Sperrung im Schönbuchtunnel: Darauf sollte man im Ernstfall achten

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Es ist kurz nach halb sieben am „Tag der Deutschen Einheit“. Auf der A81 ist viel los, es herrscht Rückreiseverkehr. Plötzlich bildet sich ein Stau und dann ein Vollstopp in beiden Fahrtrichtungen vor dem Schönbuchtunnel in Herrenberg. Eine Tunnelsperrung verursacht in wenigen Minuten einen größeren Rückstau. Nur nach und nach wird eine Rettungsgasse gebildet, manche Autos stehen noch kurz vor dem Martinshorn direkt auf der Fahrspur. Eine weithin hörbare Banddurchsage aus Lautsprechern warnt vor Rauchentwicklung und Feuer im Tunnel, die Menschen im Tunnel werden gebeten ihre Autos zu verlassen und die Notausgänge zu benutzen. Vor dem Tunnel herrscht angespannte Stille. Aber nicht lange. Es dauert nur wenige Minuten, da verlassen erste Autofahrende ihre Autos, laufen auf der Straße herum, sprechen mit anderen, machen Fotos und Videos. Gefährlich! Denn die Einsatzkräfte wie Feuerwehr und Polizei fahren mit hoher Geschwindigkeit durch die Rettungsgasse zum Unfallort. Das stört die Filmenden wenig, sie gehen kurz zur Seite dann wird gleich wieder das Handy gezückt. 15 Minuten später knattern immer noch einige Motorräder die Rettungsgasse entlang, um dem Stau zu entgehen, aber auch für sie ist vor dem Tunnel die Fahrt zu Ende.

An diesem Abend ist nochmal alles gut gegangen, die Herrenberger Feuerwehr schreibt in ihrem vorläufigen Einsatzbericht dazu Folgendes:

„Die Brandmeldeanlage und die Tunnelsperrung wurden aufgrund eines Fahrzeugs mit stark rauchender Auspuffanlage ausgelöst. Das Fahrzeug konnte den Tunnel jedoch selbstständig verlassen. Da aufgrund der Tunnel-durchfahrt mehrere Brandabschnitte ausgelöst wurden, wurde gleich zu Beginn eine entsprechend hohe Alarmierung vorgenommen.“*

Tipps für mehr Sicherheit

Die Rettungsgasse hat oberste Priorität, denn im Ernstfall kann sie über Leben und Tod entscheiden

Die Rettungsgasse hat oberste Priorität, denn im Ernstfall kann sie über Leben und Tod entscheiden

Holger Bach, Verkehrsexperte ADAC Württemberg©Aurelius Maier

Filmen am Einsatzort, herumlaufende Menschen auf der Autobahn und Fahrzeuge, die unerlaubt die Rettungsgasse nutzen, das alles erschwert nicht nur die Arbeit der Einsatzkräfte, es kann auch zu weiteren Unfällen führen. ADAC Verkehrsexperte Holger Bach gibt Tipps, wie man sich in so einem Fall richtig verhält und beantwortet auch eine pikante, aber menschliche Frage zum Schluss.

Wie verhalte ich mich bei einer Tunnel-/oder Autobahnsperrung richtig?

Die Rettungsgasse hat oberste Priorität, denn im Ernstfall kann sie über Leben und Tod entscheiden. Sie sollte niemals zum schnelleren Vorankommen im Stau genutzt werden, auch wer Rettungskräften hinterherfährt, riskiert ein empfindliches Bußgeld von mindestens 200 Euro und einen Monat Fahrverbot.

Wer die Fahrbahn betritt, begeht einen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung und muss ebenfalls mit einem Bußgeld rechnen. Wobei das noch das Geringste ist, was einem passieren kann. Für Rettungskräfte ist die Zeit bis zur Einsatzstelle entscheidend, mit entsprechend hoher Geschwindigkeit durchqueren sie die Rettungsgasse zum Unfallort. Sind hier Menschen auf der Fahrbahn kann das lebensgefährlich werden.

Wie bildet man eine Rettungsgasse?

Im Idealfall sollte sie bereits beim Entstehen des Staus gebildet werden und nicht erst wenn alle stehen – besonders für größere Fahrzeuge, wird dann das Rangieren schwierig. Am besten ist es, bereits bei der Staubildung auf der linken Spur an den linken Fahrbahnrand zu fahren, alle anderen Fahrstreifen orientieren sich soweit rechts wie möglich.

Gibt es No-Gos?

Wenden auf der Fahrbahn, um die letzte Ausfahrt noch zu erreichen, fahren auf dem Seitenstreifen oder eigenmächtig Autobahnbehelfsausfahrten nehmen, geht gar nicht. Solche Manöver sind nur auf ausdrückliche Anweisung der vor Ort befindlichen Einsatzkräfte möglich. Meist sind bei Autobahnsperrungen die Ausweichstrecken auch verstopft und keine wirkliche Alternative. Um sich und andere nicht zu gefährden, ist es wichtig die Ruhe zu bewahren. Zudem sollte man das Radio anschalten, hier werden häufig Meldungen zum Stau- oder Unfallverlauf durchgegeben.

Was ist, wenn man im Stau oder bei einer Sperrung auf die Toilette muss?

Es ist grundsätzlich nicht erlaubt das Auto zu verlassen, auch wenn es dringend ist, da dies eine Gefahr für das eigene Leben bedeutet. Ein Tipp für Menschen, die eine kleine Blase haben, sind spezielle Taschen- oder Notfall-WCs.

Verstöße auf der Autobahn: Mit diesen Bußgeldern müssen Sie rechnen
*Einsatzbericht 3. Oktober 2023 Feuerwehr Herrenberg

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