Motorwelt: Linda Zervakis trifft Peter Lohmeyer

Linda Zervakis und Peter Lohmeyer auf dem Hochseekutter Präsident Freiherr von Maltzahn HF.294 im Museumshafen Oevelgönne
Schiff ahoi: Linda Zervakis und Peter Lohmeyer im Hamburger Museumshafen© ADAC Motorwelt/ Jewgeni Roppel

Radfahren, Respekt statt Rassismus und Leben in Corona-Zeiten: Darum geht es im Interview mit "Tagesschau"-Sprecherin Linda Zervakis und Schauspieler Peter Lohmeyer. Eine Leseprobe aus der aktuellen ADAC Motorwelt, die exklusiv und kostenfrei für Mitglieder bei Edeka, teilnehmenden Netto-Märkten und beim ADAC erhältlich ist.

"Tor zur Welt" nennen die Hamburger ihren Hafen – der selbst ein eigener Kosmos ist. Das erleben Linda Zervakis und Peter Lohmeyer, als sie an einem Vormittag den Museumshafen Övelgönne am Fähranleger Neumühlen erkunden. Sie klettern auf ausrangierte Hochseekutter, besteigen den ehemaligen Leuchtturm einer Elbinsel, der hier 2015 als Ausstellungsstück aufgestellt wurde, und haben sichtlich ihren Spaß dabei.

Obwohl die zwei, die zu den bekanntesten Fernsehgesichtern Deutschlands zählen, sich nur flüchtig kennen, wirken sie im Umgang miteinander vertraut. So wie ihre Stimmen auf das Team der ADAC Motorwelt. Während sich bei "Tagesschau"-Sprecherin Linda Zervakis, 45, jenseits des Nachrichtenstudios ein Hamburger Einschlag Bahn bricht, klingt Schauspieler Peter Lohmeyer, 58, hundertprozentig nach Ruhrpott. Dazu gesellen sich das Rauschen der Elbe und das Kreischen der Möwen. Eine fernsehreife Kulisse.

Linda Zervakis und Peter Lohmeyer zeigen nach links und rechts auf einem Hochseekutter im Museumshafen Oevelgönne am Fähranleger Neumühlen
Da geht es lang: Zervakis und Lohmeyer hatten Spaß auf dem alten Hochseekutter© ADAC Motorwelt/Jewgeni Roppel

Motorwelt: Frau Zervakis, wenn Peter Lohmeyer ein Auto wäre, welches Modell wäre er?
Zervakis: Oh, mein Lieblingsauto: ein Mercedes W123. Ich hatte selbst mal einen. Ein stabiles Ding, einfach klassisch, mittlerweile ein Oldtimer, aber im guten Sinne. Nicht böse sein, Peter. Denn auf das Auto kann man sich verlassen. Und Peter ist so einer, wenn der Ja sagt, dann meint er auch Ja.

Motorwelt: Über Sie beide wird erzählt, Sie wären passionierte Fahrradfahrer. Stimmt das?
Zervakis: Ja! Ich habe mir mal ein Singlespeed gekauft, weil es so leicht war. Aber wenn man in Hamburg damit fährt, braucht man Polster am Po, sonst denkt man jedes Mal, man hätte einen Steißbeinbruch. Jetzt habe ich ein dickes Hollandrad. Irrsinnig schwer, so ein Mutti-Transporter mit Kindersitz hinten.
Lohmeyer: Auch ich bin begeisterter Fahrradfahrer und besitze viele. Früher hatte ich in jedem Hafen eine Braut, heute habe ich in jeder Stadt ein Fahrrad. Oder ich besorge mir vor Ort eins. Ich finde auch, es sollte selbstverständlich sein, dass Hotels Fahrräder haben – ohne dass du zwölf Euro die Stunde zahlst.

Motorwelt-Interview mit Linda Zervakis und Peter Lohmeyer ∙ Bild: © ADAC Motorwelt/ Jewgeni Roppel, Video: © ADAC e.V.

