Rückflug in letzter Sekunde

Anke und Christoph Holle auf Erlebnistour durch Neuseeland. Zu diesem Zeitpunkt machte sich das Paar aus Essen noch keine Sorgen um die Heimreise.
Anke und Christoph Holle auf Erlebnistour durch Neuseeland. Zu diesem Zeitpunkt machte sich das Paar aus Essen noch keine Sorgen um die Heimreise.© Privat

Auf der ganzen Welt sitzen deutsche Urlauber aufgrund der Corona-Krise fest. Für viele wird die Heimreise zur Odyssee – so auch für Anke und Christoph Holle bei ihrem Neuseeland-Urlaub. Wie die Reiseberatung des ADAC Nordrhein dem Paar aus Essen zur Seite stand – ein Reiseprotokoll.

Sonntag, 22. März 2020, 13.15 Uhr

Anke und Christoph Holle warten am Flughafen in Auckland, Neuseeland. Sie warten bereits seit über vier Stunden. Zwei Sitzplätze im Flieger von Neuseeland nach Singapur haben sie sicher. Doch ihr Anschlussflug nach Frankfurt wurde wegen des Coronavirus gestrichen. Das Ehepaar aus Essen braucht dringend eine Alternative. Ansonsten heißt es: zwei Wochen Quarantäne in Singapur. In den Handinnenflächen von Christoph Holle sammeln sich Schweißperlen. Der Schalter für Umbuchungen soll jeden Augenblick öffnen, doch noch ist niemand zu sehen. In zwei Stunden wird ihr Flug nach Singapur starten. Wie sollen sie das noch schaffen?

Mittwoch, 11. Dezember 2019

Ein Rückblick. Eigentlich wollen sie nur einen Mietwagen für eine Kurzreise buchen. Doch dann sehen Anke und Christoph Holle das Plakat im ADAC Reisebüro in Essen. Neuseeland? Da wollten sie doch schon immer mal hin. Außerdem suchen sie gerade ein Ziel für ihre Silberhochzeitsreise. Vier Wochen Neuseeland – ADAC Reiseberater Martin Drzymalla stellt Flüge und Unterkünfte über einen Reiseveranstalter zusammen.

Sonntag, 15. März 2020

Sie sind bereits an der Küste spazieren gegangen, durch Schnee gestampft und durch neuseeländisches Gebirge gewandert: Nach einer dreiwöchigen Tour mit der Reisegruppe will das Paar Holle nun eine Woche auf eigene Faust das Land entdecken. Ihr nächstes Ziel: Christchurch. „Wir hatten bis dahin eine großartige Zeit“, sagt Christoph Holle. „Alles hatte hervorragend funktioniert.“ Doch dann kommen zum ersten Mal Zweifel an der Rückreise auf.
Andere Teilnehmer der Reisegruppe wollen weiter nach Australien. Aber bei der Einreise gibt es offenbar Schwierigkeiten, Touristen müssen nach Ankunft sofort in Quarantäne. Holle wählt die Nummer seines Reiseveranstalters. Der gibt Entwarnung: Alle Flüge sollen in der kommenden Woche wie geplant stattfinden.

Urlaubsbild_Holle_Neuseeland
© Privat

Freitag, 20. März 2020

Ein Freund der Familie Holle ist zur gleichen Zeit in Neuseeland unterwegs. Er berichtet den beiden, dass die Flüge von seinem Reiseveranstalter umgebucht wurden. Nach Deutschland ginge am Wochenende von Singapur aus nichts mehr. Christoph Holle wird unruhig. Erneut ruft er beim Reiseveranstalter an. Doch der wimmelt ihn zunächst ab. Der 57-Jährige bleibt hartnäckig, versucht es immer wieder bei der Notfall-Nummer des Veranstalters. „Dann sagte man uns auf einmal, neue Rückflüge hätten schon längst für uns gebucht werden müssen, dass man gerade nichts tun könne“, berichtet Holle. Die Handyrechnung des Esseners beträgt zu diesem Zeitpunkt schon mehrere hundert Euro.

Samstag, 21. März, 2020

In seiner Not kontaktiert Christoph Holle seinen ADAC Reiseberater in Essen. Zwölf Stunden Zeitunterschied – Martin Drzymalla springt aus seinem Bett. „Klar, es war mein freies Wochenende, aber ich konnte die beiden ja auch nicht einfach da unten sitzen lassen“, sagt er. Der ADAC Mitarbeiter fährt ins Büro und macht zunächst beim Reiseveranstalter Druck, dann schreibt er dem Paar Holle: „Fahren Sie morgen früh direkt zum Flughafen und buchen Sie direkt vor Ort bei der Airline um. Melden Sie sich, wenn Sie dort sind.“

„Wir sind froh, dass der ADAC Nordrhein sich gekümmert hat.“
Christoph Holle aus Essen

Sonntag, 22.März, 13.50 Uhr

Anke und Christoph Holle halten zwei Tickets in der Hand. In etwas über eine Stunde fliegen die beiden Urlauber von Auckland nach Singapur, anschließend wird es direkt weiter nach Amsterdam gehen. „Wir haben wahnsinniges Glück gehabt“, sagt der Essener. „Wir sind froh, dass der ADAC Nordrhein sich gekümmert hat.“

Montag, 23. März, 14 Uhr

Kaum wieder in der Heimat, klingelt das Telefon im Hause Holle. Es ist Martin Drzymalla. Er erkundigt sich, ob alles geklappt habe. Noch am selben Tag kommt die Nachricht aus Neuseeland: Der Flughafen in Auckland ist nun geschlossen. Tausende Urlauber sitzen fest.