Zahnbürste und Duschkopf: Ein Tummelplatz für Viren?

Bei der Zahnbürste gilt: Aufrechtes und trockenes Lagern dämmt das Bakterienwachstum ein
Bei der Zahnbürste gilt: Aufrechtes und trockenes Lagern dämmt das Bakterienwachstum ein© seb_ra

Nach dem Duschen und Zähneputzen fühlt man sich frisch und sauber. Deshalb jetzt nicht erschrecken: Duschkopf und Zahnbürste beherbergen ein Ökosystem von Mikroben.

  • Bakterien vermehren sich in feuchten Zahnbürsten-Borsten

  • Die meisten Mikroben sind harmlos für Menschen

  • In Duschköpfen gedeihen Krankheitserreger

Duschkopf und Zahnbürste sind ein feucht-fröhliches Eldorado für Bakterien, das weiß die Wissenschaft schon länger. Neu ist: Auch hunderte verschiedener Viren tummeln sich dort.

Forschungsfeld Zahnbürste

Ein US-amerikanisches Wissenschaftler-Team fand in Proben von Zahnbürsten und Duschköpfen mehr als 600 verschiedene Virusarten – darunter einige, die bislang kaum erforscht oder gänzlich unbekannt sind. Das Ausmaß hat auch die Experten überrascht. Viren brauchen normalerweise die Zellen eines Wirtes, etwa eines Menschen oder Tieres, um sich zu vermehren.

Bei den gefundenen Erregern handelt es sich nicht etwa um krankmachende Erkältungs- oder Magen-Darm-Viren, sondern überwiegend um sogenannte Bakteriophagen (kurz: Phagen). Sie nutzen Bakterien als Wirts-Organismen. Die Wissenschaftler stellten fest: Je vielfältiger die bakterielle Gemeinschaft auf einer Zahnbürste oder einem Duschkopf, desto mehr unterschiedliche Viren finden sich hier.

Für Menschen stellen die gefundenen Viren vermutlich keine Gefahr dar. Möglicherweise bieten sie sogar Einblick in neue Forschungsansätze, wie sich bakterielle Erreger effektiv bekämpfen lassen.

Sollte man die Zahnbürste desinfizieren?

Gründliches Abspülen der Zahnbürste ist nach jedem Zähneputzen Pflicht© iStock.com/Davizro

Auch wenn die Vorstellung von Keimen auf der Zahnbürste gewöhnungsbedürftig ist: Desinfektionsversuche wie abkochen, in Essig einlegen oder in die Spülmaschine stecken empfehlen Fachleute nicht. All diese Maßnahmen sind nur begrenzt wirksam und können die Borsten der Zahnbürste schädigen. Spezielle Zahnbürsten-Desinfektionsgeräte brauchen Sie ebenfalls nicht.

Gesunde Kinder und Erwachsene müssen normalerweise keine Sorge haben, sich über ihre Zahnbürste mit krankmachenden Keimen anzustecken. Die meisten Mikroben sind harmlose Bakterien aus dem eigenen Mund. Einige grundlegende Hygienemaßnahmen für die Zahnbürste sollten Sie beachten.

Hygieneregeln für die Zahnbürste

  • Säubern: Spülen Sie die Zahnbürste nach jedem Zähneputzen gründlich mit fließendem, am besten heißem Wasser ab.

  • Lagern: Stellen Sie die Zahnbürste mit dem Bürstenkopf nach oben in einen Becher, bei elektrischen Zahnbürsten auf die entsprechende Station. Verzichten Sie auf Schutzkappen oder Etuis. Bakterien überleben am besten in feuchter Umgebung. Daher ist es wichtig, dass die Borsten vollständig durchtrocknen, bevor Sie sie das nächste Mal benutzen.

  • Trocknen: Falls Ihre Zahnbürste nicht gut trocknet – etwa weil Sie in kurzen Abständen die Zähne putzen – nutzen Sie am besten zwei Bürsten im Wechsel. Sie können die Borsten behutsam mit einem sauberen Handtuch abtrocknen, bevor Sie sie die Zahnbürste hinstellen.

  • Zahnputzbecher: In Bechern mit einer oder mehreren Zahnbürsten bildet sich rasch ein Biofilm mit einem wahren Keim-Paradies. Spülen Sie ihn mindestens einmal am Tag mit Wasser aus. Ein- bis zweimal pro Woche sollten Sie ihn in die Spülmaschine stecken oder gründlich per Hand reinigen. Hygienischer als Kunststoffbecher sind solche aus Glas: Sie bieten Bakterien weniger Haftfläche und machen Verschmutzungen schneller sichtbar.

