Aufregung Fehlanzeige: Münchner Hubert Haupt mit Gold bei den FIA Motorsport Games

Hubert Haupt reiste mit der wohlverdienten Goldmedaille im Gepäck aus Valencia ab.
Hubert Haupt reiste mit der wohlverdienten Goldmedaille im Gepäck aus Valencia ab.© Haupt Racing Team

Der Münchner Hubert Haupt hat in Valencia die FIA Motorsport Games für Deutschland bestritten und in seiner Disziplin die Goldmedaille gewonnen. Im Interview erklärt er, warum er selbst bei so einem Highlight nicht aufgeregt ist. 

Infos zum Wettbewerbsformat

Die FIA Motorsport Games sind so etwas wie die Olympischen Spiele des Motorsports: Die nationalen Motorsportverbände nominieren Teilnehmer für die unterschiedliche Disziplinen. Sie fanden vom 23. bis 27. Oktober zum dritten Mal statt – erstmals im spanischen Valencia. 

Für das deutsche Team startete mit Hubert Haupt ein prominenter Name in der GT-Kategorie. Der 55-Jährige Münchner hat im Motorsport schon viel erlebt: 1991 startete erstmals in der DTM. Danach kämpfte er insbesondere in unterschiedlichen Sportwagen-Meisterschaften um die Positionen. Sein großer Erfahrungsschatz und seine Schnelligkeit verhalfen ihm und Finn Wiebelhaus, der ihn zur Rennhälfte im Mercedes-AMG GT3 ablöste, zur Goldmedaille. 

Interview mit Rennfahrer Hubert Haupt

Sie sind seit mehr als 30 Jahren im Motorsport aktiv. Aber dass Sie in einer Art Nationalteam gefahren sind, war wahrscheinlich für Sie die Premiere, oder gab es das vor den FIA Motorsport Games schon mal? 

Nein, das gab’s wirklich noch nicht. Für mich war das etwas ganz Besonderes und eine große Ehre. Und dann auch noch zu gewinnen und eine Goldmedaille zu holen – das war ein absolut rundes Wochenende für uns. Das ist nochmal etwas ganz anderes, als wenn man in einer bestimmten Rennserie oder Meisterschaft fährt. 

War es dahingehend eine Herausforderung, dass Sie an dem Wochenende wirklich auf den Punkt die Leistung zeigen mussten und nicht wie bei einer Meisterschaft mehrere Veranstaltungen hatten? 

Ja, das stimmt. Aber darin haben wir schon einiges an Erfahrung. Die Situation finden wir auch bei vielen 24-Stunden-Rennen. Ich bin das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring schon um die 25 Mal gefahren. Man braucht da natürlich volle Konzentration und hat nur eine Chance. 

Das britische Team auf einem Ferrari 296 GT3 war das gesamte Wochenende über Ihr Hauptkonkurrent. Im Qualifying und im entscheidenden Hauptrennen hatten Sie die Nase vorne, nur im Qualifying-Rennen mussten Sie den Gegnern den Vortritt lassen. 

Ja, das Qualifying hat gut gepasst. Das erste Rennen war nicht ganz so glücklich, da haben wir ein paar Fehler gemacht. Aber das Finale war perfekt. Wir wussten, wir mussten den Start gewinnen, weil der Ferrari doch das schnellere Auto war – schneller als unser Mercedes-AMG GT3. 

Die Track Limits (Das Überfahren der Streckenbegrenzung) haben auch uns getroffen, die anderen aber noch mehr. Die FIA hat da extrem hart durchgegriffen. Das kenne ich aus anderen Rennserien normalerweise nicht so streng. Deswegen gab es viele Strafen, und wir konnten trotz des zweiten Platzes auf der Strecke das Rennen noch gewinnen. 

Durch die Strafen gegen Ihre Gegner mussten Sie nicht in den Zweikampf gehen. Sie konnten die Briten vorbeifahren lassen, mussten dann aber Schritthalten, um nach der Zeitaddition auf Platz eins nach vorne zu rutschen. Sicherlich war das Rennen nicht so einfach, wie es klingt. 

Mein Ziel war es, zuerst mal vorne zu bleiben, damit wir das Rennen beim Boxenstopp nicht aus der Hand geben. Wir wollten das Rennen natürlich gewinnen. Vor dem Rennen hatten wir die Befürchtung, dass der Ferrari vielleicht einen Tick stärker ist als der Mercedes – und so war es auch. Es gab Mindestluftdrücke, die wir einhalten mussten. Das war das erste Mal und es hat unserem Auto extrem wehgetan. Wir hatten teilweise Luftdrücke von über zwei bar. Und dann geht der Mercedes nicht mehr richtig über die Vorderachse, da der Motor vorne sitzt. 

