Test E-Auto-Laden an der Autobahn: Hier hakt es noch

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Von Jochen Krauß

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Ein ADAC-Test:  Ladeinfrastruktur an Raststätten und Autohöfen 2025
Der ADAC hat die Schnellladeinfrastruktur an Raststätten und Autohöfen untersucht© ADAC

Der ADAC hat die Schnellladeinfrastruktur für Elektroautos entlang der Autobahnen untersucht. Häufiges Problem: Die geringe Anzahl und die ungenügende Ladeleistung der Ladepunkte.

  • Viele Anlagen bieten nur 50 kW Ladeleistung

  • Kein Schutz vor Witterung

  • Mangelnde Preistransparenz

Die Nutzung von batterieelektrischen Fahrzeugen in Deutschland wächst. Zum 1. Juli 2025 waren 1,84 Millionen rein elektrisch angetriebene Pkw zugelassen. Weil sich Batterie- und Antriebstechnik über die Jahre weiterentwickelt haben, sind moderne Elektrofahrzeuge längst langstreckentauglich. Und damit auch auf der Autobahn unterwegs.

In einer aktuellen Umfrage des ADAC sagten 49 Prozent der E-Autofahrer, die Strecken über 100 Kilometer zurücklegen, dass sie üblicherweise an der Autobahn laden, weitere 36 Prozent tun das zumindest gelegentlich. Doch wie gut ist die Schnellladeinfrastruktur zum Laden von E-Autos entlang deutscher Autobahnen?

Um das herauszufinden, hat der ADAC erstmals die Ladebedingungen an den 15 längsten Autobahnen in Deutschland auf Infrastruktur und Komfort untersucht und dafür jeweils 25 Rastanlagen und 25 Autohöfe unter die Lupe genommen.

Das Ergebnis: Über die Hälfte der Anlagen schnitt "mangelhaft" bis "sehr mangelhaft" ab, nur 13 erhielten das Urteil "gut", ein "sehr gut" war gar nicht dabei. Insgesamt wurden die Autohöfe besser bewertet als die Rastanlagen im Test.

Viel Luft nach oben: Testergebnisse im Detail

Oft noch langsame 50-kW-Ladesäulen

Testkriterien waren die Anzahl der Schnellladesäulen bzw. Schnellladepunkte, deren Ladeleistung, ihre Funktionstüchtigkeit, sowie die Bezahlmöglichkeiten und Kostentransparenz beim Laden von E-Autos.

Punkten konnten Raststätten oder Autohöfe, wenn sie über mindestens zehn Ladepunkte verfügten, die jeweils 150 kW Leistung oder mehr lieferten und zudem betriebsbereit waren. Aber auch der Komfort der Anlagen floss ins Gesamturteil ein. So wurde dokumentiert, ob die Ladepunkte überdacht und ob Gastronomie oder Sanitäranlagen verfügbar waren.

Am schlechtesten wurden die beiden Autohöfe Aral Autohof Bremen Hemelingen an der A1 und der Total Autohof Großweitzschen an der A14 bewertet, weil beide über gar keine Lademöglichkeiten verfügten. Ebenfalls unbefriedigend für die ADAC Tester: 22 Prozent der Anlagen, vornehmlich Raststätten, stellten ausschließlich langsame 50-kW-Säulen zum "schnellen" Laden zur Verfügung.

So einfach wie tanken? Noch lange nicht

Ein Auto an der E-Ladesäule an der Autobahnraststätte Hohenlohe Nord an der Rastanlage Köschinger forst
Noch zu wenig: Entlang der Autobahnen braucht es mehr Ladepunkte mit mindestens 150 kW Leistung© ADAC/Mady Christ

Für Langstreckenfahrer ist diese Ladeleistung viel zu gering, denn für Ladezeiten zwischen 20 und 30 Minuten sind Ladepunkte mit mindestens 150 kW nötig. Dabei kommt es auch darauf an, dass Ladepunkte an einer Ladesäule mit mehreren Ladepunkten (sog. Splitting) auch am einzelnen Ladekabel diese Leistung erbringen.

Warum werden nicht einfach leistungsstärkere Säulen installiert? Teilweise hängt die immer noch große Zahl von Säulen mit zu geringer Ladeleistung mit der noch vor dem OLG Düsseldorf verhandelten Fastned-Klage gegen die Autobahn GmbH zusammen. Hintergrund der Klage: Ein vor Jahren von der Autobahn GmbH an Tank & Rast vergebener Auftrag zum Aufbau von Schnellladern an den Rastanlagen ist Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung, da kein förmliches Vergabeverfahren eingeleitet wurde.

