"Dooring"-Unfälle mit Radfahrern: Türwarnsysteme sollen Pflicht werden
Von Kati Thielitz

Immer wieder kollidieren Radfahrende mit Autotüren, die sich plötzlich öffnen. Um solche "Dooring"-Unfälle zu verringern, will die Bundesregierung Türwarnsysteme gesetzlich vorschreiben.
Autohersteller sollen zu Türwarnsystemen verpflichtet werden
Internationale Regelung notwendig
ADAC fordert mehr Aufklärung
Radfahrer sollen künftig besser vor schweren Unfällen durch plötzlich geöffnete Autotüren – sogenannten "Dooring"-Unfällen – geschützt werden. Die Bundesregierung will Assistenzsysteme wie die Türöffnungswarnung verpflichtend einführen. Bis es dazu kommt, könnte es allerdings noch Jahre dauern.
"Dooring"-Unfälle: Internationale Regelung notwendig
Eine Sprecherin von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sagte gegenüber der "Rheinischen Post", die Arbeiten für eine internationale Regelung hätten bereits auf Ebene der UN-Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE) begonnen.
Die Bundesregierung beteilige sich aktiv an diesem Prozess und arbeite gemeinsam mit den Vertragspartnern der UNECE sowie mit Verbänden an einer UN-Regelung. "Diese Regelung kann in Deutschland erst in Kraft treten, wenn sie auf UNECE-Ebene geeint ist und anschließend in das europäische Typgenehmigungsrecht übernommen wird." Das europäische Regelwerk sei für alle Mitgliedstaaten verbindlich.
Ab wann diese Systeme verpflichtend auf europäischer Ebene in Fahrzeugen eingeführt würden, lasse sich noch nicht sagen, so die Sprecherin. "Sofern die Regelung in Kraft tritt, gilt sie für neu entwickelte Fahrzeugtypen und etwa zwei Jahre später für neu zugelassene Fahrzeuge."
Fahrradclub begrüßt Pläne
"Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung die Sicherheit von Radfahrenden verbessern will", sagte Caroline Lodemann, Bundesgeschäftsführerin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Moderne Fahrzeugtechnik könne helfen, menschliches Fehlverhalten im Straßenverkehr zu kompensieren.
"Dooring"-Unfälle würden in der bundesweiten Unfallstatistik nicht gesondert erfasst. Aufschluss gäben aber regionale Statistiken. So stehe laut ADFC in Berlin das "verkehrswidrige Verhalten beim Ein- und Aussteigen" mit 435 Unfällen an dritter Stelle unter den Hauptunfallursachen gegenüber Radfahrenden. Köln wiederum habe 2024 insgesamt 120 "Dooring"-Unfälle gezählt.
Im Radfahrerland Holland lernen Neulinge es bereits in der Fahrschule: Öffnen Sie die Fahrertür von innen mit der rechten Hand. So dreht sich der Oberkörper automatisch leicht in Richtung des nachfolgenden Verkehrs – dadurch sehen Sie auch in den toten Winkel. In den Niederlanden stoßen so wesentlich seltener Radfahrer gegen unachtsam geöffnete Autotüren. Wie genau der "Holländische Griff" funktioniert, sehen Sie in diesem Youtube-Video.
ADAC: Serienmäßiger Einbau von Warnsystemen
Der ADAC fordert Autohersteller auf, Warnsysteme bei Vorhandensein der Sensorik serienmäßig zu integrieren. Fast alle Kfz-Hersteller haben bereits entsprechende Warnsysteme im Portfolio, bisher allerdings gegen Aufpreis.
Da es noch viele Jahre dauern wird, bis Türwarnsysteme in der Breite im Fahrzeugbestand angekommen sind, empfiehlt der ADAC zudem kurzfristig wirkende Maßnahmen.
Dazu zählen eine gezielte Aufklärung über die Gefahren, die vom ruhenden Verkehr für Radfahrende ausgehen. Radfahrer sollten dafür sensibilisiert werden, grundsätzlich ausreichend Abstand zu parkenden Fahrzeugen zu halten. Autofahrer wiederum sollten von der Notwendigkeit des Blicks in die Seitenspiegel und über die Schulter überzeugt werden, bevor sie das geparkte Fahrzeug verlassen.
Auch die Kommunen können dazu beitragen, "Dooring"-Unfälle zu vermeiden, indem sie ausreichend breite Sicherheitstrennstreifen zum ruhenden Verkehr neben Radfahrstreifen und Schutzstreifen markieren.
Mit Material von dpa.