A45 Sperrung bei Lüdenscheid: Brücke Rahmede wurde erfolgreich gesprengt!

Seit Ende 2021 ist die A45 bei Lüdenscheid gesperrt. Mehrere Jahre lang wird die Sperrung andauern, da die Brücke Rahmede nicht mehr für den Verkehr zugelassen ist. Am 7. Mai 2023 wurde die alte Brücke der A45 erfolgreich gesprengt, jetzt beginnt der Neubau. Der ADAC informiert über den aktuellen Stand und zeigt Autofahrern, was sie beachten müssen.
Die A45-Talbrücke Rahme ist seit dem 2. Dezember 2021 gesperrt
Der Fernverkehr wird weiträumig über A4, A3, A1 und A44 umgeleitet
Die Brücke wurde am 7. Mai 2023 gesprengt, der Neubau dauert voraussichtlich mindestens fünf Jahre
Bundesverkehrsminister Volker Wissing: Kein Planfeststellungsverfahren
Rahmede-Brücke/A45 gesperrt: Wie geht es nach der Sprengung weiter?
Die Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid wurde am Sonntag, 7. Mai, gesprengt. Hierfür wurden insgesamt 2000 Löcher gebohrt und diese anschließend mit 150 Kilogramm Sprengstoff versehen. Im Oktober 2022 hatten die Vorarbeiten zur Erstellung des Fallbettes für die Talbrücke Rahmede begonnen: Die Brücke krachte bei der Sprengung in die künstlich ausgehobene Grube. Ursprünglich sollte die A45-Brücke noch 2022 gesprengt werden. Die spätere Sprengung der Talbrücke Rahmede hat laut Autobahn GmbH aber keinen Einfluss auf die Planung und den Neubau der Brücke der A45 bei Lüdenscheid.
„Hauptaufgabe in den kommenden Wochen ist der Abtransport der alten Brücke, als erstes natürlich an der Altenaer Straße“, sagte Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes. Gut 9000 Tonnen Stahl und 8000 Tonnen Beton werden zunächst über die Hänge auf die gesperrte Autobahn transportiert und dort für das Recycling vorbereitet.
Parallel läuft das Vergabeverfahren für den Neubau. Drei Bieter sind dabei aufgefordert, eine Planung für einen möglichst schnellen Neubau vorzulegen. Auf ein Jahr, wann die neue Brücke fertiggestellt werden soll, möchte sich von Seiten der Politik niemand festlegen. Allerdings hieß es von den Verantwortlichen, dass man auf eine maximale Bauzeit von fünf Jahren hoffe. Vorbild für den Neubau soll die Morandi-Brücke in Genua sein, die nach zwei Jahren fertiggestellt wurde.
Das sagt der ADAC in NRW zur Sprengung
„Mit der Sprengung wird endlich auch nach außen erkennbar, dass es vorangeht“, sagt Prof. Dr. Roman Suthold, Verkehrspolitischer Sprecher des ADAC in NRW. Für die neue Brücke hält der Verkehrsexperte eine Bauzeit von maximal fünf Jahren für realistisch. „Der Zeitplan ist durchaus ambitioniert, aber umsetzbar.“ Ein Blick ins Ausland zeige, was möglich ist, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen würden.
„Der Zeitplan ist durchaus ambitioniert, aber umsetzbar. Jahrelange Verzögerungen – wie bei der Leverkusener Brücke – wären ein erneutes Desaster und ein weiterer Schlag ins Gesicht der Lüdenscheider Bürger.“
Prof. Dr. Roman Suthold©ADAC Nordrhein/Christopher Köster
„Mögliche Stolpersteine wie zum Beispiel Lieferengpässe, schlechte Materialqualität, Personalmangel bei Baufirmen oder Klagen gegen den Neubau dürfen nicht – wie bei der Leverkusener Brücke – zu jahrelangen Verzögerungen führen. Das wäre ein erneutes Desaster und ein weiterer Schlag ins Gesicht der Lüdenscheider Bürger“, mahnt Suthold. Der ADAC in NRW fordert Bund und Autobahn GmbH auf, alle gesetzlichen, finanziellen, planerischen und organisatorischen Vorgänge bestmöglich aufeinander abzustimmen.
