Mit dem Auto durch Köln – die größten Probleme im Verkehr

Autoverkehr in Köln
Wer mit dem Auto durch Köln fährt, kennt die Probleme im Verkehr.© adobestock / Tobias Arhelger

Wo liegen die großen Probleme beim Verkehr mit dem Auto in Köln? Müssen Autos raus aus der Stadt? Prof. Dr. Roman Suthold vom ADAC Nordrhein spricht über Probleme und Lösungen beim Verkehr mit dem Auto in Köln.


Welche Chancen ergeben sich durch die Digitalisierung? Wie lassen sich Stau und Parkdruck reduzieren? Was kann Köln von Kopenhagen, Wien oder Utrecht lernen? Und wann wird autonomes Fahren Teil der Alltagsmobilität? Mit solchen Fragen setzt sich Mobilitätsexperte Prof. Dr. Roman Suthold auseinander. Der 49-Jährige leitet seit 15 Jahren den Fachbereich „Verkehr und Umwelt“ beim ADAC Nordrhein.

Auto in Köln: Das sind die großen Probleme im Verkehr


Prof Dr. Roman Suthold über …

…Einschränkungen für den Verkehr mit dem Auto in Köln: „Auch ich will weniger Autos in der Stadt. Über den Weg dahin, die Strategie, gehen die Meinungen auseinander. Ich finde: Die Kommunalpolitik sollte zunächst starke Alternativen zum Auto schaffen und danach erst über Restriktionen nachdenken. Wenn die Radinfrastruktur und der ÖPNV attraktiv genug sind, kann man sagen, ok, das Auto ist für einen Großteil der Wege jetzt nicht mehr notwendig. Aber ohne entsprechende Angebote mit Verboten bzw. harten Einschränkungen zu kommen, wäre aus meiner Sicht der falsche Ansatz. Das frustriert viele Bürger.“

Roman Suthold
Prof. Dr. Roman Suthold ist Verkehrsexperte beim ADAC Nordrhein.© ADAC Nordrhein / Johannes Giewald


…die Flächenkonkurrenz im öffentlichen Raum: „Der Verkehr ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, der Platz für Autos, ÖPNV, Fahrräder, E-Roller und Fußgänger in Köln aber derselbe geblieben. Die Flächenkonkurrenz gehört zu den großen Herausforderungen in der Stadt. Wir wollen mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, mehr Platz haben für Fahrradstreifen und Fußwege. Den Autofahrern einfach pauschal Fahrspuren und Parkplätze wegzunehmen, ist aber zu kurz gedacht. Dann erhöht sich angesichts der ungebrochen hohen Zulassungszahlen in Köln nur der Parkdruck im weiteren Umfeld. Mehr Fläche lässt sich gewinnen, wenn ein Teil des ruhenden Verkehrs aus dem öffentlichen Raum in Quartiersgaragen oder (nachts) nicht ausgelastete Parkhäuser verlagert wird.“

Steckbrief Prof. Dr. Roman Suthold

Prof. Dr. Roman Suthold (48) ist seit 2004 beim ADAC und seit 2006 Leiter des Fachbereichs „Verkehr und Umwelt“ beim ADAC Nordrhein. Der gebürtige Kölner lehrt zudem als Honorarprofessor an der Hochschule Fresenius (Köln) zum Thema „Mobilitätsmanagement“ und ist als Lehrbeauftragter an der Hochschule Bochum („Verkehrssysteme und -konzepte“) tätig. Seine Spezialgebiete sind Mobilität in Ballungsräumen, kommunale Verkehrsplanung und Digitalisierung im Mobilitätsbereich.


…Modellprojekte zur Reduzierung des Parksuchverkehrs in Köln: „In Köln sind bis zu 30 Prozent des Verkehrs Parksuchverkehr. Jeder Umweg, der gefahren wird, um einen Parkplatz zu finden, ist ein Nachteil für die Umwelt. Ja, wir brauchen weniger Autos in der Stadt. Wir müssen aber auch den vorhandenen Parkraum besser zu nutzen. Hier kann man unheimlich viel über Daten optimieren, indem man Anbieter und Nachfrager schnell zusammenbringt.
Das Kölner Start-Up Ampido vermittelt zum Beispiel über eine App private Stellplätze. Wer den ganzen Tag nicht da ist, kann für diesen Zeitraum seinen Parkplatz weitergeben. Auch Mitarbeiterstellplätze, die abends leer stehen, können privat für einige Stunden vermietet werden. In Köln-Nippes gibt es ein Projekt, bei dem Sensoren freie Parkplätze erkennen und Autofahrer über LED-Displays an Laternenmasten dorthin gelotst werden. Digitales Parkraummanagement ist der richtige Ansatz.“

"Parken in der Nähe zum Wohnort darf keine soziale Frage werden."


…das Streitthema Anwohnerparken in Köln: „Dass Städte wie Köln knappen Parkraum effektiver bewirtschaften und die sehr niedrigen Gebühren für Bewohnerparkausweise anheben wollen, ist nachvollziehbar. Die Möglichkeit, in der Innenstadt zu leben und in angemessener Nähe zum Wohnort zu parken, darf aber keine soziale Frage werden, so dass sich nur noch Menschen mit eigenem Stellplatz oder ausreichend Budget ein Auto erlauben können. Wir fordern die Stadt deshalb auf, die Gebühren sozialverträglich zu gestalten, für die Anwohner zumutbare Höchstsätze festzulegen und auch die Größe des Fahrzeugs zu berücksichtigen. Wir erwarten von der Stadt Köln daher ein Gesamtkonzept, das über die Gebührengestaltung hinausgeht und Anwohnern Alternativen aufzeigt. Dazu zählen zum Beispiel Quartiersgaragen, ein günstiger und zuverlässiger ÖPNV mit dichtem Takt und Radwege, die ihren Namen auch verdienen.“

…Fortschritte beim autonomen Fahren: „In den USA oder in China fahren schon automatisierte Taxis durch einzelne Stadtteile. In einigen großen Metropolen wird autonomes Fahren 2030 Teil der Normalität sein. Dass autonomes Fahren in Deutschland noch nicht so stark wahrgenommen wird, liegt vor allem am gesetzlichen Rahmen.
Know-how ist auch bei den deutschen Automobilherstellern vorhanden, die großen Tests werden aber woanders gefahren. Bei uns ist der gesetzliche Rahmen wesentlich enger gesteckt. Wir sind aber auch sehr dicht besiedelt. Wenn mir in Kalifornien auf freier Strecke 30 Minuten lang kein Auto entgegenkommt, lassen sich Tests viel einfacher durchführen. Auf der A 3 zwischen Leverkusen und Köln würde ich noch kein selbstfahrendes Auto im Testbetrieb fahren lassen wollen.“

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