Stau in NRW: Hier standen Autofahrer 2023 am häufigsten im Stau
In keinem Bundesland standen Autofahrer 2023 so häufig im Stau wie in NRW. Die Staubilanz des ADAC zeigt, auf welchen Autobahnen der Verkehr besonders häufig zum Erliegen kam.
Insgesamt rund 143.600 Stunden standen Autofahrer 2023 im Stauland Nummer eins im Stau. Das sind etwa 38 Prozent mehr als im Jahr zuvor (ca. 104.200 Stunden), allerdings noch etwas unter dem Wert von 2019 vor der Corona-Pandemie (170.500 Stunden). 167.000 Staus zählte der ADAC im vergangenen Jahr, die Gesamtlänge aller Staus lag bei 255.000 Kilometern. Ein Drittel aller Stauereignisse, also Stau und stockender Verkehr, fand in NRW statt.
Gemessen an der Länge aller Staus und der gesamten Staudauer war die Autobahn A3 am meisten von Staus und stockendem Verkehr betroffen (ca. 34.000 Staukilometer, ca. 18.000 Staustunden). Die meisten Staus gab es auf der A1 (rund 15.900).
Stau in NRW: Staubelastung auf A40 am höchsten
Bei den einzelnen Autobahnabschnitten, die am schlimmsten vom Stau betroffen waren, zählte der ADAC auf dem A1-Abschnitt zwischen Dortmund und Kamp-Lintfort mit 12.600 Meldungen die meisten Staus. Bei den Staustunden (ca. 10.000) und den Staukilometern (ca. 18.000) war der A3-Abschnitt zwischen Köln und Oberhausen der staugeplagteste Autobahnabschnitt. Bei der Staubelastung – also der Staustunden pro Autobahnkilometer – ist die A40 zwischen Duisburg und Essen mit einem Wert von rund 300 Staustunden pro Kilometer Spitzenreiter.
„Das Verkehrsaufkommen in NRW steigt und trifft auf eine marode Infrastruktur. Im vergangenen Jahr lagen 40 bis 50 Prozent aller bundesweiten Autobahnbaustellen in Nordrhein-Westfalen. Autofahrer in NRW brauchen daher auch in den nächsten Jahren viel Geduld und starke Nerven, denn die Sanierungsmaßnahmen sind alternativlos“, erklärt Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold vom ADAC in NRW.
Baustellen werden zum Nadelöhr – und es werden noch mehr
Auf den NRW-Autobahnen gab es 2023 zwischen 469 und 609 Baustellen im Monat. Im gesamten Jahr lagen die Staustunden deutlich über den Vorjahreswerten. Vor allem Brücken sind die Achillesferse des Autobahnnetzes. Wenn sie von einem auf den anderen Tag komplett ausfallen, droht ein Chaos auf den Ausweichrouten wie in Lüdenscheid oder bei den jüngsten Sperrungen der A42 und der temporären Sperrung der A1-Brücke in Leverkusen. Das erhöht zudem die Belastung auf den umliegenden Brücken.
Bundesweit zählte der ADAC rund 504.000 Verkehrsstörungen auf deutschen Autobahnen. Die gemeldeten Staulängen summierten sich auf etwa 877.000 Kilometer Stau und stockenden Verkehr. Die registrierten Staustunden beliefen sich auf rund 437.000.
Die drei Tage mit dem meisten Stau in NRW waren kurz nach den Herbstferien Freitag, der 20. Oktober (862 Staustunden), Mittwoch, der 25. Oktober (846) und Freitag, der 27. Oktober (842).
Mittwochs und donnerstags gibt es den meisten Stau
Im Laufe eines Tages ist die Staugefahr zwischen 7 und 9 Uhr morgens sowie zwischen 15 und 19 Uhr am Größten, wenn die meisten Berufspendler unterwegs sind. In den Morgen- und Nachmittagsspitzen waren 2023 wieder deutlich mehr Staustunden und Staukilometer zu verzeichnen als im Vorjahr. Im Wochenverlauf sind Mittwoch und Donnerstag die Hauptstautage.
Staumonat Nummer eins war in NRW wieder der November. Der ADAC zählte auf den Autobahnen in NRW insgesamt ca. 16.000 Staumeldungen mit einer Länge fast 27.000 Kilometern. Die Staudauer lag mit rund 14.500 Stunden etwas unter dem Oktober-Wert (rund 14.800).
Für 2024 rechnet der ADAC in NRW erneut mit einem steigenden Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen. Über 800 Brücken müssen in den kommenden Jahren allein in RNW saniert oder erneuert werden. Nähert sich der Berufspendlerverkehr weiter dem Vor-Corona-Niveau an, droht vor allem im Ruhrgebiet noch mehr Stillstand auf den Autobahnen. Im Rheinland ist die Freigabe des ersten Teils der neuen Leverkusener Brücke auf der A1 ein Lichtblick und könnte zu etwas Entlastung auf dem Kölner Autobahnring führen.