Die schnellstmögliche Fertigstellung der neuen A45-Talbrücke sei in vielfacher Hinsicht von herausragender Bedeutung. „Wenn die neue Brücke steht, wird das zuallererst für eine erhebliche Entlastung der Lüdenscheider Bürger und der regionalen Infrastruktur sorgen. Auch die Wirtschaft im Sauer- und Siegerland kann aufatmen, weil Transportwege wesentlich erleichtert werden. Für den Fernverkehr steht dann eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Deutschlands wieder zur Verfügung.

A45 gesperrt: Wie kann ich die Sperrung umgehen?
Der Verkehr der gesperrten Talbrücke Rahmede wird seit dem 2. Dezember 2021 über Umleitungen durch das Stadtgebiet von Lüdenscheid geführt. Das erste halbe Jahr der Sperrung hat gezeigt, dass große Teile des Fernverkehrs weiterhin die Umleitungen durch das Stadtgebiet nutzen, weshalb die Umleitungsstrecken zur A45 sehr stark belastet sind.
Auto- und Lkw-Fahrer im Fernverkehr werden gebeten, die Stelle weiträumig zu umfahren. Das bedeutet in Richtung Süden ab dem Westhofener Kreuz über die A1 und über die A3. In Richtung Norden kann der Fernverkehr schon ab Frankfurt auf die A3 ausweichen, der Verkehr aus dem Siegerland kann über das Kreuz Olpe-Süd über die A4 auf die A3 bei Köln gelangen. Wer die Möglichkeit hat, sollte der Sperrung noch weiter ausweichen und über die A7 und die A44 fahren. Die Verantwortlichen wollen versuchen, die Umleitung des Verkehrs noch weiter zu optimieren.
Was bedeutet die A45-Sperrung für die Region?
Dass der Verkehr von der Autobahn abgeleitet und durch das Lüdenscheider Stadtgebiet geführt wird, bedeutet für die Anwohner eine hohe Belastung durch das massiv angestiegene Verkehrsaufkommen. Viele Berufspendler müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Auch für die Wirtschaft entsteht durch die großen Zeitverluste durch die Umwege ein Schaden.
Lüdenscheid liegt mitten im Sauerland. Durch die A45 schnell ans Ruhrgebiet und Richtung Frankfurt angebunden. Eigentlich ein guter Wirtschaftsstandort. Doch ohne die Linie ist die Stadt schlecht zu erreichen. Auf bis zu 1,8 Milliarden Euro schätzen Gutachter den wirtschaftlichen Schaden durch die Sperrung der Brücke – massive Folgen für die Unternehmen vor Ort, egal ob kleine oder große. Für viele Unternehmen bleibt Kundschaft aus, die Umsätze gehen stark zurück. Personal bewirbt sich weg, Stellen bleiben unbesetzt. Speditionen müssen viel mehr Fahrtzeit einkalkulieren. Das bedeutet sogleich höhere Kosten und weniger Einnahmen.
A45 Sperrung: Was bedeutet das für den Kölner Ring und NRW?
"Der Worst Case ist eingetreten. Jetzt dürfen nicht einmal mehr Autos über die Brücke fahren. Die A 45 ist damit für viele Jahre komplett durchtrennt. Es gibt keine nahe Alternativroute für den Fernverkehr", sagt ADAC Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold. "Es ist zu befürchten, dass Auto- und Lkw-Fahrer sich auf den ohnehin stark belasteten Autobahnen A1, A3, A4 und A46 in den kommenden Jahren auf noch mehr Staus einstellen müssen."
„Der Worst Case ist eingetreten. Jetzt dürfen nicht einmal mehr Autos über die Brücke fahren. Und es gibt keine nahe Alternativroute für den Fernverkehr.“
Roman Suthold, Verkehrsexperte ADAC Nordrhein©ADAC Nordrhein/Christopher Köster
Der Verkehr rund um den Kölner Ring ist jetzt schon durch Baustellen und Sperrungen am Limit. Nun kommt noch der umgeleitete Verkehr der gesperrten A45 hinzu. Vor der Sperrung passierten täglich 64.000 Fahrzeuge die A45-Talbrücke, davon 13.000 Lkw. Das bedeutet deutlich vollere Autobahnen ab dem Westhofener Kreuz in Richtung Süden. Und ab dem Kreuz Olpe-Süd in Richtung Westen und ab Köln-Ost in Richtung Norden.
A45-Brücke: Warum wurde die Talbrücke Rahmede gesperrt?
Bei der Überprüfung der Brücke wurden zunächst Verformungen in der Stahlwand festgestellt, die die Tragfähigkeit der Brücke beeinflussen können. Ein Expertenteam hat bei weiteren Untersuchungen im Dezember jedoch weitere gravierende Schäden an der Brücke festgestellt.
