Nach der Notoperation schnell wieder aufs Rad

ADAC Blog

Wilfried Greth im Urlaub
Eine schnelle Operation rettete Wilfried G. das Leben© privat

Anfang Juni starteten Birgitt (63) und Wilfried G. (66) zu einem über dreiwöchigen, lang geplanten Urlaub mit dem Wohnmobil. Von Füssen aus sollte es in die Normandie und dann mit zwei weiteren Paaren und deren Campern an der Biskaya entlang südwärts bis nach Spanien gehen. Doch es kam ganz anders. Was sie erlebten, erzählt Birgitt hier.

Gleich in der zweiten Nacht in der Normandie trübte sich unsere Urlaubsstimmung ein. Mein Mann Wilfried bekam Magenschmerzen und musste sich übergeben. Wir glaubten erst, das sei die Folge eines Imbiss an einer Strandbude. Später kamen Magenkrämpfe hinzu. Die Krämpfe versuchte mein Mann mit einem Medikament aus der Apotheke zu beruhigen.

Doch das half nichts: Wilfried ging es immer schlechter. Am Ende lag er wimmernd in unserem Wohnmobil. Das kenne ich überhaupt nicht von ihm. Wir wussten uns schließlich keinen Rat mehr und wählten gegen Abend die europäische Notrufnummer 112.

Eine absolute Ausnahmesituation

Obwohl ich sonst recht passabel Französisch spreche, ging am Telefon gar nichts mehr. Im Ausland schwer zu erkranken, ist eine absolute Ausnahmesituation! Die Leitstelle stellte eine Konferenzschaltung mit einem Übersetzer her und schickte einen Rettungswagen. Als uns – nach einer gefühlten Ewigkeit, tatsächlich aber nach wenigen Minuten – der Krankenwagen erreichte, übernahmen drei ruhige, professionelle Männer die Erstversorgung und brachten meinen Mann und mich ins nächste größere Krankenhaus in Dieppe an der Kanalküste.

Die halbstündige Fahrt zur Klinik war für meinen Mann furchtbar. Später sagte er mir, er war sicher, dass er den Rettungswagen nicht lebend verlassen würde. Die Sanitäter brachten ihn schnell in die Notaufnahme, ich musste auf dem Flur vor der Abteilung warten.

Wir sind seit über 40 Jahren ADAC Plus-Mitglieder mit dem Auslandskrankenschutz. Bisher hat uns der ADAC bei unseren vielen Reisen bei kleineren technischen Pannen geholfen. Jetzt aber brauchten wir vermutlich in größerem Umfang medizinische Hilfe und Beratung 1000 Kilometer von zu Hause entfernt. Daher rief ich noch aus dem Warteraum beim ADAC Ambulanz-Service an. Es tut gut, Informationen zu bekommen, wie es weitergehen könnte, beruhigende persönliche Worte und vor allem die Zusage zu hören: "Wir sind da!"

Weit nach Mitternacht durfte ich endlich zu meinem Mann, und eine sehr nette Ärztin stellte sich als Chirurgin für Verdauungsorgane vor. Sie erklärte uns teils auf Deutsch, teils mit Hilfe einer Übersetzungs-App, dass sie Wilfried sofort operieren müsse, da er eine Magenperforation habe und der Mageninhalt in seine Bauchhöhle laufe. Dieser Magendurchbruch sei lebensbedrohlich, morgen früh würde es für eine Operation zu spät sein.

Eine schnelle Notoperation ist nötig

Wir waren mit der Situation völlig überfordert, zumal die bisher verabreichten Schmerzmittel nahezu wirkungslos blieben, und sich dieses Krankheitsbild in keiner Weise angekündigt hatte. Mein Mann wurde für die Notoperation vorbereitet, ich bekam eine Decke für einen Schlafsessel. Aber an Schlaf war nicht zu denken. Irgendwann nickte ich ein und wurde nach einigen Stunden von zwei Schwestern geweckt, die mich über den guten Verlauf der Operation informierten.

Nach der OP wurde mein Mann auf die Intensivstation verlegt, wo ich ihn am nächsten Tag besuchte. Ich erlebte ihn stabil, aber an unzählige Schläuche und Kabel angeschlossen. Ein erschreckender Anblick – obwohl alles gut verlaufen war, wie mir eine Schwester mit Hilfe einer Übersetzungs-App mitteilte.