  • Wechseln: Gönnen Sie sich und allen Familienmitgliedern alle zwei bis drei Monate eine neue Zahnbürste bzw. einen neuen Bürstenkopf. Auch nach Infekten wie Erkältungskrankheiten empfiehlt es sich, die Zahnbürste zu wechseln.

Duschkopf: Mykobakterien und Legionellen

Auch im Duschkopf können sich Mikroben sammeln: Durch Kalkrückstände und warme Wassertemperaturen entsteht hier ein Biofilm mit zahlreichen Bakterien und Viren. Forschende fanden in einigen Proben sogenannte nicht-tuberkulöse Mykobakterien, die – durch die Duschbrause vernebelt und eingeatmet – bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem ernste Lungenerkrankungen auslösen können.

Auf diese Weise finden auch Legionellen den Weg in die Lunge. Genau wie Menschen bevorzugen diese stäbchenförmigen Bakterien wohlig warme Wassertemperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Besonders rasch vermehren Legionellen sich in Leitungen mit stehendem Wasser. Im menschlichen Körper können Sie entweder grippeähnliche Symptome (Pontiac-Fieber) oder schwere Lungenentzündungen (Legionärskrankheit) auslösen.

So duschen Sie sicher

Eine Frau reinigt mit einem Schwamm einen Duschkopf
Duschkopf reinigen, um übermäßiges Keim-Wachstum zu vermeiden© Shutterstock/Andromeda Photographer

Gesunde Menschen müssen sich in der Regel keine Gedanken über mögliche Infektionen unter der Dusche machen. Von den meisten Keimen im Duschkopf geht keine Gefahr aus. Personen mit chronischen Erkrankungen, einer angeschlagenen Lunge oder einem medikamentös unterdrückten Immunsystem sollten jedoch einige Vorsichts- und Hygienemaßnahmen beachten.

Das größte Infektionsrisiko bergen fein zerstäubte Bakterien, die mit winzigen Wassertröpfchen (Aerosolen) in die Atemwege gelangen. Die Keimbelastung ist in den ersten Sekunden besonders hoch, da hier das stehende Wasser aus der Leitung und dem Duschkopf selbst die Düsen verlässt. Daher gilt: Halten Sie sich beim Duschen den ersten Wasserstrahl nicht ins Gesicht.

Duschkopf reinigen

Mindestens zweimal im Jahr sollten Sie Ihren Duschkopf von Kalk und Schmutz befreien, um die Bakterien in Schach zu halten. In Regionen mit sehr hartem Wasser – also einem hohen Kalkgehalt – kann auch eine höhere Frequenz sinnvoll sein. Folgende Schritte gehören dazu:

  1. Entfernen Sie grobe Ablagerungen mit einem Tuch oder Schwamm und einem geeigneten Reinigungsmittel.

  2. Stellen Sie einen Eimer in die Duschwanne, den Sie mit Wasser und Essig (Verhältnis 1:1) oder Essigessenz (Verhältnis 5:1) füllen. Alternativ eignet sich Zitronensäure, die Sie nach Herstellerangabe mit Wasser mischen.

  3. Legen Sie den Duschkopf in den Eimer. Lassen Sie die Mischung mindestens eine Stunde einwirken. Bewegen Sie den Duschkopf dabei gelegentlich.

  4. Spülen Sie den entkalkten Duschkopf gründlich mit klarem Wasser ab.

Ist der Duschkopf stark verschmutzt oder beschädigt, wird es Zeit für einen Wechsel.

Infektion mit Legionellen vorbeugen

Die Gefahr einer Legionellen-Infektion besteht, wenn die Bakterien sich in den Wasserleitungen vermehren. Das hilft dagegen:

  • Stellen Sie die Temperatur am Warmwasserspeicher oder Boiler auf mindestens 60 Grad Celsius. Im Leitungssystem sollte die Wassertemperatur 55 Grad nicht unterschreiten. Sogenannte Legionellenschaltungen im Warmwasserspeicher können die Bakterien nicht sicher abtöten.

  • Wenn das Wasser in den Leitungen länger gestanden hat, etwa nach einem Urlaub, drehen Sie die Leitungen zunächst für einige Minuten auf, bevor Sie das Wasser zum Trinken, Kochen oder Duschen verwenden.

  • Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Leitungswasser Legionellen enthält, können Sie bei verschiedenen Laboren eine Wasserprobe einschicken. In öffentlichen Gebäuden und bei großen Mietshäusern sind regelmäßige Wasseruntersuchungen verpflichtend.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.