Schwere Verbrennung am Bein: Frankreich-Urlauber nach Hause geflogen

ADAC Blog

Herr Fahlenbook vor dem Krankenhaus
Schwere Bein-Verbrennungen waren die Folgen eines Grillunfalls in Frankreich© privat

Eine Atlantik-Windböe kostete Ulrich Fahlenbock fast das Leben. Der Wind fuhr in seine Grillkohle, Kohlestaub verpuffte und setzte den Kürtener Bäcker in Brand. Der 55-Jährige erzählt, was er in Frankreich erlebte.

"Ich machte im Juni mit meiner Familie in einem Ferienhaus in Soulac-sur-Mer an der französischen Atlantik-Küste Urlaub. Wir wollten am Abend grillen, und ich heizte den im Boden eingelassenen Schwenkgrill an. Etwa sechs Kilo Holzkohle lagen in der Grillschale. Die Kohle begann gut durchzuglühen. Dann kam plötzlich diese Windböe, die schier die Holzkohle aus der stählernen Unterlage hob. Dabei entzündete sich explosionsartig der Kohlestaub. Es kam zu einer der gefürchteten Verpuffungen, in deren Mitte ich mich befand. Nach wenigen Sekunden stand ich in Flammen.

Die Familie hilft bei der Heilung: Ehefrau Nicole, vorne Léa, der verletzte Ulrich und Sohn Noël im Krankenhaus© privat

Ich schrie vor Überraschung und Schmerz, lief auf das Haus zu und rief nach meiner Frau. Nicole reagierte sofort und fing an, mich mit dem herumliegenden Gartenschlauch abzuspritzen. Das ging recht schnell, und mein T-Shirt konnte ich noch ausziehen. Nach ein paar Sekunden war ich immerhin gelöscht. Das war ein furchtbarer Schockmoment für uns alle, für meine Frau, meine inzwischen hinzugekommenen drei Kinder, die mitreisenden Freunde.

Bei mir setzte jetzt der Schmerz so richtig ein. Ich legte mich auf den Boden. Meine Freunde begannen, meine Wunden, vor allem am stark verbrannten rechten Bein, mit feuchten, frischen Handtüchern zu kühlen. Die Handtücher berieselten sie ständig mit Wasser. Das tat gut und beruhigte den Schmerz, der tatsächlich langsam nachließ.

Führende Klinik in Bordeaux

Wir verständigten über die europaweit gültige Telefonnummer 112 den Notruf, und die nächste Rettungswache schickte sofort einen Wagen los. Allerdings liegt das Ferienhäuschen etwas abseits, und der Rettungswagen brauchte eine halbe Stunde. Als die Sanitäter eintrafen, versorgten sie mich so gut es ging und überlegten, wo ich zur Behandlung hingebracht werden sollte. Es standen zwei Krankenhäuser zur Auswahl. Das eine ist von Soulac-sur-Mer nur über eine Fähre erreichbar, das andere im fast zwei Autostunden entfernten Bordeaux. Nach einer weiteren halben Stunde fiel die Entscheidung für die Klinik in Bordeaux, die als führend in der Behandlung von Verbrennungen gilt.

15 Prozent verbrannt

Während der Fahrt musste ich auf der Hälfte der Strecke in einen Krankenwagen umsteigen, der uns aus Bordeaux entgegengekommen war. Bei dieser Übergabe waren teilweise sechs Mann im Wagen, die mich umlagerten und mit Schmerzmitteln versorgten.

In der Notaufnahme der Klinik diagnostizierten die Ärzte meine schweren Verletzungen genau. 15 Prozent meiner Haut waren verbrannt, ab 20 Prozent der Körperfläche ist es lebensgefährlich. Ich hatte also riesiges Glück gehabt. Betroffen war vor allem mein rechtes Bein. An den Armen waren in erster Linie die Haare verbrannt, die Verletzungen aber nicht so gravierend wie am Bein.

