"Im Verein kann ich ich selbst sein"

ADAC Blog

Dinah Patricia Hauser vor einem Truck
Dinah Patricia Hauser engagiert sich bei einem saarländischen ADAC Ortsclub © MSF Eschberg

Dinah Patricia Hauser vom MSF Eschberg ist seit über zwei Jahrzehnten im Motorsport aktiv. Vor zwei Jahren wagte sie ihr Outing als Transperson. Der Halt im Verein bestärkte sie.

Der Motorsport sei eine Männerdomäne – dieses Klischee hört Dinah Patricia Hauser oft. Bestätigen kann sie es als engagiertes Mitglied beim Motorsportfreunde Saarbrücken-Eschberg e.V. nicht. Schon weil der MSF Eschberg mit Cordula Nieden eine Vorsitzende hat. Seit 20 Jahren ist Dinah Hauser mit dabei, inzwischen als Beisitzerin im Vorstand, und der Verein ist dabei eng mit ihrem persönlichen Weg verknüpft.

Dort hat sie sich schon seit langen Jahren schwerpunktmäßig der Streckensicherung verschrieben. Man ist beim ADAC TotalEnergies 24h auf dem Nürburgring dabei – Qualifikation wie Rennen –, bei der DTM oder den ADAC GT Masters. Dinah Hauser selbst ist aktiv beim Truck-Grand-Prix oder Cart-Veranstaltungen.

Zuschauertribüne und LKWs beim Truck Grand Prix Rennen am Nürburgring
Der ADAC Truck-Grand-Prix am Nürburgring: 2022 wieder vor großem Publikum© Rebekka Winter

Der Weg zum Ziel

Allerdings kennen Dinah die meisten der circa 50 Vereinsmitglieder und die anderen Teams der Fraktion Streckensicherung erst seit gut zwei Jahren unter diesem Namen. Da hatte die heute 52-Jährige das offizielle Outing vom Mann zur Frau. Im engen privaten Kreis hatte sie schon ein paar Jahre länger einige eingeweiht, und "im Geheimen", wie sie sagt, ist sie schon ein paar Jahrzehnte lang eine Frau.

Die Reaktionen auf das Bekennen zu ihrer weiblichen Identität beschreibt sie als durchweg positiv. "Klar hat das die Runde gemacht, aber das war okay, denn der Neuanfang war für mich immer richtig. Ich fühle mich seitdem so viel glücklicher. Wichtig war für mich vor allem, mich zeigen zu können, wie ich bin. Das Amtliche hat dann das Familiengericht für mich geklärt."

Aufgehoben im Verein

Dinah Patricia Hauser vom MSF Eschberg in Ihrem Truck
Als Lkw-Fahrerin ist Dinah Hauser auch beruflich viel unterwegs© MSF Eschberg

Einfach war der Schritt dennoch nicht. "Vorher habe ich mir sehr lange Zeit unfassbar viele Gedanken gemacht, bei welcher Gelegenheit ich es wie erzähle, und natürlich, wem ich es erzähle", fasst Dinah Patricia Hauser diesen Prozess zusammen. Zu der Zeit war sie im Vereinsleben schon viele Jahre aktiv und half als Beisitzerin im MSF-Vorstand mit, Entscheidungen im Verein mitzutragen, wenn es darum ging, dass die Geschäftsfähigkeit erhalten bleibt. Sie ist auch als Delegierte für die Mitgliederversammlung Saarland tätig.

Ihre Begeisterung für Motorsport war dabei sehr wichtig. "Das Vereinsleben ist ein wichtiger Teil in meinem Leben, bei dem ich das Gefühl habe, ich selbst sein zu können", sagt sie. Bei den Streckensicherungen sind in der bunt zusammengewürfelten Truppe von Motorsportbegeisterten langjährige Freundschaften entstanden.

Neu war für mich und alle anderen eigentlich nur, dass ich im anderen Gewand die Rennleitung übernahm. "Ich mag die Verantwortung, die man bei der Streckensicherung trägt, und das Zusammengehörigkeitsgefühl, das bei den Rennen entsteht. Wir sind eine große Gruppe, viele trifft man zwar nur selten, aber eben über die Jahre immer wieder."

Besonderes Engagement bei den ADAC Ortsclubs

In den ADAC Ortsclubs engagieren sich Ehrenamtliche für Motorsport und Klassik, setzen sich für Inklusion ein oder organisieren Benefiz-Events. Vielfalt spielt in den Clubs eine große Rolle, vereint arbeiten dort Menschen mit einem gemeinsamen Ziel. 

Die Mitgliedschaft als ADAC Ortsclub ist kostenfrei. Interessierte Clubs müssen lediglich aus mindestens 30 ADAC Mitgliedern bestehen und sich in den Bereichen Mobilität, Motorsport, kraftfahrttechnisches Kulturgut, Verkehrssicherheit oder Tourismus engagieren. Auf unserem Blog stellen wir einige ADAC Ortsclubs mit besonderen Projekten vor – und die Menschen, die dahinterstehen.

"Wenn ich das gewusst hätte …"

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz für Transpersonen, sagt sie: "Nicht erklären, wer man vorher war. Den langjährigen Vereinskollegen und Freunden von der Streckensicherung rutscht aber schon mal mein alter Vorname raus", sagt Dinah Patricia Hauser mit einem Schmunzeln.

Kuriose Situationen blieben natürlich trotzdem nicht aus – etwa in einer Telefon-Hotline, wenn die tiefe Stimme schon mal für Verwirrung sorgte "oder man mich aufgrund des gleichen Nachnamens erst einmal für meinen Mann hielt", erinnert sich Hauser und war anfangs einfach erleichtert, als ihr dann "geglaubt wurde". Heute sieht sie es mit Humor.

Von negativen Erfahrungen ist sie verschont geblieben – auch im beruflichen Umfeld. An ihrem Weg würde sie nichts ändern wollen bis auf eine Sache vielleicht: "Wenn ich gewusst hätte, wie gut es sich dann tatsächlich anfühlt und wie problemlos es vonstatten geht – ich hätte mich viel früher mitgeteilt."

Text: Claudia Götz