Tankanzeige: Wie exakt arbeitet sie?

Wir haben 2019 bei den Reichweiten-/Tankanzeigen fünf aktueller, unterschiedlicher Automodelle geprüft, ob sie korrekt arbeiten. Denn wer wegen Spritmangels liegen bleibt, kann sich strafbar machen.
In der Regel gibt die Tankanzeige weniger Restkilometer an als möglich sind
Dennoch: Den Tank nie bis auf den letzten Tropfen leerfahren
Das Navigationssystem hilft bei der Tankstellensuche in der Umgebung
Hätten Sie's gewusst? Als Fahrer ist man gesetzlich verpflichtet, genug Treibstoff für die Fahrt an Bord zu haben. Ein "vorsätzlich in Kauf genommenes" Liegenbleiben kann teure und sogar strafrechtliche Folgen haben. Gefährlich ist es obendrein – besonders auf der Autobahn und dort nicht nur in engen Baustellenbereichen. Das Fahrzeug sollte also die Reichweite möglichst exakt anzeigen, erst recht, wenn der Tank schon ziemlich leer ist. Funktioniert das? Techniker im ADAC Testzentrum haben es untersucht und die Tank- und Reichweitenanzeigen von fünf verschiedenen Automodellen aus dem Baujahr 2015 geprüft.
Die Systeme der fünf Kandidaten
Modell | Art der Anzeige | Umgang mit Restreichweite |
---|---|---|
Audi A6 | Grobe Balkenanzeige | Kilometergenaue Anzeige der Restreichweite, Warnsymbol |
BMW X5 | Analoge Tankuhr | Kilometergenaue Anzeige der Restreichweite, Warnungen |
KIA Venga | Analoge Tankuhr | Blendet unter 50 km die Restreichweite aus |
Mercedes S | Tankfüllstand in Prozent | Blendet unter 5 % Tankfüllstand die Restreichweite aus |
Smart forfour | Grobe digitale Balkenanzeige | Ohne Reichweitenanzeige, Angabe der Restmenge in Litern |
Was ergab der Test?
Für den Fahrer ist es wichtig, die Kraftstoffreserve und die mögliche Reichweite eindeutig zu erkennen. In der ADAC Untersuchung kam heraus, dass die angezeigten Reichweiten nirgendwo wirklich genau waren. Wichtiger allerdings: Keine der Angaben gaukelte mehr Reichweite vor als tatsächlich vorhanden war. Man konnte mit den Autos zwischen acht und 60 Kilometer weiter fahren als zunächst noch vom Bordcomputer angekündigt.
Trotzdem sollte man sich nicht auf die letzten Kilometer verlassen, denn eine hundertprozentig genaue Angabe ist praktisch unmöglich und zu sehr von den Fahrumständen abhängig wie Beschleunigungsvorgängen, Steigungen, Verkehrsfluss.
Die unterschiedlichen Anzeige-Philosophien
Audi A6

Hier wird der Tankinhalt zwar nur grob angezeigt, aber im großen Display oben links ist stets die Restreichweite zu sehen – damit hat der Fahrer seinen Aktionsradius immer im Blick, auch wenn es angesichts der vielen Infos in den Instrumenten einer gewissen Orientierung bedarf.
BMW X5

Detaillierter gibt sich die analoge Tankuhr im BMW-SUV, sie zeigt klassisch mit einem Zeiger den Tankfüllstand an. Neigt sich der Vorrat dem Ende zu, durchläuft der BMW eine Warnkaskade (mehrere Warnungen, Hinweise im Monitor und im Head-up-Display usw.), die verhindert, dass der Fahrer die angezeigte Restreichweite übersieht.
Kia Venga

Auch der kleine Koreaner hat eine klassische analoge Tankanzeige und gibt die Reichweite im Display der Mittelkonsole an. Ab etwa 50 Kilometern Reststrecke wird die Zahl ausgeblendet und durch Striche ersetzt – so soll verhindert werden, dass der Fahrer mit den letzten Kilometern kalkuliert und am Ende mit leerem Tank strandet.
Mercedes S-Klasse

Die Schwaben gehen in der S-Klasse einen eigenen Weg, der Tankfüllstand wird in Prozent angegeben. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber letztlich schlüssig. Ab zehn Prozent Restmenge im Tank erscheint ein Warnhinweis im Instrumenten-Display. Ab fünf Prozent Füllstand wird keine konkrete Restkilometerzahl mehr gezeigt – auch hier soll der Fahrer nicht mit den letzten möglichen Kilometern "zocken", sondern rechtzeitig eine Tankstelle ansteuern.
Smart forfour

Noch mal anders probiert es Smart beim forfour – hier wird keine Restreichweite angezeigt, sondern ab Reserve der Tankfüllstand in Litern. Es liegt also am Talent des Fahrers zu errechnen, wie weit er damit noch kommt. Allgemein ist die Tankanzeige (im Testfahrzeug im großen Instrumenten-Display integriert) recht grob in horizontale Balkenabschnitte eingeteilt.
ADAC Tipps
Verlassen Sie sich bei der Tankanzeige nicht zu sehr auf die angegebenen Kilometer. Strecke und Fahrverhalten können die tatsächliche Reichweite erheblich beeinflussen und u.U. nicht ausreichend berücksichtigt sein.
Ein Navigationssystem kann wertvolle Informationen zum Tankstellennetz in der Umgebung oder am Zielort liefern.
Auf neu gebauten Streckenabschnitten können die Wege zu einer Tankstelle auch mal deutlich weiter als üblich sein – daher nie mit dem letzten Tropfen kalkulieren.
Berücksichtigen Sie auf Urlaubsfahrten den höheren Verbrauch durch zusätzliches Gepäck oder Dachträger bzw. Anhänger – die Reichweite kann dadurch kürzer sein als angegeben.
Testmethodik und Hintergrund
Auf einem abgesperrten Gelände wurden die Testfahrzeuge gefahren, bis sie mit leerem Tank stehen blieben. Dabei wurden die angegebenen Reichweiten mit den tatsächlich zurückgelegten Strecken verglichen. Gleichzeitig erfolgte eine Dokumentation der Warnungen und Empfehlungen (z.B. Route zur nächsten Tankstelle auswählen) an den Fahrer.
Der Test konzentrierte sich auf Benzinmodelle, da sich bei Dieselfahrzeugen durchs Leerfahren erhebliche Schäden an den Einspritzpumpen ergeben können. Die Erkenntnisse über die Restreichweiten und deren Zuverlässigkeit lassen sich aber analog auf Dieselmotorisierungen übertragen.