Celina Liebmann sorgt für Frauenpower im Speedway

Celina Liebmann feierte 2024 den größten Erfolg ihrer Karriere.
Celina Liebmann feierte 2024 den größten Erfolg ihrer Karriere.© Jesper Veldhuizen

Speedway-Fahrerin Celina Liebmann scheut den Vergleich mit männlichen Konkurrenten nicht. Bei nationalen und internationalen Wettbewerben setzt sie sich immer wieder gegen ihre Gegner durch. Im Interview erklärt sie, warum sie den Druck in einem rein weiblichen Teilnehmerfeld als größer empfindet.

Ende Juni, kurz vor ihrem 23. Geburtstag, feierte Celina Liebmann den bislang größten Erfolg in ihrer Speedway-Karriere: Die Fahrerin des MSC Olching gewann bei der FIM Speedway Gold Trophy den WM-Titel. Sie lässt aber nicht nur regelmäßig andere Frauen hinter sich, sondern auch viele männliche Gegner.

Was ist Speedway?

Speedway, auch als Bahnsport bezeichnet, gehört zu den spektakulärsten Disziplinen im Motorradsport. Die Rennpisten sind Ovale mit losem Untergrund. Das erlaubt wahnsinnige Driftwinkel in den Kurven. Einzylinder-Viertakt-Motoren mit bis zu 500 ccm Hubraum sorgen für Antrieb. Das Besondere an den Maschinen: Sie haben nur einen Gang und keine Bremsen.

Wie bist du zum Motorsport gekommen?

Mein Papa ist früher Eisspeedway gefahren und er hat sich eines Tages für Speedway interessiert und wollte sich das mal anschauen. 2006 sind wir dann zusammen zum MSC Olching gegangen, um uns das mal anzuschauen und seitdem fahre ich Speedway.

Was macht für dich die Faszination Speedway aus?

Die Faszination Speedway ist für mich, mit Höchstgeschwindigkeiten von circa 120 km/h auf Kurven zuzufahren, ohne zu bremsen.

Hast du ein weibliches Vorbild im Motorsport?

Nein, ich habe kein weibliches Vorbild. Aber ein Vorbild für mich war schon immer mein Papa. Er hat sehr viel erreicht in seiner Eisspeedway-Karriere und ist ein hervorragender Mechaniker und hat einfach das nötige Know-how.

Wo bist du in deiner bisherigen Karriere eher auf andere Speedway-Fahrerinnen gestoßen: Im Nachwuchssport oder nun im fortschreitenden Verlauf deiner Karriere?

Man trifft vermehrt auf weibliche Speedway Fahrerinnen in den Jugendklassen. Mit dem Alter schwindet leider das Interesse der Mädchen und Frauen.

Der Motorsport ist einer der wenigen Bereiche, in denen Frauen und Männer gegeneinander antreten. Aber es gibt auch Wettbewerbe mit Geschlechtertrennung. Sind dir Wettbewerbe gegen Frauen lieber, weil dort vielleicht eher das Ergebnis im Mittelpunkt steht und nicht das übergeordnete Thema Frau gegen Mann?

Es gibt zwei Wettbewerbe, in denen wir Frauen unsere eigene Wertung haben. Es gibt die Women’s British Open Championship und die FIM Women's Speedway Gold Trophy. Das sind zwei Rennen im Jahr und sonst fährt man immer gegen Männer. Mir ist es eigentlich egal, ob ich gegen Mann oder Frau fahre. Für mich zählt nur, dass ich gewinne. Aber ich muss schon ehrlich zugeben, dass ich mit meinem Status „beste Frau“ bei Wettbewerben, wo nur weibliche Konkurrenz ist, sehr viel mehr Druck habe.

Du fährst internationale Rennen und hast dir durch deine Erfolge einen Namen gemacht. Ist es trotzdem noch ein Thema, dass deine männlichen Gegner gekränkt sind, wenn du sie schlägst? Eigentlich wissen sie ja, welche Klasse du hast.

Einige haben sich mittlerweile damit abgefunden und verstanden, dass Frauen genauso gute Leistung bringen können wie Männer. Aber dennoch ist es auf jeden Fall immer noch Thema. Helm in die Ecke schmeißen, weinen oder nicht mehr miteinander reden, zählt er leider dazu. Ich persönlich finde das lächerlich, aber ich muss auch ehrlich zugeben das ist ein bisschen amüsant ist. Es gibt mir doch auch irgendwo Bestätigung, dass ich richtig gut bin.

Kann das auch frustrierend sein, weil es eigentlich nicht um deine Leistung geht?

Mich interessiert die Meinung anderer nur sehr wenig. In verschiedenen Foren und in den Sozialen Medien wird immer viel geschrieben. Am Ende des Tages müssen ich und mein Team zufrieden sein. Aber was natürlich frustrierend ist, ist wenn man zum Beispiel nicht in ein Team aufgenommen wird, nur wegen des Geschlechts.

Wie fällt deine Bilanz der abgelaufenen Saison aus? Du hast mit dem WM-Titel in der FIM Women’s Speedway Gold Trophy deinen größten Erfolg gefeiert. Gleichzeitig ist dein Profivertrag in England vorzeitig aufgelöst worden.

Ja, die Goldmedaille der FIM ist natürlich ein Highlight. Das Gefühl Weltmeisterin zu sein, ist der Wahnsinn und ich bin damit in die Geschichtsbücher eingegangen und das kann mir einfach keiner mehr nehmen. Dahinter steckt jahrelange Arbeit von meinem Team und mir. Mein Profivertrag in England wurde leider aufgelöst aufgrund einer Teamumstellung, weil ein anderer Fahrer meines Teams verletzt war. In England gibt es ein Average System. Man kann sich nicht einfach aussuchen, wen man fahren lassen möchte, sondern muss eine gewisse Punktzahl einhalten. Aufgrund des Ausfalls meines Teamkollegen musste ein neuer Fahrer mit der gleichen Punktzahl verpflichtet werden. Und das hat sich als nicht so leicht erwiesen und damit musste eine komplette Team Umstellung her. Es hat leider mich getroffen. Aber ich stehe darüber, weil sie mir von Anfang an erklärt haben, wieso, weshalb und warum und dass es nicht an mir lag oder an meiner Leistung.

Stehen schon deine Planungen für das kommende Jahr?

Für nächstes Jahr steht leider noch nicht fest. Es ist noch alles in der Planung und in Verhandlungen.

Was sind deine langfristigen Ziele im Motorsport?

Natürlich möchte ich nächstes Jahr die FIM Women‘s Gold Trophy erneut gewinnen. Aber langfristig plant die FIM, eine offizielle Weltmeisterschaft aus der Gold Trophy zu machen und das ist natürlich mein allergrößtes Ziel, dann offizielle Weltmeisterin zu sein und zu den FIM Awards zu kommen.

Diversität im Motorsport

Das Thema Diversität erhält im Motorsport einen immer größer werdenden Stellenwert – auch im ADAC. 2023 hat der ADAC Südbayern die Arbeitsgruppe Diversität gegründet. Seit diesem Jahr gibt es das neue Projekt „Frauen im Motorsport“. Dieses richtet sich an Rennfahrerinnen, Sportwartinnen und Trainerinnen. Die Gruppe möchte Netzwerke aufbauen, um Frauen gezielt zu fördern und ihnen eine Plattform zu bieten, um ihre Anliegen in den verschiedenen Bereichen des Motorsports zu äußern. Hier finden Sie weitere Informationen sowie das Anmeldeformular zum regelmäßigen Newsletter.

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