Motorwelt: Es gibt in dieser ADAC Motorwelt einen Artikel zum Thema "Neue Mobilität nach Corona". Ihr Thema, Herr Lohmeyer?
Lohmeyer: Die Mobilität muss sich ändern, ja. Ich fahre inzwischen keine Verbrenner mehr, sondern einen elektrischen Opel Corsa. Und bald kommt mein elektrischer Schwalbe-Motorroller dazu. Aber das Fahrrad ist natürlich der beste Weg. Wenn ich nach Berlin will, dann fahre ich hier mit dem Fahrrad zum Bahnhof, und in Berlin am Bahnhof steht auch eins – wenn es nicht geklaut wurde. Zu den Salzburger Festspielen bin ich zwar mit dem Auto gefahren, hatte aber zwei Räder dabei. Ich finde das herrlich.
Zervakis: Ich auch. Wenn ich in der Hamburger Innenstadt was zu erledigen habe, dann fahre ich lieber mit dem Fahrrad als mit dem Bus. Es sei denn, es ist Schneesturm oder sintflutartiger Regen. Im Sommer bin ich sogar zur Nachtschicht mit dem Fahrrad los. Da fahre ich um viertel vor zwölf hin und habe um fünf Uhr morgens Feierabend. Dann fährst du morgens durch die frische Luft. Danach kannst du schlafen wie ein Baby.

Motorwelt: Sie sind beide beruflich normalerweise viel unterwegs. Wie war die erzwungene Ruhe im Corona-Jahr für Sie?
Zervakis: Ich muss sagen, dass ich die erste Zeit eigentlich genossen habe. Es war wie ein aufgedrücktes Sabbatjahr: Du hast nichts vor, du kannst niemanden treffen und dafür zu Hause machen, was du willst. In deinem Rhythmus. Und keiner kann meckern. Mitte Mai bin ich dann das erste Mal mit dem Zug nach Berlin gefahren – mit Maske und Gummihandschuhen, weil ich echt Angst hatte. Ich wäre natürlich gern nach Griechenland geflogen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich habe meine Arbeit noch, und der Familie geht es gut. Ich darf wirklich nicht klagen.
Lohmeyer: Mein Bewegungsradius war auch nach der Zeit zu Hause erst limitiert: zwischen Hamburg und Berlin, weil ich da Familie habe. Drei meiner Kinder leben dort, eins in Köln. Ich kenne das mit dem Zug also auch. Ganz allein in einem Triebwagen zu sitzen, das war schon merkwürdig. Aber es ist so, wie Linda sagt: Wenn du vorher Arbeit hattest und wusstest, dass du hinterher wieder Arbeit hast, dann hatte das auch etwas Stressfreies. Keine Termine, alle gleich: Robert De Niro und ich hatten beide nichts zu tun.

Linda Zervakis und Peter Lohmeyer auf einer Vespa im Hamburger Hafen
Spritztour: Zervakis und Lohmeyer kaperten die Vespa des Interviewers© ADAC Motorwelt/ Jewgeni Roppel

Motorwelt: Frau Zervakis, in Ihrem neuen Buch "Etsikietsi" beschreiben Sie eine Reise mit Ihrer Mutter in die Vergangenheit der Familie in Griechenland. Und für Ihren Podcast "Gute Deutsche" auf Spotify treffen Sie Deutsche mit Migrationshintergrund, die ihre Geschichte erzählen. Wie kam es dazu?
Zervakis: Die Idee trage ich seit Jahren mit mir herum. Ich wollte ein Fernsehformat daraus machen, aber das war zum Höhepunkt der Flüchtlingswelle und deshalb allen zu heikel.

