Wohnung und Haus kindersicher machen: So klappt es

Kinder entdecken ihre Umgebung mit viel Neugier – das kann gerade zu Hause gefährlich werden. Wo Risiken lauern und welche Maßnahmen den Haushalt kindersicher machen.
Sieben Maßnahmen, die das Leben von Kindern retten können
Stürze und Vergiftungen kommen besonders häufig vor
Eltern sollten trotz Schutzmaßnahmen ein Auge auf die Kleinen haben
Rund 60 Prozent der Unfälle von Kindern passieren in der eigenen Wohnung oder im häuslichen Umfeld. Im Säuglings- und Kleinkindalter sind es sogar mehr als 80 Prozent.
Besonders häufig sind Stürze, Vergiftungen und Ertrinkungsunfälle – und in vielen Fällen wäre es durch geeignete Schutzmaßnahmen vermeidbar, dass Kinder sich in der Wohnung oder im Haus verletzen oder gar ums Leben kommen. Ein simpler Tipp für Eltern, um Gefahren zu erkennen: Öfter mal die Perspektive von Kindern einnehmen.
Treppen, Fenster, Türen verriegeln

Stürze sind die häufigste Unfallursache bei Kindern. Bei Säuglingen sollten Eltern immer eine Hand am Wickeltisch haben, Sitze mit Gurten sichern und dabei sein, wenn Lauflernhilfen genutzt werden. Kleinkinder wiederum gelangen schon selbstständig an Stellen, von denen sie gefährlich fallen können. Wichtig sind deshalb:
Treppengitter: Unter Umständen lassen sich damit auch Zimmer oder Wohnbereiche abriegeln, die nicht kindersicher sind (z.B. Vorrats- oder Abstellkammern). Von der Stiftung Warentest empfohlene Treppenschutzgitter kosten zwischen 30 und 40 Euro und zeichnen sich dadurch aus, dass sie von Kindern nicht, aber von Erwachsenen leicht zu öffnen sowie sicher an der Wand zu befestigen sind.
Fensterschutz: Fenstersicherungen und abschließbare Griffe an Balkontüren und Fenstern verhindern Stürze aus dem Haus. Einfache Sicherungen sind ab rund fünf Euro erhältlich. Nur unwesentlich teurer sind abschließbare Fenstergriffe, die zugleich einen gewissen Einbruchschutz bieten.
Türstopper: Sie verhindern, dass Türen in ungünstigen Momenten zuschlagen. Für wenige Euro in Drogerie-, Baumärkten oder online erhältlich.
Kindersicherung für Schrank & Schublade
Um zu verhindern, dass neugierige Kinder an gefährliche Inhalte gelangen oder ihnen schwere Gegenstände entgegenfallen können, sollten Eltern erreichbare Schranktüren und Schubladen sichern.
Schrank- und Schubladensicherungen gibt es zur äußeren Befestigung oder unsichtbar als Magnetschloss mit einem innen angebrachten Verschluss, der sich nur öffnet, wenn der zugehörige Magnet von außen davorgehalten wird. Meist in Mehrfachpacks, je nach Qualität ab zwei bis fünf Euro pro Sicherung.
Kippschutz ist bei Möbelstücken wie Regalen wichtig, damit sie nicht umfallen können, wenn Kinder daran ziehen oder darauf herumklettern. Am meisten Sicherheit bieten Lösungen wie Schraubwinkel, mit denen hohe und schwere Möbel fest in der Wand verankert werden.
Kindersicherung für Steckdosen
Viele Steckdosen befinden sich verführerisch auf Augenhöhe krabbelnder Entdecker. Deshalb müssen sie – und alle anderen für Kleinkinder zugänglichen Steckdosen – mit einer Sicherung versehen werden. Dabei gibt es im Wesentlichen zwei Varianten:
Blindkappen verschließen die gesamte Steckdose. Sie werden von den Eltern entfernt, um ein Elektrogerät einzustecken, und müssen nach der Nutzung wieder eingesetzt werden. Deshalb eignen sie sich am besten für selten genutzte Steckdosen – und zum Mitnehmen, beispielsweise in den Urlaub. Erhältlich sind sie für rund einen Euro pro Kappe in Mehrfachpacks.
Geklebte oder geschraubte Sicherungen verbleiben in der Steckdose. Eltern können den Zugang zu den Strom führenden Kontakten meist mit einer Drehbewegung des Steckers öffnen. Sie sind die beste Lösung für dauerhaft oder viel genutzte Steckdosen und kosten im Mehrfachpack rund 50 Cent pro Stück.
Eckenschutz und Kantenschutz
Je nach Größe können sich Kinder an Tischen, Fensterbrettern, Betten und anderen Teilen der Einrichtung den Kopf aufschlagen. Vor allem Ecken und Kanten können Verletzungen verursachen. Die Gefahrenstellen lassen sich mit anklebbarem Ecken- und Kantenschutz aus Kunststoff entschärfen. Die Produkte kosten zwar nur wenige Euro. Manche schaden laut Öko-Test aber mehr, als sie nützen. Darauf sollten Eltern besonders achten:
Haftkraft und Größe: Manche Klebeecken lassen sich so leicht lösen, dass das selbst kleine Kinder schaffen. Wenn so ein Eckenschutz dann auch noch sehr klein ist, besteht Erstickungsgefahr.
Schadstoffe: Einige der untersuchten Eckenschutz-Produkte bestanden aus PVC-Kunststoff, der viele Schadstoffe und hormonwirksame Substanzen enthielt, unter anderem Weichmacher.
Insofern ist es ratsam, auf Billigprodukte unbekannter Anbieter auf Online-Plattformen zu verzichten. Greifen Sie besser auf Ware von Firmen zurück, die Inhalte und Qualitätsstandards transparent machen und für etwaige Rückfragen persönlich erreichbar sind.
Kindersicherung an Herd und Co.
Die Küche und der Essbereich sind Gefahrenzonen für Verbrennungen und Verbrühungen. Sowohl spezielle Sicherungen als auch grundlegende Schutzmaßnahmen helfen, Kinder davor zu bewahren.

