"Ich wollte offen mit meinen Kollegen umgehen"

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Markus Elter, Geschäftsstellenleiter ADAC Südbayern, vor einem Flyer und Zeitschriften-Display
Markus Elters Outing fand kurz nach seinem Start beim ADAC statt© ADAC

Der heutige Leiter der ADAC Geschäftsstelle in Landshut, Markus Elter, hatte sein Coming-out kurz nach seinem Start beim Club. Und das hat vieles einfacher gemacht …

"Einen neuen Job zu beginnen an sich ist schon aufregend. Aber mein Start als Bürokaufmann beim ADAC war für mich nicht nur wegen der neuen Kolleginnen und Kollegen besonders: Denn noch im selben Jahr fand mein Outing im beruflichen Umfeld statt.

Privat hatte ich diesen Schritt schon geschafft, nun wollte ich ihn auch beruflich wagen. Seit Juni 2000 bin ich beim ADAC Südbayern tätig – heute wie damals in der Geschäftsstelle Landshut, deren Leitung ich exakt 19 Jahre nach meinem ersten Arbeitstag offiziell übernommen habe."

Warum warten?

Das zügige Coming-out beim ADAC war kein Zufall. Mir war bewusst, dass ich in der Arbeit mit den Kollegen und Kolleginnen so offen und ehrlich umgehen möchte, wie mich das als Mensch ausmacht. Mich zu verstellen oder ausweichend antworten zu müssen bei privaten Fragen – und sei es nur, was ich am Wochenende gemacht habe, hat sich falsch angefühlt. Also beschloss ich, meiner Vorgesetzten zu sagen, was in mir vorging.

Obwohl ich erst etwas herumgedruckst habe, verstand sie gleich, worauf ich hinauswollte und hat und mir die restliche Scheu genommen 'Ich weiß ja nicht, mit welcher Reaktion du gerechnet hast. Aber: Für mich ist das ganz normal!', hat sie gesagt. Ich fühlte mich akzeptiert, wie ich bin und das rechne ich ihr heute noch hoch an.

Ich habe es nie bereut

Was hier so reibungslos ablief, war bei meinem ersten Outing noch wesentlich komplizierter. Nachdem mir bewusst geworden war, dass ich keine Freundin haben wollte, sondern Männer mag, musste ich zunächst einmal mit mir selbst ins Reine kommen. Dann erst habe ich mich meinen Eltern geöffnet. Die haben es gut aufgenommen. Da hat sich aber auch das Klischee erfüllt, dass die Mütter damit besser umgehen können als die Väter.

Nachdem ich es im privaten Umfeld, also auch im Freundes- und Bekanntenkreis geklärt hatte, gab es keinen Grund mehr, es nicht auch in der Arbeit zu tun. Denn etwas geheim zu halten, belastet mich generell.

Ich habe das nie auch nur eine Sekunde bereut, denn ich habe in der Arbeit – weder mit Kollegen, noch später dann mit Kunden – jemals wegen meiner sexuellen Orientierung Schwierigkeiten gehabt. Auch nicht, als ich auf Wunsch meiner Chefin innerhalb meiner Position als Bürokaufmann eine neue Aufgabe übernehmen und das Reisebüro schwerpunktmäßig übernehmen sollte. Genauso wenig als ich vertretungsweise Geschäftsstellenleiter in Erding war, bevor ich wieder in meine bisherige Position nach Landshut zurückkehrte.

Keiner sollte sich verstecken

Bestätigt hat mich zudem, dass ich mit meiner ungezwungenen Art auch anderen geholfen habe. Ein ehemaliger Praktikant hat sich nach vielen Jahren bei mir gemeldet und sich bedankt, dass ich so offen mit meiner Homosexualität umgehe. Dass ich auf diese Art ein Vorbild sein konnte, hat mich gefreut.

Dennoch finde ich es auch schade, dass es offensichtlich immer noch für viele schwierig ist, sich zu outen – aus welchen Gründen auch immer. Es sollte doch heutzutage kein Problem sein, zu dem, was und wie man ist, zu stehen.

Wenn ich bei einer guten Fee einen Wunsch frei hätte, würde ich den sicher nicht dafür verwenden, mich in eine Hetero-Person zu verwandeln, sondern dafür, dass niemand darüber nachdenken muss, ob das okay ist, wie er ist, und ob die Gesellschaft einen so akzeptiert."

Protokoll: Claudia Götz