"Hey, lass uns Moped fahren gehen"

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Der 18-jährige Felix Bähker aus Endingen sorgt als Shootingstar für Furore in der Enduro-Szene. Im Interview erzählt der talentierte Motorsportler des Freiburger Motorsport-Club e.V. von seinem rasanten Aufstieg, der Förderung durch den ADAC Südbaden und seinen Zukunftsplänen

Herzlichen Glückwunsch zum beeindruckenden 3. Platz bei den Hardenduro Series Germany! Wie fühlst Du dich nach diesem Erfolg?  
Der letzte Lauf der Hardenduro Series Germany (HESG) steht noch aus und momentan liege ich im Championat auf Platz 3 und bei den Junioren auf Platz 2. Wenn das so bleibt, bin ich mit dem Ergebnis in dieser Meisterschaft happy, aber natürlich werde ich nochmals mein Bestes geben, um das Endergebnis zu optimieren.

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Enduro ist eine extrem anspruchsvolle Motorsport-Disziplin. Welche Aspekte des Sports faszinieren dich am meisten?
Beim Hardenduro geht es darum, Fahrer und Maschine in extremem Gelände an die Grenzen des Machbaren zu bringen. Ein Wettkampf im Hardenduro kann wenige Stunden dauern, aber auch in mehreren Etappen über mehrere Tage ausgetragen werden. Beim Erzbergrodeo in Österreich gilt es zum Beispiel eine Strecke von ca. 30 Kilometern innerhalb von vier Stunden zu absolvieren. Anders ist es bei den RedBull Romaniacs. Hier müssen vier Tage lang täglich um die 100 Kilometer zurückgelegt werden. Es ist die Vielfalt der Anforderungen in diesem Sport, die mich so fasziniert.

Der ADAC Südbaden unterstützt dich dieses Jahr als Förderkandidaten. Wie hat Dir diese Förderung geholfen, um dich als aufstrebendes Talent weiterzuentwickeln?      
Der Motorsport ist eine kostspielige Angelegenheit. Motorräder, Ersatzteile, Reisekosten, Nenngelder etc. nehmen schnell überhand. Seit 2022 werde ich durch den ADAC Südbaden unterstützt und ohne diese Hilfe hätte ich den Sport bis jetzt so nicht betreiben können. Auch macht es mich stolz, diese unterstützende Anerkennung zu bekommen. Das motiviert, weiter an meiner Leistungssteigerung zu arbeiten. 

Hast Du bestimmte Rituale oder Gewohnheiten vor einem Rennen, die dir helfen, dich zu fokussieren und zu motivieren?
Ich habe noch nie semiprofessionell mit einem Mentaltrainer oder ähnlichem Coach gearbeitet. Das wäre aber eine interessante Erfahrung. Mir hilft es, den Rennmorgen in Ruhe, bei gutem Frühstück und ohne Hektik im Wohnmobil mit meinen Eltern zu beginnen. Ansonsten bin ich eher der kommunikative Typ, der in der letzten halben Stunde oder auch bei der Startaufstellung mit den benachbarten Fahrern redet und auch Witze macht. Das nimmt mir persönlich die Anspannung. Ich sage mir vor dem Rennen immer: „Hey, lass uns Moped fahren gehen…“ 

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Du stammst aus einer motorsportbegeisterten Familie. Wie fing eigentlich alles an?
Als ich sechs Jahre alt war, bekam ich zu Weihnachten meine erste Ktm sx 50. Auf einer Wiese, nicht weit von daheim, fuhr ich meine ersten Meter. Später besuchte ich regelmäßig das Kindertraining auf dem Stehlin Gelände in Kenzingen. Meine Mutter fing zeitgleich mit dem Endurofahren an und mein Vater, der in seiner Jugend selbst gerne Motorrad gefahren ist, hielt es auch nicht lange aus. Ich besuchte mit meinen Eltern das Kindertraining und fuhr mit ihnen zum Endurofahren auch in den Urlaub. So ging es nach Frankreich, Kroatien oder Ungarn und wir kamen viel rum.