Der Ofen sollte absperrbar sein. Bei modernen Geräten sind Backofensicherungen eingebaut, die verhindern, dass Kinder in den heißen Backofen greifen. Für unter zehn Euro gibt es auch Kindersicherungen, die sich an jeder gängigen Backofentür befestigen lassen.
Herdschutzgitter verhindern, dass Kinder an Töpfe oder heiße Herdplatten gelangen. Die Stiftung Warentest empfiehlt Gitter, die sich auf der Arbeitsplatte festschrauben oder auf dem Herd mit Klebestreifen fixieren lassen. Wer das unpraktisch findet, sollte auf den hinteren Herdplatten kochen und die Stiele von Pfannen und Töpfen stets nach hinten drehen.
Heiße Flüssigkeiten müssen außerhalb der Reichweite von Kindern sein. Das gilt logischerweise für Tassen oder Kannen auf dem Tisch. Bei Küchengeräten wie Wasserkochern, Kaffeemaschinen oder Fritteusen dürfen keine Kabel erreichbar sein, nach denen Kinder greifen könnten. Bei Tischdecken ist die Gefahr groß, dass Teller oder Tassen herunterfallen, wenn Kinder sich daran festhalten.
Giftiges außer Reichweite bringen
Jeder Haushalt ist voll mit Stoffen, die nicht unabsichtlich in den Körper gelangen sollten. Kleine Kinder wissen das aber nicht – und nehmen potenziell alles in den Mund. Deshalb müssen Gefahrenstoffe außer Reichweite oder komplett aus der Wohnung verschwinden:
Giftstoffe wie Reinigungs- oder Waschmittel, aber auch Knopfbatterien müssen gut verschlossen werden und außerhalb der Reichweite von Kindern lagern.
Medikamente, Alkohol, Zigaretten oder Kosmetika wie Nagellack und -entferner, die Erwachsene konsumieren oder anwenden, müssen ebenfalls gesichert sein. Nie sollten Eltern giftige Mittel in Getränkeflaschen abfüllen. Das kann zu lebensgefährlichen Verwechslungen führen.
Giftige Pflanzen entfernen Sie am besten aus Räumen, von Balkonen und aus dem Garten. Dazu zählen beispielsweise Oleander und Maiglöckchen, aber auch Zimmerpflanzen wie Anthurie, Rhododendron und manche Gummibaumarten.
Giftinformationszentralen geben rund um die Uhr Auskunft, wenn Eltern unsicher sind, ob ihr Kind einen Giftunfall hatte und wie sie sich je nach Substanz verhalten sollten. Auf der Internetseite des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit finden Sie eine Liste der Giftnotrufnummern für den deutschsprachigen Raum.
Augen auf und aufpassen
Nicht jeder Risikobereich in der Wohnung und rund ums Haus lässt sich durch Schutzmaßnahmen absichern. Vor dem Ertrinken von Kindern etwa, einem der häufigsten schweren Unglücke im Haushalt, schützen auch keine Absperrungen. Es ist elementar, dass Eltern Babys und Kleinkinder auch nicht für wenige Sekunden in der Bade- oder Babywanne allein oder unbeaufsichtigt in der Nähe einer Regentonne oder eines Teiches spielen lassen.
Auch viele Erstickungs- und Verbrennungsunfälle können nur verhindert – oder zumindest durch schnelles Handeln abgemildert – werden, wenn die Eltern aufpassen, was die Kleinen tun.