Das fordert der ADAC in NRW:
Um die Sperrung weiterer maroder Brücken zu verhindern, muss eine Priorisierung der Maßnahmen nach akuten Ausfallrisiken vorgenommen werden. Jede gesperrte Brücke verursacht einen erheblichen Schaden für den Wirtschaftsstandort NRW.
Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen weiter vereinfacht und beschleunigt werden. Es muss schneller gehen vom Planungsbeginn bis zum Baurecht. Lange Realisierungszeiten liegen auch an zu viel Bürokratie. Behörden müssen – wo noch nicht geschehen – digitale Akten einführen, damit Prozessschritte parallel bearbeitet werden können.
Land und Bund müssen an einem Strang ziehen und den Erhalt und die Erneuerung von Brücken als gemeinsame Aufgabe verstehen. Diskussionen über Zuständigkeiten interessieren weder Berufspendler noch Unternehmer.
Eine klare und frühzeitige Kommunikation von Baustellenmaßnahmen sorgt für eine Halbierung der Probleme während der Bauphase. Betroffene Kommunen müssen von Anfang an informiert und eingebunden werden, um Ausweichrouten bestmöglich planen zu können und ein größeres Verkehrschaos in den Städten zu verhindern.
Die Lerneffekte aus der Coronazeit dürfen nicht vergessen werden! Durch Homeoffice und Mobiles Arbeiten lässt sich die Zahl der Arbeitswege und dienstlichen Reisen deutlich reduzieren. Wenn das Verkehrsaufkommen nur um fünf bis zehn Prozent sinkt, hat das überproportional positive Auswirkungen auf die Stausituation.
Der Preis für das Deutschlandticket bleibt 2024 bei 49 Euro pro Monat. Das ist eine gute Nachricht für Verbraucher, die in vielen Lebensbereichen mit Kostensteigerungen umgehen müssen. Auch in den kommenden Jahren sollten große Preissteigerungen vermieden werden. Auf der anderen Seite müssen sich das Angebot und die Qualität des ÖPNV verbessern.
Der ADAC nutzt zur Stauermittlung Fahrzeugflotten mit ihren Geschwindigkeitsdaten. Nutzer von Online-Navigationsgeräten, Smartphone-Apps sowie Onboard units der Fuhrparks großer Speditionen liefern ständig anonymisiert und automatisiert ihre Positions- und Geschwindigkeitsinformationen („Floating Car Data“, im Durchschnitt mehr als eine Milliarde Positions- und Geschwindigkeitsinformationen täglich) von deutschen Straßen. Diese Live-Daten werden zur Berechnung von Verkehrsstörungen verwendet.
Der ADAC erfasst eine Verkehrsstörung, wenn auf einem Straßenabschnitt von mindestens 300 Metern über einen Beobachtungszeitraum von zehn Minuten die Durchschnittsgeschwindigkeit von mehreren Fahrzeugen (mind. 30 Geschwindigkeitswerte von unterschiedlichen Fahrzeugen) unter 30 Prozent der erlaubten Geschwindigkeit fällt. Die Verzögerungszeit gegenüber „freier Fahrt“ muss mindestens eine Minute betragen. Liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 40 und 20 km/h, spricht der ADAC von dem Ereignis „stockender Verkehr“, bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h von „Stau“. Beide Ereignisse werden als Verkehrsstörung gezählt. Wichtig: Jede Verkehrsstörung wird nur einmal gezählt.
In die Längenbilanz (Gesamtkilometer) fließen nur Verkehrsstörungen ab einem Kilometer Länge ein. Nur die längste Ausdehnung, die das Stauereignis im zeitlichen Verlauf aufweist, fließt in die ADAC Statistik (Staukilometer) ein. Jede Meldung enthält eine Eingangs- und eine Ablauf- bzw. Löschzeit. Daraus ergibt sich die Dauer eines Staus. Durch die Summierung der einzelnen Stauzeiten errechnet sich die Gesamtzahl der Staustunden.
Aufgrund einer neuen Methodik der ADAC Datenanalyse (seit Juni 2022) ist ein direkter Vergleich der Stauzahlen des Jahres 2023 mit den Vorjahreszahlen des Zeitraums Januar bis Mai sowie vergangener Jahre nur bedingt möglich. Die neue Methodik führt zu einem Rückgang der Stauanzahl und Staulängen. Sehr kleine Staus von sehr kurzer Dauer werden nicht mehr berücksichtigt. Die Staudauer ist annähernd mit der des Vorjahres vergleichbar.