Para-Leichtathlet Andreas Walser: Olympia als Motor für Inklusion

Sport verbindet – wenn alle mitkommen. Der Münchner Nahverkehr ist Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit und bietet wichtige Voraussetzungen für inklusive Spiele. Warum die Paralympics mehr Aufmerksamkeit verdienen und was München dafür bereits tut.
Die Olympischen Spiele des Jahres 1972 in München sind ein hervorragendes Beispiel für die Innovationskraft, die von internationalen Großveranstaltungen ausgehen kann. Damals wurde eine bestehende U-Bahn-Linie in nur 17 Monaten um die Verbindung zwischen Münchner Freiheit und Olympiazentrum erweitert.
Heute besitzt die Bayerische Landeshauptstadt bereits ein großflächiges ÖPNV-Netz, das ebenso Busse, Trams und S-Bahnen beinhaltet. In Sachen Barrierefreiheit schneidet es im Vergleich mit dem in Paris, dem Austragungsort der vorherigen Paralympics gut ab. Laut einer Studie der Aktion Mensch1 sind in der Hauptstadt Frankreichs nur wenige U-Bahn-Linien barrierefrei erreichbar.
Barrierefreiheit spielt im Zusammenhang mit Olympia eine große Rolle. Denn mit einer guten Erreichbarkeit erhalten auch viele Zuschauer Zugang zu den Wettkampfstätten. Außerdem finden direkt im Anschluss an die Wettbewerbe die Paralympics für Sportler mit Behinderungen statt.
So steht es um die Barrierefreiheit im Münchner ÖPNV
„Soweit ich mitbekomme, ist München diesbezüglich schon ganz gut aufgestellt“, berichtet Para-Leichtathlet Andreas Walser. Der 29-jährige Augsburger nahm 2024 erstmals an den Paralympischen Spielen teil. „Aber ich achte mit meiner Sehbehinderung ja auf ganz andere Dinge als beispielsweise Rollstuhlfahrer. Es gibt an vielen Haltestellen Lifte, sodass man sie auch mit dem Rollstuhl erreichen kann.“
Zahlen zur Barrierefreiheit im Münchner ÖPNV
Etwa 85 Prozent der 150 S-Bahn-Stationen werden barrierefrei erreicht.
Auf allen 100 bestehenden U-Bahnhöfen sind die Bahnsteige barrierefrei erreichbar.
Von 148 Trambahn-Haltestellen sind 126 behindertengerecht.
36 U-Bahnhöfe sind mit einem neuen Blindenleitsystem ausgestattet.
Quelle: MVV München
An zahlreichen Stellen existieren neben Bildschirmen, die die Ankunft des nächsten Verkehrsmittels anzeigen, auch Ankündigungen per Ansage. Durch die Kombination aus beiden Formen können wichtige Informationen möglichst viele Menschen erreichen.
Obwohl München ebenso wie viele weitere deutsche Städte bei der Barrierefreiheit Paris einen Schritt voraus sind, sieht der 29-Jährige auch positive Ansätze, die sich ohne große bauliche Veränderungen umsetzen ließen: „Laternen und Pfosten sind in Paris zum Teil mit deutlichen Farben hervorgehoben, sodass man sie leicht erkennen kann.“ Das könnte auch die Sichtbarkeit von Barrierefreiheit und die Bedeutung von Inklusion begünstigen.
Andreas Walser wünscht sich größeres Interesse an Paralympics
Viele Menschen mit Behinderung hoffen, dass die Paralympics einen größeren Stellenwert in der Gesellschaft erhalten. 56 Prozent der Studienteilnehmer sind der Meinung, dass Paralympische Spiele auch über den Sport hinaus die Inklusion in der Gesellschaft fördern. „Viele ältere Athleten, die schon 2012 in London dabei waren, schwärmen auch heute noch von diesen Paralympics“, erklärt Walser, der im September mit dem dritten Platz bei den Weltmeisterschaften seinen größten Erfolg im Para-Weitsprung feierte. „Dort war das Olympiastadion immer sehr gut gefüllt bis ausverkauft. Man sieht bis heute, dass der Parasport in Großbritannien einen viel höheren Stellenwert hat.“
Ein weiteres Ergebnis der Studie: 52 Prozent aus dem Bevölkerungspanel und 55 Prozent der Teilhabecommunity wünschen sich eine umfangreichere Berichterstattung über die Paralympics im Fernsehen. Mit Wettbewerben im eigenen Land könnte Medienvertretern der Zugang zum Sport erleichtert werden.
Walser verbindet mit dem Wunsch auch Hoffnungen: „Im Vergleich zum Interesse am sonstigen Parasport stechen die Paralympics deutlich positiv heraus“, sagt er. „Aber es ist nicht auf dem gleichen Level wie bei den Olympischen Spielen. Dabei ist die Medienpräsenz genau das, was wir brauchen, wenn wir als Profis vom Sport leben oder zumindest keiner Vollzeitbeschäftigung nebenher nachgehen wollen.“ Aktuell studiert er Mathe und Physik auf Lehramt. Damit bereitet er sich bereits auf eine Laufbahn nach der Sportlerkarriere vor.
ADAC Südbayern unterstützt Olympiabewerbung
Olympia in München ist eine historische Chance, weit über den Sport hinaus. Der Ausbau von Mobilität und Infrastruktur wird beschleunigt, der Tourismus erfährt neue Impulse, und der Sport erhält Rückenwind – vom Spitzensport bis in die breite Gesellschaft. Daher unterstützt der ADAC Südbayern e.V. die Olympia-Bewerbung Münchens und ist Partner im Bündnis Pro Olympia, welches von führenden Organisationen und Verbände getragen wird.
