Reisen von 5. bis 7. Mai 2025. Bei mehreren gleichwertigen Angeboten verschiedener Fluggesellschaften: Berücksichtigung aller Verbindungen. Minimum-Distanz zwischen den Flughäfen 400 km und Maximum-Distanz 1500 km Luftlinie. Die Minimumdistanz ergibt sich aus einem ADAC Flug-Zug-Vergleich, der gezeigt hatte, dass die Bahn bis ca. 400 km konkurrenzfähig ist in puncto Reisezeit. Die zehn größten Flughäfen in Deutschland und Europa wurden nach den Passagierzahlen 2023 ausgewählt.
Insgesamt wurden 113 Verbindungen mit rund 120 Strecken (wegen notwendiger Umstiege) analysiert: 30 Verbindungen innerdeutsch, 48 innereuropäisch ab Deutschland und 30 innereuropäisch ohne Deutschland sowie zum Vergleich noch fünf dezentrale Verbindungen von europäischen Airports, die als Startflughafen keine Drehkreuzfunktion haben.