Straßenwachtfahrerin öffnet am liebsten Autos
Annalena Stamatakis ist seit kurzem eine von rund 1650 Straßenwachtfahrerinnen und -fahrern. Hier erzählt sie, wie sie in ihren Job ankam, welche Pannen sie am liebsten löst und was ihr Vater damit zu tun hat.
"Es sind die kleinen ungeplanten Hilfestellungen, die meine Arbeit so befriedigend machen: Kürzlich etwa vertraute mir eine Frau während der Pannenhilfe an, dass sie große Sorgen hat: Sie habe Geld abgehoben, in eine Ablage unter dem Lenkrad gelegt und nun sei es aus dem Auto verschwunden. Das bedrückte sie verständlicherweise sehr. Obwohl ich die eigentliche Pannenhilfe bereits erfolgreich abgeschlossen hatte, bot ich ihr an, gemeinsam noch kurz nach dem Geld zu sehen. Ich baute das Fach aus, und siehe da! Das Geld war hinter das Fach gerutscht, für den Laien unerreichbar. Diese einfache und schnelle Hilfe hat die Frau wirklich gerührt.
Den Traumberuf gefunden
Ich bin seit Anfang des Jahres Straßenwachtfahrerin. Für mich ein Traumjob! Ich musste einige Jahre warten, bis hier in meiner Region in Nordrhein-Westfalen eine Stelle frei wurde: Straßenwachtfahrer sind so zufrieden mit ihrer Arbeit, die kündigen nicht. Daher ist es ein echtes Glück, wenn ein Posten frei wird.
Neben der üblichen schriftlichen Bewerbung musste ich gleich eine kniffelige Praxisaufgabe lösen. Ich wurde zu einem eingeweihten Testpärchen geschickt, das schon lange wartete, und ziemlich ungehalten war. Da muss man als Straßenwachtfahrerin Ruhe bewahren, erst die Havaristen beruhigen und erklären, wie man diese Pannen angeht und das Problem bald gelöst sein wird. Das habe ich wohl ganz gut hinbekommen.
Ausgebildet bin ich als Kfz-Mechatronikerin, später absolvierte ich noch eine Zusatzausbildung zur Hochvolt-Spezialistin. Ich stand einige Jahre für einen Autohersteller in der Werkstatt und diagnostizierte Fehler in Fahrzeugen. Meinen Traumberuf aber habe ich jetzt gefunden. Unsere Aufgabe als Gelbe Engel ist ja eine Panne zu beheben, was uns in über 80 Prozent der Fälle gelingt. Damit sorgen wir oft für Zufriedenheit in einer schwierigen Situation. Viele Menschen sind so gestresst. Selbst wenn es nur zu einer kleinen Panne kommt, ist das für viele schon besonders schlimm. Wir helfen in solchen Fällen mit Fachkenntnis, Einfühlungsvermögen, Menschlichkeit und manchmal eben mit ein paar Minuten Zusatzzeit.
Die Autofahrer und Autofahrerinnen sind dafür mega dankbar. Ich fahre in Nordrhein-Westfalen in der Region zwischen Lüdenscheid und Siegen, wo ich auch geboren bin. Ich bin im Schichtdienst unterwegs, was ich ziemlich angenehm finde. So lassen sich viele Dinge erledigen, für die ich früher in der Werkstatt einen Tag frei nehmen musste.
Die meisten Pannen im Griff
Als Gelber Engel arbeite ich jeden Tag mit Fahrenden von allen Marken und Modellen, von Verbrennern und E-Fahrzeugen. Auf Dauer kennt man natürlich die Hersteller-spezifischen Fehler: Bei dem einen sind oft die Zündspulen defekt, bei anderen hakt es eher an der Batterie.
Die meisten Autopannen bekomme ich gut in den Griff. Bei schwierigen Fällen, wenn etwa das Diagnosegerät keine Fehler findet, und weitere Prüfschritte ins Leere laufen, nutzen wir die ADAC interne Hotline. Am Telefon geben erfahrene Kolleginnen und Kollegen Tipps, die mir und damit dem Havaristen helfen können. In ganz seltenen Fällen hilft der Abschlepper. Aber ich bin sehr wissbegierig, es stört mich sehr, wenn ich einen Fehler nicht finde oder beheben kann.
Gelbe Engel als Retter in der Not
Solche seltenen Fälle kann ich abends ab und zu mit meinem Vater besprechen. Er fährt seit 22 Jahren als Gelber Engel. Das hat mich in der Berufswahl bestimmt beeinflusst. Für mich als kleines Kind war er mein Held, mit dem ich angeben konnte: Ich sah ihn immer als Retter in der Not und bin bis heute stolz auf ihn. Andere finden es belastend, vermischt man Privates und Berufliches. Ich freue mich, dass wir über die gemeinsame Arbeit sprechen können. Wir ergänzen uns gut: Alte Schule und neue Schule. In einigen Fällen kann er mir was erklären, und es gibt ein paar, wo ich ihm was erzählen kann.
Türen verschlossener Autos öffnen
Am liebsten öffne ich die Türen verschlossener Autos: Ich angele gern im Inneren des Fahrzeugs nach Schlüsseln, oder sehe in die Gesichter, wenn das vermeintlich fest verriegelte Auto überraschenderweise nach kürzester Zeit offen ist. Dann folgt die Erleichterung, dass der Wagen nicht die Werkstatt geschleppt wird, wo die stationären Kollegen das Auto genauso öffnen würden. Aber teurer und aufwändiger.
Wir bieten ja jetzt auch die Fahrrad-Pannenhilfe an: In unserer Gegend radeln gerade im Sommer viele, da werde ich mich sicher um Schläuche oder komplexe Schaltungen bei E-Bikes oder Ketten und Treibriemen kümmern können. Das kann ehrlich gesagt als Abwechslung ganz entspannend sein. Genauso wie in meiner Region der mögliche Wechsel zwischen Pannenhilfen in der Stadt und auf dem Land sehr angenehm ist.
Die Ungewissheit des nächsten Tages
Wenn ich meine rollende Werkstatt abstelle und aufhöre zu arbeiten, schließe ich den Tag mit dem guten Gefühl ab, einigen Menschen in schwierigen Situationen geholfen zu haben. Daher freue ich mich auf die vor mir liegende Ungewissheit des kommenden Tages. Ich weiß ja nie, welche Menschen und Pannen mich erwarten. Diese Arbeit macht mir wirklich Freude!