Verbandswechsel unter Narkose

Die Ärzte salbten mich und legten Verbände auf. Dann musste mich meine Familie abholen, ich sollte erst am kommenden Tag zum Verbandswechsel wieder in die Klinik. Erst zwei Tage später konnte ich im Krankenhaus aufgenommen und operiert werden. Die Ärzte reinigten die Verbrennungen immer wieder, salbten die Wunden und legten als Schutz mehrmals operativ eine Kunsthaut auf, damit sich der verbrannte Körper erholen konnte. Für jeden Verbandswechsel benötigte ich eine Vollnarkose. Ohne diese Betäubung wären die Schmerzen unerträglich gewesen.

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Salben und Schmerzen

Neue Haut kann frühestens nach zwei bis drei Wochen auf die verletzten Stellen transplantiert werden. Diese lange Wartezeit verbachte ich im Krankenhaus in Frankreich. Die Zeit verging mit Verbandswechseln, Salben und Schmerzen. Meine Familie besuchte mich jeden zweiten Tag und versuchte, den Urlaub so weit wie möglich fortzusetzen. Ich hatte zusätzlich zu den Schmerzen das Gefühl, den ersehnten Urlaub gehörig verdorben zu haben. Das war eine schwere Zeit. Aber meine Frau hat das alles toll gemanagt, meine Familie hat das Beste draus gemacht.

Hilfe durch ADAC Ärzte

Inzwischen hatte meine Frau mit dem ADAC Ambulanz-Service in München Kontakt aufgenommen. Das half uns sehr. Die ADAC Ärzte übersetzten jeden Tag Diagnosen und Untersuchungsergebnisse, sprachen mit den französischen Kollegen und anschließend mit mir und meiner Frau. Das war sehr gut, gerade die Fachsprache der Ärzte versteht man in einer fremden Sprache ja kaum, wenn man dieser wenig mächtig ist. Die Mitarbeitenden des Ambulanz-Service vermittelten viel Wissen und gaben uns auch Hoffnung. Das tat sehr gut.

Da bald die Entscheidung fiel, dass ich in Deutschland in der Nähe meines Wohnortes Kürten operiert werden sollte, kümmerte sich der ADAC um den Rücktransport in einem ADAC Ambulanz-Jet. Das Auto fuhren meine Frau und meine erwachsene Tochter die über 1000 Kilometer nach Hause.

Zwei Stunden im Ambulanz-Jet

Mit dem Krankenwagen wurde ich am Abreisetag zum Flughafen gefahren. Dort übernahm das medizinische Personal des ADAC und brachte mich in den Jet. Das Flugzeug teilte ich mir mit einem Patienten, der aus Teneriffa zurück nach Deutschland geflogen wurde. Während des rund zweistündigen Fluges im Ambulanz-Jet wurden ständig meine Vital-Werte wie der Blutdruck und der Sauerstoffgehalt überprüft. Meine Trage war direkt hinter dem Piloten, so hatte ich während des Flugs einen wirklich interessanten Blick.

ADAC Ambulanzflieger
Zwei Stunden Flugzeit im ADAC Ambulanz-Jet trennen Ulrich Fahlenbock von der Klinik zu Hause© privat

Haut übertragen

Nach der Landung in Köln fuhr mich ein Krankenwagen direkt ins Klinikum, wo mir am nächsten Tag das erste Stück Haut transplantiert wurde. Dabei wanderte Haut vom linken auf das rechte Bein. Nach einigen Tagen kontrollierten die Ärzte, ob dieses erste kleine Stück angewachsen war, dann folgte das nächste. Das ist eine sehr schmerzhafte Prozedur. Insgesamt verbrachte ich vier Wochen im Krankenhaus, unter anderem erlebte ich meinen Geburtstag in der Klinik.

Grillen in Frankreich

Jetzt bin ich wieder zu Hause. Es muss alles heilen, das ist langwierig und juckt sehr stark, gerade während der heißen Tage. Noch schmerzt jeder Schritt, aber den Armen geht es schon gut. Später muss man noch sehen, wie dick die Narben werden, und vielleicht etwas "nachfeilen". Weihnachten könnte alles vorbei sein.

Soulac Schild am Strand
Der nächste Urlaub an der Atlantik-Küste kommt sicher© privat

Wir fahren jedenfalls wieder nach Frankreich. Gegrillt haben wir auch schon wieder. Eigentlich waren wir da immer schon sehr vorsichtig. Um den großen Schwenkgrill in Soulac-sur-Mer mache ich allerdings künftig einen Bogen.