Wildunfälle im Herbst: Gefahren erkennen und richtig reagieren

Wildunfälle im Herbst
Im vergangenen Jahr kam es in Bayern zu rund 79.000 Wildunfällen – im Herbst ist die Gefahr eines Zusammenstoßes besonders hoch.© stock.adobe.com/m.mphoto

Der Herbst ist Unfallzeit, nicht nur witterungsbedingt. Gerade aufgrund der Zeitumstellung Ende Oktober kommt es in der Morgen- und Abenddämmerung vermehrt zu Wildunfällen. Der ADAC Südbayern gibt Tipps zur Prävention und für das richtige Verhalten im Schadensfall.

Wenn das Laub die Straßen in leuchtendem Gold und Rot säumt, lauert in den Dämmerstunden die Gefahr von Wildunfällen. Jedes Jahr im Herbst steigt die Zahl der Crashs – oft mit schweren Folgen für Mensch und Tier. Doch was lässt sich tun, um das Risiko zu minimieren? Und warum sind gerade die Herbstmonate so gefährlich?

Obacht in den Hauptverkehrszeiten

In Deutschland ereignet sich alle zwei Minuten ein Wildunfall, was jährlich zu dutzenden Toten und zahlreichen Verletzten führt. Allein in Bayern registrierte die Polizei im vergangenen Jahr rund 79.000 solcher Zusammenstöße zwischen Mensch und Tier. 80 Prozent wurden verursacht durch Reh-, Rot- und Damwild. Die Zahl der Wildunfälle steigt zudem – 2013 waren es bayernweit noch 63.000. Besonders im Herbst ist die Gefahr groß für Autofahrer, die auf Straßen an Waldabschnitten oder Feldrändern entlang unterwegs sind. Der Grund: Durch die Zeitumstellung am letzten Sonntag im Oktober, bei der die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden, fallen plötzlich Morgen- und Abenddämmerung jeweils mit den beruflich bedingten Hauptverkehrszeiten zusammen. In den Dämmerungszeiten aber begeben sich die meisten Wildtiere auf Nahrungssuche. Natürlich gilt auch bei Nacht und Nebel Vorsicht, aber gerade in den Morgenstunden zwischen 6 und 8 Uhr sind in den Herbstmonaten nicht nur Autofahrer, sondern eben auch Rotwild oder Wildschwein unterwegs – und treffen oft ungewollt aufeinander.

Vorausschauendes Fahren und die Frage: Bremsen oder nicht?

Vor allem Berufspendler sollten demnach auf der Hut sein. Autofahrer unterschätzen oftmals die Gefahr, wenn sie ein Tier ruhig am Straßenrand stehen sehen – es kann unvermittelt auf die Fahrbahn springen und so einen schweren Unfall auslösen. Auch überhöhte Geschwindigkeit, Ablenkung oder fehlendes Wissen über das Verhalten von Wildtieren spielen eine Rolle. Doch bereits mit ein paar einfachen Vorkehrungen lässt sich das Risiko deutlich reduzieren.

Entlang von Wiesen, Wäldern oder auch hochstehenden Maisfeldern gilt es, vor allem zu den Dämmerungszeiten vorausschauend zu fahren, die Geschwindigkeit zu reduzieren und auf ausreichend Abstand zum Vordermann zu achten. Wer an kritischen Stellen beispielsweise mit 60 statt 80 km/h unterwegs ist, verkürzt den Bremsweg bereits um rund 20 Meter. Sieht man ein Tier am Straßenrand, sollte man nochmals deutlich langsamer werden und wenn nötig und möglich ganz abbremsen. Dann sollte man das Fernlicht ausschalten, um die Tiere nicht zu blenden und zusätzlich hupen, um sie zu verscheuchen. Auch im Anschluss gilt es, aufmerksam zu bleiben, denn Wild ist meistens in Gruppen unterwegs, andere Tiere könnten folgen.

Grafik Bremsweg
Neben einer vorausschauenden Fahrweise kann vor allem eine niedrige Geschwindigkeit dafür sorgen, einen Unfall zu vermeiden.© ADAC Südbayern

Manchmal lässt sich jedoch der Zusammenstoß nicht vermeiden. Wenn ein Tier mit 30 bis 50 km/h plötzlich hinter einer Kurve auf die Straße prescht gilt es, möglichst Ruhe zu bewahren, das Lenkrad gut festzuhalten und Bremse und ggf. Kupplung durchzutreten. Auf keinen Fall sollte man unkontrolliert ausweichen, denn eine etwaige Kollision mit einem Baum oder dem Gegenverkehr endet deutlich häufiger mit schwerwiegenden Folgen für Fahrer und eventuell auch Beifahrer.

Wildunfall: Wie verhalten, welche Nummer wählen?

Wenn es zum Zusammenprall gekommen ist, gibt es ebenfalls einige einfach zu merkende Verhaltensregeln, die ein umsichtiger Autofahrer beachten sollte:

  • Warnblinkanlage an, Warnweste überziehen, Unfallstelle absichern – selbst wenn das Tier verletzt geflüchtet ist. Wichtig: Ruhe bewahren!

  • Im Fall von Verletzten sofort die 112 wählen und Erste Hilfe leisten.

  • Polizei über 110 informieren, auch wenn es keine Verletzten gibt. Geben Sie Ihren genauen Standort durch. In den meisten Bundesländern, darunter auch Bayern, muss zusätzlich ein Jäger verständigt werden. Erkundigen Sie sich beim lokalen Forstamt oder Jagdverein und fordern Sie bei diesem eine Wildschadenbescheinigung an.

  • Totes Tier möglichst an den Straßenrand ziehen, um Folgeunfälle zu verhindern. Tragen Sie dabei unbedingt Handschuhe – wegen Parasiten oder Krankheiten.

  • Verletzte Tiere nicht anfassen, sie könnten in Panik reagieren.

  • Am Unfallort bleiben, bis Polizei oder Jäger eintreffen – warten Sie dabei in sicherem Abstand.

  • Wichtig: Das angefahrene Wild darf nicht mitgenommen werden – sonst droht eine Anzeige wegen Wilderei und eine Strafe.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Wildunfälle lassen sich nicht immer vermeiden, doch mit vorausschauendem und defensivem Fahren lässt sich das Risiko deutlich senken. Bleiben Sie im Ernstfall ruhig und befolgen Sie die Verhaltensregeln. Schützen Sie sich und andere – fahren Sie mit Weitsicht!