VW-Schummel-Diesel: Was bringen die Softwareupdates?

Ein grauer VW Golf 2.0 TDI auf dem Prüfstand zum Abgastest
Der VW Golf 2.0 TDI auf dem ADAC Prüfstand© ADAC/Uwe Rattay

Vom Abgasbetrug betroffene Modelle aus dem VW-Konzern müssen ein Softwareupdate aufspielen lassen. Was die Überarbeitung bewirkt, wie sauber die Abgase sind und ob es Auswirkungen auf Verbrauch und Leistung gibt, haben wir getestet.

Mit Hilfe einer Prüfstandserkennung hatte VW das Abgasverhalten bestimmter Dieselmodelle beeinflusst. Stand das Fahrzeug auf dem Prüfstand im Labor, arbeitete die Abgasreinigung vorschriftsmäßig. Bei realen Fahrten auf der Straße hingegen wurde sie minimiert. Die Folge: Deutlich höhere Schadstoffemissionen. Betroffen waren die Dieselmotoren der EA189-Baureihe bei Audi, Seat, Skoda und VW.

2015 flog der Betrug auf und VW musste sich verpflichten, die illegale Abschalteinrichtung in der Fahrzeugsoftware zu entfernen. Millionen Autofahrer waren betroffen und mussten in die Werkstatt. In der Zwischenzeit ist der Rückruf so gut wie abgearbeitet.

Was sich durch das Softwareupdate ändert, haben wir an drei betroffenen VW-Modellen überprüft. Ein VW Polo 1.2 TDI, ein VW Golf 1.6 TDI und ein Golf 2.0 TDI wurden exemplarisch herangezogen und sowie vor als auch nach dem Update getestet. Alle Fahrzeuge wurden anonym gekauft. Wir wollten wissen: Wie ändern sich Schadstoffe und Verbrauch? Und beeinflusst das Update auch die Leistung des Motors?

VW Golf 2.0 TDI (EA 189)

Mann am Computer des Prüfstandes beim VW Software Update Test
Schadstoffe und CO2 werden im ADAC Technikzentrum exakt gemessen© ADAC/UweRattay

Mit den Testkandidaten wurden vor und nach dem Update jeweils drei Messzyklen gefahren. Zum einen eine NEFZ-Messung nach Homologationsvorschriften, um die korrekte Funktion des Motors und eventuelle Abweichungen exakt feststellen zu können. Darüber hinaus wurde jeweils vorher und nachher der aktuelle Zyklus WLTC und ein Autobahnzyklus nach ADAC Ecotest gefahren.

Besonders haben uns dabei die umstrittenen NOX-Werte (Stickoxid) interessiert. Das Ergebnis beim VW Golf 2.0 TDI BlueMotion: Die Gegenüberstellung der NOX-Werte vor und nach der Softwareaktualisierung zeigt weitgehend gleiche (NEFZ) bis deutlich bessere Resultate. Insbesondere die Verbesserung im Autobahnzyklus ist bemerkenswert, denn hier muss der Golf 2.0 TDI sogar einen Vergleich mit manch aktuellem Euro-6-Diesel nicht scheuen – VW schafft bei diesem Test also tatsächlich die versprochene Verbesserung.

Die CO2-Werte ändern sich kaum, zeigen nur eine leichte Erhöhung (zum Beispiel im WLTC von 113 auf 119 g/km), zurückzuführen auf einen marginal höheren Kraftstoffverbrauch. Die Messgenauigkeit bei einem direkten Vergleich kann hier allerdings bis +/- 2 Prozent schwanken, da das Auto zwischen den Messungen vom Prüfstand abgebaut wurde, um in der VW-Werkstatt das Motor-Softwareupdate durchführen zu lassen.

Und die Leistung? Hier gibt es praktisch keine Unterschiede. Die Motorleistung des 2-l-Dieselmotors lag vor dem Update schon bei 108 kW und damit 5 kW über der Herstellerangabe. Nach dem Update beträgt die Maximalleistung 109 kW.

Fahrbarkeit und Ansprechverhalten des Motors sind unverändert. Aufgefallen ist lediglich ein verbessertes Anfahrverhalten durch die automatische Drehzahlanhebung im Kupplungsschleifpunkt; dadurch sinkt das Risiko, den Motor beim Anfahren abzuwürgen.

