Stadtbienen: Beim ADAC summt es!

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Eine Honigbiene fliegt zu einer Blüte
© iStock.com/Przemyslaw Iciak

Seit einigen Jahren leben auf dem Dach der ADAC Zentrale mehrere Bienenvölker. Wie die bedrohten Tiere zu den Gelben Engeln kamen, wie hoch die jährliche Honigernte beim Stadtimkern ist und warum sich die Bienen gerade beim ADAC in München-Sendling so wohlfühlen.

Wer in den Sommermonaten vom Turm der ADAC Zentrale hinunter auf den fünfgeschossigen Flachbau blickt, sieht einen blühenden Dachgarten, auf dem Blumen und Gemüse wachsen und Tausende Honigbienen um Blüten und Bienenstöcke summen. Und das mitten in der Großstadt.

Die Idee für das Stadtimkern und das Biotop auf dem Flachdach hatte ein Projektteam des ADAC vor sechs Jahren. Damals gründeten engagierte ADAC Mitarbeiter eine Projektgruppe namens „Blumen und Bienen“, begrünten das Dach und bauten in Hochbeeten Zucchini, Bohnen, Tomaten, Salat und Kohlrabi an. Frisch geerntet, kann man in den Sommermonaten immer mal wieder das Gemüse mittags in der Cafeteria genießen.

Seit sechs Jahren kümmert sich Stadtimker Michael Zettler um die Bienen auf dem Dach des ADAC.© ADAC/Beate Blank

Wie die gelben Engel zu den Gelben Engeln kamen

Das Projektteam versuchte, mit der Bepflanzung des Dachs zu zeigen, wie viele kreative Möglichkeiten im Gebäude der ADAC Zentrale liegen. Hinzu kam, dass das Team den bedrohten Insekten einen neuen Lebensraum bieten und durch das Stadtimkern einen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollte.

Die Honigbiene gilt als das drittwichtigste Nutztier unserer Erde. Das liegt nicht an der Honigproduktion, sondern an ihrer Leistung als Bestäuberin. 70 Prozent der 124 wichtigsten Nutzpflanzen weltweit sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. In Europa sind es sogar 84 Prozent.

Seit Jahren aber stirbt weltweit ein Großteil der Bienenpopulationen. Wird dieser Rückgang nicht gestoppt, würden in der Zukunft nicht nur Wiesen und Wälder deutlich kärger aussehen, auch die Obst- und Gemüseversorgung wäre ernsthaft bedroht.

„So kamen damals die gelben Engel auf das Dach der Gelben Engel“, erzählt Michael Zettler begeistert. Der Vorsitzende des Imkervereins München und Umgebung e.V.* und Betreiber einer eigenen Stadtimkerei stellte vor sechs Jahren auf Einladung des ADAC zunächst versuchsweise den ersten Bienenstock auf dem Flachdach des Gebäudeteils E auf. Bis heute sind daraus neun Bienenvölker geworden. In den Sommermonaten wächst jedes von ihnen auf bis zu 25.000 Tiere an.

Die ADAC Zentrale ist ein Paradies für Bienenvölker

„Die Bedingungen hier oben sind einfach perfekt“, schwärmt der Stadtimker. Die luftige Höhe schützt die Bienen vor natürlichen Feinden wie zum Beispiel Mäusen. Die große Dachfläche bietet zugleich viele halbschattige Standorte, wie sie die Honigbiene liebt. Die Tiere werden zwar morgens gerne von der Sonne geweckt, bevorzugen aber am Nachmittag ein kühles Plätzchen im Schatten.

„Und was das Nahrungsangebot betrifft, so ist die Umgebung der ADAC Zentrale in München-Sendling ein wahres Bienenparadies“, erklärt Zettler. Der angrenzende Westpark, der nahe gelegene blühende Bahndamm und die Schrebergärten nebenan bieten eine reiche Fülle an Blühpflanzen, Obstbäumen, Wiesenkräutern und Unkraut.

