Charity-Rallye: In die Wüste geschickt
Bei der „4L Trophy“ startet jedes Frühjahr ein ganz besonderer Hilfskonvoi nach
Marokko. Mit dabei sind auch Studierende aus Soest mit ihren Kult-Renaults.
Man sieht die Hand vor Augen kaum. Gerrit Goihl und Pascal Nunne tragen Tücher vor Mund und Nase, um sich vor dem Sand zu schützen. Es hilft nur wenig. Die vielen Renault 4 vor ihnen wirbeln so viel Wüstensand auf, dass sie immer wieder bremsen müssen. Gerrit greift zur Revolverschaltung des R4 und legt den zweiten Gang ein. Der 29 Jahre alte Motor heult kurz auf, dann tuckert er weiter.
Gerrit und Pascal sind zwei der insgesamt acht Studierenden der FH Südwestfalen, die bei der „4L Trophy“ dabei sind. Jedes Jahr im Februar macht das „R4 Team Westfalen“ sich auf den Weg von Soest über Frankreich bis nach Marrakesch. 8000 Kilometer Strecke. Ihr Gepäck bei dieser Wohltätigkeits-Rallye: pro Auto 50 Kilogramm Schulmaterialien und medizinische Ausrüstung.
„Wenn man sich mal überlegt, was das für einen Stellenwert für die Kinder hat und dass man denen einen besseren Zugang zu Bildung ermöglicht, ist das doch perfekt, wenn man sowas erreichen kann“, sagt Pascal Nunne.
Seit 1997 gibt es die „4L Trophy“. Im ersten Jahr fuhren drei Autos mit - jetzt sind fast 1500 R4 am Start. Pro Auto zwei Fahrer, die gegen Wüstenstaub, Schlaglöcher und Getriebeprobleme kämpfen. Damit die alten Renaults überhaupt antreten können, verbringen die Mitglieder des „R4 Teams Westfalen“ teilweise Tage und Nächte in der Werkstatt auf dem Campus. Sponsoren müssen sie auch suchen, um die Reise bezahlen zu können. Bei der Spendenübergabe sind diese ganzen Strapazen aber schnell vergessen.
Ein berührender Moment
„Dafür macht man das ja eigentlich. Man nimmt diese 50 Kilo mit und dann liegt das erstmal im Kofferraum und man beschäftigt sich nicht wirklich damit. Aber dann kommt die Übergabe, wo wir der Hilfsorganisation „Enfants du Désert“ die Schulbücher und alles in die Hand geben. Ein echt berührender Moment“, erklärt Gerrit Goihl.
Dass die ganzen R4 vielleicht irgendwann mal zu alt sein werden, um die Rallye zu schaffen, glaubt von den Teilnehmern übrigens niemand. Bisher waren die meisten R4 absolut unverwüstlich. Deswegen heißt es für das „R4 Team Westfalen“ sicher auch 2021: Einmal Marokko hin und zurück. Für die gute Sache!