VW Golf  1.6 TDI (EA 189)

Beim Golf 1.6 TDI mit 105 PS haben wir uns für einen Kombi Variant entschieden. Bereits im NEFZ konnten wir hier eine Minderung der NOX-Werte feststellen. Eine erhebliche Verbesserung ergibt sich sogar, wenn man außerhalb des gesetzlichen Zulassungszyklus unterwegs ist. Dann reduzieren sich die Stickstoffoxid-Emissionen um über 50 bis fast 60 Prozent. Das ist deutlich besser als bei den anderen getesteten Varianten. Insbesondere der geringere NOX-Ausstoß bei hohen Lasten (Autobahnzyklus) ist signifikant. Wie schon beim 2.0 TDI im Test schafft VW tatsächlich die versprochene Verbesserung.

Die Verbrauchsmesswerte vor und nach dem Update ändern sich wenig, weisen nur eine leichte Erhöhung im Autobahnzyklus (plus 0,3 Liter) auf. Aber auch hier kann die Messgenauigkeit bis +/- 2 Prozent schwanken.

Die Leistungskurve steigt nun schon etwas früher an und liegt insgesamt auch höher als zuvor – der Vierzylinder hat nach dem Update aber immerhin 6 kW mehr Maximalleistung als zuvor. Auch 10 Nm mehr Drehmoment konnten wir nachweisen. 

An der Fahrbarkeit hat sich durch das Update nichts verändert. Das Ansprechverhalten bleibt weitgehend gleich, die höhere Leistung ergibt eine geringfügig bessere Beschleunigung. Auch die Durchzugskraft hat sich leicht durch das höhere Drehmoment verbessert.

VW Polo 1.2 TDI (EA 189)

ein weißer VW Polo 1.2 TDI auf dem Prüfstand zum Abgastest
Der VW Polo 1.2 TDI mit 75 PS auf dem Prüfstand© ADAC/Uwe Rattay

Auch der in Europa verkaufte Dreizylinder mit 1,2 Liter Hubraum ist vom Rückruf betroffen. Hat das Softwareupdate auf den deutlich kleineren Motor mit 75 PS andere Auswirkungen als auf die Vierzylinder im Test?

Im Zulassungszyklus NEFZ zeigt sich sogar ein Anstieg der NOX-Emissionen von 113 auf 132 mg/km. Der 1.2 TDI bleibt aber immer noch deutlich unter dem gesetzlichen Grenzwert von 180 mg/km (Euro5 Norm). Eine deutliche Verbesserung ergibt sich aber, wenn man außerhalb des gesetzlichen Zulassungszyklus unterwegs ist, dann reduzieren sich die Stickstoffoxid-Emissionen um 23 bis 25 Prozent. Insbesondere auf der Autobahn sinken die NOX-Emissionen signifikant.

Die CO2-Messwerte (und damit der Verbrauch) vor und nach dem Update ändern sich kaum, weisen nur eine leichte Erhöhung (140 statt 134 g/km) im Autobahnzyklus auf.

Die Motorleistung des 1.2 TDI ändert sich nicht (vor und nach dem Update 59 kW, und damit 4 kW über Werksangabe), die Leistungskurve steigt nun aber schon etwas früher an, was Vorteile bei niedrigeren Drehzahlen mit sich bringt. Bei geringeren Drehzahlen steht nun mehr Kraft zur Verfügung.

Fazit

In den verschiedenen Tests konnten durch das Update für den Kunden keine nennenswerten Nachteile festgestellt werden. Auch bisherige Rückmeldungen von Fahrern mit Update waren nicht auffällig negativ. Bei Problemen, die im Zusammenhang mit dem Update auftreten können, zeigt sich VW bisher sehr kulant. Aus technischer Sicht sieht der ADAC daher kein Problem im Software-Update. Nach den bisherigen Messergebnissen ergibt sich ein signifikanter Vorteil bei den Schadstoffemissionen, insbesondere bei Stickstoffoxiden.

In den folgenden PDFs sind die ausführlichen Detailergebnisse dargestellt:

Ergebnisse anderer Automobilclubs

ÖAMTC (Österreich) und TCS (Schweiz) haben ebenfalls Tests mit dem 2.0 TDI Motor vor und nach dem Update durchgeführt, in Audi-A4-Modellen. Sie kommen zu ähnlichen Ergebnissen wie der ADAC: Der Verbrauch steigt nicht an, der NOX-Ausstoß reduziert sich etwas, die Leistungen bleiben gleich, die Fahrbarkeit und die Beschleunigungswerte ändern sich nicht.

Weitere Infos zur Abgas- und Dieselproblematik

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