Jugend und Motorsport – Jugendreferentin beim ADAC
Die angehende Bauzeichnerin Gina Trunk blickt mit ihren 19 Jahren schon auf 11 Jahre Motorsportkarriere zurück. Hier erzählt sie, warum es ihr wichtig ist, ihre Erfahrungen im Motorsport auch an Jüngere weiterzugeben – inzwischen auch als Jugendreferentin des ADAC Südbaden.
Mit 8 Jahren habe ich mit dem Kartfahren angefangen – sobald ich durfte. Ich bin über meinen 4 Jahre älteren Bruder reingerutscht, der das unbedingt ausprobieren wollte – also wollte ich das auch. Vom Schnuppertraining habe ich vor allem in Erinnerung, dass ich auch mit den Verlängerungen für die Kleinsten kaum an die Pedale kam. Ich war trotzdem gleich entschlossen: Ich will auf alle Fälle meinen eigenen Helm! Denn der Leihhelm hat nicht ganz so gut gerochen.
Kartsport als Familienprojekt
Auch meine Eltern waren mit uns Geschwistern sofort Feuer und Flamme für den Kartsport: „Wenn es euch Spaß macht, dann dürft ihr das gerne machen“, sagten sie und sind mit uns anfangs einmal die Woche zum Training gegangen. Dort wurden sie auch dringend gebraucht, denn sie mussten z.B. mithelfen, die Pylonen wieder aufzustellen. Bald waren wir alle fast jedes Wochenende auf Rennen und anderen Veranstaltungen unterwegs. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mir all die Starts und Erfolge sowie die damit verbundenen Erfahrungen ermöglicht haben.
Besonderes Engagement bei den ADAC Ortsclubs
In den ADAC Ortsclubs engagieren sich Ehrenamtliche für Motorsport und Klassik, setzen sich für Inklusion ein oder organisieren Benefiz-Events. Vielfalt spielt in den Clubs eine große Rolle, vereint arbeiten dort Menschen mit einem gemeinsamen Ziel.
Die Mitgliedschaft als ADAC Ortsclub ist kostenfrei. Interessierte Clubs müssen lediglich aus mindestens 30 ADAC Mitgliedern bestehen und sich in den Bereichen Mobilität, Motorsport, kraftfahrttechnisches Kulturgut, Verkehrssicherheit oder Tourismus engagieren. Auf unserem Blog stellen wir einige ADAC Ortsclubs mit besonderen Projekten vor – und die Menschen, die dahinterstehen.
Man lernt den Umgang mit Frust
Dabei sah es anfangs gar nicht so sehr nach Erfolg aus, denn ich war die ersten Jahre wirklich langsam.
Nicht so langsam, dass ich komplett hinterherfuhr – in der Regel war ich im Mittelfeld –, aber eben auch nicht wirklich gut. Und es war schon frustrierend, wenn man vor der Siegerehrung am Tisch mit den Pokalen stand, der große Bruder dann einen mit nach Hause nehmen durfte und man selber immer wieder leer ausging. Was ich in dieser Zeit aber auf alle Fälle gelernt habe, ist, mit Frust umzugehen.
Erfahrungen machen und weitergeben
Mir fehlte damals einfach die Kraft, das Lenkrad auch bei höherem Tempo entspannt zu führen. Es gibt da ein Bild, auf dem sieht man, wie ich den ganzen Oberkörper benutze, um die Kurve mit der Geschwindigkeit präzise fahren zu können. Diese Erfahrung gibt mir aber heute die Möglichkeit, meine Tipps als Fahrerin an die Kinder in meinem ADAC Ortsclub weiterzugeben, damit sie nicht am Lenkrad reißen, weil ihnen ebenfalls noch die Kraft oder die entsprechende Technik fehlen. Ansonsten muss man das wieder abtrainieren, um feines Fahren zu erlernen.