Das Stahlgerüst weist nicht nur Verformungen und Beulen auf, viele Bereiche des Stahls sind stark korrodiert und haben Risse. Das Endergebnis: Die Brücke kann nicht saniert werden, ein kompletter Neubau ist notwendig. „Deswegen war die Entscheidung richtig, die Brücke im Dezember zu sperren, so schwerwiegend das für die Menschen in der Region, für Spediteure und Pendler ist“, sagte Sauerwein-Braksiek Anfang 2022. Die großen Verkehrsmengen, aber vor allem auch die gestiegenen Gewichte in den vergangenen Jahrzehnten, seien die wesentlichen Gründe für den Zustand der 53 Jahre alten Brücke.
"Die Situation zeigt, wie dramatisch sich der Zustand der Brückeninfrastruktur in wenigen Jahren verschlechtern kann. Die Talbrücke Rahmede hat 2017 noch die Note drei bekommen und ist jetzt ein Totalausfall", sagt ADAC Verkehrsexperte Suthold. "Brückenprüfungen sollten aufgrund der angespannten Situation zeitlich noch engmaschiger durchgeführt werden als es das Regelwerk vorsieht."
Duisburg, Leverkusen – nun Lüdenscheid: Warum sind so viele Brücken in NRW in schlechtem Zustand?
Viele Autobahnbrücken, auch in Nordrhein-Westfalen, wurden in den 1960er- und 1970er-Jahren gebaut. Damals hat man Prognosen aufgestellt, wie viel Verkehr in Zukunft über die Brücken fahren wird. Der Lkw-Verkehr ist in den letzten Jahrzehnten allerdings enorm gestiegen. Und Lkw belasten Brücken deutlich stärker als Autos: Ein 40-Tonner belastet eine Brücke so sehr wie 60.000 Autos.
Für die heutige Verkehrslast sind die Brücken daher nicht konzipiert worden, deswegen kommt es immer wieder zu Problemen. "Die Prognosen der Vergangenheit gelten nicht mehr. Der Zustand der Brücken aus den 60er und 70er Jahren verschlechtert sich offenbar noch schneller als man bisher gedacht hat", sagt ADAC Fachmann Suthold.
Experten hatten schon Anfang der 2000er gesagt, dass Brücken und Tunnel der 60er und 70er bald saniert werden müssen. Das Bundesverkehrsministerium hat aber trotz politischem Druck aus Nordrhein-Westfalen erst ab 2016 ausreichend Finanzmittel zur Verfügung gestellt. „Die Politik muss weiter massiv in die Erhaltung und Erneuerung von Brücken investieren. Brücken sind die Achillesferse der Straßeninfrastruktur. Es darf jetzt nicht zu einem Domino-Effekt kommen, wo in NRW eine Brücke nach der anderen für Lkw oder sogar Pkw gesperrt werden muss“, sagt Suthold.
Ähnlich gebaute Brücken der A45 wurden laut Autobahn GmbH derzeit neben den üblichen Kontrollen zusätzlich auf Schäden untersucht. Ende Januar wurde bekannt, dass langfristig 60 Brücken der A45 neugebaut werden müssen. Der Verkehr soll während der Bauphasen weiterlaufen können.
Wie häufig werden Brücken kontrolliert?
Brückenbauwerke in Deutschland werden regelmäßig gemäß entsprechender Norm (DIN 1076) durch Fachleute geprüft. Alle sechs Jahre findet eine Hauptprüfung durch speziell ausgebildete Bauwerksprüfingenieure statt. Einfache Prüfungen erfolgen alle drei Jahre. Zudem sind jährlich Kontrollbesichtigungen durch die zuständigen Straßen- und Autobahnmeistereien durchzuführen. Zusätzlich erfolgen zweimal jährlich Beobachtungen im Hinblick auf augenscheinliche Schäden. Die Bauwerke werden nach den Kriterien Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit bewertet.
Der ADAC hat keinen Anlass, an der regelmäßigen und sorgfältigen Überprüfung der Straßenbrücken in Deutschland durch die zuständigen Straßenbaubehörden zu zweifeln. Aus Sicht des ADAC gibt es keine Hinweise, dass deutsche Autobahnbrücken von einem spontanen Einsturz wie zum Beispiel 2018 in Genua bedroht sind.