Niereninsuffizienz: Eine Erkrankung mit schweren Folgen

Ein älterer Herr während einer Untersuchung beim Arzt
Bei Symptomen sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat einholen© iStock.com/gilaxia

Eine Niereninsuffizienz entwickelt sich oft unbemerkt. Wenn Sie akut auftritt, kann sie lebensbedrohlich sein. Das sind die Symptome.

  • Bei einer Niereninsuffizienz versagt die Niere

  • Es gibt eine akute und eine chronische Form

  • Die Ursachen sind vielfältig

Die Nieren übernehmen im Körper wichtige Aufgaben. Mit ihren Filterstrukturen reinigen sie das Blut und befreien es von schädlichen Stoffwechselprodukten, wie etwa Harnstoff. Durch den Filtervorgang bildet sich Harn, der von den Nieren über die Harnleiter die Blase erreicht und als Urin ausgeschieden wird.

Außerdem halten die Nieren den Salz-, Nährstoff- und Wasserhaushalt des Körpers in Balance, regulieren den Blutdruck und produzieren wichtige Hormone. Diese beeinflussen unter anderem den Knochenstoffwechsel und regen die Blutbildung an.

Was passiert bei Niereninsuffizienz?

Bei einer Niereninsuffizienz arbeiten eine oder beide Nieren nur noch eingeschränkt. Unbehandelt führt dies dazu, dass sich schädliche Stoffe im Blut ansammeln, was wiederum eine Harnvergiftung nach sich ziehen kann. Weil durch die Unterfunktion auch weniger Harn gebildet wird, verlässt weniger Urin den Körper. Dies bringt den Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht, wodurch es zu einem Überschuss an Kalium (Hyperkaliämie) oder Säure (Azidose) im Blut kommen kann.

Die akute Niereninsuffizienz (akutes Nierenversagen, ANV oder engl. acute kidney injury/AKI) kann lebensbedrohlich verlaufen. Die chronische Form der Niereninsuffizienz unterscheidet sich von der akuten in Hinblick auf die Ursache, Symptome sowie den Verlauf und Heilungschancen.

Was löst eine Niereninsuffizienz aus?

Für eine akute Niereninsuffizienz kommen unterschiedliche Ursachen infrage. Diese können vor der Niere (prärenal), in der Niere selbst (intrarenal) oder hinter ihr (postrenal) liegen.

Die häufigsten Ursachen sind prärenal und führen zu einer schlechteren Durchblutung, z.B. nach einem Herzinfarkt oder starkem Flüssigkeitsverlust bei

  • starken Blutungen (Unfall oder Operation)

  • anhaltendem Erbrechen

  • Durchfall

  • Verbrennungen

Ist die Ursache der Niereninsuffizienz intrarenal, liegt eine Nierenschädigung vor, ausgelöst z.B. durch

  • Infektionen, z.B. mit Tetanus

  • Einnahme von nierenschädigenden (nephrotoxischen) Medikamenten, z. B. Antibiotika

  • Schwermetalle wie Blei, Gold oder Quecksilber

  • Entzündungen

  • Pilzinfektionen

  • Drogen

  • Alkohol

  • körperliche Überforderung, z. B. nach einem Marathonlauf

Zu einer postrenalen Niereninsuffizienz kommt es, wenn der Harn nicht oder nicht ausreichend abfließen kann. Das kann der Fall sein bei

  • Nieren- oder Blasensteinen

  • Tumoren, z. B. in Darm, Prostata, Harnröhre oder Gebärmutterhals

  • Blutgerinnseln

Wie kommt es zu einer chronischen Niereninsuffizienz?

Die chronische Niereninsuffizienz ist meist die Folge von Organschädigungen oder einer Grunderkrankung, am häufigsten von Diabetes mellitus und Bluthochdruck. Auch Schäden durch die Einnahme von Schmerzmitteln können zu einer chronischen Niereninsuffizienz führen. Diese Form der Nierenschwäche wird u. a mit einer Dialyse behandelt und ist nicht heilbar, außer durch eine Nierentransplantation.

Wie bemerkt man Nierenversagen?

In der Regel fallen die Symptome einer akuten Niereninsuffizienz zu Beginn kaum auf. In manchen Fällen bleibt die Urinmenge gleich oder erhöht sich sogar. Meistens jedoch merken Betroffene im weiteren Verlauf, dass mit den Nieren etwas nicht stimmt , wenn weniger oder kein Urin abgeht. Dadurch sammelt sich das Wasser im Gewebe an, wodurch z. B. die Beine anschwellen, das Gesicht runder wirkt und das Gewicht zunimmt. Zudem steigt der Blutdruck und es kommt zu Verschiebungen im Elektrolythaushalt.

Im Krankheitsverlauf kann es zu weiteren Beschwerden kommen:

  • Müdigkeit

  • Konzentrationsproblemen

  • Kopfschmerzen

  • Schwindel

  • Appetitlosigkeit

  • Übelkeit

  • Allgemeiner Juckreiz

  • Schlafstörungen

  • Schmutzig-gelbe Hautfarbe

  • Krampanfällen

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, z. B. ein verlangsamter Herzschlag, Herzinfarkt, Schlaganfall

Bei diesen Symptomen und Verdacht auf akute Nierenschwäche kann mit einer Urinprobe untersucht werden, ob die Nierenwerte erhöht sind.

Stadien einer akuten Niereninsuffizienz

Die akute Niereninsuffizienz verläuft in vier Stadien:

  • Schädigungsphase, die sich über wenige Stunden bis Tage hinziehen kann

  • Anurische Phase, bei der die Harnausscheidung über einen Zeitraum von zehn Tagen bis mehreren Wochen merkbar zurückgeht. Dies stört den Wasser- und Salzhaushalt.

  • Erholungsphase, die etwa drei Monate anhält und in welcher die Nieren ihre Harnproduktion wieder erhöhen.

  • Wiederherstellungsphase, in der die Nieren besser oder wieder vollständig funktionieren. Allerdings kommt es vor, dass sich die Organfunktion selbst nach Jahren nicht besser und die Erkrankung chronisch wird.

Welche Urinfarbe bei chronischer Niereninsuffizienz?

Bei einer chronischen Niereninsuffizienz verändert sich häufig der Urin. Zu Beginn ist er oft hell und wenig gefärbt, da die Nieren ihn nicht mehr ausreichend konzentrieren können. Bei manchen Betroffenen enthält er Blut und ist dadurch rötlich. Außerdem scheiden Betroffene vermehrt Eiweiß über den Urin aus, wodurch er beim Wasserlassen schäumt.

Erholt man sich von einer akuten Niereninsuffizienz?

Die akute Nierenschwäche ist ein lebensbedrohlicher Zustand. Selbst wenn sie schnell erkannt und medizinisch behandelt wird, verläuft sie bei nahezu jeder zweiten Person tödlich. Todesursache ist in der Regel die Erkrankung selbst oder das Ereignis, das zur Niereninsuffizienz geführt hat. Die Heilungschancen einer akuten Nierenschwäche sind von der Ursache und dem Zeitpunkt der Behandlung abhängig. Manchmal wird sie auch chronisch.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.