Sofern Du mal nicht auf dem Motorrad sitzt: womit vertreibst Du sonst deine Zeit?
Generell treibe ich gerne Sport und gehe ins Fitnessstudio oder mache Rennradtouren. Das hilft für eine gute Fitness und Ausdauer auf dem Motorrad. Zudem lese ich gerne und gehe einmal die Woche zum Klavierunterricht. Das Klavier ist eine super Abwechslung zum intensiven Training und den vielen Wettbewerben. 

Wie gelingt es Dir, die Balance zwischen Sport und anderen Verpflichtungen, wie Schule oder Arbeit, aufrechtzuerhalten?  
Ich habe dieses Jahr im Juni mein Abitur gemacht und bin momentan in der glücklichen Lage, dass ich mich voll aufs Rennen fahren und Trainieren konzentrieren kann. Um die Motivation aufrechtzuerhalten, ist es meiner Meinung nach wichtig, das Training abwechslungsreich zu gestalten. Wenn man immer nur dasselbe macht, verliert man irgendwann den Spaß daran.

Das Jahr 2023 neigt sich allmählich dem Ende zu. Was steht in den kommenden Monaten noch an?
Gerade bin ich auf dem Heimweg vom Hixpania Hard Enduro. Dem vorletzten WM-Lauf. Nächste Woche geht es für mich mach Griechenland zu einem Rennen der dortigen Meisterschaft. Danach folgen das Finale der HESG und direkt darauf das WM-Finale beim GetzenRodeo bei Zschopau. Zum Saisonende Anfang Dezember erfüllt sich für mich ein großer Traum: Ich darf, unterstützt von Sherco Südafrika, die „Roof of Africa“ Hardenduro Rallye in Lesotho fahren.

Wie sieht deine langfristige Vision für die Motorsportkarriere aus? Gibt es spezielle Ziele, die Du erreichen möchtest?
Dieses Jahr konnte ich mich zum ersten Mal auf internationaler Ebene messen. Ich stehe nach dem aktuellen WM-Lauf in Spanien auf Platz 5 des Hard Enduro Junior World Championship, gewann den Erzberg Rodeo Prolog in der Juniorenwertung und kann ein Top 20 Ergebnis beim härtesten Hardenduro Rennen der Welt, den Red Bull Romaniacs, vorweisen. Jetzt möchte ich mich weiter in den Ergebnislisten vorarbeiten und auf das Level der Top 3 Junioren der Welt aufschließen. Dieses Jahr konnte ich schon einiges an Erfahrung sammeln. Jetzt heißt es weitertrainieren.  

Welchen Rat würdest Du jungen Enduro-Fahrern geben, die davon träumen, auf deinem Niveau zu fahren?   
Am besten nie den Spaß aus den Augen verlieren und jede freie Minute mit dem verbringen, was einen fasziniert. Sei es auf der Enduro, auf der Trialmaschine oder auf dem Mountainbike.

Faszination Endurosport

Enduro-Piloten sind die Ausdauersportler der Motorradszene. Für sie ist jeder Start eine Fahrt ins Ungewisse, denn sie dürfen sich im Vorfeld eines Wettbewerbs nicht über Streckenverlauf und -beschaffenheit vor Ort informieren. Die Route führt unter anderem durch unwegsames Gelände mit Sand, Geröll und Schlamm. Steile Auf- und Abfahrten bilden ein abwechslungsreiches Programm.

Für den Einstieg in den Endurosport und für die Hobbyfahrer schreibt der ADAC in Baden-Württemberg den ADAC CC Enduro Cup Süd aus. Diese Serie kann auch von Anfängern gefahren werden. Für die Profis in Baden-Württemberg wird die Baden-Württembergische ADAC Meisterschaft im Endurosport ausgeschrieben. Weitere Informationen gibt es unter www.motorsport-nordbaden.de und www.motorsport-wuerttemberg.de

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