Und im Spätsommer, wenn anderenorts die Imker oft zufüttern müssen, schwärmen die ADAC Bienen zu den Lindenbäumen aus, die die umliegenden Stadtalleen und den nahe gelegenen Luise-Kiesselbach-Platz säumen.

Neun Bienenvölker mit je einer Königin (mit blauem Punkt) und bis zu 25.000 Bienen leben auf dem ADAC Dach. © ADAC/Beate Blank

Stadtimkern ist ein internationaler Trend

Generell sind die Lebensbedingungen für die Bienen in der Stadt häufig viel besser als auf dem Land. „Die Tiere finden hier viel länger Nahrung als in vielen ländlichen Regionen, in denen oft Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden Bienen und Insekten immer mehr den Garaus machen“, erzählt Zettler.

Eine Studie der Freien Universität Berlin kam vor Kurzem zu dem Ergebnis, dass Bienen in der Großstadt sogar oft doppelt so viel Honig produzieren wie ihre Artgenossen auf dem Land. Und genau diesen Vorteil machen sich seit einigen Jahren die Stadtimker zunutze.

So summt es nicht nur beim ADAC. Auf dem Dach des Bayerischen Landtags sind die pelzigen Tierchen inzwischen ebenso zu Hause wie auf dem Abgeordnetenhaus in Berlin. Und in Paris fliegen die Bienenschwärme schon seit über zehn Jahren auf dem Dach der Garnier-Oper ein und aus.

Keinerlei Schadstoffe im Honig – das Stadtimkern hat viele Vorteile

Über Abgasrückstände im Honig müsse man sich übrigens keine Sorgen machen, erklärt Zettler. „Die Bienen leben in den Sommermonaten nur sechs Wochen. In dieser kurzen Zeit filtern sie die Schadstoffe und nehmen sie mit ins Jenseits“, so der erfahrene Bienenzüchter. Im Honig sind demnach keinerlei Rückstände.

Auch Pestizide gibt es in der Stadt weniger als auf dem Land. Gerade in einer Großstadt wie München verwenden die Menschen auf ihrem Balkon und im Garten wenig Dünger und vor allem kaum Insektizide. Das führt dazu, dass die Stadtbienen länger leben als die Wildbienen in vielen ländlichen Regionen.

Rund um den ADAC Turm finden die Bienen jede Menge Gärten und Parks mit ungespritzten Blüten. © ADAC/Beate Blank

Ein wichtiger Beitrag für Artenschutz und Artenvielfalt

Mit dem Projekt „Blumen und Bienen“ leistet der ADAC nun seit ein paar Jahren auch einen kleinen Beitrag, um den Auswirkungen des Bienensterbens entgegenzuwirken. Denn Beekeeping-Projekte wie das auf dem Dach der Münchner ADAC Zentrale stärken das Bewusstsein für die Bedeutung der Biene als Nutztier und können immer mehr Firmen und Institutionen zum Nachahmen anregen.

Zugleich ist man beim ADAC natürlich auch jedes Jahr aufs Neue gespannt, wie der alljährige Honig schmeckt und welche Ergebnisse „eingefahren werden“.

Je nach Sommer bescheren die neun Bienenvölker auf dem Dach des ADAC bis zu 260 Kilogramm feinsten Blütenhonig. Wie lecker und cremig dieser schmeckt, davon können sich die ADAC Mitarbeiter beim jährlich stattfindenden Weihnachtsbasar überzeugen. Hier wird der süße Nektar mit dem verheißungsvollen Etikett „Honig vom Dach unserer ADAC Zentrale“ zum Kauf angeboten. Ein goldener Engel im Glas – wenn das nicht das perfekte Weihnachtsgeschenk ist!

Ein Glas Honig
Bei ADAC Mitarbeitern äußerst beliebt: der „Honig vom Dach unserer ADAC Zentrale“. © iStock.com/Rawf8

Autorin: Nicole Knaupp. Aufmacherfoto: iStock

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