Wohnungsbrand und Hausbrand: Oft fehlt es an Wissen und Löschmitteln
Von André Gieße

Wenn es zu Hause brennt, wissen nur wenige Menschen, was zu tun ist. Eine ADAC Umfrage zeigt: Neben den Kenntnissen im Fall eines Feuers ist die Ausstattung im eigenen Haus oder der Wohnung oft unzureichend.
ADAC hat über 2000 Menschen befragt, wie sie auf einen Brandfall vorbereitet sind
Fast alle haben Rauchmelder zu Hause, aber weniger als die Hälfte einen Feuerlöscher
Jeder und jede sechste Befragte hat schon einen Wohnungs- oder Hausbrand erlebt
Etwa 200.000 bis 300.000 Brände in privaten Häusern und Wohnungen ereignen sich laut dem Feuerwehrverband pro Jahr in Deutschland. Fast 400 Menschen sterben jährlich an Bränden, die Mehrheit davon in Privathaushalten. Im Winter passiert am meisten: Brennende Adventskränze, flammende Weihnachtsbäume und Feuerwerkskörper können verheerende Schäden anrichten.

Der ADAC hat deshalb im September 2025 bundesweit mehr als 2000 Menschen – sowohl Mieter als auch Eigentümer von Immobilien – befragt, wie gut sie auf einen möglichen Brandfall vorbereitet sind. Die Antworten offenbaren eine Kluft: 30 Prozent der Befragten halten sich für sehr gut oder gut auf ein Feuer in ihrem Zuhause vorbereitet. Bei 26 Prozent ist dies hingegen nicht oder überhaupt nicht der Fall. Auffällig war: Jüngere (32 Prozent) fühlen sich unsicherer als Ältere (22 Prozent).
Wissen für Brandfall sehr unterschiedlich
In der ADAC Umfrage schätzen die meisten ihre Kenntnisse über Fluchtwege und Warnsysteme wie Rauchmelder als gut oder sehr gut ein. Eine Mehrheit ist nach eigener Einschätzung ebenfalls gut oder vereinzelt sehr gut über die Gefahrenquellen von Haus- oder Wohnungsbränden informiert. Ähnlich zuversichtlich sind die Selbsteinschätzungen zum richtigen Verhalten, falls es brennt.
Knapp die Hälfte der Befragten hat nach eigenen Angaben zwar Kenntnisse zum Löschen eines Feuers. Fast ebenso viele gestehen jedoch Defizite in puncto Feuerlöscher oder Löschdecken. Hier besteht ein Zusammenhang: Je geringer die vom ADAC befragten Personen ihr Wissen zum Löschen von Feuer einschätzten, desto schlechter bewerteten sie ihre technische Ausstattung.
"Was viele nicht wissen: Die größte Gefahr ist nicht das Feuer, sondern der Rauch, durch den man nach wenigen Atemzügen bewusstlos wird und erstickt", kommentiert Claudia Goetschel vom Forum Brandrauchprävention die Ergebnisse der ADAC Umfrage. Die wenigsten Menschen haben nach ihrer Erfahrung einen Feuerlöscher – und selbst wenn, können sie oft nicht damit umgehen.
Rauchmelder verbreitet, Feuerlöscher seltener
Rauchmelder gehören in fast allen Haushalten zur Grundausstattung – immerhin sind sie seit dem Jahr 2024 in allen Bundesländern gesetzlich vorgeschrieben. Trotz dieser Pflicht haben bisher nur 91 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben in ihrem Haus oder ihrer Wohnung mindestens einen Rauchmelder installiert. Eigentümer von Wohngebäuden sind hier nachlässiger als Mieter.
Weit weniger verbreitet sind laut der Umfrage Mittel zur Brandbekämpfung: Bloß knapp über die Hälfte der Teilnehmenden hat etwa einen geeigneten Plastikeimer, um brennende Materialien wie Holz, Papier, Textilien oder Kunststoff mit Wasser zu löschen. Wichtig zu wissen: Für Brände von Flüssigkeiten wie Fett oder Öl, Metallen oder Elektrogeräten ist Wasser das falsche Löschmittel.