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Das gab ich an den ADAC weiter, der mich sofort von der Zahlungsgarantie informierte, die die französische Klinik erhalten hatte. Alle Kosten waren also gedeckt, und wir mussten uns zumindest darüber keine Gedanken machen. Dieser Kontakt mit den kompetenten Zusagen und Informationen tat mir gut. Als ich meinem Mann erklärte, dass der ADAC hinter uns stehe und mit allem Notwendigem versorgen würde, beruhigte er sich spürbar. Der ADAC schlug einen Rücktransport vor. Mein Mann sollte nach Hause nach Füssen geflogen werden. Der Transport sollte starten, sobald die Klinik ihr Okay gab. Dazu bot mir der Club an, einen Fahrer für den Camper zu schicken, falls ich das Wohnmobil nicht 1000 Kilometer nach Hause steuern wollte.

Menschliche Nähe war eine große Hilfe

Unsere Begleiter hatten unser Wohnmobil inzwischen auf einen Campingplatz in der Nähe des Krankenhauses gefahren und aufgebaut. Neben dem guten Kontakt zum ADAC Ambulanz-Service mit seinem medizinischen Rat und Einschätzungen war die Nähe und die tägliche Unterstützung durch unsere Begleiter eine große Hilfe.

Gegen Abend rief ich in der Klinik an und erfuhr, dass Wilfried auf dem Weg der Besserung war. Am nächsten Tag besuchte ich ihn auf der Intensivstation und erlebte, wie gut er sich erholte. Eine junge Ärztin erklärte uns in einem langen Gespräch und auf Deutsch, wie überraschend positiv die Entwicklung war. Sie schlug vor, mit der Organisation des Rücktransports vorerst zu warten. Mein Mann habe eine überaus gute Konstitution und sei als leidenschaftlicher Tourenradler sportlich trainiert. Sie machte uns Hoffnung, dass wir möglicherweise die Heimreise 'normal' antreten könnten. Wir waren sehr erleichtert, jetzt konnte ich endlich etwas essen und in der Nacht gut schlafen.

"Wie geht es Ihnen?"

Wie versprochen, erhielt ich später noch einen weiteren Anruf von 'meinem gelben Engel' im ADAC Ambulanz-Service, der bereits mehrfach mit der behandelnden Ärztin gesprochen hatte. Daher wusste sie schon von der unerwartet guten Entwicklung und freute sich mit mir. Nach einigen Tagen telefonierte ich erneut mit München. Gleich zu Beginn des Gesprächs kam die Frage: "Frau G., wie geht es IHNEN eigentlich?" Ich war wieder sehr positiv überrascht. Diese Frage tat mir nach den schweren letzten Tagen sehr gut.

Blick auf Dieppe in Frankreich
In Dieppe in Frankreich wurde Wilfried G. einer Not-Op unterzogen© Shutterstock/maloff

Danach bekam ich vom ADAC Ambulanz-Service die eigentliche Nachricht, die ich kaum glauben konnte: Sofern ich das Wohnmobil fahren kann, und nichts Unvorhergesehenes passiert, können wir unseren Urlaub mit ärztlicher Erlaubnis fortsetzen! Damit endete mein Kontakt mit dem ADAC vorläufig, nicht ohne die Zusicherung, dass ein Anruf genüge, falls doch noch Probleme auftreten.

Wieder auf dem Fahrrad

Bereits am nächsten Tag wurde mein Mann tatsächlich entlassen, versehen mit Ratschlägen und Rezepten. Entspannte Urlaubstage, so die Ärztin, bekämen ihm besser als eine hastige, anstrengende Rückfahrt. Auch sie gab uns ihre Kontaktdaten, damit wir sie persönlich erreichen können, falls erforderlich.

Mit vielen Pausen setzten wir unsere Reise in Ruhe fort – nicht ganz so weit, wie geplant, aber immerhin bis in den Süden der Biskaya. Eine der Mitreisenden ist gelernte Krankenschwester und versorgte Wilfried professionell. Am Ende saß er sogar wieder auf dem Fahrrad und war bei unseren Ausflügen dabei. Selbst ein Bad im Atlantik war möglich. Das war wenige Tage zuvor unvorstellbar.

Gesund nach Hause

Anfang Juli steuerte ich das Wohnmobil mit meinem Mann in Richtung heimisches Füssen.
Ein Urlaub, der eigentlich schon zu Ende war, bevor er wirklich begonnen hatte, liegt hinter uns. In diesem Fall: Ende gut, alles gut. Ohne die tatkräftige Unterstützung so vieler Menschen und die erstklassige Versorgung durch Rettungsdienst und Krankenhaus wäre das allerdings nicht möglich gewesen.

PS: Wenige Wochen später war mein Mann bereits wieder mit einem Freund auf einer 14-tägigen Radtour. Diesmal musste er sich um den Mitfahrer kümmern, der seinerseits erkrankte.