Zwar werden von den Betreibern sukzessive ältere Ladesäulen durch moderne und eichrechtskonforme Anlagen mit bis zu 300 kW Ladeleistung ersetzt, doch damit die neuen Schnellladesäulen genehmigungsfähig sind, müssen sie derzeit noch auf 100 kW gedrosselt werden. Mit einer Entscheidung des OLG Düsseldorf ist voraussichtlich im ersten Halbjahr 2026 zu rechnen.

Autohöfe besser als Rastanlagen

Ein ADAC-Test:  Ladeinfrastruktur an Raststätten und Autohöfen 2025
Punktete mit 400-kW-Schnellladesäulen: Rosis Autohof Fulda Nord an der A7© ADAC

Positiv fiel den Testern auf, dass 31 Anlagen (62 Prozent) im Test bereits über ultraschnelle Ladesäulen mit bis zu 300 kW verfügten, so dass sie auch bei zwei gleichzeitig ladenden Fahrzeugen noch jeweils eine Leistung bis zu 150 kW bereitstellen. Zwei Anlagen – Rosis Autohof Fulda Nord an der A7 und der Inntaler Autohof Raubling an der A93 – hatten sogar die neueste Generation von 400-kW-Ladesäulen installiert und schnitten insgesamt mit "gut" ab.

Generell erzielten Autohöfe deutlich bessere Urteile als Rastanlagen: Alle 13 "gut"-Bewertungen gingen an Autohöfe. Spitzenreiter im Test war der Euro Rastpark Schweitenkirchen an der A9, gefolgt vom Aral Autohof Königslutter an der A2.

Negativ fiel auf, dass nur 25 Prozent aller Anlagen über ein zahlenmäßig ausreichendes Angebot von zehn oder mehr Ladepunkten mit einer Ladeleistung von mindestens 150 kW verfügten. Ärgerlich war außerdem, dass die ADAC Tester auf knapp einem Drittel dieser Anlagen mindestens einen defekten Ladepunkt vorfanden.

Neue Verkehrsregeln, Spritpreise und Verbraucher-Tipps

Komfort? Nach wie vor Fehlanzeige

Ein Auto an der E-Ladesäule an der Autobahnraststätte Hohenlohe Nord
Hoffen auf schönes Wetter: Kein einziger Ladepunkt im Test war mit einer Überdachung versehen © ADAC/Mady Christ

In Sachen Komfort lässt man die E-Autofahrer buchstäblich immer noch im Regen stehen, egal ob auf dem Autohof oder der Rastanlage. Keine einzige Anlage im Test bot überdachte Ladepunkte. Ebenso erstaunlich: Nur zwei Autohöfe hatten wenigstens eine Ladesäule so positioniert, dass Längsparken dort für Camper oder Fahrzeuge mit Anhänger möglich war.

Bei allen übrigen Ladepunkten müssen Wohnwagen oder Anhänger abgekoppelt werden, um das Auto laden zu können und um keine anderen Verkehrsteilnehmer zu behindern.

Auch die Platzierung der Ladepunkte – etwa zu weit weg von den Gebäuden der Rastanlagen und zu wenig beleuchtet – führte oft zu Abwertungen. Da Laden länger dauert als Tanken und Pausen auf langen Strecken Sinn machen, achtete der ADAC im Test auch auf die Angebote von Tischen und Bänken für Selbstversorger. Auf 36 der 50 Anlagen (72 Prozent) standen allerdings gar keine oder weniger als drei Picknickgarnituren zur Verfügung.

Wer die Wartezeit beim Laden zur Fahrzeugwartung nutzen möchte, hat es ebenfalls nicht leicht. Nur acht Anlagen (17 Prozent) boten in unmittelbarer Nähe der Ladesäulen - meist gegen Gebühr - Dienstleistungen wie Staubsauger, Scheibenreinigung oder Luftdruckprüfer an. Sieben davon waren im Übrigen Autohöfe.