Bei Fett-, Metall- und Elektrobränden hilft nur der passende Feuerlöscher. Immerhin 41 Prozent gaben an, mindestens einen in ihrem Haus oder in ihrer Wohnung deponiert zu haben. Doch nur vier von fünf dieser Befragten konnten auch genauer benennen, um welche Art von Feuerlöscher es sich handelt. Eine Löschdecke oder Brandschutzsprays haben indes die wenigsten zu Hause.
"Zwischen Wollen und Tun klafft leider eine sehr große Lücke“, betont Claudia Goetschel vom Forum Brandrauchprävention. Die Expertin rät dazu, ein Feuerlöschspray in Herd-Nähe oder an zentralen Plätzen in der Wohnung parat zu haben. Es sei schneller und einfacher zu bedienen als Feuerlöscher oder Löschdecke. Bei älteren Menschen sei auch ein Herdwächter empfehlenswert.
Jeder Sechste hat schon einen Brand erlebt
Jede und jeder Sechste gab in der ADAC Umfrage an, bereits einen Brand zu Hause erlebt zu haben. 16 Prozent der Befragten ab 18 Jahren berichteten von einem Brand in den eigenen vier Wänden. In zwei Drittel der genannten Fälle hat demnach ein einzelner Gegenstand (66 Prozent) gebrannt, seltener ein Teil eines Raums (16 Prozent) oder sogar ein gesamter Raum (4 Prozent).
Auslöser der berichteten Wohnungs- oder Hausbrände waren meistens offenes Feuer zum Beispiel durch Kerzen oder einen Kamin (34 Prozent). Jeweils jedes zehnte Feuer entstand, weil etwas auf dem Herd oder im Ofen zu brennen begonnen hat, wegen eines Fettbrands in der Küche oder aufgrund eines Kurzschlusses durch ein defektes Elektrogerät im Haushalt.
In zwei Dritteln der erlebten Brandfälle wurde die Feuerwehr nicht gerufen. Die Dunkelziffer der Haus- und Wohnungsbrände ist also höher als die offizielle Statistik. Besonders gefährdet sind ältere Menschen. Sie unterschätzen, dass sie im Notfall oft langsamer reagieren. Ein Rauchmelder bietet zudem nur bedingt Schutz, wenn man schwerhörig ist oder das Hörgerät mal nicht trägt.
Menschen neigen offenbar dazu, die Kontrolle über Feuer zu überschätzen: Obwohl Brandexperten seit Jahren davor warnen, gaben 43 Prozent der vom ADAC befragten Personen an, während der Adventszeit üblicherweise einen Kranz mit Wachskerzen aufzustellen. Von diesen Befragten behaupteten 91 Prozent, sie würden diesen nie unbeaufsichtigt brennen lassen. Doch in der Praxis passiert das häufig unbewusst.
Tipps für den Brandschutz zu Hause
Vor dem Hintergrund der Umfrageergebnisse stellt der ADAC für den Ernstfall Tipps zur Verfügung.
Tipps zur Prävention
Feuerlöschspray für kleine Brände anschaffen; es ist leichter zu handhaben als ein Feuerlöscher
Feuerlöscher zentral in Haus oder Wohnung deponieren und alle zwei Jahre auf Funktion prüfen
Rauchmelder in Fluren, Schlaf- und Kinderzimmer installieren sowie Kohlenmonoxid-Warnmelder
Löschdecke in der Küche vor allem für Fettbrände bereithalten – dafür niemals Wasser verwenden
Falls erforderlich, einen Herdwächter oberhalb des Kochfelds anbringen, der vor möglichen Küchenbränden warnt
Tipps für den Brandfall
Warnen Sie andere Betroffene und bringen Sie sich und – falls gefahrlos möglich – andere in Sicherheit
Verschwenden Sie keine Zeit, persönliche Gegenstände zu suchen, und schließen Sie die Türen, um die Ausbreitung des Brandes zu verlangsamen
Bewegen Sie sich im Brandfall im Gebäude gebückt oder kriechend vorwärts, weil Rauch nach oben steigt
Nur löschen, wenn es gefahrlos möglich ist – andernfalls sofort raus und über Treppen statt Lift ins Freie retten
Bewahren Sie Ruhe und informieren Sie die Feuerwehr (Telefon: 112) nach der Evakuierung über den genauen Standort
Die Online-Befragung wurde im Auftrag des ADAC im September 2025 durchgeführt. In der repräsentativen Stichprobe wurden in Deutschland 2167 Menschen ab 18 Jahren befragt.