A42-Brücke bei Essen ist wieder geöffnet: Das müssen Autofahrer wissen
Im Dezember wurde die A42-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal zwischen Essen und Bottrop gesperrt. Seit Gründonnerstag ist sie wieder in beide Richtung freigegeben. Allerdings nur für den Autoverkehr.
Ein Lichtblick für alle, die im Auto durchs Ruhrgebiet müssen: Die Sperrung der A42 an der Brücke über den Rhein-Herne-Kanal ist seit Gründonnerstag für den Autoverkehr aufgehoben. Die Fahrtrichtung Kamp-Lintfort war für PKW bereits zwei Wochen vorher freigegeben worden, jetzt folgte am Gründonnerstag die Gegenrichtung.
Für Fahrzeuge, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen, bleibt die Sperrung bestehen. Deshalb wurde eine Schranken- und Wiegeanlage installiert, die den Verkehr vor der Anschlussstelle Essen-Nord kontrolliert, um zu schwere Fahrzeuge von der Brücke fernzuhalten und abzuleiten.
Wieso war die Brücke auf der A42 bei Essen und Bottrop gesperrt worden?
Bereits Mitte Dezember 2023 wurde der Abschnitt auf der wichtigen Ost-West-Verbindung im Ruhrgebiet für mehrere Tage gesperrt, um die Brücke zu prüfen. Am Samstag, 15. Dezember, sollte sie für den Verkehr wieder freigegeben werden, doch aufgrund der Mängel entschied sich die Autobahn GmbH dagegen.
"Dass die 53 Jahre alte Brücke stark sanierungsbedürftig ist, war allen Verantwortlichen klar", sagt Prof. Dr. Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC in NRW. "Der Neubau ist bereits in Planung – man hatte natürlich gehofft, dass die Brücke bis dahin durchhält." Täglich sind auf der Strecke rund 85.000 Fahrzeuge unterwegs – eine Belastung, für die die Brücke nicht ausgelegt sei.
„In NRW müssten pro Jahr circa 90 Brücken saniert werden, um zumindest den Verfall zu stoppen. Im Jahr 2022 waren es 43.“
Roman Suthold, Verkehrsexperte ADAC Nordrhein©ADAC Nordrhein e.V. / Johannes Giewald
Der ADAC hatte zudem die Kommunikation rund um die Sperrung kritisiert. "Die Autobahn GmbH darf das Ergebnis und die damit verbundenen Auswirkungen der Brücken-Untersuchung nicht verzögert an die betroffenen Städte sowie an das Land NRW weitergeben", sagte Suthold. "Die Situation an der A45 rund um Lüdenscheid hat gezeigt, dass auch die Kommunen schnell im Bilde sein müssen, um Strecken für den Umleitungsverkehr abseits der Autobahn bestmöglich einzurichten. Hier geht es auch um den Schutz für betroffene Anwohnerinnen und Anwohner."
Welche Umleitungen können Lkw-Fahrende für die A42-Sperrung bei Essen und Bottrop nutzen?
Die großräumigen Umleitungen führen über die anderen Ruhrgebietsautobahnen: Zentral dafür sind die beiden Ost-West-Routen, die A2 und die A40.
Aus Westen kommend (für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen):
Die Umleitung führt über das A3-Kreuz Oberhausen-West auf die A2-Verbindung im Kreuz Oberhausen oder auf die Verbindung zur A40 im Kreuz Kaiserberg.
Aus Osten kommend (für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen):
Die empfohlene Lkw-Umleitung führt über die A45 im Kreuz Dortmund-Nordwest zur A2 oder im Kreuz Dortmund-West auf die A40.
Leverkusen, Lüdenscheid – nun Essen: Warum sind so viele Brücken in NRW in schlechtem Zustand?
Viele Autobahnbrücken, auch in Nordrhein-Westfalen, wurden in den 1960er- und 1970er-Jahren gebaut. Damals hat man Prognosen aufgestellt, wie viel Verkehr in Zukunft über die Brücken fahren wird. Vor allem der Lkw-Verkehr ist jedoch in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegen. Und Lkw belasten Brücken deutlich stärker als Autos: Ein 40-Tonner belastet eine Brücke so sehr wie 60.000 Autos.
Für die heutige Verkehrslast sind die Brücken daher nicht konzipiert worden. Daher kommt es immer wieder zu Problemen. "Die Prognosen der Vergangenheit gelten nicht mehr. Der Zustand der Brücken aus den 60er und 70er Jahren verschlechtert sich offenbar noch schneller als man bisher gedacht hat", sagt ADAC Fachmann Suthold. Hinzu kommt: Experten gehen davon aus, dass in NRW 90 Autobahnbrücken pro Jahr saniert werden müssten, um zumindest den Verfall zu stoppen. Im vergangenen Jahr wurden allerdings gerade einmal 43 saniert.
Fachleute hatten schon Anfang der 2000er gesagt, dass Brücken und Tunnel der 60er und 70er bald saniert werden müssen. Das Bundesverkehrsministerium hat aber trotz politischem Druck aus Nordrhein-Westfalen erst ab 2016 ausreichend Finanzmittel zur Verfügung gestellt. „Die Politik muss weiter massiv in die Erhaltung und Erneuerung von Brücken investieren. Brücken sind die Achillesferse der Straßeninfrastruktur. Es darf jetzt nicht zu einem Domino-Effekt kommen, wo in NRW eine Brücke nach der anderen für Lkw oder sogar Pkw gesperrt werden muss“, sagt Suthold.
Ähnlich gebaute Brücken der A45 wurden laut Autobahn GmbH derzeit neben den üblichen Kontrollen zusätzlich auf Schäden untersucht. Ende Januar wurde bekannt, dass langfristig 60 Brücken der A45 neugebaut werden müssen. Der Verkehr soll während der Bauphasen weiterlaufen können.
Wie häufig werden Brücken kontrolliert?
Brückenbauwerke in Deutschland werden regelmäßig gemäß entsprechender Norm (DIN 1076) durch Fachleute geprüft. Alle sechs Jahre findet eine Hauptprüfung durch speziell ausgebildete Bauwerksprüfingenieure statt. Einfache Prüfungen erfolgen alle drei Jahre. Zudem sind jährlich Kontrollbesichtigungen durch die zuständigen Straßen- und Autobahnmeistereien durchzuführen. Zusätzlich erfolgen zweimal jährlich Beobachtungen im Hinblick auf augenscheinliche Schäden. Die Bauwerke werden nach den Kriterien Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit bewertet.
Der ADAC hat keinen Anlass, an der regelmäßigen und sorgfältigen Überprüfung der Straßenbrücken in Deutschland durch die zuständigen Straßenbaubehörden zu zweifeln. Aus Sicht des ADAC gibt es keine Hinweise, dass deutsche Autobahnbrücken von einem spontanen Einsturz wie zum Beispiel 2018 in Genua bedroht sind.