Großes Ärgernis: Mangelnde Preistransparenz

Ein ADAC-Test:  Ladeinfrastruktur an Raststätten und Autohöfen 2025
An vielen Ladesäulen wird der Preis pro Kilowattstunde angezeigt, nicht aber der Endpreis© ADAC

Weitere Abzüge für die Anlagen gab es für ein zentrales Ärgernis beim Laden von E-Autos: Die undurchsichtigen Modalitäten zum Bezahlen und die mangelnde Transparenz bei den Strompreisen. Beides fanden die Tester auch an den Ladesäulen von Autohöfen und Rastanlagen.

So war nur bei knapp über 50 Prozent der untersuchten Anlagen eine direkte Zahlung an der Ladesäule mittels Kartenlesegerätes (Kreditkarte) möglich. Auch bei der Preistransparenz ist noch Luft nach oben: Zwar wurde der Kilowattstundenpreis an fast allen Anlagen mit Ladepunkten von 150 kW und mehr vor dem Laden angezeigt, der Endpreis jedoch nur an 16 Anlagen (44 Prozent) – an einer Tankstelle für Verbrenner wäre das undenkbar.

Diese Raststätten und Autohöfe wurden überprüft

Die Ergebnisse der einzelnen Anlagen sind zur besseren Übersicht stark verkürzt dargestellt, die ausführlichen Einzelkritiken finden Sie diesem PDF-Download:

PDF Format
Hier können Sie die ausführlichen Testkriterien nachlesen

Für den weiteren Hochlauf der Elektromobilität fordert der ADAC deutlich mehr und leistungsstärkere Ladepunkte entlang der Autobahnen. Die Strompreise sollten transparent und die Möglichkeiten zum Bezahlen einfach sein, d.h. an allen Ladesäulen sollte zügig Kartenzahlung akzeptiert werden. Spätestens bis zum 31.12.2026 müssen alle Ladesäulen ab 50 KW dementsprechend nachgerüstet sein.

Auch der Schutz vor Witterung mittels Überdachungen, mehr Sicherheit durch ausreichende Beleuchtung und Pausenmöglichkeiten sollten die Betreiber zur Verfügung stellen. Dann könnte Laden bald genauso unkompliziert und bequem funktionieren wie das Tanken fossiler Kraftstoffe.

Empfehlungen und Forderungen des ADAC

Technische Mindeststandards für Ladeleistung und Kapazität

  • Ladepunkte entlang von Autobahnen sollten mindestens 150 kW Ladeleistung im Splittingbetrieb bieten

  • Ladeparks sollten mindestens 10 Ladepunkte mit ≥150 kW Ladeleistung aufweisen

  • 50-kW-Säulen gelten als nicht mehr zeitgemäß für das Laden an Autobahnen und sollten zeitnah durch Ladepunkte mit mindestens 150 kW ersetzt werden

Verbraucherfreundliche Bezahlmöglichkeiten

  • Kartenzahlung (Debit/Kreditkarte) sollte an allen DC-Ladesäulen (Schnelllader) verpflichtend möglich sein – die Nachrüstung von älteren Ladepunkten mit Kartenterminals sollte im Sinne der Nutzungs- und Verbraucherfreundlichkeit so zeitnah wie möglich erfolgen, nicht erst beim Ablauf der Nachrüstpflicht bis 2027

  • Preise müssen vor und nach dem Ladevorgang klar an der Säule angezeigt werden – Nutzer müssen wissen, welche Preisbestandteile enthalten sind

  • Ad-hoc-Laden darf nicht teurer sein als vertragsbasiertes Laden

  • Unangemessene Preisaufschläge fürs Ad-hoc-Laden schaden der Elektromobilität

Komfort und Zugänglichkeit verbessern

  • Überdachung von Ladeplätzen sollte Standard werden – analog zu Tankstellen

  • Laden mit Anhänger muss – zumindest an einem Teil der Ladepunkte – ohne Abkoppeln möglich sein (z.B. Längsparker) und die Ladeplätze für Gespanne gekennzeichnet werden

  • Beleuchtung, Sitzgelegenheiten und Dienstleistungen (z.B. Luftdruckprüfer) sollten an Ladeplätzen verfügbar sein

Transparenz und Wettbewerb stärken

  • Einführung einer Markttransparenzstelle für Ladestrompreise, analog zu fossilen Kraftstoffen

  • Gewährleistung von verschiedenen Anbietern für Schnellladepunkte auf bewirtschafteten Rastanlagen zur Vermeidung monopolartiger Strukturen

Fachliche Beratung: Mady Christ, ADAC Dienstleistungs- und Infrastrukturtests