Unsere große Sorge war, dass der Ferrari uns, wenn er vorbeifährt, auch wegfährt. Aber beim Boxenstopp konnten wir die Luft ablassen, und der zweite Stint war dann eigentlich auch immer der bessere. Da war die Pace wieder da, und hinten raus waren wir auch wieder einen Tick schneller und konnten vorne bleiben. Aber klar, am Schluss war es ein taktisches Rennen, bei dem wir uns keine Track-Limit-Vergehen mehr leisten durften und dranbleiben mussten. Dann wussten wir, dass wir es im Griff haben. 

Sie waren nicht nur als Fahrer vor Ort, sondern auch als Gründer Ihres Haupt Racing Teams. Sie haben in der Disziplin GT Sprint das deutsche und das spanische Auto eingesetzt und damit die Silber- und Bronzemedaille gewonnen. Sind Sie in einem Rennen als Fahrer oder als Teamverantwortlicher entspannter? 

Das ist ganz unterschiedlich. Als Fahrer hat man natürlich immer eine Grundanspannung. Aber ich mache das jetzt über 30 Jahre, daher regt mich das nicht mehr so auf. Wenn man heute bei einem DTM-Rennen oder einem 24-Stunden-Rennen ist, wo die Vollprofis am Start sind, mache ich mir da eigentlich relativ wenig Sorgen. 

Aber wir haben natürlich auch viele Youngsters, die wir aufbauen. Das machen wir ganz bewusst, weil wir Talente fördern wollen, die irgendwann auch mal Werksfahrer werden. Und wenn die im Auto sitzen, bin ich schon ein bisschen mehr angespannt. Finn Wiebelhaus ist gerade mal 18 und hat sein erstes Jahr im ADAC GT Masters gefahren. Er lag auf Platz zwei, und dann kam der erfahrene Daniel Juncadella (Teilnehmer aus Spanien) von hinten. Da stand er natürlich schon mächtig unter Druck. Es hat mich persönlich sehr gefreut, dass er die Silbermedaille geholt hat. Wahrscheinlich hätte er sogar gewinnen können. Aber Ayhancan Güven (Sieger aus der Türkei) war doch noch einen Tick schneller und hat es am Schluss gewonnen. 

Was können Sie jungen Fahrern mitgeben? Kommen die auf Sie zu und fragen nach Tipps? 

Das mache ich seit Jahren sehr gerne. In unserem Team ist es so, dass die jungen Fahrer tendenziell immer bei mir sind. Das ist auf der Nordschleife auch so. Im Juli habe ich mit David Schumacher das 6-Stunden-Rennen in der Nürburgring Langstrecken-Serie gewonnen. Ich gebe ihnen eine Grundruhe und gute Tipps. Sie sind zwar vielleicht einen Tick schneller als ich, aber ich bringe mehr Erfahrung mit. Und diese Erfahrung tut ihnen gut. 

Wie war denn in Valencia die Stimmung innerhalb des deutschen Teams? Kommt man im Nationalkader eher mit Sportlern aus anderen Disziplinen ins Gespräch als sonst? 

Ja, ich habe mich mit dem deutschen Team in der Ferrari Challenge unterhalten, das war sehr nett. Dann ist Claudia Hürtgens (ehemalige Sportwagenfahrerin) Sohn in der Kart-Disziplin gefahren. Wir waren gemeinsam essen und die haben uns beim Rennen begleitet. Viele Mitglieder des deutschen Teams standen auch immer wieder bei uns in der Box. Es war einfach eine gute Teamstimmung. 

Wenn Sie jetzt für die nächsten FIA Motorsport Games eine alternative Disziplin aussuchen dürften, welche wäre das? Ist das Thema eSports etwas für Sie? 

Nein, da bin ich völlig untalentiert. Ich habe mir diese alten Rallye-Autos angeschaut. So etwas würde mir natürlich Spaß machen. 

Gibt es bereits Pläne für die kommende Saison? Wie sieht Ihr Rennprogramm 2025 aus? 

Mich persönlich sieht man auf jeden Fall als Fahrer auf der Nordschleife. Ob ich die ein oder andere Serie noch fahre, weiß ich noch nicht. Ich konzentriere mich wahrscheinlich erstmal auf das 24-Stunden-Rennen und vielleicht auch mal das ein oder andere Einzelrennen. Vielleicht im ADAC GT Masters oder bei den 24 Stunden von Spa. Aber ich glaube nicht, dass ich noch mal eine ganze Serie fahre. 

Die FIA Motorsport Games, die Olympischen Spiele des Motorsports, fanden vom 23. bis 27. Oktober 2024 zum dritten mal statt. © Haupt Racing Team