Bike+Ride: ADAC Test offenbart Stärken und Schwächen von Anlagen im Münchner Umland
Der ADAC hat neun Bike+Ride Anlagen im Münchner Umland unter die Lupe genommen. Hier sollen Pendler ihr Fahrrad sicher und bequem abstellen können, um mit der Bahn weiterzureisen. Nicht in jeder Hinsicht ist das gegeben, zeigt der ADAC Test.
Mit dem Fahrrad zum Bahnhof und mit Bahn und ÖPNV weiter. Das ist nachhaltig. Doch wie ist es im Münchner Umland um die Möglichkeit bestellt, das Fahrrad sicher und komfortabel abzustellen? Ein ADAC Test hat sich exemplarisch neun Anlagen angesehen. Getestet wurden die Standorte Dorfen, Gauting, Haar, Holzkirchen, Karlsfeld, Neufahrn, Poing, Puchheim und Wolfratshausen. Die gute Nachricht: Keine der Anlagen fiel durch und alle bieten ein ausreichendes Platzangebot. Die schlechte dagegen: Wirklich sicheres Abstellen von Fahrrädern ist nicht überall möglich und auch Sonderausstattungsmerkmale sind Mangelware.
Steigender Bedarf an sicheren Abstellmöglichkeiten
Alle getesteten Anlagen befinden sich in unmittelbarer Bahnhofsnähe und verfügen bis auf eine Ausnahme über ausreichend Kapazitäten. Allerdings ist ein wirklich sicheres Abstellen und Anschließen der Fahrräder nur bedingt möglich. Eine Fahrradgarage respektive verschließbare Fahrradboxen gibt es lediglich an einer der getesteten Anlagen (Wolfratshausen). An einer Anlage kann der Großteil der abgestellten Fahrräder nicht einmal hinreichend am Rahmen gesichert werden (Neufahrn). Gerade für Besitzer wertiger Räder wie beispielsweise E-Bikes dürfte dies ein K.O.-Kriterium sein.
Dabei wäre die Bereitschaft von Pendlern vom Auto auf Rad und Bahn zu wechseln durchaus vorhanden. Eine aktuelle ADAC Umfrage zeigt, die Hälfte der Befragten könnte sich mindestens ab und zu vorstellen, Rad und Bahn auf dem Weg zur Arbeit zu nutzen – wenn der nahegelegene Bahnhof im Wohnort die perfekte Bike+Ride-Anlage bieten würde.
Schwächen bei Ausstattungsdetails
Weitere Schwachpunkte offenbarten alle Bike+Ride-Anlagen beim Testkriterium Sonderausstattung. Keine der neun Standpunkte kam über ein „sehr mangelhaft“ hinaus, da weder Schließfächer noch E-Ladestationen für Pedelecs/E-Bikes vorhanden waren. Positiv ist bei Ausstattungsdetails dagegen, dass ein Großteil der bereitgestellten Abstellplätze an den getesteten Anlagen überdacht ist und Wetterschutz für die Räder bietet.
Die Testergebnisse der Anlagen um München im Überblick
Im Gesamtergebnis wurden vier Standorte mit einem „ausreichend“ bewertet, vier Bike+Ride-Anlagen an Bahnhöfen wurden als „gut“ eingestuft, eine Anlage erlangte die Bestnote „sehr gut“. Damit liegen die Bike+Ride-Anlagen rund um München im bundesweiten Durchschnitt. Denn getestet hatte der Club ganze 80 Anlagen im Umland von zehn deutschen Großstädten.
Bike+Ride Angebot muss weiter ausgebaut werden
Um noch mehr Menschen für multimodale Mobilität – also die Kombination verschiedener Verkehrsmittel – zu begeistern, gibt es auch Sicht des ADAC noch deutlichen Handlungsbedarf. „Damit mehr Menschen den ÖPNV nutzen und damit einen Beitrag zum Mobilitätswandel leisten, brauchen wir eine gute und verlässliche Taktung im Bahnverkehr sowie gute Bike+Ride aber auch Park+Ride Angebote“, erläutert Alexander Kreipl, Verkehrsexperte des ADAC Südbayern. „Nur dann kann der Öffentliche Personennahverkehr für die Stau geplagten München-Pendler eine echte Alternative darstellen.“
Empfehlungen des ADAC an Betreiber und Politik
Für den weiteren Ausbau von Bike+Ride-Angeboten formuliert der Club daher folgende Empfehlungen: Bike+Ride-Anlagen sollten...
möglichst nah an Bahnhofszugängen liegen, um die Akzeptanz zu erhöhen und zugleich die Anzahl frei abgestellter Fahrräder zu minimieren
überdacht sein, um Wetterschutz zu bieten
komfortables, kipp- und diebstahlsicheres Abstellen von Fahrrädern ermöglichen und deshalb über Haltertypen verfügen, an denen der Rahmen sowie das Laufrad angeschlossen werden können
genügend Abstellplätze bieten
eine ausreichende Anzahl an Abstellplätzen in abschließbaren Anlagen (z.B. Fahrradgaragen/-boxen) vorhalten, damit auch hochwertige Fahrräder vor Diebstahl und Vandalismus geschützt sind
idealerweise E-Lademöglichkeiten, Schließfächer, Wartungsstationen zum Selfservice sowie Abstellplätze für größere Fahrräder (z.B. Lastenräder, Fahrradanhänger) bieten
mindestens zweimal jährlich durch angekündigte Säuberungsaktionen im Wissen oder Beisein der Polizei von Schrotträdernbefreit werden
regelmäßig hinsichtlich ihrer Auslastung überprüft werden
überall dort eingerichtet werden, wo die Chancen für einen Umstieg vom Auto auf die Kombination von Fahrrad und Bahn besonders groß sind
weiterhin mit finanziellen Zuschüssen gefördert werden (Bike+Ride-Offensive)