Motorwelt: Sie engagieren sich beide gegen Rassismus. Bei Ihnen, Frau Zervakis, kam das quasi automatisch, oder? Wegen Ihrer exponierten Rolle als erste Sprecherin der 20-Uhr-"Tagesschau" mit Migrationshintergrund …
Zervakis: Da geht es schon los – mir war bis zu dem Moment mein Migrationshintergrund nicht besonders bewusst. Dann wurde ich von Medien zu etwas gemacht, habe das gelesen und gedacht: Bin ich das? Warum heißt die Schlagzeile nicht: Linda Zervakis ist neue "Tagesschau"-Sprecherin? Ich gehe ja davon aus, ich habe den Job nicht wegen meines Hintergrunds, sondern weil ich ihn ganz gut kann.

Kurz vorgestellt: Linda Zervakis und Peter Lohmeyer

Peter Lohmeyer
Geboren
: am 22. Januar 1962 in Niedermarsberg, NRW
Sein Durchbruch: Seit Mitte der 80er spielt er im Theater, in Kino- und TV-Filmen. Und war schon vor dem größten Erfolg "Das Wunder von Bern" 2003 einer von Deutschlands bekanntesten Schauspielern
Kurz notiert: Der begeisterte Fahrradfahrer repariert oft Räder, die andere weggeworfen haben

Linda Zervakis
Geboren
: am 25. Juli 1975 in Hamburg
Ihr Durchbruch: Seit 2006 moderiert die gelernte Nachrichtenredakteurin die "Tagesschau", seit 2013 auch die Hauptausgabe um 20 Uhr
Kurz notiert: Als "Tagesschau"-Sprecherin beherrscht Zervakis natürlich immer noch die korrekte Aussprache des isländischen Asche-Vulkans Eyjafjallajökull. Ihr schwierigstes Wort bisher

"Etsikietsi - Auf der Suche nach meinen Wurzeln" ist bei Rowohlt Polaris (16 Euro) erschienen. Wenn Corona es zulässt, geht Linda Zervakis damit auf Lesereise. Infos finden Sie auf ihrer Homepage*.

Motorwelt: Herr Lohmeyer, Ihr Sohn hat eine dunkle Hautfarbe. War das auch Grund für Ihr Engagement gegen Rassismus?
Lohmeyer: Heftig aufgestoßen ist mir eine Postkarte aus dem Sauerland, die
ich als Fanpost vor mehr als 20 Jahren im Briefkasten fand. Da stand wortwörtlich mit Schreibmaschine geschrieben: "Sie sind ein gern gesehener Schauspieler und Mensch, doch nichts für ungut, muss man deshalb dann auch einen farbigen Menschen zeugen?" Also, ich bin im Pott aufgewachsen, und einer meiner ersten echten Freunde mit sechs Jahren hieß Laiki, der war Türke, das war nie Thema. Hauptsache, Mensch und Mensch kommen klar miteinander.

Peter Lohmeyer und Linda Zervakis in Rückenansicht im Hamburger Hafen bei Regenwetter
Wasserfest: Hamburger wissen, dass man in der Hansestadt erst von Regen spricht, wenn er von vorn kommt© ADAC Motorwelt/ Jewgeni Roppel

Motorwelt: Eine Frage fehlt noch. Wenn Linda Zervakis ein Auto wäre, welches Modell wäre sie?
Lohmeyer: Bei Linda denke ich sofort an Offenheit, also ein Cabriolet, wie
mein erstes Auto, ein Fiat Cinquecento mit Faltdach. Da musste ich mich nur etwas aufrichten, dann war ich mit dem Kopf draußen. Ich war damals 18, und meine Klassenkameraden haben sich erlaubt, das Auto über einen kleinen Zaun zu heben. Ich will jetzt natürlich nicht sagen, dass man das mit Linda machen kann…
Zervakis: Ich bin gespannt, wie du da jetzt wieder rauskommst!
Lohmeyer: Also, Linda nimmt das ganze Auto ein, sie ist raumfüllend. Und immer mit großer Offenheit.

Alle Infos zur ADAC Motorwelt finden Sie hier.

Interview: Michalis Pantelouris

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