Erfolgreich sein muss man erst lernen
Auf dem Treppchen stand ich dann selbst das erste Mal völlig überraschend mit 13 Jahren bei Regen. Hier war es plötzlich ein Vorteil, dass ich im Regen immer gut fahren konnte, vor allem, als dann endlich die Kraft da war. Von Runde zu Runde wurde klarer: Ich bin gut dabei – und plötzlich stand ich auf dem 2. Platz. Da hat es bei mir Klick gemacht und das ebnete mir den Weg zum 3. Platz in der Jugend-Kart-Slalom-Meisterschaft 2016.
Das Highlight war, dass ich mich damit auch als Erste aus unserem Verein für den Bundesendlauf in Hannover qualifiziert habe und dort mitfahren durfte. In den folgenden Jahren bin ich wirklich viele Rennen gefahren – pro Saison 10 bis 12 – und qualifizierte mich fast jedes Jahr für die überregionalen Meisterschaften. Es ist wahnsinnig viel passiert und ich habe unglaublich viel erlebt in dieser Zeit.
Teil einer großen Familie
Ein weiteres Event, an das ich unglaublich gerne zurückdenke, ist die FIA The Girls on Track Karting Challenge – zuerst auf dem Nürburgring und dann in Hagen –, bei der 3 Fahrerinnen ausgewählt wurden, in Le Mans beim Europafinale mitzufahren.
Ich hatte die 13 – meine Glückszahl – und wurde ausgewählt. Das war wirklich großartig! Das Spannende an diesen Veranstaltungen war aber auch, dass uns neben dem Sport viel über Fitness und Ernährung sowie andere Dinge vermittelt wurde, die für uns als Motorsportler wichtig sind. Es war rundum toll und eine Erfahrung, auf die ich mich jedes Jahr aufs Neue berufen kann. Dort habe ich sehr viel von den Coaches gelernt.
Überhaupt war die Atmosphäre auf den Rennen – vor allem natürlich auf denen, bei denen ich oder mein Bruder starteten – unvergleichlich. Der ADAC Südbaden ist eine große Familie, man kennt sich, verbringt das Wochenende miteinander und freut sich darauf, sich mit den anderen zum essen.
Der Wechsel zum Auto-Slalom
Mit 16 Jahren bin ich dann vom Kart-Slalom zum Auto-Slalom gewechselt. Auch das hat von Anfang an einfach nur Spaß gemacht: Es fing mit einem Fahrsicherheitslehrgang an. In unseren Rennwagen – Opel Corsa mit Überrollbügel und 4-Punkt-Gurt – lernten wir schalten, schleudern und bei nasser Fahrbahn die Spur halten.
Eine Saison konnte ich fahren, dann kam Corona. Erstaunlich ist, dass das Niveau, als es dieses Jahr wieder richtig losging, sogar eher besser als schlechter war – eigentlich bei allen. Lediglich in Sachen Teilnehmer gab es 2021 bei den Veranstaltungen Startschwierigkeiten.
Alles für den Motorsport
Ich freue mich, dass ich dieses Jahr ins ADAC Junior-Team Südbaden aufgenommen wurde. Damit teile ich mir mit zwei weiteren Nachwuchsfahrern einen BMW für die Slalom-Rennen. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung.
Ebenso wie für die Gelegenheit, andere Fahrer in meiner Funktion als Jugendreferentin ADAC Südbaden e.V. zu unterstützen, eine Aufgabe, die ich im Februar 2022 übernehmen durfte. Ich finde es toll, mit meiner sportlichen Erfahrung zwischen den Fahrern und Fahrerinnen und den Verantwortlichen vermitteln zu können. Außerdem arbeite ich seit mehreren Jahren ehrenamtlich bei kleineren und größeren Rennen als Zeitnehmerin, um einen noch intensiveren Blick hinter die Kulissen zu bekommen.
An erster Stelle steht aber immer noch der Spaß am Fahren und an den Rennen und dabei stetig besser zu werden. Ob Erster, Zweiter oder Letzter ist dann fast schon egal. Ehrgeizig bin ich schon und ich mag auch den Wettkampf. Ich finde es gut, dass es in unserem Sport keine reinen Mädchenklassen gibt. Aber mit 23 wird meine Rennkarriere in der kleinen Sparte dann wohl vorbei sein und ich werde sehen, wie es danach weitergeht. Ich freue mich schon!
Autorin: Claudia Götz